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(Fast) trivial: Was ist das Beschwerlichste im Beruf des Cellisten?

Für einmal gebe ich keine altklugen Ratschläge. Ich beschwere mich auch nicht und meine es zur Abwechslung mal nicht ganz 200-prozentig ernsthaft. Aber ein Funken Wahrheit ist in den im folgenden beschriebenen Alltagssituationen dabei und pauschal schicke ich voraus: Das Schwierigste oder zumindest das Beschwerlichste im Alltag des Cellisten ist das Rumschleppen des Cellos. Keine Frage, die Cellisten der heutigen Zeit haben es dank Leichtbau-Koffern aus Kohlefasern bereits viel besser als ihre Vorgänger, die noch mit Massivholz-Koffern unterwegs waren. Aber wahrscheinlich wird mir jeder Cellist Recht geben: So ein Cello ist ein mittelgrosses Möbel, welches dazu noch sehr fragil ist und ein beachtlichen Gewicht aufweist und die Zivilisation ist nicht so richtig vorbereitet auf diese Instrumente und ihre Spieler. Natürlich hätte man es bei der Berufswahl in Gestalt des Kontrabasses noch schlimmer treffen können. Aber hier mal ein paar alltägliche “Schwierigkeiten”.

Man hat nicht nur das Cello dabei:

  • Im Minimum hat man Noten dabei… je nach Situation nur ein paar Seiten oder aber gerade ein Stapel bis 1.5kg
  • Spielt man ein Kammermusikkonzert oder eine “Mucke”, so muss man oft einen Notenständer mitbringen. Es gibt heute leichte und faltbare Modelle, aber 1kg wiegt er dennoch.
  • Wiederum für Kammermusik oder Mucken muss man eine Vorrichtung mitbringen, damit der Stachel nicht ausrutscht oder das gute Parkett eines Konzertlokals nicht leidet. Hier gibt es sehr kompakte Modelle, die auch nicht viel wiegen…aber auch Kleinvieh macht Mist.
  • Antizipiert man (erneut für Kammermusik oder Mucken) ungeeignete Stühle, so bringt man ein Sitzkissen mit.

Konzert aufnehmen, aber sicher:

  • Es kommt nun noch ein Mikrofonstativ dazu, das schätzungsweise 2.5 kg wiegt und in drei lose Einzelteile zerlegt werden kann, wobei die zwei Hauptteile immer noch über einen Meter lang sind. Mikrofone / Aufnahmegerät mit Batterien braucht man natürlich auch.
  • Ein Video dazu, warum auch nicht: Kamera plus zweites Stativ, etwas leichter zwar aber nicht viel kleiner.

Konzertkleidung?

Auch die Konzertkleidung muss transportiert werden. In der Tat könnte man sich bereits zu Hause in Konzertkleidung werfen und sich so fortbewegen. Leider aber nicht immer bequem und bei längeren Reisen nicht empfehlenswert. Ein guter Kollege erzählte mir, dass er einen Cellisten kannte, der praktisch während der ganzen Tournee im Frack gesehen wurde, sogar im Flugzeug. Sicherlich nicht optimal.

Transportmittel

Nicht jeder Cellist besitzt ein Auto, in das er Cello und das ganze Zubehör einlädt und mit dem er dann von A nach B kurvt. Zum einen weil doch viele Musiker umweltfreundlich denken. Zum anderen, weil sich nicht jeder ein Auto leisten kann oder will. Und als weiterer möglicher Grund das absolute Pünktlichkeits-Obligatorium im Musikerberuf, welches den motorisierten Individualverkehr auf Grund von Staus und Pannen nicht immer als erste Wahl erscheinen lässt.

Aber auch die anderen Verkehrsmittel haben nebst Vorteilen auch Nachteile:

  • Fahrrad: Erfreut sich subjektiv gefühlt zunehmender Beliebtheit bei Cellisten. Eignet sich aber logischerweise nur für lokale Distanzen. Mit dem Cello Fahrrad fahren ist möglich und wie ich früher mal schrieb “eigentlich kein Problem”. Dennoch macht Fahrrad fahren ohne Cello mehr Spass. Trägt man einen Helm (sollte man) so ist die Bewegungsfreiheit des Kopfs relativ eingeschränkt. Aerodynamisch ist das Cello suboptimal und auch das Gewicht bemerkt man. Aber: Man kommt recht schnell vorwärts und hat deswegen meistens nicht lange Zeit, darüber nachzudenken.
  • Busse: Sind wirklich nicht für Cellisten gebaut. Wohin soll man das Cello stellen? Es gibt keine definitive Antwort dafür. Ist der Bus halbleer, so kann man das Cello in den Sitz nebenan quetschen. Ist der Bus gestossen voll, so stellt man sich mit dem Cello wohl am besten in die Zone vor der Türe, weil es dort noch am ehesten Platz hat. Bequem ist das nicht und man steht den anderen Leuten im Weg.
  • Zug: Bei manchen Zügen kann man das Cello bequem auf die Gepäckablage legen. Problem gelöst! Bei anderen (die doppelstöckigen Züge) geht das nicht. Hat man Glück, so ist der Zug halbleer und man kann es auf dem Sitz nebenan parkieren. Oder man kann das Cello in die Ecke stellen, wo die Koffer hingehören. Falls das alles nicht geht, muss man das Cello in den engen Gang zwischen die Sitzreihen stellen und immer wenn die Minibar kommt temporär aus dem Weg räumen und Touristen mit sehr schweren Reisekoffern helfen, das Gewicht sicher übers Cello zu stemmen.
  • Flugzeug: Abgesehen davon, dass man für Flugreisen meistens zuerst Bus und/ oder Zug bis zum Flughafen benützt und deswegen die Nachteile dieser Verkehrsmittel auch schon dazukombiniert, muss man im Flieger einfach einen zweiten Sitz bezahlen und das Cello dann dort reinquetschen. Mit zunehmendem Alter verzichtet man darauf, das Essen auch fürs Cello einzufordern. Der Sitz fürs Cello erfordert immer ein wenig Kreativität beim Buchen. Mrs CELLO DIEZIG steht dann auf dem Ticket. Auch muss man das nötige Kleingeld lockermachen. Bezahlt man keinen zweiten Sitz so riskiert man, dass das schöne Cello am Ankunftsort als auftauendes Stückwerk ankommt.

Kühlschrank leer? Kauf doch schnell auf dem Heimweg was ein!

Das sagt sich so leicht. Auf dem Rückweg von der Arbeit kauft man als Cellist nur ein, wenn man mit minimaler Ausrüstung unterwegs ist, ansonsten kann man es vergessen. Aber auch so: Cello, Velohelm, oft ein Notenständer und Noten sind schon mehr als eine Handvoll, wenn man durch die Migros navigiert und die Produkte für den täglichen Bedarf zusammensucht. Der Transport nach Hause ist dann auch nicht ganz ohne.

Nun haben Sie einen ganz guten Einblick

So ungefähr sieht der Alltag aus, wenn man Cellist ist. Trotzdem ist es ein schöner Beruf und der Klang des Cellos ist es Wert. Was auch noch lustig ist: Wenn ich mal ohne Cello aus dem Haus gehe, dann bin ich immer unsicher, ob ich alles dabei habe, dermassen gewöhnt bin ich, das gute Stück auf dem Rücken zu tragen.

Wenn Sie selber Cellist sind, …

… so würden mich Ihre Anekdoten und Lösungen im Alltag interessieren. Benutzen Sie dafür die Kommentarfunktion!