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Mehr Tipps für Orchesterneulinge

In diesem Artikel wende ich mich vor allem an angehende Berufsmusiker aber vermutlich können auch Amateure ein paar der Tipps für ihre Orchesterpraxis nutzen.

Als Orchesterprofi bin ich meistens von anderen Orchesterprofis umgeben und es liegt in der Natur der Sache, dass diese Kollegen mehr richtig machen als sie falsch machen, da sie in vielen Fällen den Beruf seit vielen Jahren ausüben und sich mit der Zeit kontinuierlich verbessert haben. Ab und zu spielt aber ein unerfahrener Musiker mit, der vielleicht zum ersten Mal in einem Berufsorchester mitspielt und dann sehe ich sofort Dinge, die diese Person besser machen könnte – oft mit sehr wenig Aufwand. In diesem Sinne will ich hier auf ein paar Dinge eingehen.

Rhythmus ernst nehmen: Der korrekte Rhythmus ist im Orchester unverzichtbar wichtig. Es kommt zum Glück selten vor aber ich habe es schon gesehen, dass unerfahrene Orchesterneulinge zwar einen wunderbaren Klang haben aber offensichtlich in Sachen Rhythmus zu wenig streng sind. Das geht im Orchester gar nicht. Man muss alle Stellen rhythmisch zu 100% korrekt und total solide spielen können.

Keine Show veranstalten: Im Orchester wollen die Kollegen nicht hören, wie gut du die Piatti-Capricen drauf hast. Konzentriere dich wenn du im Orchester bist auf die Stücke, die im Moment im Orchester auf dem Programm stehen. Zu Hause kannst du dann alles üben, was du willst.

Nicht reden: Während der Probe und während dem Konzert soll man sich auf seinen Job konzentrieren und nicht ständig mit dem Pultnachbarn reden. Es stört nicht nur die Kollegen sondern man verpasst auch selber sehr viele Infos, die der Dirigent verkündet, während das Orchester gerade nicht spielt. Vor und nach der Probe sowie in der Pause ist hingegen der ideale Moment fürs Socialising und den sollte man nutzen.

Nicht der letzte sein, wenn der Dirigent abwinkt: Es ist eine unnütze Angewohnheit, in der Probe noch ein paar Takte weiterzuspielen, wenn der Dirigent schon längst das Orchester angehalten hat. Einerseits ärgert es den Dirigenten und die Kollegen, andererseits kann man dadurch wichtige Ansagen verpassen, weil man noch nicht aufnahmebereit ist. Auch verschwendet man wertvolle Probenzeit, welche in Berufsorchestern meistens sehr knapp bemessen ist. Und letztlich ist es ein unökonomischer Umgang mit den eigenen Kräften – bei den vielen Stunden, welche man täglich im Orchester arbeitet, ist jede solche überflüssige Anstrengung ein Nachteil.

 

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Tipps für Flugreisen mit Cello

Fliegen gehört für mich zu den am wenigsten angenehmen Seiten meines Berufs. Abgesehen von der ökologischen Fragwürdigkeit, die mich plagt, ist es in der Economy-Klasse, in die zu steigen ich als Normalmusiker quasi per definitionem verdammt bin, unbequem und anstrengend. Auf kurzen Flügen mag es noch ok sein, aber ab 5 Stunden fängt es an mühsam zu werden, von 14-stündigen Flügen ganz zu schweigen.

Hier ein paar Punkte, an die man bei Flugreisen mit Cello denken sollte und zudem ein paar Tipps, die Flugreisen für mich ein wenig erträglicher gemacht haben.

Instrumententransport:

Während ein Orchester die Instrumente in der Regel als Fracht in speziellen Flight-Cases um die Welt schickt und man sich in dem Fall um nichts kümmern muss, so muss man, wenn man allein mit Cello irgendwohin fliegt, selber für die Sicherheit des Instruments sorgen. Die einzige Option ist, fürs Cello einen Sitz im Flugzeug zu buchen. Niemals würde ich mein Instrument mit allen Koffern in den Frachtraum des Flugzeugs geben, da es dann mit nicht zu unterschätzender Wahrscheinlichkeit als Kleinholz an der Destination ankommen wird. Ein zweiter Sitz ist natürlich teuer, doch da lässt sich leider nichts machen. Diesbezüglich denke ich, dass man lieber ein Konzertengagement ablehnt, als sein Cello den Gefahren des Frachtraums auszusetzen.

Artenschutz (CITES):

In den letzten Jahren ist der Artenschutz für reisende Musiker ein Thema geworden. Wenn ein Bogen oder ein Instrument geschützte Materialien hat wie Elfenbein, Schildpatt, Wal, Palisander sowie einige andere (Geigenbauerberatung einholen), dann würde ich versuchen, entweder diese Anbauteile gegen unbedenkliche Materialien auszutauschen, oder, wenn das aus irgendeinem Grund nicht geht, ein anderes Instrument bzw. einen anderen Bogen mitzunehmen. Man könnte sonst am Zoll hängen bleiben, und das Instrument könnte gar beschlagnahmt werden.

Zoll:

Mit Vorteil hat man sein Instrument, falls es im Ausland gekauft wurde, verzollt. Auch da kann man sonst am Zoll hängen bleiben und kann im schlimmsten Fall sehr hohe Bussen aufgebrummt kriegen.

Vor einem langen Flug:

  • Sport treiben: Ich treibe ohnehin regelmässig Sport, aber vor einem langen Flug versuche ich, den Sport auf den Vortag oder gar den Tag des Abflugs zu legen, damit mein Körper müde und zufrieden ist. So halte ich die engen Sitze in der Economy-Klasse besser aus, weil ich dann froh bin, zu sitzen.
  • Genug schlafen: Vor einem Flug wenig zu schlafen und zu denken, dass man dann in der Economy-Klasse den Schlaf nachholen kann, ist meiner Meinung nach keine gute Strategie. Es ist dort bekanntermassen ja sowas von unbequem, dass ich normalerweise nur ein paar Stunden schlafen kann, was nie reicht, um bei der Ankunft nicht müde zu sein.
  • Koffer nicht im letzten Moment packen: Ist stressig und man vergisst leicht Sachen, wenn man in Eile ist.

Im Flugzeugiu

  • Nur wenige Sachen in die Kabine mitnehmen: Da man ja ohnehin kaum Platz für nichts hat, nehme ich in die Kabine nur ein gutes Buch, Gehörschutz und ein aufblasbares Nackenkissen mit.
  • Zurückhaltung bei Kaffee und Alkohol üben: Beide stören den Schlaf und die Anpassung an eine neue Zeitzone. Hier habe ich das Glück, dass ich sowieso weder das eine noch das andere trinke.
  • Vorsicht mit Schlafmitteln: Ich habe bis jetzt noch nie Schlafmittel genommen und denke, dass es nicht nötig ist. Eine Flugreise über mehrere Zeitzonen ist einfach anstrengend, das lässt sich mit Schlafmitteln wohl kaum ändern oder lindern.
  • Gehörschutz: Flugzeuge sind unangenehm laut. Ein starker Gehörschutz hilft ungemein, auch um besser schlafen zu können. Wenn man das Angebot des Inflight Entertainment Systems (Filme) nutzen will, dann empfiehlt es sich, Kopfhörer zu kaufen, die Geräusche reduzieren. Nur so kann man die Dialoge verstehen, ohne die Lautstärke auf gehörschädigende Niveaus hochstellen zu müssen.

Bei der Ankunft

  • Es ist ein bekannter Anfängerfehler, bei der Ankunft im Hotel gleich ins Bett zu sinken und zu schlafen, bis man ausgeruht ist. Man sollte sich nach der Ortszeit richten und somit also warten, bis es etwa 22h abends ist. Ansonsten, das ist meine Erfahrung und auch die von anderen Vielreisenden, wird man das Jetlag möglicherweise auch nach einer Woche in der neuen Zeitzone noch nicht im Griff haben. Allenfalls eine kurze Siesta von einer halben Stunde direkt nach der Ankunft, aber mehr ist gefährlich. Die Zeit bis zum bis zum Schlafengehen um ca. 22h kann man sich mit einem Spaziergang und einem Abendessen in der neuen Stadt verkürzen.

 

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Alltag für Cellisten: “Ist das ein Maschinengewehr?”

Sie machen sich keine Vorstellung, wie oft man als Cellist folgende Situation erlebt:

Ich gehe durch die Stadt oder sitze in einem öffentlichen Verkehrsmittel und ein Kind zeigt mit dem Finger auf meinen Cellokasten und fragt seine Mutter: “Mami, was ist das?” Sehr oft hat die Mutter keine Ahnung (was ich ihr nicht allzu übel nehme, ich weiss ja auch nicht alles) und antwortet ihrem Kind: “Das ist eine Gitarre”. Nicht selten denkt sie aber auch, es sei eine “Bassgeige”. Fragt das Kind aber seinen Vater, dann ist die Antwort nicht selten: “Das ist ein Maschinengewehr”. Und der Vater freut sich dann laut lachend über seinen guten Witz. Eine häufige Variante davon ist, dass man spontan von wildfremden Herren angesprochen wird: “Haben Sie da ein Maschinengewehr drin?” Natürlich kennt jeder Cellist den James Bond Film, in dem ein Gewehr im Cellokasten transportiert wird und meiner Meinung nach ist es auch ein sehr guter Bond-Film. Aber als jemand, der sein Cello tagtäglich auf dem Rücken trägt, hört man diesen “Witz” so oft, dass es mich nicht erstaunte, als ich neulich ein von leidgeprüften Berufskollegen entworfenes T-Shirt mit folgendem Aufdruck sah: “Dies ist keine Gitarre, kein Kontrabass und kein Maschinengewehr. Nein, es ist ein Cello.”

Vielleicht spricht es sich ja mal rum, dass der Witz nicht mehr so originell ist.

Allerdings ist mir die Frage nach dem Maschinengewehr immer noch lieber als das, was ich neulich erlebt habe. Anlässlich einer Opernaufführung in einer ausrangierten Fabrik, in der das Publikum sich direkt neben dem Orchester aufhielt, kam ein älterer Herr auf mich zu. Mit dem Fingernagel seines rechten Zeigefingers hämmerte er energisch auf die Decke meines Cellos und fragte: “Was ist das?” Geschockt, dass jemand mein fragiles Cello so behandelt, reagierte ich nicht gleich und somit klopfte er erneut viermal auf mein Cello, wieder mit dem Fingernagel seines Zeigefingers und durchaus kräftig. Als ich dann endlich schaltete und ihm antwortete: “Das ist ein Cello”, gab er sich zufrieden und ging. Vermutlich hatte er gedacht, es sei ein Maschinengewehr.

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(Fast) trivial: Was ist das Beschwerlichste im Beruf des Cellisten?

Für einmal gebe ich keine altklugen Ratschläge. Ich beschwere mich auch nicht und meine es zur Abwechslung mal nicht ganz 200-prozentig ernsthaft. Aber ein Funken Wahrheit ist in den im folgenden beschriebenen Alltagssituationen dabei und pauschal schicke ich voraus: Das Schwierigste oder zumindest das Beschwerlichste im Alltag des Cellisten ist das Rumschleppen des Cellos. Keine Frage, die Cellisten der heutigen Zeit haben es dank Leichtbau-Koffern aus Kohlefasern bereits viel besser als ihre Vorgänger, die noch mit Massivholz-Koffern unterwegs waren. Aber wahrscheinlich wird mir jeder Cellist Recht geben: So ein Cello ist ein mittelgrosses Möbel, welches dazu noch sehr fragil ist und ein beachtlichen Gewicht aufweist und die Zivilisation ist nicht so richtig vorbereitet auf diese Instrumente und ihre Spieler. Natürlich hätte man es bei der Berufswahl in Gestalt des Kontrabasses noch schlimmer treffen können. Aber hier mal ein paar alltägliche “Schwierigkeiten”.

Man hat nicht nur das Cello dabei:

  • Im Minimum hat man Noten dabei… je nach Situation nur ein paar Seiten oder aber gerade ein Stapel bis 1.5kg
  • Spielt man ein Kammermusikkonzert oder eine “Mucke”, so muss man oft einen Notenständer mitbringen. Es gibt heute leichte und faltbare Modelle, aber 1kg wiegt er dennoch.
  • Wiederum für Kammermusik oder Mucken muss man eine Vorrichtung mitbringen, damit der Stachel nicht ausrutscht oder das gute Parkett eines Konzertlokals nicht leidet. Hier gibt es sehr kompakte Modelle, die auch nicht viel wiegen…aber auch Kleinvieh macht Mist.
  • Antizipiert man (erneut für Kammermusik oder Mucken) ungeeignete Stühle, so bringt man ein Sitzkissen mit.

Konzert aufnehmen, aber sicher:

  • Es kommt nun noch ein Mikrofonstativ dazu, das schätzungsweise 2.5 kg wiegt und in drei lose Einzelteile zerlegt werden kann, wobei die zwei Hauptteile immer noch über einen Meter lang sind. Mikrofone / Aufnahmegerät mit Batterien braucht man natürlich auch.
  • Ein Video dazu, warum auch nicht: Kamera plus zweites Stativ, etwas leichter zwar aber nicht viel kleiner.

Konzertkleidung?

Auch die Konzertkleidung muss transportiert werden. In der Tat könnte man sich bereits zu Hause in Konzertkleidung werfen und sich so fortbewegen. Leider aber nicht immer bequem und bei längeren Reisen nicht empfehlenswert. Ein guter Kollege erzählte mir, dass er einen Cellisten kannte, der praktisch während der ganzen Tournee im Frack gesehen wurde, sogar im Flugzeug. Sicherlich nicht optimal.

Transportmittel

Nicht jeder Cellist besitzt ein Auto, in das er Cello und das ganze Zubehör einlädt und mit dem er dann von A nach B kurvt. Zum einen weil doch viele Musiker umweltfreundlich denken. Zum anderen, weil sich nicht jeder ein Auto leisten kann oder will. Und als weiterer möglicher Grund das absolute Pünktlichkeits-Obligatorium im Musikerberuf, welches den motorisierten Individualverkehr auf Grund von Staus und Pannen nicht immer als erste Wahl erscheinen lässt.

Aber auch die anderen Verkehrsmittel haben nebst Vorteilen auch Nachteile:

  • Fahrrad: Erfreut sich subjektiv gefühlt zunehmender Beliebtheit bei Cellisten. Eignet sich aber logischerweise nur für lokale Distanzen. Mit dem Cello Fahrrad fahren ist möglich und wie ich früher mal schrieb “eigentlich kein Problem”. Dennoch macht Fahrrad fahren ohne Cello mehr Spass. Trägt man einen Helm (sollte man) so ist die Bewegungsfreiheit des Kopfs relativ eingeschränkt. Aerodynamisch ist das Cello suboptimal und auch das Gewicht bemerkt man. Aber: Man kommt recht schnell vorwärts und hat deswegen meistens nicht lange Zeit, darüber nachzudenken.
  • Busse: Sind wirklich nicht für Cellisten gebaut. Wohin soll man das Cello stellen? Es gibt keine definitive Antwort dafür. Ist der Bus halbleer, so kann man das Cello in den Sitz nebenan quetschen. Ist der Bus gestossen voll, so stellt man sich mit dem Cello wohl am besten in die Zone vor der Türe, weil es dort noch am ehesten Platz hat. Bequem ist das nicht und man steht den anderen Leuten im Weg.
  • Zug: Bei manchen Zügen kann man das Cello bequem auf die Gepäckablage legen. Problem gelöst! Bei anderen (die doppelstöckigen Züge) geht das nicht. Hat man Glück, so ist der Zug halbleer und man kann es auf dem Sitz nebenan parkieren. Oder man kann das Cello in die Ecke stellen, wo die Koffer hingehören. Falls das alles nicht geht, muss man das Cello in den engen Gang zwischen die Sitzreihen stellen und immer wenn die Minibar kommt temporär aus dem Weg räumen und Touristen mit sehr schweren Reisekoffern helfen, das Gewicht sicher übers Cello zu stemmen.
  • Flugzeug: Abgesehen davon, dass man für Flugreisen meistens zuerst Bus und/ oder Zug bis zum Flughafen benützt und deswegen die Nachteile dieser Verkehrsmittel auch schon dazukombiniert, muss man im Flieger einfach einen zweiten Sitz bezahlen und das Cello dann dort reinquetschen. Mit zunehmendem Alter verzichtet man darauf, das Essen auch fürs Cello einzufordern. Der Sitz fürs Cello erfordert immer ein wenig Kreativität beim Buchen. Mrs CELLO DIEZIG steht dann auf dem Ticket. Auch muss man das nötige Kleingeld lockermachen. Bezahlt man keinen zweiten Sitz so riskiert man, dass das schöne Cello am Ankunftsort als auftauendes Stückwerk ankommt.

Kühlschrank leer? Kauf doch schnell auf dem Heimweg was ein!

Das sagt sich so leicht. Auf dem Rückweg von der Arbeit kauft man als Cellist nur ein, wenn man mit minimaler Ausrüstung unterwegs ist, ansonsten kann man es vergessen. Aber auch so: Cello, Velohelm, oft ein Notenständer und Noten sind schon mehr als eine Handvoll, wenn man durch die Migros navigiert und die Produkte für den täglichen Bedarf zusammensucht. Der Transport nach Hause ist dann auch nicht ganz ohne.

Nun haben Sie einen ganz guten Einblick

So ungefähr sieht der Alltag aus, wenn man Cellist ist. Trotzdem ist es ein schöner Beruf und der Klang des Cellos ist es Wert. Was auch noch lustig ist: Wenn ich mal ohne Cello aus dem Haus gehe, dann bin ich immer unsicher, ob ich alles dabei habe, dermassen gewöhnt bin ich, das gute Stück auf dem Rücken zu tragen.

Wenn Sie selber Cellist sind, …

… so würden mich Ihre Anekdoten und Lösungen im Alltag interessieren. Benutzen Sie dafür die Kommentarfunktion!

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Q & A: Ideale Position für den Wolftöter?

Ab und zu stellen mir Leser eine Frage von allgemeinem Interesse. Ich publiziere sie dann mit meiner Antwort anonymisiert unter der Rubrik Q & A (Question and Answer). Auch Sie können mir Ihre Frage stellen.

Frage:

Vielleicht könnten Sie in Ihrem Blog auch mal erklären, wie und wo man am besten einen Anti-Wolf an einem Cello anbringt, C- o G-Saite, auf welcher Höhe usw…

Antwort:

Das ist auf jedem Cello ein bisschen anders und findet man daher nur durch Try and Error heraus.
Meistens ist der Wolfston ja irgendwo zwischen dem Es und dem Fis auf der G-Saite (und am schlimmsten auf der C-Saite, wenn man den Wolfston hoch genug spielt). Man muss einfach den Wolfston spielen und dann den Wolfstöter milimeterweise verschieben bis man den Wolf nicht mehr hört. Normalerweise kann man das in 5-10 min gut einstellen.
In meiner Erfahrung tötet man den Wolf im Zweifelsfall wirkungsvoller, wenn der Wolfstöter nahe am Steg ist.
Auf meinem Cello ist die ideale Position für den Wolfstöter auf der G-Saite zwei fingerbreit unter dem Steg.
Es gibt übrigens auch Celli die keinen Wolf haben oder zumindest keinen auffälligen. Dann braucht man natürlich keinen Wolftöter.

 

 

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Q & A: Welches Aufnahmegerät?

Ab und zu stellen mir Leser eine Frage von allgemeinem Interesse. Ich publiziere sie dann mit meiner Antwort anonymisiert unter der Rubrik Q & A (Question and Answer). Auch Sie können mir Ihre Frage stellen.

Frage:

Ich bin derzeit auf der Suche nach einem Aufnahmegerät und finde leider wenig Aussagekräftiges im Internet – selten Hörproben und noch seltener cellobezogene Auskünfte. Sie könnten mir sehr weiterhelfen wenn Sie Ihre Erfahrungen mit ein paar Worten mit mir teilen würden.
Ich möchte mein Aufnahmegerät hauptsächlich für Folgendes gebrauchen:

  • während dem Üben – um mir selbst schnell Feedback geben zu können überwiegend
    für den Mitschnitt bei Solo- und Quartett-Auftritten (mehrere Celli)
  • um mehrere Stimmen nacheinander aufnehmen zu können wäre ein anschließendes Zusammenfügen direkt oder am Computer wünschenswert
  • In der engeren Auswahl liegen vor allem das Zoom H4N und der Tascam DR
    100.

Können Sie ein Gerät in der Preisklasse bis EUR bzw CHF 300 empfehlen?

Antwort:

Die Geräte der Firma Zoom (hier H4n) sind empfehlenswert.
Die Geräte der Firma Zoom (hier H4n) sind empfehlenswert.
Beim Üben nehme ich mich oft mit dem Smartphone auf. Ich lege es einfach auf den Notenständer und drücke auf den Record-Knopf. Zur raschen Kontrolle ist das gar nicht mal schlecht.
Der Zoom H4n ist ein gutes und für Ihre Verwendung geeignetes Gerät! Ich hatte ihn auch. Er kann mehr als man braucht und die Mikrofone sind sehr gut. Leider ging meiner nach ein paar Jahren aber kaputt und daher habe ich jetzt den Zoom H6. Der hat noch ein wenig bessere und grössere Mikrofone ist aber auch grösser und schwerer zum Mitnehmen. Alle Zoom-Geräte sind indes gut – auch die günstigeren Modelle liefern gute Aufnahmequalität.
Konzerte aufnehmen ist eine Erfahrungssache, da man je nach Raum und Akustik sowie je nach spielenden Instrumenten und Instrumenten-Aufstellung das Mikrofon anders aufstellen muss und die einzelnen Parameter anders wählen wird (Mikrofon-Position im Raum, Höhe des Stativs, Aufnahmewinkel (90 Grad oder 120 Grad – kann am H4n und am H6 eingestellt werden, an vielen anderen Geräten auch).
In jedem Falle ist ein gutes Stativ wichtig (ich habe eins von König & Meyer : http://produkte.k-m.de/de/product?info=453&x664ef=01165bebdc2ee4da2ebaa14b95d44008 ).
Mehrere Stimmen nacheinander aufnehmen und nachher am Computer zusammenfügen habe ich noch nie gemacht und damit kenne mich daher nicht aus.
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Q & A: Welches Kolofonium benützt du?

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Frage:

Wollte mal anfragen mit welchen Kolophonium du spielst. Habe schon wirklich viel getestet aber leider noch nicht das Richtige gefunden:-( Vielleicht kannst du mir mit deiner Erfahrung weiterhelfen? Brauche mehr Grip ohne dass die Saiten verkleben. Wäre nett, wenn du dich melden könntest.

Antwort:

Ich benütze immer das Samuel Kolstein Kolofonium.
Man hört aber immer wieder Kollegen berichten, dass man nicht einfach so mal das Kolofonium wechseln soll, weil die verschiedenen Sorten dann eben an den Bogenhaaren verkleben können.
Daher solltest du mit dem Kolofoniumwechsel vielleicht warten, bis du das nächste mal den Bogen neu behaarst.
Wie du sicher weisst, sollte man die Saiten ausserdem täglich mit einem trockenen Lappen abwischen, da sonst mit der Zeit eine Kolofoniumschicht anklebt. Das ist für den Grip schlecht.
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(Fast) trivial: Einmal pro Tag ein paar Minuten mit Metronom üben

Diesen kurzen Artikel schreibe ich mehr für mich selber als für andere: Man sollte das Metronom beim Üben immer griffbereit haben und es dann auch mindestens einmal pro Tag benützen. Ein stabiles Tempogefühl ist nämlich enorm wichtig im Musikeralltag. Vor allem bildet man dieses Tempogefühl nur in dem man es trainiert und da führt kein Weg am Metronom vorbei. Auch ist ein stabiles Tempogefühl nichts, was man einmal für immer gelernt hat. Wie mit der Intonation muss man täglich dranbleiben.

Oft merkt man erst in der Probe oder schlimmer noch: im Konzert, dass die anderen scheinbar eilen oder schleppen. Sehr gut möglich indes, dass man selber das Problem ist, insbesondere wenn man das Metronom zum letzten Mal vor drei Monaten benützt hat. Meistens ist die Situation im Konzert dann nicht mehr zu retten. Man kann dann nur noch gut auf die Mitmusiker hören und versuchen, sich ihnen anzupassen. Aber das ungute Gefühl, dass man in Sachen Tempo nicht stabil war, bleibt. Man kann es schlicht nicht mit Sicherheit ausschliessen, weil man nicht mit Metronom geübt hat. Und an sich ist dieses Problem völlig unnötig.

Eine gute Faustregel fürs Üben mit Metronom ist die folgende: Wenn man bei einem Stück oder einer Stelle überhaupt keine Lust hat, das Metronom anzuwerfen, dann sollte man unbedingt erst recht mal kontrollieren, ob in Sachen Tempostabilität alles in Ordnung ist und das Metronom zu Rate ziehen. Vermutlich ahnt das Unterbewusstsein nämlich, dass da unangenehme Wahrheiten ans Licht kommen könnten und will sich davor schützen.

Was ich keinesfalls propagieren möchte ist, nur noch mit Metronom zu üben. Aber einmal pro Tag während ein paar Minuten das gute Teil anzuwerfen schadet nie – im Gegenteil.

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Do’s and Dont’s im Orchester

Als ich noch Berufsanfänger im Orchester war, machte ich naturgemäss ein paar unsinnige Sachen. Mit der Zeit lernte ich, was man tun soll, und was man besser sein lässt. Natürlich gibt es hin und wieder Situationen, in denen Ausnahmen von den unten aufgeführten Tipps angebracht sind. Auch ist die Liste nicht vollständig. Aber grundsätzlich fährt man in meiner eigenen Erfahrung nicht schlecht, wenn man sich an Folgendes hält.

Do’s:

1. Richtig einsetzen, wenn andere in der Gruppe falsch eingesetzt haben.
Vielleicht ist man der einzige, der richtig gezählt hat und kann so ein Chaos schneller entschärfen. Keine falsche Bescheidenheit in diesem Falle.

2. Kollegen diplomatisch auf Lesefehler hinweisen.
Es wäre auch falsche Bescheidenheit, wenn man einen Kollegen, der in einer Stelle zum wiederholten Mal einen Ton falsch liest, nicht darauf hinweist. Man muss aber sehr diplomatisch und nett sein, sonst geht der Schuss nach hinten los.

3. Fingersätze nur bei wirklich komplizierten Stellen mit Erlaubnis des Pultnachbarn einschreiben.
Normalerweise schreibt man im Orchester keine Fingersätze ein, weil jeder einen anderen hat und immer zwei Musiker aus einer Stimme lesen. Bei richtig komplexen Stellen kann man aber eine Ausnahme machen. Solche Stellen sind indes sehr selten. Dann jedoch spart es wirklich sehr viel Zeit, einen Fingersatz reinzuschreiben (mit der Erlaubnis des Kollegen!), weil man dann nicht so viel üben muss und vor allem, weil man dann die Stelle auch wirklich zuverlässig spielen kann. In der Regel schreibt der Cellist der blättert die Fingersätze unterhalb der Notenlinie, der andere oberhalb. Bitte klein einschreiben und keine Telefonnummern (will heissen: nicht über jedem Ton einen Fingersatz sondern nur dort, wo es wirklich nötig ist, also etwa bei Lagenwechseln).

Dont’s:

1. Nicht lauter spielen, wenn der Pultkollege blättert oder schreibt
Ich dachte am Anfang, dass man den Klangausfall kompensieren muss. Meistens verändert sich dadurch aber die Klangfarbe der Gruppe zu drastisch und das ist nicht erwünscht. Einfach normal weiterspielen.

2. Keine Entscheidungen über Bogenstriche treffen, wenn man nicht der Stimmführer ist
Da ich am ersten Pult sitze, habe ich ab und zu in schlecht eingerichtetem Material offensichtlich fehlende Striche während der Probe eingetragen. Man sollte aber immer zuerst mit dem Stimmführer Rücksprache nehmen, sonst ärgert man ihn unnötig.

3. Nicht lauter spielen als der Stimmführer
Vor allem in Kantilenen, sollte man ihn klanglich führen lassen. Am besten spielt man gleich laut wie er. In einer richtig lauten Stelle, wo man sowieso nichts von den Celli hört, kann man durchaus alles geben (oder sich schonen, wenn man müde ist, spielt dann sowieso keine Rolle).

4. Nicht weiterspielen, wenn der Dirigent abwinkt
Es kann sehr peinlich sein! Im Orchesterlärm, spielt man manchmal mit kratzigem Klang oder übertriebenem Vibrato und vielleicht auch nicht ganz sauber, weil man sich selber nicht hört. Wenn man dann der letzte ist, der aufhört zu spielen, kann es unfreiwillig komisch klingen.

5. Nicht mit dem Fuss den Takt klopfen
Viele Kollegen fühlen sich davon gestört. Man muss Wege finden, den Takt ohne “Fussarbeit” zu spüren. Wenn ich im Orchester den Takt unbedingt klopfen will, dann mache ich es nur ganz leicht mit den Zehenspitzen. Das sieht niemand und stört daher auch nicht.

6. Nicht den Notenständer zu sich ziehen
Wenn man die Noten schlecht sieht, dann braucht man eine Brille. Man darf dem Nachbarn nicht den Notenständer wegziehen. Er gehört genau in die Mitte zwischen die beiden Musiker.

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Der Klang: Eine Frage der Einstellung

Vor einer Woche klang mein Cello nicht wie sonst. Dieses Mal war ich sicher, dass es nicht an den Saiten lag. Der Klang war nicht rund und hallig wie sonst wie sonst, die Ansprache extrem diffizil und beim Spielen tiefer Töne spürte ich am Cello unnatürlich viele Vibrationen des Korpus (fast wie Wolfstöne). Es machte wirklich keinen Spass, so zu spielen. Trotzdem hatte ich mehrere Konzerte zu bestreiten. Ich schob den Wolfstöter hin und her, nahm in weg, setzte ihn wieder auf, richtete den Steg auf den idealen 90-Grad-Winkel, probierte auch eine neue A-Saite. Ich verschob sogar selber den Steg, weil ich den Verdacht hatte, dass er nicht am richtigen Ort stand. Nichts half, vielleicht machte ich alles nur schlimmer.

Sobald ich Zeit fand, ging ich daher zu einem meiner bevorzugten Geigenbauer.

Es geht um Millimeter

Er stellte fest, dass der Stimmstock schief im Cello stand. Als er ihn gerade stellte, funktionierte das Cello schon besser. Dennoch klang es scharf und sprach nicht gut an. Ich bat ihn, den Stimmstock an einen Ort zu verschieben, wo die Ansprache weicher wird und der Klang wärmer. Millimeter für Millimeter tasteten wir uns an eine andere Einstellung heran. Als es immer noch nicht tat wie gewohnt, kontrollierte mein Geigenbauer die Position des Stegs und siehe da, er stand ein paar Millimeter zu weit unten. Danach klang das Cello besser und ich ging wieder nach Hause. Im Orchester merkte ich aber, dass das Cello seine butterweiche Ansprache und seinen gewohnten, ausgewogenen Klang immer noch nicht zurückgewonnen hatte. So ging ich am nächsten Tag wieder zum Geigenbauer. Im Korpus meines Cellos hat nämlich glücklicherweise eine schlaue Geigenbauerin mal die Position des Stimmstocks mit Bleistift eingezeichnet, bevor sie Steg und Stachelhalterung abnahm. Nach all dem Probieren am Vortag haben wir uns von dieser Position um mehrere Millimeter entfernt. Jetzt, da der Steg wieder an seinem richtigen Platz stand, bat ich den Geigenbauer, auch den Stimmstock wieder an die eingezeichnete Stelle zu bewegen. Als dies vollbracht war, war mein Cello wieder ganz das alte.

Ich bat nun den Geigenbauer, auch die Position des Steges einzuzeichnen.

Dieses Beispiel zeigt, dass es in bei Stimmstock und Steg eine Frage von Millimetern ist, ob ein Cello sein volles Potenzial abrufen kann oder nicht.

Warum haben sich Steg und Stimmstock verschoben? Keine Ahnung! Es könnte die trockene Luft gewesen sein, die Kälte wenn ich mit dem Fahrrad ins KKL fahre, eine Erschütterung…

Sinnvoll: Positionen des Stimmstocks und des Steges einzeichnen lassen

Was ich aber daraus gelernt habe: Wenn man mal eine gute Einstellung gefunden hat, dann ist es sehr sinnvoll, die genauen Positionen des Stimmstockes und des Steges mit Bleistift einzeichnen zu lassen. So sieht man selber, wenn etwas nicht stimmt und kann dem Spuk schneller ein Ende bereiten. Mit Spannung erwarte ich nun den Frühling, denn dann ändern sich die klimatischen Bedingungen wieder.