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6 grundlegende Tipps (nicht nur) für Musiker

Nicht nur für Musiker
Nicht nur für Musiker

1. Sei fleissig

Weil sie nicht oder kaum üben, klingen Faule Musiker ohne Ausnahme schlecht. Sie sind unvorbereitet und daher in jedem Ensemble ein Bremsklotz. Sie finden immer eine Ausrede: Sie üben nicht, weil sie keine Zeit haben, sie haben falsch gespielt, weil das Licht schlecht war oder weil der Kollege nebenan zu früh geblättert hat usw. Fakt ist aber: Niemand spielt gerne mit ihnen. Sei deshalb anders und mache das Gegenteil: Übe viel und bleibe somit fit auf deinem Instrument. Bereite deine Stimme immer vor und höre Aufnahmen von den zu spielenden Stücken, damit die Kollegen gern mit dir spielen.

2. Sprich nicht schlecht über andere Musiker

Hin und wieder gerät man in Gespräche, in denen schlecht über andere Musiker gesprochen wird. Auch wenn die zur Sprache stehenden Kollegen nicht über jeden Zweifel erhaben sind, sollte man vermeiden, selber negative Aussagen beizusteuern. Erstens bringt es nichts (der Kollege wird dadurch nicht besser). Zweitens kann man nur seine eigene Leistung kontrollieren und sollte daher dort ansetzen und vor der eigenen Haustüre kehren. Und drittens schädigt man seinen eigenen Ruf, wenn man über andere schlecht redet, weil die Leute das registrieren und einem mit der Zeit nicht mehr vertrauen. Ausserdem ist es schade um die Zeit.

3. Der eigene Ruf

Ein guter Ruf wird über Jahre aufgebaut, indem man kontinuierlich ausserordentlich gute Arbeit abliefert und sich vorbildlich verhält. Zwar kann man einen guten Ruf kaum über Nacht zerstören. Wenn man aber über längere Zeit die Zügel schleifen lässt, wird man mit der Zeit ein anderes Image haben. Man sollte daher immer versuchen, den guten Ruf zu bewahren, denn er ist sehr viel wert. Daraus folgt, dass man sich nie auf den Lorbeeren ausruhen darf, nie überheblich werden darf, nie auf andere herabschauen soll und immer gute Arbeit leisten muss.

4. Sei korrekt und anständig

Niemand will gerne mit unangenehmen Zeitgenossen zusammenarbeiten. Auf der anderen Seite wird man auch nicht automatisch mit allen dicke Freundschaften schliessen können. Aber das Vorbild sind hier für mich die Kollegen, welche immer korrekt und anständig sind, nie aus der Haut fahren und mit allen respekt- und taktvoll umgehen.

5. Respektiere die Hierarchien

Das ist ein schwieriger aber wichtiger Punkt. In einem Orchester etwa wird man mit einem Dirigenten schnell Probleme kriegen, wenn man seine Anweisungen ignoriert oder – noch schlimmer – das Gegenteil macht. Du musst in jeder Situation die Hierarchien verstehen und akzeptieren. Ein Zuzüger in einem Orchester ist bsp. einem regulären Mitglied untergeordnet. Der Solo-Cellist ist logischerweise der Chef der Celli. Der Konzertmeister steht wieder darüber usw. Dazu gibt es noch inoffizielle Hierarchien: Menschen, die aus irgendeinem Grund viel Gewicht und Einfluss zu haben scheinen. Wie ernst man inoffizielle Hierarchien nehmen muss ist mir selber auch nicht immer klar. Aber zumindest gedanklich sollte sich jeder damit auseinandersetzen.

6. Hoffe das Beste, erwarte das Schlimmste

Es ist immer gut, auf das Schlimmste vorbereitet zu sein: Für Musiker heisst das z. B.: Ein schlecht vorbereiteter Dirigent leitet das Konzert. Oder schummriges Licht, sodass man die Noten nicht gut lesen kann. Oder ein unbequemer Stuhl, suboptimale Akustik usw. Man kann fast alles beim Üben zu Hause in Betracht ziehen und sich darauf entsprechend vorbereiten. Und es zahlt sich aus, weil man nachher im Ernstfall dann für fast alle Fälle eine Lösung parat hat.

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9 Dinge, die in jeden Cellokasten gehören

Sollte man immer mitführen
Sollte man immer mitführen

Jeder sollte danach streben, für alle Fälle gut ausgerüstet zu sein, da es einem das angenehme Gefühl gibt, dass nichts schiefgehen kann.

Das Problem ist oft der sehr begrenzte Platz, den man zur Verfügung hat. Auch möchte man auf die Ausrüstung im richtigen Moment ohne Umstände zugreifen können.

Als Lösung empfehle ich daher das Fiedler Tragesystem, welches das Anbringen einer Notentasche an der Rückseite des Cellokoffers erlaubt. So hat man zusätzlichen Platz fürs Mitbringen einiger sehr nützlicher Dinge, welche einem das Leben als Musiker erleichtern und vor allem muss man für meist unterwegs im Zug benötigte Sachen nicht zuerst umständlich den Koffer öffnen, um im Innenraum etwas hervorzukramen. Ich unterteile diese kurze Liste daher in Ausrüstung, welche im Koffer drin gut untergebracht ist und andere, welche am besten ausserhalb versorgt wird, damit man immer schnellen Zugriff hat.

 

Innerhalb des Cellokastens immer dabei:

1. Kolofonium

2. kompakter Bodenschutz (Veranstalter schätzen es nicht, wenn man schöne Parkette verkratzt)

3. Ersatzsaiten (von jeder Saite min. eine, auch gebrauchte, da diese im Ernstfall sofort die Intonation halten)

4. Ersatzbogen

5. Reinigungstuch

 

Im “Bleistiftabteil” der Notentasche an der Rückseite des Koffers immer dabei:

6. Bleistifte mit Radiergummi (braucht man in jeder Probe und bei jeder Übe-Session)

7. kleiner Bleistiftspitzer (immer praktisch)

8. Nagelknipser (und keine Nagelschere, da sie bei Flugreisen immer sofort konfisziert wird)

9. Klebestreifen (wenn man lose Kopien spielbereit machen will)

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(Fast) trivial: 3 Tipps für’s tägliche Cellotragen

cellotragen

Wie jeder Cellist weiss, ist ein Cello bezüglich Grösse und Gewicht ein ziemliches Möbelstück. Als Berufsmusiker aber auch als Liebhaber-Musiker trägt man daher ziemlich schwer! Es gibt aus meiner Sicht nur drei simple Tipps, welche man beherzigen kann, um das Ganze ein bisschen zu erleichtern.

1. Ein leichter Kasten

Es liegt auf der Hand: Das Cello wird sein Gewicht nicht ändern. Wohl aber kann man einen möglichst leichten Koffer anschaffen. Die leichtesten sind aus Kohlefaser-Material gefertigt. Persönlich nütze ich den Accord Standard, welcher 2,8 Kilo wiegt. Ein Koffer dieser Art ist nicht billig. Wenn man aber bedenkt, dass er 10 Jahre oder sogar mehr halten wird, dann ist es eine vertretbare Investition.

2. Das Cello auf dem Rücken tragen

Mit zwei Gurten kann man das Cello auf dem Rücken wie einen Rucksack tragen. Aus meiner Sicht die beste Art, ein Cello zu transportieren, weil so die Wirbelsäule symmetrisch belastet wird. Auch hat man auf diese Weise die beiden Hände immer frei.

3. Beim Stillstehen das Cello auf den Boden stellen

Dieser Tipp ist für mich der wichtigste. Wenn ich bsp. auf den Bus warte, so stelle ich das Cello immer ab, auch wenn es nur 2 Minuten sind. Ich vermute, dass man den positiven Effekt dieser kurzen Pausen für den Rücken oft unterschätzt. Immer wenn ich merke, dass ich demnächst einen Moment irgendwo rumstehen muss, nehme ich das Cello vom Rücken und stelle es neben mich, auch wenn es nur 30 Sekunden sind.

 

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Tipps für den Umgang mit Lampenfieber

Was muss man tun, um gute Musiker-Nerven zu haben? Schwierige Frage. Hier meine persönlichen Erfahrungen.

Gute Vorbereitung:

Einer meiner wichtigsten Lehrer hat mir mal gesagt: Wer behauptet, dass er Lampenfieber nicht kennt, lügt. Ich antwortete damals: Wenn ich gut vorbereitet bin, bin ich nicht nervös. Das stimmte für mich damals. Ich hatte jedoch damals noch nie ein Probespiel absolviert. Probespiele sind für mich persönlich der allergrösste Stress. Nach wie vor meine ich aber: Ohne eine minutiöse Vorbereitung wird man immer leichte Zweifel an den eigenen Fähigkeiten haben, was zur Folge hat, dass die Nervosität ausufert. Wenn man es daher ernst meint und den Ansprüchen, welche man an sich selber stellt, gerecht werden will (ein erfolgreiches Probespiel, ein Konzert auf höchstem Niveau), dann muss man im Vorfeld des Ereignisses alles tun, damit es am Tag X klappt. Das bedeutet, bereits Monate vorher jede freie Minute zu üben, jede Stelle so einzuüben, bis man sie im Schlaf zuverlässig sauber spielen kann und sich selber oft aufzunehmen, um die eigene Leistung abzuhören. Zusätzlich zahlt es sich immer aus, das Programm guten Kollegen vorzuspielen und ihre Vorschläge und Tipps einzuholen (es müssen nicht immer Cellisten sein).

Gute grundlegende Fitness auf dem Instrument:

Ein Cellist ist wie ein Athlet: Hört er auf zu trainieren, lässt er sofort nach. Will man also ein sehr guter Cellist sein, abonniert man sich selber auf lebenslanges, tägliches Üben – und ich spreche von Üben in bestmöglicher Qualität und in grösstmöglicher Quantität. Nur dann hat man die Selbstverständlichkeit auf dem Instrument, welche einen in musikalisch brenzligen Situationen retten kann.

Sein Instrument kennen:

Vermutlich sucht jeder Cellist sein ganzes Leben lang nach einem besseren Instrument. Aber gerade vor einem wichtigen Auftritt ist das beste Instrument das, welches man bereits spielt. Ich rate ab, kurzfristig vor einem Probespiel ein Instrument zu mieten, welches man nicht gut kennt. Mindestens drei Monate Einspielzeit braucht man, um ein Instrument gut zu kennen.

Ausdauersport treiben:

Dieser Tipp ist unkonventionell. Aber meine Frau staunt immer wieder ab meinem langsamen Ruhepuls und meint, dass es kein Wunder sei, dass ich gute Nerven hätte. Es stimmt, dass bei mir der Puls in Stresssituationen zwar schneller wird, jedoch nie rast und somit meine Feinmotorik nicht gestört wird. Auch schwitze ich nicht sehr stark. Wie ich das mache: Ich fahre sehr gerne Rennrad und fahre auch täglich mit dem Rad zur Arbeit.

Konzerte und Vorspiele zu einer Routine werden lassen:

Seit ich jeden Monat ein bis zwei solistische oder kammermusikalische Konzert-Auftritte habe und auch vor wirklich heiklen Solo-Programmen nicht zurückschrecke, ist mein Lampenfieber erträglich. Auch absolviere ich immer wieder mal ein Probespiel, um mich dem Stress dieser Situationen auszusetzen. Total kalt lässt es mich nie, aber es gibt wirklich einen Gewöhnungseffekt.

Betablocker und Co. vermeiden:

Ich würde auf die “Chemiekeule” verzichten. Nicht, dass es nicht Leute gäbe, denen das hilft. Aber ich finde es besser, mich mit meinem Lampenfieber auseinanderzusetzen und mich daran zu gewöhnen. Man darf nicht vergessen, das Auftritte mit ein bisschen Adrenalin viel interessanter sind und zusätzliche Energien freisetzen. Man muss lernen, diese Extra-Power in tolle Musik umzuwandeln.

Akzeptieren, dass man nervös sein wird:

Wenn ich ein wichtiges Vorspiel habe, dann weiss ich mittlerweile schon Monate im Voraus, dass es eine nervenaufreibende Sache werden wird. Das hat für mich nichts mit Pessimismus zu tun sondern mit Vorbereitung: Ich versuche, dieses Wissen in meine Präparation einfliessen zu lassen und alles noch solider einzuüben, damit ich mich im Notfall auf meine Automatismen verlassen kann.

Ausserdem lenke ich mich beim Üben ganz schwieriger Passagen hin und wieder gezielt ab, indem ich negative Gedanken einfliessen lasse wie: diese Stelle wird nicht klappen. Das ist eine nicht ganz ungefährliche Methode. Aber mir ist aufgefallen, dass ich in Stresssituationen bei heiklen Stellen genau mit diesen Gedanken kämpfe. Indem ich beim Üben die Stellen meistere, obschon ich meine Gedanken dazwischenfunken liess, entsteht eine grössere Zuversicht, dass es auch im Ernstfall klappen wird.

Die kritischen Stellen jederzeit aus dem Stegreif spielen können:

Ganz heikle Stellen sollte man jederzeit ohne Anlaufzeit und sogar mit kalten Händen direkt hinlegen können. Um dies hinzukriegen muss man nebst viel üben plötzlich unvermittelt in einer Probenpause oder als erstes am Morgen oder gar mitten im Tag, wenn man eigentlich gar kein Cello in der Hand hatte, spontan sich hinsetzen und die Stelle fehlerfrei spielen.

 

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Üben müssen vs. üben wollen

“Kommst du heute Abend in die Stadt?” – “Nein, ich *muss* üben.”
Solche oder ähnliche Gespräche kennt vermutlich jeder von uns. Aber mal ehrlich: Niemand *muss* üben, niemand zwingt uns und das Leben geht weiter, wenn wir nicht üben. Und vor allem klingt das nach unangenehmer Arbeit!
Aus meiner Sicht geschehen zwei Dinge, wenn wir sagen, dass wir üben *müssen*:

1. Wird die andere Person versuchen, uns davon abzubringen.

2. Untergraben wir unsere Selbstmotivation, wenn wir sagen, dass wir *müssen*, weil wir uns so verhalten, wie wenn wir einen unangenehmen Befehl auszuführen hätten.

Ich finde es daher viel sinnvoller, den Leuten und sich selber zu sagen: “Heute *will* ich üben.” Denn das ist die Wahrheit. Man *muss* nicht – nein – man *will* (oder man will eben nicht und dann lässt man’s sein und trägt die künstlerischen Konsequenzen).
Zu sagen, dass man will macht einen grossen Unterschied, denn:

1. Werden andere Personen das viel eher respektieren und weniger dazu neigen, uns davon abzubringen.

2. Motiviere ich mich besser, wenn ich etwas *will* obschon ich nicht *muss*.

3. Ist es die Wahrheit (niemand wird *gezwungen*, zu üben. Im äussersten Notfall könnte man sich einen anderen Beruf aussuchen.)

Wie mein erster Lehrer (P.-B. Sudan) mir mal gesagt hat: “Wollen ist können”. Er hat Recht.

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Der echte Profi

Ab und zu arbeite ich mit Musikstudenten zusammen. Oft stelle ich dabei fest, dass der Unterschied zwischen einem erfahrenen Profi und einem angehenden Berufsmusiker nicht nur beim musikalischen Niveau liegt, sondern vor allem in der Professionalität. Jeder, der es als Musiker schaffen will – auch in nicht-klassischen Musikrichtungen – muss nebst einem Topniveau auf dem Instrument die im folgenden beschriebenen Tugenden meistern.

Pünktlich sein heisst: min. 15min zu früh sein: Als Musiker ist Pünktlichkeit eine Top-Priorität. Und pünktlich sein heisst nicht, dass man um 9h aufkreuzt, wenn die Probe auf 9h angesetzt ist. Nein: Man muss bereits 15min früher dort sein, sich einrichten, das Instrument stimmen, sich einspielen usw., so dass der Dirigent oder die Mitmusiker um 9h mit der Probe loslegen können. Definitiv inakzeptabel ist es, erst um 9h05 in die Probe zu kommen, weil der Zug um 9h im Bahnhof eintrifft. Oft muss man deswegen in den sauren Apfel beissen und eine halbe Stunde zu früh sein, weil der nächste Zug zu spät ist. Bei Konzerten sollte man darüber hinaus zusätzliche Pufferzeit einrechnen, da ein Zugausfall oder Verspätungen sehr unangenehme Folgen haben können. Im Orchester werden Verspätungen übrigens nicht toleriert. Ist man innerhalb von 2 Spielzeiten einmal zu spät, so gibt es ein Vermerk im Dienstplan. Beim zweiten Mal muss man aufs Büro. Beim dritten Mal…will ich lieber nicht wissen, was passiert.

Vorbereitet: Ein Ensemble ist immer nur so gut wie das schwächste Mitglied. Natürlich gibt es Leute, die supergut blattlesen. Aber so ganz reicht es normalerweise nie. Gewisse Stücke kann man vom Blatt passabel spielen. Andere nicht. Und passabel ist nicht gut. Aus Respekt vor den Kollegen und aus Rücksicht auf den eigenen Ruf, sollte man sich immer zu Hause auf eine Probe vorbereiten. D. h. nebst dem Üben etwa auch Noten kleben, falls es lose Kopien sind.

Ausgerüstet: Wer in eine Probe ohne Bleistift und Radiergummi kommt, hat einen sehr schweren Stand. Es geht den Kollegen auf die Nerven, wenn man immer um ein Schreibzeug bitten muss. Und zur Not einen Kugelschreiben zu verwenden ist fast genauso schlecht, da man oft mit Leihmaterial arbeitet und dort alle Eintragungen eines Tages wieder raus müssen. Abgesehen davon sollte man die Möglichkeit haben, Eintragungen schnell zu ändern, falls es neue Anweisungen gibt. Auch sollte man einen Notenständer dabei haben, wenn man das Gefühl hat, dass es nötig sein könnte (gute Alu-Notenpulte wiegen nur 600 Gramm). Bodenschutz ist oft auch sinnvoll.

Keine Allüren: Egal wie gut du bist und was du über berühmte Musiker gehört hast: Star-Allüren werden deiner Karriere schaden. Sei freundlich mit allen, sei flexibel, hilfsbereit und nicht zu anspruchsvoll.

Zuverlässig: Sorge dafür, dass du möglichst bereits in der ersten Probe fehlerfrei spielst und andernfalls in der zweiten Probe allfällige Schwächen ausgemerzt hast. Die Musikerkollegen und Dirigenten schätzen Musiker, auf die man zählen kann, weil sie immer richtig einsetzen, immer sauber spielen und rhythmisch immer einwandfrei sind.

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8 Tipps, mit denen man auf dem Instrument fit bleibt

Sich selber aufnehmen
Sich selber aufnehmen

Nach dem Studium sind die meisten Musiker topfit auf dem eigenen Instrument. Danach kommt das “wirkliche” Leben mit all seinen Pflichten und Verlockungen und es wird schwieriger, die Topform zu halten, geschweige denn, sich weiterhin zu verbessern. Und trotzdem gibt es Musiker, die bis zum Karriereende schön spielen und sogar kontinuierlich Fortschritte machen. Ich denke, dass es sehr viel mit Disziplin und Leidenschaft zu tun. Hier eine kurze Checkliste, wie man es auch selber schaffen könnte.

1. Wer rastet, rostet: Es geht nicht ohne üben.
Für Musiker ist Stillstand leider wirklich gleichbedeutend mit Rückschritt. All die Reflexe, Automatismen, hochpräzisen Handgriffe und Abläufe, die wir in zehntausenden von Stunden programmiert haben, verschwinden mit der Zeit, wenn wir sie nicht täglich intensiv repetieren und weiterentwickeln. Auch wenn der Ausreden viele sind: Jeden Tag muss man die Zeit finden, um im stillen Kämmerchen zu üben. Ein Musiker ist wie ein Spitzenathlet: Bestleistungen sind ohne Training unmöglich, Talent hin oder her.

2. Maintenance vs. Fortschritte machen
Wenn man immer die gleichen Stücke übt, so betreibt man Repertoire-Pflege. Man sorgt dafür, dass ebendiese Stücke funktionieren. Das ist so weit nicht falsch. Will man aber Fortschritte machen, so muss man neues Repertoire erlernen, v.a. Werke, welche einen herausfordern und an die Grenzen des eigenen Könnens bringen.

3. Die tägliche Dosis Basics

  • Tonleitern in all ihren Variationen und Gestalten helfen, eine gute Intonation zu behalten.
  • Zwischendurch mit Metronom zu üben sorgt dafür, dass man für die Kollegen nicht zum Rhythmus- und Temposchreck wird.
  • Komplizierte Etüden entwickeln die Technik weiter.

4. Sich selber aufnehmen
Nimm dich auf und werde dein schärfster Kritiker. Wenn dir andere zuhören sollen, dann ist es das gut, dass du dir selber auch zuhörst. Es ist vermutlich eine der wirksamsten Massnahmen zur Verbesserung des eigenen Spiels.

5. Aufnahmen hören, Videos sehen
Guten Musikern zuzuhören und zuzusehen motiviert und inspiriert. Man bleibt auch immer à jour über die aktuellen Tendenzen und Moden in der Interpretation der Musik.

6. Konzerte besuchen
Aufnahmen sind super, aber geben nicht das realistische Klangbild wieder, da die Balance normalerweise künstlich verbessert worden ist. In Konzerten ist das besser. Es lohnt sich daher, sich eine Eintrittskarte zu leisten, wenn ein grosser Musiker in deiner Stadt gastiert.

7. Herausfordernde Projekte anpacken
Ich persönlich übe nur dann wirklich gut und viel, wenn ich Konzerte anstehen habe. Noch besser, wenn das Repertoire herausfordernd ist. Vermutlich ist das bei den meisten Musikern so.

8. Ein Wort zur körperlichen Gesundheit
Das Spielen auf dem Instrument erfordert eine gewisse körperliche Gesundheit. Gesundheitsfördernder Sport (ohne es zu übertreiben) schadet daher sicher nicht. Des weiteren sollte sich jeder Gedanken zum Gehörschutz machen, da ohne gute Ohren der Job viel schwieriger wird. Und letztlich: viel üben ist gut. Aber gerade als Orchestermusiker muss man da eine gute Balance finden, zumal die Orchesterdienste auch anstrengend sind. Niemand möchte sich mit Sehnenscheidenentzündungen herumschlagen. Man sollte nie an die Schmerzgrenze gehen. Hat man z. B. 12 Orchesterdienste in einer Woche, so wäre es schlecht, dazu noch täglich 3 Stunden selber zu üben. Eine Stunde pro Tag ist in so einer Woche wohl schon das Maximum. In einer Woche mit nur drei Diensten ist es natürlich ganz anders und man kann viel üben.

 

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9 Tipps für mehr Celloklang

Stege: Deutscher, belgischer und ein Mittelding
Stege: Deutscher, belgischer und ein Mittelding

9 Tipps für mehr Celloklang

Ein guter Kollege hat mir mal gesagt: “Ein Cello ist wie ein Mensch. Auch mit viel Schminke und kosmetischen Operationen wird man einen Menschen immer erkennen können. Genauso ist mit der Stimme eines Cellos.” Er hat natürlich Recht. Trotzdem hat man Möglichkeiten, den Klang eines Cellos zu verändern. Viele kleine Verbesserungen können durchaus eine Wirkung entfalten, wenngleich das Cello seine Stimme nie gänzlich verändern wird.

Ein Cello wird nie eine Trompete sein

Vermutlich haben die meisten von uns das Cello als Instrument gewählt, weil uns der Klang so unglaublich gut gefallen hat. In der Tat ist das Cello eher für seinen wunderbaren Klang berühmt als für seine schiere Dezibel-Kraftmeierei. Auch wenn man hier und da etwas einstellen und optimieren kann, bleibt das Cello im Orchester auch nach all diesen Tipps das zweitleiseste Instrument. Nur der Kontrabass ist noch leiser. Ich würde bei der Auswahl eines Instruments sowie bei dessen Reglierung ein möglichst ausgewogenes Klangbild suchen, welches in jedem Register sowohl starke Bässe hat als auch gute Obertöne hat. Soweit meine Erfahrungen.

Bogentechnik

Die günstigste, einfachste und wirkungsvollste Massnahme. Du musst herausfinden, was dein Cello mag: manche Instrumente haben es gern, wenn man mit viel Bogen spielt. Andere wollen nah am Steg gespielt werden. Wieder andere brauchen viel Bogendruck. Wieder andere brauchen alles zusammen. Auch muss man beim Spielen verstärkt auf die Klangfarbe achten. Muss man sich gegen viel Lärm durchsetzen, so kann man einen etwas schärferen, obertonreicheren Klang erzeugen (nahe am Steg). In den tiefen Lagen muss man manchmal fast ein bisschen kratzen, damit man gehört wird.

Saiten

Saiten machen einen Unterschied im Klang und in der Spielbarkeit. Es hängt vor allem vom eigenen Geschmack ab, welche Saiten man auswählt. Obschon ich über Jahre hinweg öfters verschiedene Marken ausprobiert habe, bin ich letztendlich immer wieder bei Spirocore Wolfram mittelstark für C- und G-Saiten gelandet, sowie Larsen Medium Soloist für die D-und A-Saite. Starke Saiten sind lauter, aber schwieriger in der Ansprache. Weiche Saiten sind leiser, dafür einfacher in der Ansprache und oft klanglich etwas komplexer. Mittelstarke Saiten sind der Kompromiss in der Mitte. Auch wichtig: Saiten verlieren mit der Zeit in einem sehr unauffälligen Prozess nach und nach an Klang. Vor einem wichtigen Konzert lohnt es sich daher, ca. eine Woche im Voraus neue Saiten zu montieren.

Steg

Der Steg hat einen sehr grossen Einfluss auf die Klangfarbe. Grundsätzlich gibt es zwei Bauformen sowie eine Mischung der beiden. Der belgische Steg ist hoch ausgeschnitten und hat insgesamt weniger Holz. Sein Klang ist in der Regel hell und obertonreich. Dann gibt es den deutschen Steg. Dieser ist weniger hoch ausgeschnitten und hat dadurch mehr Holz und Masse. Sein Klang ist viel wärmer und hat mehr Bässe und “Fleisch”. Schliesslich gibt es noch Mischformen der beiden Stege, welche sich klanglich in der Mitte der beiden Extreme befinden. Hat ein Cello eine sehr dunkle Klangfarbe, so ist häufig ein belgischer Steg ideal. Auf Instrumenten mit hellem Klang ist ein belgischer Steg hingegen “Overkill” und macht einen schrillen Ton, weswegen sich dann eher ein deutsches Modell empfiehlt.

Stimmstock

Die Position des Stimmstocks hat einen sehr grossen Einfluss auf den Klangcharakter und die Ansprache des Instruments. Zusammen mit dem Geigenbauer kann man da ein bisschen experimentieren. So wie ich es erlebt habe, gibt es häufig aber nur nur eine einzige optimale Position für den Stimmstock, welche klanglich befriedigend und gleichzeitig ansprachetechnisch brauchbar ist.

Bogen

Der Bogen ist nicht zu vernachlässigen. Wenn der Bogen zum Spieler und zum Instrument passt, dann hat man bessere Chancen, einen schönen und grossen Ton zu erzeugen.

Saitenhalter

Nun kommen die “esoterischen” Klangverbesserungen. Esoterisch, weil man daran glauben muss, um den Unterschied zu hören. Am ehesten noch finde ich, dass ein guter Saitenhalter klanglich und ansprachetechnisch eine Verbesserung bringen kann. Mir gefällt der Wittner Akustikus am besten. Ich würde aber hier keine Vermögen investieren. Entweder sind das Cello und der Cellist gut oder sonst macht ein Saitenhalter den Braten auch nicht feist.

Einhängesaite

Ich habe Erfahrungen mit Stahl-, Kevlar- und Plastik-Einhängesaiten. Klanglich geben sich diese Einhängesaiten nicht viel. Die Stahl gefällt mir am besten, weil sie sehr zuverlässig ist. Plastik hat den Vorteil der einfachen Einstellung der Saitenlänge, ansonsten kann ich mir nicht vorstellen, dass sie viel bringt. Kevlar war bei mir nicht gut und zwar nicht wegen dem Klang, sondern weil sie mit einem Knoten befestigt wurde, der sich öffnete. Seit dem habe ich dem Kevlar abgeschworen.

Stachel

Ich habe schon einiges an Stacheln ausprobiert und fand immer, dass es klanglich überhaupt keinen Unterschied macht. Es ist wohl eher eine Frage der persönlichen Vorliebe. Faktoren die zu beachten sind wären das Gewicht (beim Tragen des Cellos) und vor allem die Stabilität und Zuverlässigkeit. Ein zu biegsamer Stachel ist nicht jedermanns Sache

 

 

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Wie man besser vom Blatt spielt

blattspielen

Weil ich als Kind alle Stücke nach Gehör lernte, konnte ich lange kaum Noten lesen. Erst mit dem Beginn des Studiums lernte ich im Gehörbildungsunterricht die Grundlagen. Lange Zeit blieb aber Noten lesen meine grosse Schwäche. Als ich dann anfing im Orchester zu arbeiten, konnte ich “first-hand” gewisse Kollegen mit phänomenalen Blattspiel-Fähigkeiten beobachten. Bald realisierte ich, dass es ungemein nützlich ist, wenn man Musik auf hohem Niveau vom Blatt spielen kann. Ich beschloss also, mich in dieser Disziplin zu verbessern. Noch bin ich nicht auf einem absoluten Spitzen-Level und vielleicht werde ich es nie sein, zumal man im Blattspiel schwerlich jemals genug gut sein. Aber seit ich vor ca. sechs Monaten mit täglichem Prima-Vista-Training begonnen habe, habe ich bereits viel gelernt.

Warum ist es erstrebenswert, ein guter Blattspieler zu sein?

1. Zeitersparnis: Früher musste ich alles mühsam entziffern, vor ich mit dem Üben anfangen konnte. Jetzt kann ich direkt anfangen zu Üben, weil ich Rhythmen, Tonhöhen, Dynamiken usw. viel schneller erkenne. Viele Stellen und manchmal auch ganze Sätze muss ich gar nicht mehr üben, weil sie nicht schwierig genug sind.

2. Blattspieler können sich auf das Wesentliche konzentrieren: Zwar gibt es Leute, die das Gegenteil behaupten. Für mich aber ist klar, dass ein Musiker, der den Notentext in seiner Gesamtheit blitzschnell erfassen kann, sich viel schneller mit den Feinheiten des Musikmachens auseinandersetzen kann als jemand, der alles zuerst mit Mühe entziffern muss. Gute Blattspieler können Musik fliessend lesen etwa so wie du und ich den Text dieses Artikels fliessend vorlesen könnten. Auch verstehen Sie die Rhythmen der anderen Stimmen schneller und können sich daher leichter ins musikalische Geschehen einordnen und z. B. auch ohne Schwierigkeiten Stichnoten in die eigene Stimme einschreiben. Mir scheint, dass sie ganz allgemein die besseren Reflexe im Zusammenspiel mit anderen Musikern haben.

3. Den Dirigenten oder die Mitmusiker besser beobachten: Weil Sie die Fähigkeit haben, vorauszulesen, können Musiker mit guten Primavista-Fähigkeiten den Dirigenten im Blick behalten, ohne den Faden zu verlieren.

4. Es macht Spass und ist ein gutes Gehirnjogging: Blattspielen ist meiner Meinung nach eine der faszinierendsten Fähigkeiten, die ein Musiker haben kann. Die Zeit vergeht wie im Fluge – ich vermute, dass sehr viele Gehirnareale gleichzeitig beansprucht werden und zusammenarbeiten.

Wie man seine Blattspiel-Fähigkeiten verbessern kann

1. Jeden Tag ein paar Seiten aus unbekanntem Notenmaterial lesen. Auf imslp.org gibt es Material in Hülle und Fülle. Man sollte mit einfachen Sachen anfangen (z. B. Cellostimmen aus Mozart- oder Haydn-Quartetten und Sinfonien). Mit der Zeit kann man dann progressiv zu immer schwierigeren Komponisten und Werken vorstossen.

2. Ein Tempo wählen, in welchem man es schaffen kann. Es macht wenig Sinn, etwas sehr schnell, aber schlecht zu spielen. Viel schlauer ist es, langsam aber korrekt zu lesen. Ein Metronom kann helfen, hier die nötige Geduld und Disziplin zu haben.

3. Noten überfliegen. Vor man anfängt zu lesen, kann man kurz das Stück überfliegen um sich die Tonarten und komplizierte Rhythmen zu merken.

4. Fake it until you make it. Wenn eine Stelle ab Blatt unspielbar ist, sollte man sie “faken” (deutsch: fälschen). Bei einem Lauf beispielsweise sind immer der erste und letzte Ton sehr wichtig und sollten gespielt werden. Was dazwischen passiert ist nicht so wichtig – es kann sogar ein geschickt ausgeführtes Glissando sein. Bei komplizierten Stellen muss man auch oft vereinfachen und nur die wichtigen Töne bringen so dass es ungefähr richtig klingt. Besonders beim Lesen in einem Ensemble oder einem Orchester ist “faken” häufig der einzige Weg, eine Stelle im richtigen Tempo zu spielen. Versucht man stattdessen alle Töne zu spielen, so kann man leicht ein “Bremsklotz” für die anderen Musiker sein.

5. Der Puls ist die oberste Priorität: Egal was geschieht, man sollte immer das Tempo behalten und den Puls der Musik einhalten. Dies, weil man beim Spielen in einem Ensemble nicht einfach mal einen Takt überspringen darf.

6. Mit den Augen immer voraus lesen: Der Blick sollte beim Lesen immer auf die kommenden Takte gerichtet sein, sonst ist man zu spät. Diese Fähigkeit entwickelt sich mit der Zeit von selbst, sofern man oft vom Blatt spielt. Anfänglich muss man dazu wie bereits erwähnt in einem langsamen Tempo lesen.

7. Schönen Ton und gute Intonation anstreben: Man sollte es dem musikalischen Resultat wenn möglich nicht anhören, wenn jemand vom Blatt spielt.

8. Fehler später untersuchen. Das oberste Ziel ist immer Musizieren ohne Unterbruch, da dies in der Praxis wichtig ist. Bemerkt man Fehler, kann man die anschliessend kurz anschauen und üben.

Was man sonst braucht:

1. Fitness auf dem Instrument: Ich bin überzeugt, dass wirklich souverän und überzeugend vom Blatt nur spielen kann, wer sowohl in der linken als auch in der rechten Hand eine sehr sichere Technik hat. Da es beim Blattlesen immer sehr schnell geht, muss die Geographie des Griffbrettes verinnerlicht sein. Auch die Reflexe für den Klang (Bogeneinteilung, Bogengeschwindigkeit, Vibrato usw.) müssen sehr gut sein, da keine Zeit für ein Einrichten der Stimme da ist. Deswegen sollte man weiterhin tagtäglich seine Tonleitern und Arpeggien üben sowie an Etüden und den grossen Werken des Repertoires arbeiten.

2. Geduld und Ausdauer: Die Entwicklung guter Prima-Vista-Fähigkeiten ist nicht über Nacht zu schaffen. Wie beim Cellospielen selber braucht auch das Blattlesen jahrelange, tägliche Übung.

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Mit dem Cello Fahrrad fahren – eigentlich kein Problem

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Radfahren ist eines meiner Hobbys: Jahr für Jahr lege ich auf dem Rennrad 2000 bis 4000km zurück. Es hat mich daher immer ein bisschen gewurmt, dass ich als Cellist vermeintlich nicht mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren kann, um auf diese Weise zusätzliche Trainings-Kilometer zu sammeln. Vor ca. einem Jahr habe ich schliesslich herausgefunden, dass man sehr wohl mit dem Cello auf dem Rücken Velo fahren kann. Seitdem nehme ich immer das Rad, um zu Proben und Konzerten in meiner Stadt zu fahren.

Man braucht ein gutes Tragesystem

Original war an meinem Accord-Cellokoffer ein Tragesystem, welches sich mitunter in voller Fahrt löste und mich dann zwang, das Cello auf einer Schulter zu balancieren. Das war nicht ganz ungefährlich. Daher habe ich bald das “Fiedler Tragesystem” montieren lassen. Damit sitzt das Cello fest und komfortabel auf meinem Rücken und die Fahrten sind von daher ungefährlich. Weitere Vorteile dieses Systems sind die eingebaute und praktische Notentasche, die nützliche Bleistifttasche, der durchdachte kompakte Bodenschutz sowie das bei Bedarf montierbare Sitzkissen für unbequeme Stühle am Ort des Auftrittes.

15 min Zeitersparnis pro Weg

Es ist keine Neuigkeit, dass das Velo in der Stadt das schnellste Verkehrsmittel ist. In der Zeit, in der ich von meinem Haus zur Bushaltestelle gehe, bin ich mit dem Rad schon beim Theater. Je nachdem, wo die Orchester-Dienste sind und wenn ich am Morgen und am Abend Dienst habe, kann ich bis zu einer Stunde Zeit in einem Tag einsparen. Ein völlig anderes Zeitmanagement wird möglich.

Der Trainingseffekt ist gut

Meine Strecken (hin und zurück) sind 3.4km fürs Theater, 4km für den Bahnhof, 4.4km fürs KKL und 7.6km für das Probelokal im “Südpol”. Eigentlich keine Riesendistanzen aber je nach Dienstplan komme ich pro Woche auf 20 – 50km. Mit dem Cello auf dem Rücken hat man einen viel grösseren Luftwiderstand und so ein Stadtvelo ist auch nicht grad ein Ferrari – als verwöhnter Rennvelofahrer fühle ich mich eigentlich wie auf einem Traktor: will man wie ich also schnell fahren, so muss man sich anstrengen. Das viele Bremsen und Beschleunigen auf kurzer Strecke trainiert einen dann sehr wohl und ich merke, dass ich bei meinen Ausfahrten mit dem Rennvelo mehr Kraft und Ausdauer habe. Der Trainingseffekt ist mir also höchst willkommen.

Die richtige Kleidung

Helm ist natürlich ein Muss. Eine gute Velobrille mit hellen Gläsern kann ich auch empfehlen als Schutz vor dem Fahrtwind und für gute Nachtsicht. Ansonsten radle ich in Alltagskleidung. Aber vor der Abfahrt kontrolliere ich immer kurz im Internet die Temperatur und die Wetteraussichten für den Tag, um nicht ohne Regenschutz von einer Schauer überrascht zu werden und vor allem um nicht zu warm gekleidet zu sein, denn bei zügiger Fahrt bekommt man schon warm und man möchte nicht total verschwitzt in die Probe starten. Am Zielort wasche ich mir kurz das Gesicht und schon bin ich ready!

Das richtige Velo für die Stadt

Für den Alltag ist ein Rennvelo oder ein reinrassiges Mountainbike nicht geeignet. Es fehlen Schutzbleche, welche einen vor dem Spritzwasser der eigenen Räder bewahren, Gepäckträger, Kettenschutz, Rahmenschloss, Licht, Ständer usw. sucht man auch vergeblich – allesamt wichtig für die Sicherheit und den Komfort. Es empfiehlt sich eher ein zeitgenössisches Citybike, welches alle diese Dinge von Haus aus hat. An meinem Stadtvelo habe ich zudem faltbare Metall-Körbe, welche seitlich am Gepäckträger montiert sind und sich bei Bedarf aufklappen lassen. Die machen das Velo zwar schwerer aber gerade als Cellist hat man auf dem Rücken schon ein rechtes Möbel und will man beispielsweise noch Konzertschuhe und Notenständer mitführen oder auf dem Rückweg schnell einkaufen, so sind sie eine grosse Hilfe.

Es macht Spass und schont die Umwelt!

Ich kenne mittlerweile mehrere Cellisten, welche mit dem Rad zur Arbeit fahren. Man muss es einfach probieren, denn die Zeitersparnis ist ein Riesenplus und der Effekt für die Fitness ist nicht zu unterschätzen. Man steckt auch nie im Stau, findet überall geeignete Parkplätze und ist zudem umweltfreundlich unterwegs. Ausserdem wirkt sich ein bisschen Sport immer positiv auf die Stimmung aus und man kommt gutgelaunt ins Orchester – was will man mehr?

Cargobike? Anhänger?

Cargobikes und Anhänger faszinieren mich, aber ich glaube nicht, dass sie für den Cellotransport eine gute Idee sind, weil ein Cello möglichst vor Erschütterungen geschützt werden sollte. In einem Anhänger oder Cargobike wird es zu sehr durchgeschüttelt. Auf dem Rücken ist es besser geschützt, weil man z. B. vor einem Randstein automatisch aufsteht und so die Unebenheit in der Strasse ausgleicht.