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Presseartikel: “Fantasie für drei Stimmen” (Darmstädter Echo)

Datum: 10.10.2011
Medium: Darmstädter Echo
Titel: Fantasie für drei Stimmen
Original: Nein

10. Oktober 2011  | Von Klaus Trapp

Fantasie für drei Stimmen

Konzert: Findige Cellisten präsentieren ihre Bearbeitungen im Bensheimer Parktheater

BENSHEIM. 

Wenn drei Cellisten gemeinsam auftreten wollen, müssen sie besonders findig und fantasievoll sein, denn es gibt kaum Originalliteratur für diese Besetzung. Also bearbeitete der Cellist Mattia Zappa für sich und seine Kollegen Sebastian Diezig und Yoël Cantori Gambensonaten von Bach, wobei er geschickt die in den Originalen angelegte Dreistimmigkeit nutzte. Im zweiten Konzert der Saison bei den Bensheimer Kunstfreunden stand Johann Sebastian Bachs G-Dur-Sonate BWV 1027 am Beginn, und man erlebte eine fast schon romantisierende Wiedergabe mit variabler Dynamik und deutlicher Akzentuierung der jeweils führenden Stimme.

Eine weitere Fundgrube für die drei Cellisten sind Joseph Haydns ursprünglich für das Baryton, ein mit der Gambe verwandtes Instrument, bestimmte Trios. Haydns D-Dur-Divertimento wurde besonders leichtflüssig und feinsinnig vorgeführt, wobei die Homogenität des Spiels beeindruckte. Mit einem Augenzwinkern spielte die Dreiergruppe als eine der Zugaben das Vorspiel zu Verdis „La Traviata“ – Orchestermusik, auf raffinierte Weise reduziert. Und beim letzten offiziellen Programmpunkt, dem Requiem op. 66 für drei Celli und Orchester von dem aus Prag stammenden Romantiker David Popper, wurde der Orchesterpart aufs Klavier übertragen, während die Streicher in sonoren Klängen und eingängigen Melodien schwelgten.
Doch es gab auch Solistisches an diesem stilistisch vielfältigen Abend. Mattia Zappa und Massimiliano Mainolfi boten den Grand Tango von Astor Piazzolla in einer zugleich energischen und ausdrucksstarken Version, wobei der temperamentvolle Pianist manchmal im Eifer des Gefechts den Cellisten übertönte. Differenzierter gingen die beiden mit der späten Cellosonate von Claude Debussy um, deren kompositorische Finessen ausgekostet wurden. Recht robust dagegen geriet das Charakterstück „Malinconia“ von Jean Sibelius, eine eigenartige Mischung von düsteren Gebärden und virtuos auftrumpfenden Passagen.
Der Schweizer Cellist Sebastian Diezig steuerte eine gemäßigt moderne Kostbarkeit bei: „La Folia“ für Cello solo von dem 1962 in Palermo geborenen Giovanni Sollima. Nach barockem Muster werden über einem ständig wiederholten Bassmotiv Variationen entwickelt, wobei die Tonsprache sich vom tonalen Zentrum behutsam entfernt. Der Cellist vertiefte sich technisch gewandt und mit starker Intensität in die einfallsreichen Verwandlungen, in raschem Wechsel streichend und zupfend – eine von den Zuhörern im Parktheater Bensheim mit besonders kräftigem Beifall bedachte Leistung.