Sebastian Diezig
Pressezitat

 

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Cellostege

Auf dem Bild: v.l.n.r.: Deutscher Steg, Belgischer Steg, Mischung der beiden

 

6.5.2012

9 Tipps für mehr Celloklang

Ein guter Kollege hat mir mal gesagt: "Ein Cello ist wie ein Mensch. Auch mit viel Schminke und kosmetischen Operationen wird man einen Menschen immer erkennen können. Genauso ist mit der Stimme eines Cellos." Er hat natürlich Recht. Trotzdem hat man Möglichkeiten, den Klang eines Cellos zu verändern. Viele kleine Verbesserungen können durchaus eine Wirkung entfalten, wenngleich das Cello seine Stimme nie gänzlich verändern wird.

1. Bogentechnik

Die günstigste, einfachste und wirkungsvollste Massnahme. Du musst herausfinden, was dein Cello mag: manche Instrumente haben es gern, wenn man mit viel Bogen spielt. Andere wollen nah am Steg gespielt werden. Wieder andere brauchen viel Bogendruck. Wieder andere brauchen alles zusammen.

2. Steg

Der Steg hat einen sehr grossen Einfluss auf den Klang. Grundsätzlich gibt es zwei Bauformen sowie eine Mischung der beiden. Der belgische Steg ist hoch ausgeschnitten und hat insgesamt weniger Holz. Sein Klang ist in der Regel hell und obertonreich. Die Ansprache ist üblicherweise unkompliziert. Dann gibt es den deutschen Steg. Dieser ist weniger hoch ausgeschnitten und hat dadurch mehr Holz und Masse. Sein Klang ist viel wärmer und hat mehr Bässe und "Fleisch". Die Ansprache ist etwas schwieriger. Schliesslich gibt es noch Mischformen der beiden Stege, welche sich klanglich und ansprachetechnisch in der Mitte der beiden Extreme befinden. Hat ein Cello eine sehr dunkle Klangfarbe, so ist häufig ein belgischer Steg ideal. Auf helleren Instrumenten ist ein belgischer Steg hingegen "Overkill" und macht einen schrillen Ton, weswegen sich dann eher ein deutsches Modell empfiehlt. Mir persönlich gefällt ein etwas dunklerer Celloton besser.

3. Stimmstock

Die Position des Stimmstocks hat einen sehr grossen Einfluss auf den Klangcharakter und die Ansprache des Instruments. Zusammen mit dem Geigenbauer kann man da ein bisschen experimentieren.

4. Saitenhalter

Auf meinem Cello hat der Wechsel von einem hölzernen "Bois d'harmonie" zu einem Akustikus aus Plastik den Klang vergrössert, wärmer gemacht und die Ansprache des Instruments verbessert. Zwar war der Unterschied nicht so gross wie bei Veränderungen am Steg oder an der Stimmstock-Position. Aber der Effekt war durchaus bemerkbar. Ich erkläre mir dies so: Der Plastiksaitenhalter ist sehr biegsam und leicht. Deswegen kann der Steg freier seine Schwingungen um die eigene Achse ausführen, was den Klang letztendlich vergrössert.

5. Einhängesaite

Zuerst hatte ich eine dicke Plastik-Einhängesaite. Der Vorteil einer solchen Einhängesaite ist, dass der Geigenbauer die Saitenlänge zwischen Saitenhalter und Steg relativ einfach einstellen kann. Ansonsten ist so eine Einhängesaite nicht ideal für den Klang. Deshalb habe ich eine Stahl-Einhängesaite ausprobiert, welche klanglich eine Verbesserung brachte. Schliesslich bin ich jedoch bei einer Kevlar-Einhängesaite gelandet, welche eine weitere Klang- und Anspracheverbesserung brachte. Es sind hier keine riesigen Veränderungen, aber für mich selber merke ich den Unterschied. Auch wenn eine Einstellungsveränderung am Cello nur 3% mehr Klang bringen sollte, ist das für mich gut genug. Denn wenn man mehrere solche kleine Verbesserungen zusammensummiert, macht es im Endeffekt einen grossen Unterschied.

6. Saiten

Saiten machen einen grossen Unterschied im Klang und in der Spielbarkeit. Obschon ich über Jahre hinweg öfters verschiedene Marken ausprobiert habe, bin ich letztendlich immer wieder bei Spirocore Wolfram mittelstark für C- und G-Saiten gelandet, sowie Larsen Medium oder soft für die D-Saite und Larsen Soft für die A-Saite. Tendenziell denke ich mittlerweile, dass zu harte Saiten ein Cello eher in der freien Vibration behindern wohingegen mittelstarke oder gar weiche Saiten einen freieren und schöneren Klang erzeugen. Harte Saiten sind überdies auch notorisch schwierig in der Ansprache. Für Vollzeit-Solisten mag das gehen. Aber im Orchester muss man leise spielen können ohne dass es pfeift.

7. Stachel

Den Berlin Soundpin habe ich von einem Kollegen mal auslehnen dürfen, jedoch keine Verbesserung für den Klang feststellen können. Das nächste, was ich probieren will, ist ein Bender Stachel. Das Gewinde ist völlig anders als das der "herkömmlichen" Stachel, weswegen es nicht ohne Austausch der Birne geht und ein Gang zum Geigenbauer notwendig ist. Das Gewinde umfasst den Stachel ähnlich wie zwei Fäuste und verkeilt den Stachel. Der Schraubmechanismus ist auch viel eleganter und bequemer zu bedienen. Der Stachel selber ist aus Carbon, ultraleicht und biegsam. Mir scheint, dass dies gut sein müsste, weil so beim Spielen auch der Stachel und Cello freier mitschwingen können. Bestellt habe ich schon, aber der Stachel lässt auf sich warten. Sobald ich Erfahrungen damit gemacht habe, werde ich darüber berichten. Ausserdem habe ich Erfahrungen mit dem Stahlhammer-Stachel (das ist der Knickstachel). Der Stahlhammer ist ein qualitativ hochwertiges Produkt und angenehm ist, dass das Cello weniger schwer auf der Brust lastet. Auf meinem Cello hat er keinen grossen Einfluss auf den Ton gehabt. Er ist recht schwer und massiv und daher möglicherweise nicht ideal.

8. Bogen

Der Bogen ist nicht zu vernachlässigen. Ist ein Bogen zu hart so graben sich die Haare nicht richtig in die Saiten rein und es wird oft Anspracheprobleme geben. Auch wird man mehr Kraft aufwenden müssen, um einen grossen Ton zu erzeugen. Wenn man einen Bogen sucht, muss man endlos viele Bögen ausprobieren und nichts überstürzen. Wie beim Cello auch zeigt sich der Wert eines Bogens erst in der Praxis und im Vergleich mit anderen.

9. Ein Cello wird nie eine Trompete sein

Vermutlich haben die meisten von uns das Cello als Instrument gewählt, weil uns der Klang so unglaublich gut gefallen hat. In der Tat ist das Cello eher für seinen wunderbaren Klang berühmt als für seine schiere Dezibel-Kraftmeierei. Auch wenn man hier und da etwas rausholen kann, bleibt das Cello im Orchester auch nach all diesen Tipps das zweitleiseste Instrument. Nur der Kontrabass ist noch leiser. Der Kontrabass hat aber extrem tiefe Töne. Tiefe Töne "reisen" auf Grund ihrer längeren Schallwellen viel weiter als die hohen Töne mit ihren kurzen Schallwellen, weswegen man die Kontrabässe im Konzertsaal trotz ihrer relativ gesehen geringen Lautstärke immer wahrnimmt. Zwar nicht extrem knackig, aber man hört sie. Auch ein Cellist verfügt über recht tiefe Frequenzen und kann sich diese Gesetze der Physik zu Nutze machen. Man sollte bei der Auswahl eines Instruments sowie bei dessen Reglierung daher ein möglichst ausgewogenes Klangbild suchen, welches in jedem Register sowohl starke Bässe hat als auch gute Obertöne hat. Soweit meine Erfahrungen.

 

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