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Der Do-it-yourself-Musiker

doityourself

Das eigene Instrument super zu beherrschen ist heutzutage in Anbetracht der grossen Konkurrenz das Minimum. Ein Musiker sollte heute eine Reihe weiterer Fähigkeiten draufhaben, um sich erfolgreich durchzuschlagen. Nicht zuletzt, weil nicht jeder einen ganzen Staff oder mindestens einen Manager hat, der einem den Rücken frei hält. Hier eine Auswahl der Fähigkeiten, die mir für einen Musiker, der konzertieren will, wichtig und nützlich scheinen.
Ich habe mir die folgenden Fähigkeiten in einer Kombination aus “Learning-by-doning” und “Trial and error” angeeignet. Auf Youtube gibt es zu vielen hier erwähnten Themen gute Instruktionen und man findet auch sonst vor allem im englischsprachigen WWW gute Infos.

Noten am Computer schreiben: Der Vorteil der am Computer geschriebenen Noten ist die gute Lesbarkeit. Es ist sehr nützlich, ein Notensatz-Programm zu beherrschen, selbst wenn man nicht komponiert. Es kommt z. B. vor, dass im Orchester extrem unleserliches Material verteilt wird. Dann kann man eine eigene Stimme herstellen, was in Proben und Konzert unnötigen Stress vermeidet. Die Kollegen freuen sich auch darüber. Ein gutes, kostenloses Programm ist MuseScore. Auf Youtube gibt es viele Anleitungen.

Homepage gestalten und pflegen: In einem derart kompetitiven Umfeld wie der Musik ist ein Künstler ohne Web-Präsenz so gut wie inexistent. Wer darüber hinaus seine Homepage selber baut und unterhält, spart nicht nur Geld und lernt eine nützliche Fähigkeit, sondern hat auch maximale Flexibilität bei der Gestaltung und beim Aktualisieren. Denn nur eine regelmässig aktualisierte Homepage mit möglichst interessanten Informationen ist sinnvoll. Ich arbeite mit einem Programm namens Freeway Pro, welches ziemlich leicht zu bedienen ist. Es gibt aber zahlreiche andere Möglichkeiten wie z. B. das Redaktionssystem Joomla, welches mir einen sehr guten Eindruck macht und auch ein Blog etwa bei WordPress kann praktisch sein. Wichtig ist, eine eigene Domain zu haben (d. h. www.SebastianDiezig.com und nicht irgendwas wie bluewin.ch/users/websites/sdiezig.html , eigentlich selbstverständlich.)

Networking: Fürs Networking gibt es zahllose Möglichkeiten wie z. B. Facebook. Fast wichtiger scheint mir aber, Konzerte anderer (befreundeter) Künstler zu besuchen und die Leute danach backstage kurz zu treffen. Dies ist ohnehin eine wichtige Art der Unterstützung unter Musikern sowie eine gute Inspirationsquelle.

Publikum werben: Ich glaube, dass sich viele Musiker nicht bewusst sind, was es eigentlich braucht, einen Saal mit Publikum zu füllen. Stellen Sie sich einen grossen Konzertsaal wie das KKL vor: Niemand will vor leeren Rängen spielen! Tatsächlich gibt es extrem viele gute Cellisten. Aber nur wenige haben ihren Namen derart etablieren können, dass sie locker ein KKL füllen. (Deshalb werden für solche Künstler auch zum Teil sehr hohe Honorare bezahlt, weil die dann überall gefragt sind). Wenn ich mich in die Lage eines Konzertveranstalters versetze und mir vorstelle, dass ich einen Konzertsaal mit einer bestimmten Anzahl Plätzen habe, dann ist meine erste Überlegung: Welcher Künstler garantiert mir einen vollen Saal? Als Musiker muss man daher versuchen, immer so viele Leute wie möglich ins Konzert mitzubringen. Und wie bei “Networking” oben beschrieben, die Konzerte anderer Musiker besuchen. Denn ohne Publikum geht gar nichts und jeder sollte seinen Beitrag leisten.

Für die Publikumswerbung ist Facebook gut (Veranstaltungseinladung), ein Newsletter sowie Mund-zu-Mund-Propaganda und last-but-not-least: Auf der eigenen Homepage ein bisschen Hype erzeugen (warum nicht ein Countdown?). Auch nicht schlecht sind eigens designte Postkarten bei Vistaprint.ch. Allerdings ist der Versand dann recht aufwendig. Bei der Publikumswerbung ist Kreativität und Mut gefragt, nicht notwendigerweise viel Geld.

Presse anschreiben: Ein Artikel über ein kommendes Konzert in einer Zeitung kann auch Publikumsinteresse generieren. Man sollte die Medien frühzeitig anschreiben und nicht enttäuscht sein, wenn Sie nicht antworten oder einen nicht berücksichtigen. Es ist immer ein Versuch wert. Was logischerweise aussichtslos ist, ist eine Zeitung im Tessin anzuschreiben, wenn man ein Konzert im Thurgau hat.

Blattlesen: Eine Fähigkeit, die wohl schon immer sehr wichtig war. Wer gut vom Blatt liest, der spart enorm viel Zeit und zwar nicht nur, wenn er in einer Probe alles zuverlässig und schön vom Blatt spielen kann, sondern auch beim Erlernen neuer und schwieriger Solo-Literatur. Ich war lange Zeit so schlecht im Notenlesen, dass das blosse Entziffern eines neuen Stücks bereits enorm viel Zeit in Anspruch nahm. Glücklicherweise muss man im Orchester in immer recht wenig Zeit sehr viele Noten “fressen” und verbessert sich so automatisch. Aber auch gezieltes Training wirkt. Auf Youtube und auch sonst im WWW gibt es gute Tips (suchen Sie nach “how to sight read” oder ähnliche Suchabfragen). Besonders empfehlenswert ist es, jeden Tag ein kleines Stück oder ein paar Seiten eines Stückes vom Blatt zu lesen. Am besten mit Metronom in einem Tempo, welches einem erlaubt, das Stück fehlerfrei zu bewältigen, und ohne anzuhalten (Fehler später untersuchen und korrigieren). Anfangen sollte man mit nicht zu schwierigen Stücken. Ich drucke gerne auf imslp.org ein Stück zum lesen aus.

Gut vom Blattlesen setzt auch eine sehr gute Technik voraus. Tonleitern und Arpeggios helfen. Mehr Tipps zum Üben hier und mehr Tipps zum Zeit sparen hier.

Video und Audio von einem Konzert produzieren: Videokameras kosten nicht mehr alle Welt, gute Stative etwas mehr und Recorder wie die verschiedenen Modelle der Marke “Zoom” (Stativ separat zu kaufen) sind auch relativ erschwinglich. Jeder Musiker sollte seine Konzerte mindestens auf Audio aufnehmen und hinterher hören. Mit einem Zoom Handy Recorder (ich habe den H4n) erzielt man mit etwas Erfahrung eine sehr gute Klangqualität, die meiner Meinung nach auch für eigene CD-Produktionen und Demos reicht. Wer dazu noch an einem guten Ort im Saal eine HD-Videokamera aufstellt und evtl. wie ich eine liebe Frau hat, die die Kamera auch noch führt, um das Video etwas interessanter zu machen, der kann dann die Audiofiles bsp. in SoundStudio (günstige und einfach zu bedienende Software von Felt Tip Inc.) bearbeiten (Hall hinzufügen, Applaus usw. wegschneiden, evtl. auch kleine Schnitte und Korrekturen) und in iMovie Ton und Video zusammenfügen und dann alles auf Youtube hochladen.

Konzerte an Land ziehen: Dies ist wirklich extrem tricky und schwierig. Ich selber bin kein Profi darin. Glücklicherweise werde ich oft angefragt, was die viel bessere Situation ist. Es spielt definitiv eine Rolle, wieviel Publikum man anzieht (siehe oben “Publikum werben”). Und dann auch wer einen kennt (daher: Kontakte pflegen, Konzerte von Kollegen besuchen, Homepage haben, Kollegen gut behandeln, Presse miteinbeziehen usw.) Aber das Feld ist sehr kompetitiv. Ein Musiker, der sich aus der Masse abheben kann, hat wohl bessere Chancen. Aber das ist leichter gesagt als getan. Eine Möglichkeit wäre z. B. sich auf bestimmte Sachen zu spezialisieren (ich spiele z. B. gern Solo-Rezitals mit heiklen Programmen, die nicht jeder spielen will und komponiere auch eigene Werke für Solo-Cello). Jeder sollte sich bewusst sein, dass nichts einfach so aus dem Himmel kommt. Fast noch besser als Konzerte an Land ziehen wäre, Konzerte selber zu veranstalten. Einerseits würde man so mehr Arbeit für Musiker generieren und höchstwahrscheinlich sehr viel lernen über die Schwierigkeiten des Konzertbetriebs (Finanzierung, Publikumswerbung, Organisatorisches…).

Immer mehr wissen wollen. Die oben genannten Fähigkeiten habe ich nur kurz angesprochen. Natürlich muss jeder, der sich damit befassen will, viele Infos und Anleitungen zusammensuchen. Zum Glück haben wir heutzutage das Internet, in dem man enorme Informationsschätze findet. Bitte vergeben Sie mir, dass ich jetzt nicht anfange, hier Links anzusammeln. Wenn ich etwas wissen will, dann google ich es und merke mir die Adresse normalerweise nicht. Mit der Zeit trägt man aber sehr viele Mosaiksteinchen mit Informationen zusammen und kann sie zu einem sinnvollen Gesamtbild zusammenfügen. Jeder muss sich immer weiterbilden!

Fit und gesund bleiben: Cellospielen und die oben genannten Punkte sind alle sitzende Tätigkeiten. Nebst dem täglichen üben (so viel wie möglich) sollte ein Musiker deshalb auch extra Zeit investieren um körperlich fit und gesund zu sein (wie jeder andere Mensch auch). Ich fahre gern Rennrad (1-2x pro Woche) und fahre immer mit dem Rad zur Arbeit und mache zudem jeden Tag Krafttraining mit meinem eigenen Körpergewicht. Ein anderer sehr guter Sport ist Schwimmen (vor allem crawlen). Wichtig ist logischerweise auch genug Schlaf, so banal es klingen mag.

 

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Presseartikel: “Ein Kammermusik-Abend voller Kontraste” (Bergsträsser Anzeiger)

Datum: 12.10.2011
Medium: Bergsträsser Anzeiger
Titel: Ein Kammermusik-Abend voller Kontraste
Original: Ja

12. Oktober 2011 | Von Karin Pfeifer

Ein Kammermusik-Abend voller Kontraste

Kunstfreunde Bensheim: Viel Beifall für drei Cellisten und einen Pianisten im Parktheater

BENSHEIM. Die Kunstfreunde Bensheim überraschen in jüngster Zeit bei ihren Konzerten durch ungewöhnliche Besetzungen und seltene Programme. Auch das jüngste Konzert verdeutlichte diese Absicht. Ein Konzert mit drei Cellisten in Verbindung mit einem Pianisten wird sicher nicht sehr oft angeboten. Im Bensheimer Parktheater musizierten Mattia Zappa, Sebastian Diezig und Yoel Cantori (Violoncello) sowie Massimiliano Mainolfi (Klavier).

Da es für diese Besetzung fast keine Literatur gibt, sind Bearbeitungen zwingend notwendig. Mattia Zappa erwies sich hierbei als sehr geschickt. So erklang zu Beginn die Gambensonate Nr. 2 BWV 1028 von Johann Sebastian Bach in seiner Fassung für drei Celli. Die Gambe selbst ist bereits seit der Wiener Klassik aus dem Konzertsaal verschwunden. Allerdings werden die drei Originalsonaten, die zwischen 1717 und 1723 entstanden sind, auf Viola oder wie hier auf das Cello übertragen. Bei dieser Aufführung wurden zudem die Ober- und die Unterstimme des Cembalos den beiden anderen Celli zugeordnet. Da hier die Akkorde der Cembalostimme fehlten, wurde die lineare Stimmführung besonders hervorgehoben. Zudem entstand durch die durchsichtige schlanke Tonführung eine Wiedergabe von ganz eigenem Reiz.

 

Krasser Stilwandel

Joseph Haydn hat für seinen Arbeitgeber Fürst Esterházy, ein leidenschaftlicher Baryton-Spieler, zahlreiche Trios und Divertimenti geschrieben. Auch dieses Instrument mit seinen sechs Saiten und den 20 mitschwingenden Resonanzsaiten ist in der folgenden Zeit aus der Literatur verschwunden.

Aber bereits zu Haydns Zeit wurde das Divertimento D-Dur alternativ mit drei Violoncelli besetzt. Auch die Wiedergabe dieser leicht eingängigen Musik bevorzugte das schlanke Klangbild, bei dem die einzelnen Stimmen gut miteinander korrespondierten.

Mit Astor Piazzolas “Grand Tango” erfolgte zum Abschluss des ersten Programmteils ein krasser Stilwandel. Mattia Zappa spielte diesen konzertanten Tango leidenschaftlich zupackend mit grossem Ton und ausdrucksvollem Vibrato. Temperamentvol wurde er von Massimiliano Mainolfi am Klavier unterstützt.

Der zweite Teil dieses Kammermusikabends begann mit einem 2007 komponierten Werk für Violoncello solo von Giovanni Sollima. “La Folia” greift die barocke Form einer ständig wiederholten Bassmelodie auf, über der sich Variationen entwickeln. Aus spieltechnischen Gründen mussten hierbei die beiden tiefen Saiten oktaviert auf den Ton G eingestimmt werden. Darüber entwickelten sich Variationen ganz unterschiedlichen Charakters. Sebastian Diezig meisterte die Vielzahl an technischen Schwierigkeiten voller Bravour und glänzte mit eindrucksvoller Gestaltung.

1915 ist die Cellosonate von Claude Debussy entstanden. Auch hier erwies sich Zappa als sehr wandlungsfähiger Interpret. Sein Spiel kostete den Farbenreichtum dieses Werks voll aus. Der häufig episodenhafte Aufbau mit seinen vielen stimmungsmässigen Kontrasten wurde im guten Zusammenspiel mit dem Pianisten überzeugend dargestellt.

 

Aufbäumen gegen das Schicksal

Die beiden Musiker spielten anschliessend “Malinconia” von Jean Sibelius. Hier verarbeitet der Komponist den Tod seiner geliebten Tochter Kirsti. Die tiefe Trauer überträgt er hierbei auf die Bevorzugung der tiefen Lage des Cellos und dessen melancholische Melodik. Den reich gestalteten Klaviersatz könnte man vor allem in den Läufen und Arpeggien kurz vor dem verklingenden Schluss als Aufbäumen gegen das Schicksal deuten.

Versöhnlichen Wohlklang strahlt dagegen das Requiem op. 66 für drei Celli und Klavier von David Popper aus. Auch bei diesem 1891 in London uraufgeführten Werk für einen verstorbenen Freund geht es um Trauer und Wehmut, aber auch im Trost durch die Musik.

Nach diesem besinnlichen Abschluss des auf Kontrast ausgerichteten Programms gab es viel Beifall, der mit zwei ganz unterschiedlichen Zugaben belohnt wurde: Auf den Anfang von Verdis “La Traviata” folgte ein zarter Bach-Satz, mit dem der Kreis zum Konzertbeginn wieder geschlossen wurde. Karin Pfeifer

 

BensheimBA

 

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Presseartikel: “Fantasie für drei Stimmen” (Darmstädter Echo)

Datum: 10.10.2011
Medium: Darmstädter Echo
Titel: Fantasie für drei Stimmen
Original: Nein

10. Oktober 2011  | Von Klaus Trapp

Fantasie für drei Stimmen

Konzert: Findige Cellisten präsentieren ihre Bearbeitungen im Bensheimer Parktheater

BENSHEIM. 

Wenn drei Cellisten gemeinsam auftreten wollen, müssen sie besonders findig und fantasievoll sein, denn es gibt kaum Originalliteratur für diese Besetzung. Also bearbeitete der Cellist Mattia Zappa für sich und seine Kollegen Sebastian Diezig und Yoël Cantori Gambensonaten von Bach, wobei er geschickt die in den Originalen angelegte Dreistimmigkeit nutzte. Im zweiten Konzert der Saison bei den Bensheimer Kunstfreunden stand Johann Sebastian Bachs G-Dur-Sonate BWV 1027 am Beginn, und man erlebte eine fast schon romantisierende Wiedergabe mit variabler Dynamik und deutlicher Akzentuierung der jeweils führenden Stimme.

Eine weitere Fundgrube für die drei Cellisten sind Joseph Haydns ursprünglich für das Baryton, ein mit der Gambe verwandtes Instrument, bestimmte Trios. Haydns D-Dur-Divertimento wurde besonders leichtflüssig und feinsinnig vorgeführt, wobei die Homogenität des Spiels beeindruckte. Mit einem Augenzwinkern spielte die Dreiergruppe als eine der Zugaben das Vorspiel zu Verdis „La Traviata“ – Orchestermusik, auf raffinierte Weise reduziert. Und beim letzten offiziellen Programmpunkt, dem Requiem op. 66 für drei Celli und Orchester von dem aus Prag stammenden Romantiker David Popper, wurde der Orchesterpart aufs Klavier übertragen, während die Streicher in sonoren Klängen und eingängigen Melodien schwelgten.
Doch es gab auch Solistisches an diesem stilistisch vielfältigen Abend. Mattia Zappa und Massimiliano Mainolfi boten den Grand Tango von Astor Piazzolla in einer zugleich energischen und ausdrucksstarken Version, wobei der temperamentvolle Pianist manchmal im Eifer des Gefechts den Cellisten übertönte. Differenzierter gingen die beiden mit der späten Cellosonate von Claude Debussy um, deren kompositorische Finessen ausgekostet wurden. Recht robust dagegen geriet das Charakterstück „Malinconia“ von Jean Sibelius, eine eigenartige Mischung von düsteren Gebärden und virtuos auftrumpfenden Passagen.
Der Schweizer Cellist Sebastian Diezig steuerte eine gemäßigt moderne Kostbarkeit bei: „La Folia“ für Cello solo von dem 1962 in Palermo geborenen Giovanni Sollima. Nach barockem Muster werden über einem ständig wiederholten Bassmotiv Variationen entwickelt, wobei die Tonsprache sich vom tonalen Zentrum behutsam entfernt. Der Cellist vertiefte sich technisch gewandt und mit starker Intensität in die einfallsreichen Verwandlungen, in raschem Wechsel streichend und zupfend – eine von den Zuhörern im Parktheater Bensheim mit besonders kräftigem Beifall bedachte Leistung.

 

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Liebes Publikum, die neusten Meldungen:

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1. Neues Video “La Folia” – ein besonderes Solostück Giovanni Sollimas
Für die Interpretation von Giovanni Sollima erhielt ich im Jahr 2008 in Zagreb am Internationalen Cello-Wettbewerb “Antonio Janigro” den Spezialpreis für das beste Pflichtstück überreicht. Es war eine grosse Ehre, den Preis vom Komponisten Giovanni Sollima persönlich überreicht zu bekommen.

Am Benefizkonzert letzten Sonntag in Neuenburg habe ich endlich ein Video davon aufgezeichnet. Ich weiss, das die ganze Welt hat auch ohne diese neue Aufnahme funktioniert hat. Trotzdem finde ich, dass es ein sehr cooles und originelles Stück mit einer gelungenen Mischung aus barocken, popigen, jazzigen, rockigen und irischen Klängen ist. Dazu kommt die ungewöhnlichen Skordatur, die dem Cello einen fast kontrabassigen Klang gibt. Geniessen Sie die Aufnahme und hinterlassen Sie Ihre Kommentare auf Youtube oder im Gästebuch auf dieser Seite!

 

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2. Benefizkonzert in Neuenburg: 1125 Fr – herzlichen Dank für Ihre Grosszügigkeit!
Der Auftritt der “Cellomaniacs” Yoël Cantori, Mattia Zappa und mir in Neuenburg zu Gunsten der Association Mail Mali war ein Erfolg. Dank dem zahlreich erschienenen und spendablen Publikum konnten wir 1125 Schweizer Franken sammeln und der Association schenken. Danke an alle! Es hat Spass gemacht, für Sie zu spielen.

 

3. Presseartikel online über die “Cellomaniacs” in Bensheim
Im Bergsträsser Anzeiger ist ein wohlwollender Bericht über das Konzert von morgen in Bensheim erschienen. Mit Mattia Zappa, Yoël Cantori und Massimiliano Mainolfi spielen wir dort ein sehr abwechslungreiches Programm in einer Besetzung, wie sie die Kunstfreunde Bensheim noch nie geboten haben! Falls Sie in der Gegend sind: Es lohnt sich zu kommen. Den Presseartikel können Sie hier lesen.

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Video: Giovanni Sollima: La Folia

 

Sebastian Diezig, Cellist, performing Giovanni Sollima’s “La Folia”.
The piece was written in 2007 and has an unusual scordatura requiring the cellist to tune the C string down to a G which gives this double bass sound in the bass lines. I was awarded the special price for the performance of this particular work at Janigro Competition 2008 in Zagreb.
Live Recording October 2, 2011 in Neuchâtel, Chapelle de la Maladière.

 

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Warum Cellisten mit Gehörschutz spielen lernen müssen

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Das erste Thema, das ich hier besprechen will, ist eines meiner Lieblingsthemen. Glauben Sie mir: Musiker zu sein ist eine Offenbarung. Ich bin es mit Leib und Seele. Aber es ist auch so, dass es sehr laut ist auf einem Konzertpodium. Normalerweise wird ordentlich gekesselt und 130 Dezibel sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Im Sinfonieorchester sowieso und im Orchestergraben erst recht. Aber auch Kammermusik und das eigene Üben sind eine Belastung (jaja, auch ein Cello ist laut, fragen Sie Ihre Nachbaren (an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an meine Nachbarn)). Ich habe mal einen Trompeter sagen gehört, dass er Trompete gar nicht laut finde. Er meinte das wirklich ernst. Vermutlich lacht er sich kaputt, wenn er hier liest, dass ein Cello laut ist, denn wenn er spielt, hört er wohl vom Cello gar nichts mehr. Ich schätze Trompete sehr, aber wer wie ich öfter mal eine ganze Vorstellung vor einer Trompete gesessen hat, der weiss, dass das ein sehr lautes Ding ist. Dies nur am Rande.

Wir sind heutzutage in der sehr glücklichen Situation, dass das Thema Gehörschutz und Gehörschäden nicht mehr totgeschwiegen wird. (Sogar unser Orchesterbüro hat uns im letzten Lohnbrief zum Tragen des Gehörschutzes aufgefordert.) Auch existieren mittlerweile sehr gute Gehörschütze der Marke Elacin. Jeder junge Berufsmusiker und auch Amateurmusiker sollte lernen, damit zu spielen. Ich spiele im Graben meist mit dem 25er-Filter. Das heisst der Lärm wird um 25 Dezibel reduziert. Im Sinfoniekonzert nehme ich normalerweise den 15er-Filter. Fangen Sie früh mit Gehörschutz an. Wenn Sie nämlich erst später in der Karriere beginnen, dann können Sie vermutlich die 15er und 25er-Filter vergessen und müssen mit dem 9er Vorlieb nehmen, da Sie sonst nicht genug gut hören. Den totalen Frieden im Graben hat man aber nur mit dem 25er :-)

Auch allein üben ist nicht leise! Üben tue ich je nach Stück und Lautstärke mit dem 15er- oder 25er-Filter, gelegentlich selbstverständlich auch ohne Gehörschutz um den Klang besser zu beurteilen und auch immer wieder mit Hoteldämpfer. Ich habe nicht das Gefühl, dass mein Klang darunter gelitten hat. Im Gegenteil ist es meiner Meinung nach sehr wichtig, zu Hause mit dem Gehörschutz zu üben, damit man im Ernstfall daran gewöhnt ist. Wir würden ja auch nicht zu Hause eine schwierige Stelle mit einem Fingersatz üben und im Konzert dann einen völlig anderen verwenden, oder? Das wäre ungefähr das Gleiche. Der Klang eines Musikers leidet vor allem dann, wenn er nicht übt. Gehörschutz schadet da eher weniger.

In einem Solo-Konzert oder einem Kammermusik-Konzert spiele ich normalerweise ohne Gehörschutz. Doch sollte man die Lautstärken auch da nicht unterschätzen und in den Proben schrecke ich auch nicht davor zurück, ihn zu verwenden (insbesondere Klaviertrio ist für Cellisten laut – der Flügel hämmert nur ein paar Zentimeter hinter einem) und zudem sind die Probenräume oft sehr klein.

Im Orchester nehme ich für ein Solo den Gehörschutz sowieso raus. Auch gibt es manchmal sehr leise oder sehr heikle Stellen, in denen ich ohne Gehörschutz wohler bin.

Es ist mit Sicherheit etwas schwieriger, mit Gehörschutz zu spielen. Ich musste mir gewisse Tricks angewöhnen, um die Töne immer sauber zu treffen. Ich berühre zum Beispiel beim Spielen oft mit dem Schädel leicht einen der Wirbel oder mit dem Kiefer den Cellohals. Über meinen Körper höre ich mich so selber besser. Das andere Wichtige ist: Gute Fingersätze haben. Aber das ist auch ohne Gehörschutz wichtig und wäre für sich ein interessantes Thema für einen anderen Artikel.

Warum sollte also ein Musiker mit Gehörschutz spielen lernen: Weil es ganz klar ist, dass ein Musiker ohne Gehörschutz früher oder später ein irreversibles Gehör-Problem kriegen wird. Die Lautstärken sind vergleichbar mit denen an einem Rock-Konzert. Die ständige Exposition von tausenden von Stunden pro Jahr gibt den Ohren dann noch den Rest. Und wenn der Schaden mal da ist, dann wird es bestimmt schwierig werden, sicher und präzis zu musizieren. Der Gehörschutz ist da also das geringere Übel.

Als Cellist sollte man meiner Meinung nach auf die optionale Kordel, die in den Elacin-Gehörschutz eingebaut werden kann, verzichten. Ich habe es probiert und mich hat gestört, dass die Kordel während dem Spielen ständig die Schnecke streift, was man in den eigenen Ohren sehr gut hören kann.

Mein Eindruck ist, dass viele Musiker eine Abneigung gegen den Gehörschutz haben, weil sie keinen guten Gehörschutz haben. Glauben Sie mir: diese gelben, billigen Schaumstoff-Oropax sind gut fürs Heimwerken, aber nicht fürs Musikmachen. Ein guter Gehörschutz muss den Klang eins-zu-eins wiedergeben (also eine lineare Dämpfung über alle Frequenzen haben) und muss so konzipiert sein, dass man das eigene Blut nicht rauschen hört. Alles andere ist in meinen Ohren unbrauchbar. Der oben genannte Gehörschutz (Elacin) erfüllt diese Anforderungen.

Ein letztes Wort: der Applaus ist auch nicht leise. Wenn man schon das ganze Konzert mit Gehörschutz gespielt hat, kann man die Stöpsel auch noch für den Beifall drin lassen.

 

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Presseartikel: “Drei Celli und ein Flügel” (Bergsträsser Anzeiger)

Datum: 1.10.2011
Medium: Bergsträsser Anzeiger
Titel: Drei Celli und ein Flügel
Original: Nein

 

Kunstfreunde Bensheim: Besonderes Konzert am 8. Oktober im Parktheater

Drei Celli und ein Flügel

Bensheim. Wenn sich beim nächsten Konzert der Kunstfreunde Bensheim am kommenden Samstag (8.) drei Celli und ein Steinway-Flügel die Bühne des Parktheaters teilen, so tritt damit ein Ensemble in einer Instrumentenkombination auf, die so in der Konzertreihe noch nie zu hören war. Fest steht: Es handelt sich um eine überaus lohnenswerte Premiere, garantiert nicht nur für Cello-Fans.

Die seltene Kombination geht zurück auf die Idee dreier Freunde, nämlich der Cellisten Mattia Zappa, Yoel Cantori und Sebastian Diezig. Sie verbindet nicht nur eine langjährige Freundschaft, sondern vor allem die Leidenschaft fürs Cellospiel. “Man kann durchaus sagen, dass wir besessen sind”, so Sebastian Diezig. Und weil das so ist, lag nichts näher, als sich für ein “cello-manisches” Konzert zusammenzutun.

Gemeinsam mit Massimiliano Mainolfi (Klavier; kleines Bild) bildet Mattia Zappa außerdem ein sehr erfolgreiches Duo: Die Interpreten sind in Bensheim keine Unbekannten. Ihr Auftritt wurde bereits vor zwei Jahren im Parktheater gefeiert. Der Schweizer Zappa und der Italiener Mainolfi schlossen sich während ihres Musikstudiums an der weltweit renommierten New Yorker Juillard School 1994 zu einem Duo zusammen.

Ihr gemeinsames Debüt in der Carnegie Hall gaben sie im März 2001, zwei Jahre später folgte das Debüt im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie. Das Duo wird immer wieder zu internationalen Festivals eingeladen, aber auch als Solisten sind die beiden Musiker sehr gefragt.

Streifzug durch die Jahrhunderte

Die anderen beiden Cellisten, Sebastian Diezig und Yoel Cantori, kommen ebenfalls aus der Schweiz und sind dort als Solocellisten und Konzertmeister berühmter Orchester tätig. Gemeinsam machen die drei “Cellomaniacs” mit ihren Instrumenten in Bensheim einen Streifzug durch die Cello-Literatur der letzten dreihundert Jahre, teils gemeinsam, teils in unterschiedlichen Besetzungen: Alle drei Celli solo sind zu hören mit der Bearbeitung einer Bach’schen Gambensonate und einem Divertimento von Haydn. Einen ganz anderen Schwung bringt Astor Piazzollas berühmter Grand Tango auf die Bühne und weiter geht’s mit Debussy, Sibelius und Sollima.

Für das gelungene Solo-Stück von Sollima wird Diezig seine C-Saite auf ein “G” runterstimmen “und dann geht es richtig ab”, so Diezig selbst. Der Konzertabend geht mit David Poppers “Requiem für drei Celli und Klavier” zu Ende. zg

 

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“Cellomania” mit drei “Cellomaniacs” in Neuenburg und Bensheim (D)

sebastian_diezig_mattia_zappa_yoel_cantorilcantori

Mit meinen beiden Freunden, den hervorragenden Cellisten Mattia Zappa und Yoël Cantori, verbindet mich ausser der langjährigen Freundschaft vor allem die Leidenschaft fürs Cellospiel. Man kann durchaus sagen, dass wir besessen sind. Was liegt da näher, als uns für ein cello-manisches Konzert zusammen zu tun? Genau das haben wir nun getan! In Neuenburg (2.10.) und in Bensheim (8.10.) können Sie erleben, wie wir Bachs erste Gambensonate auf drei Celli spielen, wie ich meine C-Saite für das gelungene Solo-Stück von Sollima auf ein G runter stimme und es dann richtig abgeht sowie Einiges mehr! In Neuenburg dient der Erlös des Konzerts auch noch einem guten Zweck. Wir freuen uns über Ihren Besuch.

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Videos: Sándor Veress: Sonata for cello solo (1967)

First movement:

 

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Sebastian Diezig plays Sándor Veress’ Sonata for cello solo.
Live Recording Aarau July 21, 2011. Program for that recital was the solo sonatas by Veress and Kodaly.
“The last movement of the Veress solo sonata displayed in this video is very tricky to play by heart. I like it very much though because it shows the composer’s seemingly unlimited musical imagination. This music is not tonal but still sounds right, you know what i mean?

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Zoltán Kodály: Sonata for cello solo

First movement:

 

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Third movement:

 

Sebastian Diezig, cello

Sebastian Diezig plays Zoltán Kodály’s Sonata for cello solo.
Live Recording Aarau July 21, 2011.

“Program for that recital was the solo sonatas by Veress and Kodaly, which was a healthy challenge. I would do it again anytime though.

The Veress Solo Sonata is not exactly easy but this Kodaly Sonata is probably the most difficult piece I have learned so far. Anyways, I love to play it because it is great music and playing this kind of material keeps me in shape and helps me progress.

This Kodaly composition is a milestone in cello playing technique. I think it did for the cello a comparable job as Bach’s Suites did a couple of hundred years earlier in order to help establishing the instrument in a solo recital setting.

In order to play this piece you have to tune the C string down to a B and the G string down to an F sharp. Makes the whole thing a little tricky but as I said this is one of the great solo pieces of the 20th century so it pays off.

As you can see: Double-stops all the time, left-hand pizzicatos at every corner, extremely fast virtuosic passages, all the notes of the cello used from the lowest up to the highest (sometimes at once) and of course this scordatura (the lower two strings need to be tuned down half a step). In addition it’s not easy to play by heart because it is quite complicated. But you have no choice as there is no time for page turning.”