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(Fast) trivial: Was ist das Beschwerlichste im Beruf des Cellisten?

Für einmal gebe ich keine altklugen Ratschläge. Ich beschwere mich auch nicht und meine es zur Abwechslung mal nicht ganz 200-prozentig ernsthaft. Aber ein Funken Wahrheit ist in den im folgenden beschriebenen Alltagssituationen dabei und pauschal schicke ich voraus: Das Schwierigste oder zumindest das Beschwerlichste im Alltag des Cellisten ist das Rumschleppen des Cellos. Keine Frage, die Cellisten der heutigen Zeit haben es dank Leichtbau-Koffern aus Kohlefasern bereits viel besser als ihre Vorgänger, die noch mit Massivholz-Koffern unterwegs waren. Aber wahrscheinlich wird mir jeder Cellist Recht geben: So ein Cello ist ein mittelgrosses Möbel, welches dazu noch sehr fragil ist und ein beachtlichen Gewicht aufweist und die Zivilisation ist nicht so richtig vorbereitet auf diese Instrumente und ihre Spieler. Natürlich hätte man es bei der Berufswahl in Gestalt des Kontrabasses noch schlimmer treffen können. Aber hier mal ein paar alltägliche “Schwierigkeiten”.

Man hat nicht nur das Cello dabei:

  • Im Minimum hat man Noten dabei… je nach Situation nur ein paar Seiten oder aber gerade ein Stapel bis 1.5kg
  • Spielt man ein Kammermusikkonzert oder eine “Mucke”, so muss man oft einen Notenständer mitbringen. Es gibt heute leichte und faltbare Modelle, aber 1kg wiegt er dennoch.
  • Wiederum für Kammermusik oder Mucken muss man eine Vorrichtung mitbringen, damit der Stachel nicht ausrutscht oder das gute Parkett eines Konzertlokals nicht leidet. Hier gibt es sehr kompakte Modelle, die auch nicht viel wiegen…aber auch Kleinvieh macht Mist.
  • Antizipiert man (erneut für Kammermusik oder Mucken) ungeeignete Stühle, so bringt man ein Sitzkissen mit.

Konzert aufnehmen, aber sicher:

  • Es kommt nun noch ein Mikrofonstativ dazu, das schätzungsweise 2.5 kg wiegt und in drei lose Einzelteile zerlegt werden kann, wobei die zwei Hauptteile immer noch über einen Meter lang sind. Mikrofone / Aufnahmegerät mit Batterien braucht man natürlich auch.
  • Ein Video dazu, warum auch nicht: Kamera plus zweites Stativ, etwas leichter zwar aber nicht viel kleiner.

Konzertkleidung?

Auch die Konzertkleidung muss transportiert werden. In der Tat könnte man sich bereits zu Hause in Konzertkleidung werfen und sich so fortbewegen. Leider aber nicht immer bequem und bei längeren Reisen nicht empfehlenswert. Ein guter Kollege erzählte mir, dass er einen Cellisten kannte, der praktisch während der ganzen Tournee im Frack gesehen wurde, sogar im Flugzeug. Sicherlich nicht optimal.

Transportmittel

Nicht jeder Cellist besitzt ein Auto, in das er Cello und das ganze Zubehör einlädt und mit dem er dann von A nach B kurvt. Zum einen weil doch viele Musiker umweltfreundlich denken. Zum anderen, weil sich nicht jeder ein Auto leisten kann oder will. Und als weiterer möglicher Grund das absolute Pünktlichkeits-Obligatorium im Musikerberuf, welches den motorisierten Individualverkehr auf Grund von Staus und Pannen nicht immer als erste Wahl erscheinen lässt.

Aber auch die anderen Verkehrsmittel haben nebst Vorteilen auch Nachteile:

  • Fahrrad: Erfreut sich subjektiv gefühlt zunehmender Beliebtheit bei Cellisten. Eignet sich aber logischerweise nur für lokale Distanzen. Mit dem Cello Fahrrad fahren ist möglich und wie ich früher mal schrieb “eigentlich kein Problem”. Dennoch macht Fahrrad fahren ohne Cello mehr Spass. Trägt man einen Helm (sollte man) so ist die Bewegungsfreiheit des Kopfs relativ eingeschränkt. Aerodynamisch ist das Cello suboptimal und auch das Gewicht bemerkt man. Aber: Man kommt recht schnell vorwärts und hat deswegen meistens nicht lange Zeit, darüber nachzudenken.
  • Busse: Sind wirklich nicht für Cellisten gebaut. Wohin soll man das Cello stellen? Es gibt keine definitive Antwort dafür. Ist der Bus halbleer, so kann man das Cello in den Sitz nebenan quetschen. Ist der Bus gestossen voll, so stellt man sich mit dem Cello wohl am besten in die Zone vor der Türe, weil es dort noch am ehesten Platz hat. Bequem ist das nicht und man steht den anderen Leuten im Weg.
  • Zug: Bei manchen Zügen kann man das Cello bequem auf die Gepäckablage legen. Problem gelöst! Bei anderen (die doppelstöckigen Züge) geht das nicht. Hat man Glück, so ist der Zug halbleer und man kann es auf dem Sitz nebenan parkieren. Oder man kann das Cello in die Ecke stellen, wo die Koffer hingehören. Falls das alles nicht geht, muss man das Cello in den engen Gang zwischen die Sitzreihen stellen und immer wenn die Minibar kommt temporär aus dem Weg räumen und Touristen mit sehr schweren Reisekoffern helfen, das Gewicht sicher übers Cello zu stemmen.
  • Flugzeug: Abgesehen davon, dass man für Flugreisen meistens zuerst Bus und/ oder Zug bis zum Flughafen benützt und deswegen die Nachteile dieser Verkehrsmittel auch schon dazukombiniert, muss man im Flieger einfach einen zweiten Sitz bezahlen und das Cello dann dort reinquetschen. Mit zunehmendem Alter verzichtet man darauf, das Essen auch fürs Cello einzufordern. Der Sitz fürs Cello erfordert immer ein wenig Kreativität beim Buchen. Mrs CELLO DIEZIG steht dann auf dem Ticket. Auch muss man das nötige Kleingeld lockermachen. Bezahlt man keinen zweiten Sitz so riskiert man, dass das schöne Cello am Ankunftsort als auftauendes Stückwerk ankommt.

Kühlschrank leer? Kauf doch schnell auf dem Heimweg was ein!

Das sagt sich so leicht. Auf dem Rückweg von der Arbeit kauft man als Cellist nur ein, wenn man mit minimaler Ausrüstung unterwegs ist, ansonsten kann man es vergessen. Aber auch so: Cello, Velohelm, oft ein Notenständer und Noten sind schon mehr als eine Handvoll, wenn man durch die Migros navigiert und die Produkte für den täglichen Bedarf zusammensucht. Der Transport nach Hause ist dann auch nicht ganz ohne.

Nun haben Sie einen ganz guten Einblick

So ungefähr sieht der Alltag aus, wenn man Cellist ist. Trotzdem ist es ein schöner Beruf und der Klang des Cellos ist es Wert. Was auch noch lustig ist: Wenn ich mal ohne Cello aus dem Haus gehe, dann bin ich immer unsicher, ob ich alles dabei habe, dermassen gewöhnt bin ich, das gute Stück auf dem Rücken zu tragen.

Wenn Sie selber Cellist sind, …

… so würden mich Ihre Anekdoten und Lösungen im Alltag interessieren. Benutzen Sie dafür die Kommentarfunktion!

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Q & A: Ideale Position für den Wolftöter?

Ab und zu stellen mir Leser eine Frage von allgemeinem Interesse. Ich publiziere sie dann mit meiner Antwort anonymisiert unter der Rubrik Q & A (Question and Answer). Auch Sie können mir Ihre Frage stellen.

Frage:

Vielleicht könnten Sie in Ihrem Blog auch mal erklären, wie und wo man am besten einen Anti-Wolf an einem Cello anbringt, C- o G-Saite, auf welcher Höhe usw…

Antwort:

Das ist auf jedem Cello ein bisschen anders und findet man daher nur durch Try and Error heraus.
Meistens ist der Wolfston ja irgendwo zwischen dem Es und dem Fis auf der G-Saite (und am schlimmsten auf der C-Saite, wenn man den Wolfston hoch genug spielt). Man muss einfach den Wolfston spielen und dann den Wolfstöter milimeterweise verschieben bis man den Wolf nicht mehr hört. Normalerweise kann man das in 5-10 min gut einstellen.
In meiner Erfahrung tötet man den Wolf im Zweifelsfall wirkungsvoller, wenn der Wolfstöter nahe am Steg ist.
Auf meinem Cello ist die ideale Position für den Wolfstöter auf der G-Saite zwei fingerbreit unter dem Steg.
Es gibt übrigens auch Celli die keinen Wolf haben oder zumindest keinen auffälligen. Dann braucht man natürlich keinen Wolftöter.

 

 

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Q & A: Welches Aufnahmegerät?

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Frage:

Ich bin derzeit auf der Suche nach einem Aufnahmegerät und finde leider wenig Aussagekräftiges im Internet – selten Hörproben und noch seltener cellobezogene Auskünfte. Sie könnten mir sehr weiterhelfen wenn Sie Ihre Erfahrungen mit ein paar Worten mit mir teilen würden.
Ich möchte mein Aufnahmegerät hauptsächlich für Folgendes gebrauchen:

  • während dem Üben – um mir selbst schnell Feedback geben zu können überwiegend
    für den Mitschnitt bei Solo- und Quartett-Auftritten (mehrere Celli)
  • um mehrere Stimmen nacheinander aufnehmen zu können wäre ein anschließendes Zusammenfügen direkt oder am Computer wünschenswert
  • In der engeren Auswahl liegen vor allem das Zoom H4N und der Tascam DR
    100.

Können Sie ein Gerät in der Preisklasse bis EUR bzw CHF 300 empfehlen?

Antwort:

Die Geräte der Firma Zoom (hier H4n) sind empfehlenswert.
Die Geräte der Firma Zoom (hier H4n) sind empfehlenswert.
Beim Üben nehme ich mich oft mit dem Smartphone auf. Ich lege es einfach auf den Notenständer und drücke auf den Record-Knopf. Zur raschen Kontrolle ist das gar nicht mal schlecht.
Der Zoom H4n ist ein gutes und für Ihre Verwendung geeignetes Gerät! Ich hatte ihn auch. Er kann mehr als man braucht und die Mikrofone sind sehr gut. Leider ging meiner nach ein paar Jahren aber kaputt und daher habe ich jetzt den Zoom H6. Der hat noch ein wenig bessere und grössere Mikrofone ist aber auch grösser und schwerer zum Mitnehmen. Alle Zoom-Geräte sind indes gut – auch die günstigeren Modelle liefern gute Aufnahmequalität.
Konzerte aufnehmen ist eine Erfahrungssache, da man je nach Raum und Akustik sowie je nach spielenden Instrumenten und Instrumenten-Aufstellung das Mikrofon anders aufstellen muss und die einzelnen Parameter anders wählen wird (Mikrofon-Position im Raum, Höhe des Stativs, Aufnahmewinkel (90 Grad oder 120 Grad – kann am H4n und am H6 eingestellt werden, an vielen anderen Geräten auch).
In jedem Falle ist ein gutes Stativ wichtig (ich habe eins von König & Meyer : http://produkte.k-m.de/de/product?info=453&x664ef=01165bebdc2ee4da2ebaa14b95d44008 ).
Mehrere Stimmen nacheinander aufnehmen und nachher am Computer zusammenfügen habe ich noch nie gemacht und damit kenne mich daher nicht aus.
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Q & A: Kevlar-Einhängesaite?

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Frage:

Ich wollte eine Kevlar-Einhängesaite in meinen Acusticus-Saitenhalter einführen, fürchte aber, dass die zwei Löcher des Saitenhalters zu klein dafür sind. Hatten Sie auch dieses Problem?

Antwort:

Zwar hatte ich mal eine Kevlar-Einhängesaite aber ich glaube mit einem anderen Saitenhalter. Jedenfalls würde ich das vom Geigenbauer machen lassen. Eine nicht zu unterschätzende Schwierigkeit ist nämlich, einen guten Knoten zu machen, damit einem nicht plötzlich im dümmsten Moment (z. B. mitten im Konzert) der Saitenhalter um die Ohren fliegt.

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(Fast) trivial: Einmal pro Tag ein paar Minuten mit Metronom üben

Diesen kurzen Artikel schreibe ich mehr für mich selber als für andere: Man sollte das Metronom beim Üben immer griffbereit haben und es dann auch mindestens einmal pro Tag benützen. Ein stabiles Tempogefühl ist nämlich enorm wichtig im Musikeralltag. Vor allem bildet man dieses Tempogefühl nur in dem man es trainiert und da führt kein Weg am Metronom vorbei. Auch ist ein stabiles Tempogefühl nichts, was man einmal für immer gelernt hat. Wie mit der Intonation muss man täglich dranbleiben.

Oft merkt man erst in der Probe oder schlimmer noch: im Konzert, dass die anderen scheinbar eilen oder schleppen. Sehr gut möglich indes, dass man selber das Problem ist, insbesondere wenn man das Metronom zum letzten Mal vor drei Monaten benützt hat. Meistens ist die Situation im Konzert dann nicht mehr zu retten. Man kann dann nur noch gut auf die Mitmusiker hören und versuchen, sich ihnen anzupassen. Aber das ungute Gefühl, dass man in Sachen Tempo nicht stabil war, bleibt. Man kann es schlicht nicht mit Sicherheit ausschliessen, weil man nicht mit Metronom geübt hat. Und an sich ist dieses Problem völlig unnötig.

Eine gute Faustregel fürs Üben mit Metronom ist die folgende: Wenn man bei einem Stück oder einer Stelle überhaupt keine Lust hat, das Metronom anzuwerfen, dann sollte man unbedingt erst recht mal kontrollieren, ob in Sachen Tempostabilität alles in Ordnung ist und das Metronom zu Rate ziehen. Vermutlich ahnt das Unterbewusstsein nämlich, dass da unangenehme Wahrheiten ans Licht kommen könnten und will sich davor schützen.

Was ich keinesfalls propagieren möchte ist, nur noch mit Metronom zu üben. Aber einmal pro Tag während ein paar Minuten das gute Teil anzuwerfen schadet nie – im Gegenteil.

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Do’s and Dont’s im Orchester

Als ich noch Berufsanfänger im Orchester war, machte ich naturgemäss ein paar unsinnige Sachen. Mit der Zeit lernte ich, was man tun soll, und was man besser sein lässt. Natürlich gibt es hin und wieder Situationen, in denen Ausnahmen von den unten aufgeführten Tipps angebracht sind. Auch ist die Liste nicht vollständig. Aber grundsätzlich fährt man in meiner eigenen Erfahrung nicht schlecht, wenn man sich an Folgendes hält.

Do’s:

1. Richtig einsetzen, wenn andere in der Gruppe falsch eingesetzt haben.
Vielleicht ist man der einzige, der richtig gezählt hat und kann so ein Chaos schneller entschärfen. Keine falsche Bescheidenheit in diesem Falle.

2. Kollegen diplomatisch auf Lesefehler hinweisen.
Es wäre auch falsche Bescheidenheit, wenn man einen Kollegen, der in einer Stelle zum wiederholten Mal einen Ton falsch liest, nicht darauf hinweist. Man muss aber sehr diplomatisch und nett sein, sonst geht der Schuss nach hinten los.

3. Fingersätze nur bei wirklich komplizierten Stellen mit Erlaubnis des Pultnachbarn einschreiben.
Normalerweise schreibt man im Orchester keine Fingersätze ein, weil jeder einen anderen hat und immer zwei Musiker aus einer Stimme lesen. Bei richtig komplexen Stellen kann man aber eine Ausnahme machen. Solche Stellen sind indes sehr selten. Dann jedoch spart es wirklich sehr viel Zeit, einen Fingersatz reinzuschreiben (mit der Erlaubnis des Kollegen!), weil man dann nicht so viel üben muss und vor allem, weil man dann die Stelle auch wirklich zuverlässig spielen kann. In der Regel schreibt der Cellist der blättert die Fingersätze unterhalb der Notenlinie, der andere oberhalb. Bitte klein einschreiben und keine Telefonnummern (will heissen: nicht über jedem Ton einen Fingersatz sondern nur dort, wo es wirklich nötig ist, also etwa bei Lagenwechseln).

Dont’s:

1. Nicht lauter spielen, wenn der Pultkollege blättert oder schreibt
Ich dachte am Anfang, dass man den Klangausfall kompensieren muss. Meistens verändert sich dadurch aber die Klangfarbe der Gruppe zu drastisch und das ist nicht erwünscht. Einfach normal weiterspielen.

2. Keine Entscheidungen über Bogenstriche treffen, wenn man nicht der Stimmführer ist
Da ich am ersten Pult sitze, habe ich ab und zu in schlecht eingerichtetem Material offensichtlich fehlende Striche während der Probe eingetragen. Man sollte aber immer zuerst mit dem Stimmführer Rücksprache nehmen, sonst ärgert man ihn unnötig.

3. Nicht lauter spielen als der Stimmführer
Vor allem in Kantilenen, sollte man ihn klanglich führen lassen. Am besten spielt man gleich laut wie er. In einer richtig lauten Stelle, wo man sowieso nichts von den Celli hört, kann man durchaus alles geben (oder sich schonen, wenn man müde ist, spielt dann sowieso keine Rolle).

4. Nicht weiterspielen, wenn der Dirigent abwinkt
Es kann sehr peinlich sein! Im Orchesterlärm, spielt man manchmal mit kratzigem Klang oder übertriebenem Vibrato und vielleicht auch nicht ganz sauber, weil man sich selber nicht hört. Wenn man dann der letzte ist, der aufhört zu spielen, kann es unfreiwillig komisch klingen.

5. Nicht mit dem Fuss den Takt klopfen
Viele Kollegen fühlen sich davon gestört. Man muss Wege finden, den Takt ohne “Fussarbeit” zu spüren. Wenn ich im Orchester den Takt unbedingt klopfen will, dann mache ich es nur ganz leicht mit den Zehenspitzen. Das sieht niemand und stört daher auch nicht.

6. Nicht den Notenständer zu sich ziehen
Wenn man die Noten schlecht sieht, dann braucht man eine Brille. Man darf dem Nachbarn nicht den Notenständer wegziehen. Er gehört genau in die Mitte zwischen die beiden Musiker.

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Auf die Welt kommen mit der Stoppuhr

Wer diesen Blog verfolgt hat bestimmt schon längst gemerkt, dass ich so ein richtiger Cello-Geek bin, dem nichts ist zu abwegig ist, wenn es denn meine Motivation zum Celloüben zu fördern vermag.

Der heutige Tipp ist in diesem Licht zu sehen und übrigens nicht meine Erfindung.

Als ich nämlich vor über 10 Jahren noch Student war, besuchte ich einen Meisterkurs in Süddeutschland. Einer der Studenten – ein Schweizer – erzählte, wie sein Orchesterstellen-Lehrer zu ihm meinte: “Übe mal mit Stoppuhr – da kommst du auf die Welt! Man übt nämlich viel weniger als man denkt!” Sofort war mein Interesse geweckt. Zurück in der Schweiz grub ich also eine alte Digital-Armbanduhr mit Stoppuhr-Funktion aus und begann damit, täglich abzustoppen, wie viel ich wirklich übe.

Weil ich in solchen Sachen genau bin fing ich an, in der Tabellenkalkulation Buch zu führen, wieviel ich jeden Tag übe. Bis zum heutigen Tag und vermutlich bis an mein Lebensende stoppe ich jeden Tag ab, wieviel ich übe und führe mit diesen Daten in meiner Tabellenkalkulation ein Übetagebuch. Die Unterscheidung zwischen Brutto- und Nettoübezeit ist für mich sehr nützlich und interessant und vor allem ist die Differenz zwischen den beiden Zeiten beträchtlich. Würde ich nach der Bruttozeit gehen (wie es wohl die meisten Musiker tun), so hätte ich in meinem bisherigen Spitzenjahr 2007 im Schnitt 4h44min pro Tag geübt. Netto waren es aber “nur” 3h15min. Seitdem ging es mit meinen Übezeiten bergab. 2014 übte ich netto noch 1h18min pro Tag (brutto 1h46min). 2015 versuche ich wieder ein wenig mehr zu üben. Aber der Orchesterjob mit den fast 300 Diensten pro Jahr macht meinen Rücken, meine Arme, meine Hände sowie den Kopf müde und ich kann nicht mehr wie während dem Studium in solchen rauen Mengen üben. Immerhin bin ich mit den Jahren aber effizienter geworden – die andere wichtige Grösse in der Welt des Celloübens.

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Der Klang: Eine Frage der Einstellung

Vor einer Woche klang mein Cello nicht wie sonst. Dieses Mal war ich sicher, dass es nicht an den Saiten lag. Der Klang war nicht rund und hallig wie sonst wie sonst, die Ansprache extrem diffizil und beim Spielen tiefer Töne spürte ich am Cello unnatürlich viele Vibrationen des Korpus (fast wie Wolfstöne). Es machte wirklich keinen Spass, so zu spielen. Trotzdem hatte ich mehrere Konzerte zu bestreiten. Ich schob den Wolfstöter hin und her, nahm in weg, setzte ihn wieder auf, richtete den Steg auf den idealen 90-Grad-Winkel, probierte auch eine neue A-Saite. Ich verschob sogar selber den Steg, weil ich den Verdacht hatte, dass er nicht am richtigen Ort stand. Nichts half, vielleicht machte ich alles nur schlimmer.

Sobald ich Zeit fand, ging ich daher zu einem meiner bevorzugten Geigenbauer.

Es geht um Millimeter

Er stellte fest, dass der Stimmstock schief im Cello stand. Als er ihn gerade stellte, funktionierte das Cello schon besser. Dennoch klang es scharf und sprach nicht gut an. Ich bat ihn, den Stimmstock an einen Ort zu verschieben, wo die Ansprache weicher wird und der Klang wärmer. Millimeter für Millimeter tasteten wir uns an eine andere Einstellung heran. Als es immer noch nicht tat wie gewohnt, kontrollierte mein Geigenbauer die Position des Stegs und siehe da, er stand ein paar Millimeter zu weit unten. Danach klang das Cello besser und ich ging wieder nach Hause. Im Orchester merkte ich aber, dass das Cello seine butterweiche Ansprache und seinen gewohnten, ausgewogenen Klang immer noch nicht zurückgewonnen hatte. So ging ich am nächsten Tag wieder zum Geigenbauer. Im Korpus meines Cellos hat nämlich glücklicherweise eine schlaue Geigenbauerin mal die Position des Stimmstocks mit Bleistift eingezeichnet, bevor sie Steg und Stachelhalterung abnahm. Nach all dem Probieren am Vortag haben wir uns von dieser Position um mehrere Millimeter entfernt. Jetzt, da der Steg wieder an seinem richtigen Platz stand, bat ich den Geigenbauer, auch den Stimmstock wieder an die eingezeichnete Stelle zu bewegen. Als dies vollbracht war, war mein Cello wieder ganz das alte.

Ich bat nun den Geigenbauer, auch die Position des Steges einzuzeichnen.

Dieses Beispiel zeigt, dass es in bei Stimmstock und Steg eine Frage von Millimetern ist, ob ein Cello sein volles Potenzial abrufen kann oder nicht.

Warum haben sich Steg und Stimmstock verschoben? Keine Ahnung! Es könnte die trockene Luft gewesen sein, die Kälte wenn ich mit dem Fahrrad ins KKL fahre, eine Erschütterung…

Sinnvoll: Positionen des Stimmstocks und des Steges einzeichnen lassen

Was ich aber daraus gelernt habe: Wenn man mal eine gute Einstellung gefunden hat, dann ist es sehr sinnvoll, die genauen Positionen des Stimmstockes und des Steges mit Bleistift einzeichnen zu lassen. So sieht man selber, wenn etwas nicht stimmt und kann dem Spuk schneller ein Ende bereiten. Mit Spannung erwarte ich nun den Frühling, denn dann ändern sich die klimatischen Bedingungen wieder.

 

 

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Doping für Klang und Spielbarkeit: Ein neuer Saitensatz

Neue Saiten
Neue Saiten: Klanglich immer ein Plus…
…die Preise der guten Hersteller sind leider kein Klacks
…finanziell aber stets ein empfindliches Minus

Ein neuer, qualitativ hochwertiger Saitensatz ist nach ein paar Tagen Einspielzeit ein Segen, weil das Cello damit optimal klingt und in der Ansprache so unproblematisch ist, wie auf dem jeweiligen Cello möglich. Ein bisschen wie ein neues Auto seinen Wert jedoch bereits zu verlieren beginnt, wenn der stolze neue Besitzer den Schlüssel kriegt, verlieren auch neue Saiten ihren Klang und viele positive Eigenschaften nach dem Aufziehen, allerdings auf eine sehr allmähliche und kaum bemerkbare Art. So passiert es mir hin und wieder, dass ich nach einiger Zeit mich zu fragen beginne, was denn wohl mit dem Cello los ist, weil es nicht so schön rund und kräftig klingt wie sonst, die Ansprache weniger gut ist, und insbesondere die A-Saite eine unschöne metallische Klangfarbe abgibt. Die Antwort darauf ist oft, dass die Saiten abgespielt sind. Meistens wurstle ich noch ein paar Wochen weiter und hoffe, dass es besser wird. Aber normalerweise wird es schlechter und die unangenehmen Klangeigenschaften werden immer auffälliger.

Zwar weiss ich, dass es an den Saiten liegt, aber:

  • ein kompletter Saitensatz mit meinen Lieblingssaiten kostet auch bei den günstigsten Anbietern immer über 300 Franken
  • Saiten wechseln ist nicht meine Lieblingsbeschäftigung
  • und Saiten brauchen 1-2 Tage, bis sie die Stimmung halten und gewisse Saiten (meine bevorzugten tiefen) brauchen 2-3 Tage, bis sie richtig gut ansprechen und ihr volles Klangpotenzial entfalten.

Wie lange hält denn ein Saitensatz?

Je nachdem wie viel jemand spielt, können sich Saiten ziemlich schnell abnützen. Häufiges Umstimmen beim Üben von Stücken mit Skordaturen lassen die betroffenen Saiten noch schneller altern. Aber auch ohne ein Cello zu spielen, werden sich die Saiten abnützen, vermutlich, weil sie unter so starker Spannung stehen (meine A-Saite ist gemäss Herstellerangaben auf 18,5 kg angespannt, D-Saite auf 13,9 kg, G-Saite 14kg, C-Saite 13,5 kg – das sind ernst zu nehmende Kräfte). Ich kenne Solisten, die nach eigener Aussage vor jedem wichtigen Konzert neue Saiten aufziehen. Bei vielen Konzerten kommen die wohl auf vierzehntägliches Saitenwechseln. Am anderen Extrem der Skala gibt es Musiker, die ihre Saiten sozusagen nie wechseln und jahrelang mit den gleichen Saiten spielen. Ich selber wechsle den Saitensatz normalerweise alle drei Monate. Die A-Saite wechsle ich manchmal auch bereits nach 6 Wochen, weil sie unschön metallisch zu klingen beginnt und auch ansprachetechnisch lästig wird.

Im Normalfall bereut man einen Saitenwechsel nie

Wenn ich mich dann endlich dazu durchringe, die Saiten zu wechseln, so macht mir zwar weder die zu bezahlende Summe noch das Saitenwechseln Spass (im Gegenteil), doch die Tatsache, dass mein Cello plötzlich wieder um gefühlte 25 Prozent besser klingt und funktioniert, entschädigt dafür immer und wenn ich mich nicht an die absurd übertriebenen Preise erinnern würde, würde ich mich richtiggehend wundern, warum ich die Saiten nicht öfters wechsle.

Das Fazit ist für mich klar: Es ist die einfachste und zuverlässigste Methode, den Klang und die Spielbarkeit des Cellos zu verbessern.

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Heizsaison, unsere Celli sind wieder in Gefahr

Wenn der Winter naht und die Heizungen eingeschaltet werden, trocknet die Luft in den Häusern automatisch aus. Für Streichinstrumente stellt dies eine Gefahr dar, weil das Holz, aus dem sie gefertigt sind, “arbeitet”. Es nimmt Feuchtigkeit auf oder gibt sie ab und schwillt dadurch leicht an oder schrumpft ein bisschen. Als Musiker merkt man dies vor allem daran, dass die Saiten im Winter tiefer über dem Griffbrett liegen als im Sommer, weil das ganze Instrument im Winter ein kleines bisschen zusammenschrumpft. Zwar sind gut gebaute Instrumente so zusammengeleimt, dass bei entstehenden Spannungen im Idealfall zuerst die Leimnähte nachgeben sollten. Dennoch passiert es hin und wieder, dass ein Instrument auch irgendwo mitten in der Decke reisst. Das ist in jedem Fall eine unangenehme Sache, im schlimmsten Fall auch eine Wertverminderung und die Reparaturen kosten Zeit und Geld.
Ideal ist eine Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60%. Werte, die während dem Winter in den beheizten Häusern deutlich unterschritten werden.

Um Schäden am Instrument zu vermeiden, gibt es folgende Möglichkeiten:

Im Instrumentenzimmer einen Luftbefeuchter einsetzen

Am besten hat man ein Gerät mit automatischem Hygrostat, so wird die Feuchtigkeit kontinuierlich gemessen und das Gerät schaltet sich je nach Bedarf ein oder aus. Zwar muss man einen Luftbefeuchter pflegen, aber das ist mir persönlich lieber, als Schäden am Cello zu riskieren. Luftbefeuchter pflegen bedeutet Wasser nachfüllen, das Gerät entkalken und es reinigen. Alles ein bisschen mühsam aber sehr wichtig, da er sonst nach spätestens einem Jahr kaputt ist, habe es selber erlebt. Bei sehr kalkhaltigem Wasser nimmt er vielleicht noch schneller Schaden. Es empfiehlt sich auch sehr, die Bedienungsanleitung zu lesen, weil dort drin steht, wie man das Gerät zu pflegen hat.
Ich stelle die Feuchtigkeit meistens auf 45%, das müsste reichen, denn tropische Feuchte will man auch nicht. Der Befeuchter sollte übrigens nicht direkt neben dem Cello stehen. Es genügt normalerweise, wenn er im selben Raum steht.

Das Cello nicht in sehr trockenen Räumen aufbewahren

In meinem Fall ist dies z. B. das Theater. Im Winter wird die Luft dort so trocken, dass es meiner Meinung nach ein grosses Risiko ist, das Cello dort zu lassen, selbst wenn es ab und zu praktisch wäre.

Dampit?

Dampit ist ein weiteres Hilfsmittel für den Winter. Man steckt ein mit Wasser vollgesaugtes, längliches Kunststoffteil in die F-Löcher. Wie wirkungsvoll es ist, weiss ich nicht. Ich benütze es nicht, kenne aber viele Kollegen, die darauf schwören. Die Gefahr beim Dampit ist ein Wasserschaden im Innern des Cellos, was mir persönlich eine Horrorvorstellung ist. Möglicherweise ist es aber für den vielreisenden Musiker die einzige Lösung. Luftbefeuchter gibt es mittlerweile aber auch in sehr kompakter Form (mit einer 0,5-Liter-Pet-Flasche), welche man durchaus auch auf Reisen mitnehmen könnte.