Posted on Leave a comment

Festlicher Jahresausklang in Blitzingen

Das zur Tradition gewordene Konzert zum Jahresausklang in Blitzingen mit anschliessendem Raclette-Plausch findet auch dieses Jahr wieder statt. Am Dienstag, dem 27.12.2022 um 17h erklingen in der Kirche Blitzingen sodann Werke von Beethoven, Haydn, Donizetti, Händel, Mozart, Bach und Vivaldi. Ausserdem wird es eine kleine Uraufführung von mir selbst geben. Es singt Bernard Maillard, an Blockflöte und Cembalo spielt Silvia Nowak, an der Violine Paula Novoa und am Cello hören Sie mich. Wir freuen uns auf den feierlichen Anlass und auf ein Wiedersehen mit Ihnen!

Posted on Leave a comment

Q & A: Fragen zum Alltag eines Orchestercellisten

Ab und zu stellen mir Leser eine Frage von allgemeinem Interesse. Ich publiziere sie dann mit meiner Antwort anonymisiert unter der Rubrik Q & A (Question and Answer). Zögern Sie nicht: Auch Sie können mir Ihre Frage stellen.

Frage: Im Rahmen der Recherchen zu meinem neuen Roman bräuchte ich ein paar Informationen darüber, wie der Alltag eines Profi-Cellisten aussieht, der als Angestellter in einem grossen Orchester spielt. 

  1. Wieviel Zeit braucht er, um selbst zu proben?
  2. Wie oft sind Probeabende mit dem gesamten Orchester im normalen Alltag? 
  3. An welcher Stelle der informellen (oder auch formellen) Orchesterhierarchie stehen Cellisten? 
  4. Gibt es auch so etwas wie bei den Geigern: der erste Cellist? 

Ich wäre sehr dankbar, wenn Sie mir die Fragen beantworten könnten. (Es genügen einige kurze Sätze, denn es ist nicht das Hauptthema. )

Antwort:

  1. Ich nehme an, Sie meinen das individuelle Üben (der Begriff “Proben” bezieht sich auf das gemeinsame Arbeiten mit allen Musikern im gleichen Raum, dem ganzen Orchester). Ich übe heutzutage täglich 1-2 Stunden für mich allein.
  2. Mein Orchester probt standardmässig morgens von 10-13h und abends von 19-22h. Abendproben sind somit etwas sehr Alltägliches. Sie kommen allerdings möglichst nur von Montag bis Freitag vor (am Wochenende sind Abendproben die Ausnahme).
  3. Cellisten sind ein ganz normaler und integraler Teil des Streicherapparates. Tendenziell übernehmen wir im Orchester häufig die musikalisch sehr wichtige Bassfunktion (zusammen mit den Kontrabässen). Die Melodie spielen wir ab und zu auch aber nie so oft wie die ersten Geigen oder die Bläsersolisten. Ich finde, dass die Stellung der Cellogruppe in einem Orchester weder wichtiger oder hierarchisch höher ist als die der anderen Instrumentengruppen, noch ist sie unwichtiger oder hierarchisch tiefer, sondern einfach eine gleichberechtigte, wichtige Stimme im grossen Ensemble (wie die anderen Instrumente auch).
  4. Ja, das wäre der Solocellist. In grossen Orchestern gibt es auch zwei Solocellisten (die also die gleiche Funktion/Stellung haben. Danach kommen der Reihe nach die Stellvertretenden Solocellisten (so wie ich einer bin) und dann die Tutti-Cellisten. Schliesslich gibt es noch Zuzüger und Praktikanten in der Cellogruppe. Allerdings ist der erste Geiger, von dem Sie schreiben, das, was wir den Konzertmeister nennen. Der hat eine hervorgehobene Position, da er dem ganzen Orchester vorsteht. So etwas gibt es nur in den ersten Geigen, bei allen anderen Instrumentengruppen gibt es zwar einen (oder eben zwei) erste(n) Musiker, aber dieser führt nur seine eigene Gruppe an.

Posted on Leave a comment

David Popper Experience 12/40

Ich glaube, dies ist bis jetzt die schwerste Popper-Etüde. Das Stück deckt das gesamte Tonhöhenspektrum von leerer C-Saite bis zu den höchsten Tönen ab, zwingt zu wilden Lagenwechseln, schlecht liegenden Griffen über die Saiten und hat am Schluss auch noch eine aberwitzige absteigende Oktav-Tonleiter. Ich glaube viel mehr Schwierigkeit kann man in ein so kurzes Stück nicht mehr packen.

Posted on Leave a comment

Q&A: Tipps für Cellostachel und Birne?

Ab und zu stellen mir Leser eine Frage von allgemeinem Interesse. Ich publiziere sie dann mit meiner Antwort anonymisiert unter der Rubrik Q & A (Question and Answer). Zögern Sie nicht: Auch Sie können mir Ihre Frage stellen.

Frage:
Mögen Sie mir einen Tipp geben in puncto Cellostachel und Birne?
Suche nach Klangverstärkung und Elastizität des Tones. Liess mir sagen, dass ein neuer guter (?) Stachel hier Wertvolles leisten könnte. Aber welchen würden Sie empfehlen? Marke, Material, Form?

Antwort:
Ich selbst habe weder einen speziellen Stachel noch eine besondere Birne. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass an dieser Extremität des Cellos klanglich viel passiert. In der Tat habe ich aber mal den Spezialstachel eines Kollegen an meinem Cello ausprobieren dürfen. Es war ein ziemlich teures Modell mit etlichen kleinen Löchern und einer gefederten Spitze. Ich stellte klanglich keinen Unterschied zu meinem gewöhnlichen Stachel fest, um ganz ehrlich zu sein. Es gibt ab und zu Kollegen, die von solchen Stacheln überzeugt sind und darauf schwören. Wunder würde ich davon aber sicher keine erwarten. Mein Hauptkriterium beim Stachel ist die Stabilität (möchte keinen, der im Konzert bricht und auch keinen, der das Cello übermässig wackeln lässt, wenn man mit Kraft spielt).
Dass die Birne einen Einfluss auf den Klang hätte, war mir nicht bekannt. Auch da würde ich eher keine grossen Klangverbesserungen vermuten.
Bei den Saitenhaltern gibt sehr ausgefallene, asymmetrische Modelle, zum Teil sogar aus Carbon, aber ich habe sie nie probiert. Sie sind normalerweise teuer und sehen unschön aus am Cello. Und ob sie tatsächlich eine Verbesserung bringen, wage ich zu bezweifeln. Ich benütze den Weidler Acusticus. Er ist aus Kunststoff und nicht teuer. Mein Geigenbauer hat mir plausibel erklärt, warum die durch das Material ermöglichte Flexibilität dieses Modells für den Klang gut ist.
Meiner Erfahrung nach haben auf den Klang den massgeblichen Einfluss vor allem folgende Faktoren:
1. die Qualität des Cellos selbst
2. der Steg
3. die Saiten
4. die Qualität des Bogens
5. der Spieler

Posted on Leave a comment

Führen Sie ein Übe-Tagebuch?

Ab und zu stellen mir Leser eine Frage von allgemeinem Interesse. Ich publiziere sie dann mit meiner Antwort anonymisiert unter der Rubrik Q & A (Question and Answer). Zögern Sie nicht: Auch Sie können mir Ihre Frage stellen.

Frage:

Ich bin Student und ich probiere seit ein paar Wochen ein Übe-Tagebuch aus. Haben Sie damit auch Erfahrung oder führen Sie selbst eins? Dann würde mich interessieren, wie Sie es führen und strukturieren.

Antwort:

Ja, ich führe in der Tat eine Art Übe-Tagebuch. Allerdings ist es recht einfach und vielleicht nicht das, was Sie suchen. Es ist nämlich ein Dokument in der Tabellenkalkulation auf dem Computer. Für jedes Datum trage ich ein, wieviel ich geübt habe (mit Stoppuhr gemessen) und von wann bis wann. Damit kann ich für jede Woche und jedes Jahr automatisch ausrechnen, wieviel ich geübt habe, wie viele Pausen ich gemacht habe etc.. Ich schreibe auch hinein, wieviel ich geschlafen habe. Es hilft mir, mich fürs tägliche Üben zu motivieren und möglichst viel zu üben, da ich am Ende jeder Woche und jedes Jahres eine anständige Stundenzahl sehen will. Auch kann ich damit verschiedene Zusammenhänge sehen z.B. zwischen meiner Leistung, der investierten Zeit, dem Schlaf u.a.m.

Zudem habe ich ein Notizbüchlein, in welches ich ab und zu Eintragungen mache. Da geht es mir darum nicht zu vergessen, wenn ich etwas Wichtiges herausgefunden oder gelernt habe. Oder wenn ich mir etwas vornehme, dass ich es schriftlich fixiert habe. Durch das Aufschreiben scheint mir, dass es besser im Gedächtnis bleibt. Auch verstehe ich manche Sachen noch besser, wenn ich sie kurz und bündig niederschreibe. Es geht dabei nicht immer ums Üben – hin und wieder sind es auch Notizen aus Gesprächen mit Geigenbauern usw. Da dies aber ein wenig zeitaufwändig ist und ich nicht jeden Tag etwas Bemerkenswertes lerne, schreibe ich dort eher selten etwas hinein.

Letztlich ist es wohl etwas sehr Individuelles und nicht wirklich etwas Unabdingbares. Sicherlich kann ein Tagebuch aber helfen, im Kopf Klarheit zu bekommen. In meinem dichten Berufs- und Familienalltag habe ich jedoch oft keine Zeit, so ein Tagebuch zu führen und ich wüsste auch nicht jeden Tag etwas hineinzuschreiben.

Posted on Leave a comment

Unterschiede zwischen Celli hören

Ab und zu stellen mir Leser eine Frage von allgemeinem Interesse. Ich publiziere sie dann mit meiner Antwort anonymisiert unter der Rubrik Q & A (Question and Answer). Zögern Sie nicht: Auch Sie können mir Ihre Frage stellen.

Frage:

Ich spiele seit mehr als 10 Jahren Geige, habe aber erst mit ü20 angefangen. Zwischen Geigen konnte ich von Anfang an auf Aufnahmen bei Solostellen Unterschiede feststellen. Auch zwischen Instrumenten, die ich probespielen oder live hören konnte. Jetzt interessiere ich mich für Cello und habe mal auf Youtube Vergleiche verschiedener Celli angehört – berühmte Instrumente, teure Instrumente, Anfängerinstrumente, Meisterinstrumente, Billigcelli usw. Und abgesehen von wenigen Ausnahmen höre ich nur minimale Unterschiede, während ich bei Geigen oft sehr starke Unterschiede höre. Kann man das schulen, habe ich einfach kein Gefühl für Unterschiede zwischen Celli oder sind tatsächlich die Unterschiede zwischen Geigen deutlicher zu hören als zwischen Celli?

Antwort:

Das ist in der Tat gar nicht so einfach! Die Unterschiede sind oft subtil. Als Berufscellist kann ich zwischen verschiedenen Celli durchaus recht deutliche Unterschiede hören aber bei Ihnen als Neuling kann es schon sein, dass sich Ihr Ohr erst noch gewöhnen muss. Beim Spielen finde ich die Unterschiede übrigens oft deutlicher, denn zusätzlich zum Klang kommt ja dann noch dazu, wie sich das Instrument beim Spielen anfühlt (manche spielen sich leichter als andere, die einen sprechen gut an, die anderen weniger usw.).

Posted on Leave a comment

David Popper Experience #11/40

Poppers elfte Etüde ist eher einfach zu spielen aber bis ich sie auswendig konnte, dauerte es dann doch eine Weile. Viele sich chromatisch verschiebende Sequenzen und noch mehr Saitenwechsel zeichnen dieses Werk aus und machen es fürs Gedächtnis recht kompliziert.

Ich glaube, ein flottes Tempo ist aus interpretatorischer Sicht sinnvoll, ansonsten wird es ein zäher Vortrag. Ausserdem richtete ich mein Augenmerk auf möglichst wenige Kratzgeräusche, was angesichts der unzähligen Saiten- und Bogenwechsel nicht ganz einfach zu bewerkstelligen ist.

Es ist ein faszinierendes Projekt, alle Etüden Poppers Hoher Schule auf diese Art aufzunehmen. Es dauert zwar vermutlich noch etwa acht Jahre, wenn ich weiter in diesem Tempo vorankomme (wovon ich ausgehe) aber so habe ich Zeit, mich eingehend mit den einzelnen Stücken und ihren Schwierigkeiten zu befassen. Vor allem ist es für mich immer erstaunlich, wie weit man eben doch kommt, wenn man zwar im Schneckentempo bzw. täglich nur in kleinen Schritten, jedoch konsequent und unaufhaltsam vorangeht. Auf einmal stellt man fest, dass man bereits einen guten Teil der grossen Strecke zurückgelegt hat.

Posted on Leave a comment

Das Rasumovsky-Quartett op. 59/1: Alles wird besser, Beethoven bleibt gut.

Ludwig van Beethoven publizierte sein Streichquartett Nr. 7 in F-Dur, op. 59, Nr. 1 im Jahr 1808 als das erste seiner drei “Rasumovsky-Quartette”. Fürst Andrey Rasumovksy war damals russischer Botschafter in Wien und, wie der Name der Quartette andeutet, Stifter und Widmungsträger. Mit einer Dauer von fast vierzig Minuten ist das op. 59, Nr. 1 deutlich länger als Beethovens frühere Quartette op. 18 und ist auch stilistisch eine Weiterentwicklung, weshalb die Rasumovsky-Quartette musikwissenschaftlich betrachtet den Anfang von Beethovens mittlerer Streichquartett-Periode markieren.

Die Zeit der Komposition war für Beethoven eine äusserst produktive zumal er auch an einer Revision der Oper “Leonore” arbeitete, am 4. Klavierkonzert schrieb, das Violinkonzert und auch die Ouvertüre “Coriolan” komponierte. 1805 kam dann Andrei Rasumovsky, der in einem Streichquartett zweite Violine spielte, auf Beethoven zu und bestellte drei Streichquartette. Beethoven begann am 26. Mai 1806 mit der Kompositionsarbeit und stellte alle drei Quartette im November 1806 fertig (op. 59, Nr. 1 bereits im Juli 1806).

Obschon Beethoven finanziell nicht unabhängig von adeligen Mäzenen wie Andrei Rasumovsky, Fürst Kinski und Fürst Franz Lobkowitz war, inspirierten ihn seine Ideale, eher für einen bürgerlichen Musikbetrieb zu schreiben. Die Rasumovsky-Quartette scheinen dieses Streben zu bestätigen, da nur noch hochqualifizierte Berufsmusiker im Stande waren, diese technisch anspruchsvollen Werke zu meistern (im Gegensatz zu den adeligen Liebhabern, welche zu ihrer eigenen Unterhaltung in der Freizeit Kammermusik spielten).

Das russische Thema, welches den letzten Satz durchzieht ist vermutlich ein kleiner Gruss an den Fürsten Rasumovsky.

Posted on Leave a comment

Wie übt man Akkordfolgen?

Ab und zu stellen mir Leser eine Frage von allgemeinem Interesse. Ich publiziere sie dann mit meiner Antwort anonymisiert unter der Rubrik Q & A (Question and Answer). Zögern Sie nicht: Auch Sie können mir Ihre Frage stellen.

Frage:

Wie kann man 3-stimmige Akkordfolgen von bis zu 10 Akkorden hintereinander üben, in denen sich von einem zum anderen Akkord ständig die Abstände -Halbton oder Ganzton- verändern, man also nicht ‘den einen Klammergriff’ für alle Akkorde benutzen kann?

Antwort:

Selber habe ich nie so eine Übung gesehen aber angenommen, Sie haben das Notenmaterial dazu (was sicherlich eine Hilfe ist, da man ja beim Üben auch durch Repetition der gleichen Abfolge lernt), so würde ich empfehlen, langsam und nicht zu viel daran zu üben. Langsam, weil man die komplexen Griffe richtig machen will (sonst übt man etwas Falsches ein) und nicht zu viel, weil es anstrengend ist und im Extremfall zu Sehnenscheiden-Entzündungen führen kann.
Noten für so eine Übung kenne ich übrigens nicht aber ich denke, es wäre nicht besonders schwer, sich selber eine Übung zu komponieren, zumal man ja nur mit einem dreistimmigen Akkord anfangen muss, den man dann sukzessive zehnmal um einen Halb- oder Ganzton abwechslungsweise in einer der drei Stimmen verändert.

Posted on Leave a comment

David Popper Experience #10/40

Mit dieser zehnten von insgesamt 40 Etüden erreiche ich heute die 25%-Marke in der David Popper Experience.

Zwar gibt es in dieser Etüdensammlung durchaus noch die eine oder andere schwierigere Nummer als diese zehnte Etüde. Aber ist sie nicht zu unterschätzen. Zu den Schwierigkeiten gehören nämlich viele Arpeggios und Läufe über mehrere Saiten und Lagen hinweg, häufiges, direktes -also ohne Glissando und somit heikles- Ansteuern der zweiten und dritten Lage, delikate Lagenwechsel auf dem Daumen und eine unangenehme Doppelgriffstelle am Schluss.

Abgesehen von diesen technischen Aspekten finde ich, dass es bislang eine der musikalisch ansprechenderen Nummern ist.