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Beschädigen Hoteldämpfer den Steg?

Ab und zu stellen mir Leser eine Frage von allgemeinem Interesse. Ich publiziere sie dann mit meiner Antwort anonymisiert unter der Rubrik Q & A (Question and Answer). Zögern Sie nicht: Auch Sie können mir Ihre Frage stellen.

Frage:
Ich bin auf der Suche nach Erfahrungsberichten zum Thema Hoteldämpfer auf Ihren intererssanten Blog aufmerksam geworden. In einem Q&A-Artikel habe ich mich schon mal in der Auswahl des richtigen Dämpfers bestätigt gefühlt. Jetzt hat mir ein Cello-Kollege aber erzählt, man dürfe nicht zu oft mit dem Hoteldämpfer üben weil dies schlecht für den Steg sei. Haben Sie dazu Erfahrungswerte?

Massiv-Metall, verchromt

Antwort:
Kommt drauf an, welchen Hoteldämpfer Sie benützen. Es gibt drei Arten, die ich im Folgenden kurz vorstelle, damit Sie sich eine Meinung bilden können.

1. Massivmetall verchromt. Diesen Hoteldämpfer empfehle ich nicht, da er mit seinem harten Material direkt auf dem vergleichsweise weichen Holz des Stegs aufsitzt. Mit der Zeit können an den Druckstellen Kerben im Holz entstehen, welche man tatsächlich nicht mehr reparieren kann. Auch hat der Dämpfer einen ungünstig hohen Schwerpunkt und er kann dadurch einfach vom Steg runterfallen. Dann landet er meistens auf der Decke des Cellos und dort hinterlässt er wegen seinem Gewicht und vor allem auch durch seine metallische Oberfläche schnell wüste Kratzer. Der Dämpfeffekt dieses Modells ist jedoch sehr gut.

Vollgummi

2. Vollgummi-Hoteldämpfer. Wegen seines weichen Materials ist er für den Steg vollkommen unschädlich. Er wird höchstens schwarze Gummiabrieb-Spuren hinterlassen, welche ein Geigenbauer aber problemlos entfernen kann. Das Problem dieses Dämpfers ist, dass er mit seinen Zipfeln bzw. den Abständen dazwischen sich manchmal schlecht zwischen die Saiten einpasst und dadurch insbesondere der weit ausschwingenden C-Saite gerne in die Quere kommt, was beim Spielen unschöne Nebengeräusche verursachen kann. Der Dämpf-Effekt ist ausreichend aber weniger stark als bei den beiden anderen Modellen.

Gummibeschichtet aus Massivmetall

3. Gummibeschichteter Hoteldämpfer aus Massivmetall. Dies ist in meinen Augen der beste Hoteldämpfer am Markt und zwar weil er einerseits schwer wie der verchromte Massivmetalldämpfer ist und deshalb gut dämpft, gleichzeitig jedoch mit Gummi beschichtet ist und so den Steg schont. Er ist quasi die Kombination der beiden oben vorgestellten Dämpfer und vereint deren Stärken, vermeidet aber ihre Schwächen.
Er sitzt satt auf dem Steg und verschiebt sich daher nicht. Ich benütze ihn seit Jahren und habe keine Schäden an meinen Stegen festgestellt. Es kann allenfalls passieren, dass er wie der Vollgummi-Dämpfer schwarzen Gummiabrieb auf dem Steg hinterlässt. Den kann ein Geigenbauer aber wie bereits erwähnt sehr einfach entfernen. Ich würde diesen Steg nur dann nicht benützen, wenn er überhaupt nicht auf den Steg passen will (dicker Steg) und man dann ungebührlich viel Kraft zum Aufsetzen anwenden muss. In dem Fall kann ich mir mittelfristig das Entstehen vom Schäden am Steg evtl. vorstellen und würde daher auf den Vollgummi-Dämpfer setzen.

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Q&A: Probleme beim Aufsetzen des Artino Hoteldämpfers

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Frage:

Sie haben vor einigen Wochen genannten Hoteldämpfer empfohlen, den ich mir daraufhin ebenfalls zugelegt habe. Leider scheint dieser nicht vollständig auf meinen Steg zu passen und sitzt nur zur Hälfte auf. Dementsprechend dämpft er wenig bis gar nicht. Hatten Sie anfangs ähnliche Probleme? Ich traue mich nicht recht, mit etwas “Gewalt” ihn weiter runter zu drücken…

Antwort:

Ein bisschen schwierig, dies per e-Mail zu beantworten, ich müsste die Situation fast selber sehen.
Aber auch mein Dämpfer braucht ein wenig Kraft beim Aufsetzen. Im Zweifelsfall würde ich einen Geigenbauer konsultieren. Mir wurde übrigens irrtümlicherweise mal ein Hoteldämpfer für Bratsche geliefert, der natürlich zu klein war.
Im kurzen Video können Sie sehen, wie es bei mir aussieht. Der Dämpfer sitzt auch zur Hälfte auf. Dann greife ich aber mit dem Daumen unter den Steg und mit den anderen Fingern auf die Oberseite des Dämpfers und setze ihn so mit recht viel Kraft auf. Ich vermeide es, den Steg auf die Decke des Cellos zu drücken (das ist heikel), sondern wende nur am Steg selber Kraft an, weil ich denke, dass mein Steg dies aushält. Im Video können sie es hoffentlich genau sehen.
Sie sehen im Video auch, wie ich den Dämpfer wieder vom Steg runterkriege, er sitzt nämlich recht fest auf.
Der Vorteil dieses Dämpfers ist, dass er mit Gummi überzogen ist. Ein rein metallischer Dämpfer würde den Steg mit der Zeit natürlich beschädigen.

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Q&A: Welchen Hoteldämpfer benützt du?

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Frage:

Welchen Hoteldämpfer (kein Metall wenn möglich) empfehlen Sie oder benutzen Sie am liebsten?

Antwort:

Mein Favorit ist der “Artino”, ein massiver Metalldämpfer, der aber mit Gummi beschichtet ist und somit ausser Verfärbungen (die man wegputzen kann) keinen Schaden am Steg anrichtet und auch bei einem allfälligen Runterfallen aufs Cello nicht gleich alles verkratzt (er ist indes recht schwer und würde wohl schon eine Beule in die Decke machen).

Der Dämpfungseffekt ist gut und ich übe viel und gerne mit ihm.

https://www.paganino.de/zubehoer/violoncello/daempfer/artino-hoteldaempfer.html

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So haben Cellisten keine Probleme mit den Nachbaren

Der so genannte Hoteldämpfer
Der so genannte Hoteldämpfer

Wenn man nicht über den Luxus eines schallisolierten Übestudios im Keller verfügt oder die Nachbaren nicht zufälligerweise taub sind, so gibt es aus meiner Sicht ein paar Tricks und Strategien, mit denen man als Musiker die Nerven der Nachbaren schonen kann.

1. Wohnungen an “ruhiger Lage” ignorieren

Zwar kann man in vielen Städten froh sein, wenn man überhaupt eine Wohnung findet. Da ich aber überzeugt bin, dass Wohnhäuser in der Nähe einer vielbefahrenen Eisenbahnstrecke oder Strasse etwas lärmtolerantere Bewohner haben, kann man Inserate, in welchen “ruhige Lage” steht, oft schon zum Vornherein ignorieren.

2. Riesige Wohnblöcke meiden

In 15-stöckigen Wohnblöcken hat man meistens einfach zu viele Nachbaren links, rechts, unten und oben, sodass fast immer jemand von denen zu Hause ist und sich am Üben stören könnte. Darüber hinaus sind solche Häuser oft nicht besonders gut isoliert.

Gut ist, wenn man im Haus entweder zu oberst oder zu unterst wohnt, weil dann wenigstens in einer Richtung keine Nachbaren gestört werden (je weniger Nachbaren desto besser).

3. Einen guten Kontakt zu den Nachbaren pflegen

Wenn ich eine Wohnung beziehe, dann klingele ich in den nächsten Tagen bei den Nachbaren, und stelle mich vor. Man sollte freundlich sein und sagen, dass man Musiker ist sowie fragen, ob es in Ordnung ist, wenn man zu Bürozeiten Cello übt. Man kann sagen, dass das zwar nicht leise ist, aber ja doch keine Trompete. Falls sich die Nachbaren gestört fühlen sollten, so möchten sie sich bitte bei einem melden. Das ist wichtig, weil es unangenehm ist, wenn sie sich sofort bei der Vermietung beschweren.

In der Folge sollte man stets ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis anstreben und immer freundlich sein und – wenn man mal besonders viel und laut geübt hat – fragen, ob man ihre Nerven nicht allzusehr strapaziert hat. Wenn die Nachbaren einen gut leiden können, dann verzeihen sie einem eher, dass man halt “leider” Musiker ist, Lärm macht und keinen “anständigen” Beruf gelernt hat.

4. Einen Hoteldämpfer (siehe Bild oben) benützen und sehr leise üben

Man muss nicht immer mit dem vollen Solistenklang üben. Das ist zwar auch wichtig, aber für die Nachbaren kann das der Horror sein. Besonders wenn man merkt, dass die Nachbaren zu Hause sind, oder spätabends sowie zu Essenszeiten sollte man nur mit Hoteldämpfer üben. Ich selber übe sehr oft mit Hoteldämpfer und dazu noch mit ganz wenig Bogendruck auf dem Griffbrett oder ganz leise ponticello (auf dem Steg). Bislang hat sich Gott sei Dank noch kein Nachbar beschwert, obschon ich oft bis um Mitternacht so übe. Unter der Woche und zu Bürozeiten spiele ich auch recht oft mit richtigem “Konzertklang”.

5. Das geeignete Zimmer auswählen

Ich übe normalerweise in einem Zimmer, welches wenigstens horizontal keine Nachbaren stören kann, weil noch andere Zimmer sowie ein Treppenhaus zur nächtsgelegenen Wohnung auf dem gleichen Stockwerk dazwischenliegen.

6. Nach Möglichkeit auch im Konzerthaus/Theater/in der Musikschule üben

Oft übe ich vor oder nach einem Orchesterdienst noch im Theater oder in einem Stimmzimmer des KKLs. Dort kann man richtig loslegen und kann sich dann zu Hause reinen Gewissens schonen, weil man den Konzertklang bereits gepflegt hat. Da ich recht viel übe, haben so meine Nachbaren wenigstens nicht die volle Ladung meines Übepensums.

7. Nicht (zu viele) Kammermusikproben zu Hause machen

Ein Cello ist bereits recht laut, wenn dann noch regelmässig ein Streichquartett zu Hause probiert und das während jeweils drei Stunden, so kann das je nach Nachbar zu viel sein.

8. Tolerant sein, wenn die Nachbaren feiern

Als ich meinen Nachbarn mal gefragt habe, ob ihn meine Überei störe, meinte er: Nein, aber wenn er halt ab und zu Party mache, hoffe er, dass das dann auch ok sei. Nun, ich freue mich geradezu, wenn der Nachbar mal Party macht und mit seinen Freunden die Nacht zu Hause durchzecht und laut Musik hört. Es wäre absurd, wenn mich das stören würde, da ich bekanntlich selber genug Lärm mache.

9. Sich an die Regeln halten

Weil man nicht noch anderweitig negativ auffallen möchte, sollte man sich als Musiker ganz besonders an die im Haus geltenden Regeln halten. Ich denke da etwa an Waschordnung, Abfallreglement aber auch an evtl. festgelegte Musizierzeiten. Wenn es da heisst von 8-12 und von 14-20 dann ist das  schon wichtig. (Allenfalls kann man mit den Tipps in Punkt 4 Abhilfe schaffen.)

10. Übezimmer möblieren und mit Teppich(en) ausstatten

Ein leeres oder fast leeres Zimmer hat viel zu viel Hall. Der addiert sich dann immer dazu, wenn man spielt und erhöht den Schallpegel unnötigerweise. Mit Teppichen und Möbeln schafft man Abhilfe. Es ist auch gut für die Pflege des eigenen Celloklanges, wenn die Akustik “trocken” ist. Auch kann einen eine trockene Akustik in einem Konzertsaal dann nicht mehr aus dem Konzept bringen, weil man das gewöhnt ist.