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Anfänger mit 30 – kann ich in 10 Jahren in einem Hobby-Orchester mitspielen?

Ab und zu stellen mir Leser eine Frage von allgemeinem Interesse. Ich publiziere sie dann mit meiner Antwort anonymisiert unter der Rubrik Q & A (Question and Answer). Zögern Sie nicht: Auch Sie können mir Ihre Frage stellen.

Frage:

Ich habe heute den Schritt gewagt, eine Probestunde bei einer Cellolehrerin zu nehmen. Obwohl ich den Willen habe, mit 30 nun Cello zu lernen, wurden nach Ratschlag mit der Lehrerin die vielleicht naiven Hoffnungen gedämpft. Ich wollte perspektivisch irgendwann auch mit anderen (evtl. gar in einem Laienorchester) spielen. Für mich heisst Musik nicht nur alleine zu spielen sondern ich finde gerade das gemeinsame Musizieren reizvoll. Die Lehrerin hat aber klar gesagt, dass sie sich das nicht vorstellen könne und es mit 30 und als kompletter Anfänger (nie ein Instrument gespielt) nicht möglich sei, irgendwann in einem Orchester (selbst in einem Hobbyorchester) zu spielen. Kinder hätten da den Vorteil, in Jugendorchestern auf eher niedrigen Niveaustufen zu spielen und daher besser Anschluss finden zu können. Das fällt bei mir weg. Für mich stellt sich natürlich die Frage, ob es das Richtige ist. Selbstverständlich würde ich auch alleine Spass an der Musik empfinden, aber es muss irgendwie ein Ziel – eine kleine Messlatte – vor Augen sein, damit man sich beim Üben auch motiviert und nicht nach paar Monaten wieder aufhört. Verstehen Sie, was ich meine? Ich hoffe, die Frage ist nicht zu naiv. Jedenfalls hatte ich nicht das Gefühl, dass die Lehrerin begeistert war über einen erwachsenen Anfänger und sie sagte auch, dass keiner ihrer Kollegen mich unterrichten würde (nur Fortgeschrittene). Leider ist sie die Einzige in der gesamten Stadt. Ich habe daher leider keine Möglichkeit noch andere Lehrer zu testen, die mich evtl. mehr motivieren könnten. Können Sie mir Hoffnung oder Mut für meinen Wunsch zusprechen bzw. finden sie meine Entscheidung gut? Ich denke ja, ihr Blog hat mir auch die Message gegeben, dass man es definitiv noch lernen kann. Ich würde halt gerne irgendwann (und wenn es halt 10 Jahre dauert, dann ist es so) in einer Gruppe, Orchester, whatever spielen können. Das macht ja die Musik irgendwie aus. Was denken Sie darüber?

Antwort:

Ich finde Ihre Idee, im Alter von 30 Jahren Cello spielen zu lernen sehr gut und ermutige Sie dazu. Hingegen müssen Sie unbedingt eine Cello-Lehrperson finden, die Sie darin unterstützt und motiviert. Ihre Stadt ist ziemlich gross und ich kann mir nicht vorstellen, dass es da nur Unterricht für Fortgeschrittene gibt. Ich denke aber, dass Sie jemanden finden müssen, der/die sich gewöhnt ist, Anfänger zu unterrichten. Ich würde mich mal umsehen, wer an den Musikschulen Ihrer Gegend so Cello unterrichtet und diese Lehrer ausprobieren. Denn Anfänger zu unterrichten braucht Erfahrung, pädagogisches Geschick und Geduld. Es bringt Ihnen nichts, einen tollen Konzertcellisten als Lehrer zu haben, der mit Anfängern nicht gut kann (gleichwohl sollte ihr zukünftiger Lehrer ein Berufscellist sein, kein Amateur). Auch sollten Sie als Anfänger einmal wöchentlich in die Cellostunde.

Wenn Sie dann einen passenden Lehrer gefunden haben, dann müssen Sie täglich 30-45 min üben, evtl. gar ab und zu eine Stunde und die Ratschläge Ihres Lehrers befolgen. Langsam aber sicher und manchmal kaum merklich werden Sie Fortschritte erzielen und ich denke übrigens, dass Ihr Ziel, in 10 Jahren in einem Hobby-Orchester zu spielen, dann realistisch ist.

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Q & A: Haben Sie Motivationstipps für mich?

Ab und zu stellen mir Leser eine Frage von allgemeinem Interesse. Ich publiziere sie dann mit meiner Antwort anonymisiert unter der Rubrik Q & A (Question and Answer). Zögern Sie nicht: Auch Sie können mir Ihre Frage stellen.

Frage:

Ich bin 13 Jahre alt und spiele seit 9 Jahren Cello, seit 2 Jahren am Konservatorium. Seit einiger Zeit fällt es mir schwer, mich aufzuraffen und mich zum Üben zu motivieren. Hätten Sie da vielleicht ein paar Tipps für mich?

Antwort:

Viele junge Musiker haben in deinem Alter einen Durchhänger. Manche hören deswegen auf Cello zu spielen, bereuen es vielleicht später im Leben aber dann. Denn so viel Zeit wie du jetzt dem Cello widmen kannst, wirst du später im Leben wahrscheinlich nie mehr haben. Wenn du jetzt also täglich übst, dann hast du die Chance, eine gute Cellistin zu werden (beruflich oder hobbymässig, das ist dir überlassen). Später im Leben wird so ein Ziel schwieriger zu erreichen sein, denn dann hast du vielleicht eine intensive Berufsausbildung, Familie, Job usw. Gut Cello zu spielen ist jedenfalls eine tolle Fähigkeit, die zu besitzen dir in deinem Leben sehr viel Freude bringen kann.
Es würde mich interessieren, wie wichtig es dir ist, eine gute Cellistin zu werden. Möchtest du gut sein auf dem Cello? Denn falls du dies willst, dann musst du einfach möglichst jeden Tag Zeit ins Üben investieren. Es hat mindestens so viel mit Motivation zu tun wie mit Disziplin. Denn die Motivation kommt und geht. Disziplin ist aber, wenn du auch dann übst, wenn du keine Lust hast. Eine halbe Stunde täglich kannst du immer schaffen, davon bin ich überzeugt.
Auch ich habe oft keine Lust zum Üben. Dennoch übe ich jeden Tag. Das Schwierige ist für mich immer der Anfang. Ich muss mich oft zum Üben zwingen. Wenn ich dann aber mal hinter dem Cello sitze und angefangen habe, dann ergibt sich der Rest von selber.
Übrigens haben auch grosse Sportler Probleme, sich zum täglichen Training zu motivieren. Aber sie haben noch weniger Lust, zu verlieren und deshalb überwinden sie sich zu täglichem, intensivem Training. Letztlich kommen diejenigen weit, die sich einfach überwinden und trainieren/üben. Die anderen geben meiner Meinung nach zu schnell auf. Ich motiviere mich manchmal, indem ich an grossartige Sportler denke, auf Youtube schaue, wie sie trainieren und ihre Aussagen zum Thema Motivation in Interviews lese.
Du merkst: Ich appeliere an deine Selbstdisziplin. So wie du täglich etwa dreimal die Zähne putzt, dich duschst, zur Schule gehst (wohl auch nicht immer alles mit Begeisterung), Hausaufgaben machst, gehört das tägliche Üben einfach dazu. Es bleibt dir trotzdem genug Zeit für alles andere, davon bin ich überzeugt, denn eine halbe Stunde ist auf den ganzen Tag gesehen nicht viel.
Und weil Motivation ähnlich ist wie ein Muskel, den man trainiert, indem man ihn braucht, wird es dir mit der Zeit einfacher fallen, dich zu motivieren. Auch wirst du dadurch Fortschritte auf dem Cello machen und dies wird dir zusätzlich helfen, dich zu motivieren.

Schliesslich noch zwei konkrete Sachen, die du machen kannst: 1. Du könntest in einem Jugend-Orchester mitspielen. Dort lernst du andere junge Musiker kennen, spielst mit ihnen schöne Musik, hast Konzerte, gemeinsame Erlebnisse und kriegst einen Vorgeschmack auf alles, was man mit einem Cello machen kann. Und 2. empfehle ich dir, beim täglichen Üben eine “Routine” zu haben. Bei mir kommt zum Beispiel immer zuerst das Tonleitern-Üben. Das dauert etwa 5-10 Minuten und ist eine ziemlich kopflose Angelegenheit, die mich kaum Überwindung kostet und es mir daher einfacher macht, mit dem Üben zu beginnen. Auch werde ich so warm und es ist übrigens sinnvoll für eine gute Technik. Dann kommt eine Etüde. Das braucht schon mehr Kopf, da ich aber meistens mehrere Wochen oder gar Monate daran arbeite, wird es mit der Zeit auch einfacher. Und schliesslich übe ich dann alles andere (Orchesterstücke, sonstige Sachen, die ich in Konzerten spielen werde). Da bin ich dann schon voll drin und kann mich daher auch mit kompliziertem Zeugs befassen. Sicher findest auch du eine Routine, die für dich Sinn macht.

Und zu guter Letzt: Cellospielen braucht Geduld, Ausdauer und Fleiss. Aber wenn du diese drei Dinge investierst, dann wirst du belohnt werden mit einem Nievau, das nicht alle erreichen, das verspreche ich dir. Alles Gute!

 

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Als Orchestermusiker fit bleiben

Wenn man eine Vollzeitstelle im Orchester hat, dann ist der Terminkalender automatisch mit Proben, Konzerten und oft auch Konzertreisen zugepflastert. Dazu kommt das Privatleben mit weiteren genauso wichtigen Terminen und Verpflichtungen und schlussendlich bleibt fürs individuelle Üben nur noch wenig Zeit. Ist es in so einer Situation überhaupt möglich, ein hohes Niveau zu halten? Manche würden mit nein antworten. Aber meiner Meinung nach ist es machbar. Letztendlich läuft es darauf hinaus, ob man es wirklich will oder nicht. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.

Eines der grössten Probleme des Streichers im Orchester ist, dass er fast immer in einer Gruppe musiziert und sich selber somit nicht wirklich hört. An die Intonation werden in diesem Kontext weniger hohe Ansprüche gestellt und kleinere Fehler in der Bogenführung werden oft von der Gruppe kompensiert. Es kann daher durchaus passieren, dass man sich nach 10 Jahren im Orchester für solistische und kammermusikalische Auftritte nicht mehr fit fühlt, weil man den Klang und die Intonation vernachlässigt hat.

Wie kann man es dennoch schaffen, auf solistischem und kammermusikalischem Niveau zu bleiben?

Jeden Tag üben
Man kann es sich nicht zu oft erlauben, nicht zu üben und zwar aus dem einfachen Grund dass man als Vollzeit-Orchestermusiker so oder so schon wenig zum üben kommt und man sich die Zeit fürs Üben täglich regelrecht zusammenkratzen muss ist. Klar gibt es ab und zu mal einen Tag, an dem man körperlich oder mental einfach zu müde ist oder schlichtweg keine Zeit findet. Solche Tage sollten aber die Ausnahme sein wenn man man Ball bleiben will.

Nicht nur Orchestermaterial üben
Obschon die Orchesterliteratur technisch sehr anspruchsvolle Stücke bereithält, sollte man doch auch eigene Projekte haben. Im Moment arbeite ich mich beispielsweise durch alle Piatti-Capricen durch und gehe erst zur nächsten weiter, wenn ich finde, dass ich mit dem Niveau zufrieden sein kann.

Eigene Konzerte geben
Ich glaube dass es sehr wichtig ist, nicht nur im Orchester zu konzertieren. Idealerweise sucht man sich auch Auftrittsmöglichkeiten als Solist und Kammermusiker. Das sind dann vielleicht nicht immer die lukrativsten Engagements aber für den Künstler im Orchestermusiker ist es sehr wichtig auch ohne die Unterstützung des ganzen Orchesters mit herausfordernden Werken vors Publikum zu treten. Für mich ist es am besten, eine Mischung zu haben: Quartett, Klaviertrio, Solorezitals, Duos (mit Klavier, Violine, Bratsche, etc.) und hin und wieder auch einen Auftritt als Solist mit Orchester. Auf diese Weise ist man gezwungen den Klang zu pflegen, die Intonation ständig zu verbessern, die eigene Technik immer auf Bestniveau zu halten und sich ein solides Nervenkostüm zu bewahren. Es sorgt auch für Abwechslung im Musikeralltag.

Keine schlechten Angewohnheiten im Orchester
Auch oder gerade bei den schweren Stellen sollte man im Orchester nicht davon ausgehen, dass die anderen dann schon geübt haben werden. Immer versuchen, der Gruppe eine Stütze zu sein. Auch bei gesanglichen Stellen sollte man auf den Klang achten. Eine verbreitete “Krankheit” ist, das schöne Legato zu vernachlässigen. In der Gruppe klingt es ok, aber beim solistischen Spielen fehlt dann etwas. Ständig sollte man nach solchen Tendenzen Ausschau halten.

Gute Terminplanung und entsprechende Prioritäten
Wer auf dem Instrument fit bleiben will, muss dies zu einer Top-Priorität im Leben machen. Es ist zugegebenermassen nicht einfach, jeden Tag genügend Zeit fürs Üben freizuschaufeln und andere Sachen sind auch wichtig. Aber wenn fit bleiben auf dem Cello ein wichtiges Ziel ist, dann muss das tägliche Üben eine sehr hohe Priorität haben.

Sich aufnehmen

Das eigene Spiel von aussen wahrzunehmen ist eine riesige Hilfe. Man hört so viele Dinge, die einem sonst entgehen.

Vor der  eigenen Haustüre kehren

Über andere zu lästern ist ein unterhaltsames Hobby. Aber letztendlich kann man wenn man bei sich selber ansetzt die grösseren Erfolge erzielen, weshalb ein Quäntchen Selbstkritik, gefolgt von einer guten Übesession mehr bringt.

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Hinfallen und wieder aufstehen

Hinfallen und wieder aufstehen
Mein Cousin Severin – ein sehr guter Mountainbiker

Auch wenn so manche Musikerkarriere aussieht wie eine reine Erfolgsstory, gibt es doch bei jedem Musiker Ereignisse und Kapitel, die nicht erfolgreich über die Bühne gingen. Z.B.: Erfolglose Probespiele und Wettbewerbe, verkorkste Probejahre, massenhaft Nicht-Berücksichtigungen bei Konzertserien oder Festivals, Nicht-Einladungen zu Probespielen, Konzerte in Unterform etc. Zwar wird niemand diese Erlebnisse in seiner Künstlerbiographie breittreten (im Gegenteil!), stattgefunden haben sie bei jedem aber trotzdem.

– Nicht aufgeben

Wir sind keine Masochisten und wollen den Erfolg. Aber jeder, der überhaupt etwas tut, wird hin und wieder einen Misserfolg haben. Niemals sollte man allein deswegen aufgeben. Mit der Zeit merkt man, dass Scheitern nur halb so schlimm ist und in einem derart kompetitiven Umfeld wie der Musik für alle dazugehört wie der Bogen zum Cello.

– Die Lehren ziehen

Der “Vorteil” des Scheiterns ist, dass man erneut über die Bücher muss, weil man das nächste Mal bessere Chancen haben möchte. Wenn man das konsequent und mit grossem Einsatz tut, kann man immer besser werden, was genial ist. Kriegt man Feedback so sollte man dieses sich anhören und überlegen, ob gute Ideen enthalten sind (was nicht immer der Fall ist, manchmal aber schon). Auf der anderen Seite steht der Erfolg , der natürlich schön und motivierend ist. Er kann aber das Gefühl vermitteln, dass man bereits am Ziel ist und deswegen weitere Fortschritte blockieren.

– Keine Angst vor dem Scheitern haben

Besonders schade finde ich es, wenn bsp. in einem Probespiel unglaublich hohe um nicht zu sagen unrealistische Anforderungen an die Kandidaten gestellt werden, weil “der Mann auf der 1. Solostelle einfach unangefochtene Weltklasse sein muss”. Ich verstehe auch warum. So soll z. B. ein Solo-Cellist besser sein als die sehr guten Tuttisten und Stv. Solo-Cellisten eines exzellenten Orchesters, weil diese sich sonst “übergangen” fühlen. Und auch ich meine, dass so jemand gut sein soll. Jedoch gibt es in jedem Orchester Tuttisten, die gewisse Sachen besser können als ihre Stimmführer, was somit normal ist. Allerdings hat ein Stimmführer andere Aufgaben und mehr Stress und das wiederum erfordert Qualitäten, die vielleicht nicht jeder Tuttist hat. Und man sollte bedenken: Wenn sich diese zweifelsfrei exzellenten Tuttisten und Stv. Solo-Cellisten selber nicht um eine freie Solo-Stelle bewerben um somit ihr Vorspiel abzulegen und zu zeigen, wie gut sie sind, dann werden sie nicht übergangen, sondern bewerben sich schlicht nicht. Was ich vermute: Die sehr guten Tuttisten und Stellvertreter bewerben sich nicht, weil sie Angst haben, zu scheitern und sich zu blamieren, was völlig normal und verständlich ist. Sollten sie indes aber nicht, denn jeder scheitert hin und wieder und es ist nur halb so wild und darüber hinaus würden sie im Falle eines Scheiterns idealerweise sinnvolle Schlüsse ziehen und evtl. die Kandidaten in zukünftigen Probespielen etwas realistischer einschätzen. Ausserdem ist gelegentliches Scheitern eine gute menschliche Erfahrung, fördert eine gewisse Gelassenheit sowie eine Wertschätzung für das, was man bereits erreicht hat. Letzter Punkt ist interessant, weil man oft von frustrierten Musikern spricht, die es zwar versuchten jedoch nicht schafften. In meiner eigenen Erfahrung und Beobachtung ist das Gegenteil richtig: diejenigen, die es versuchen sind die motivierten und fitten Musiker, welche sich nichts draus machen, dass es halt mal nicht geklappt hat, selbst wenn die Niederlage am Anfang bitter schmeckte. Auch verdienen sie sich Respekt und zeigen allen, was sie können (oft können sie sehr viel).

– Nach dem Scheitern geht das Leben weiter

Genauso, wie man sich an den Erfolg gewöhnt, gewöhnt man sich auch an den Misserfolg. Zwar bleiben danach die Fragen, ob man es jemals überhaupt schaffen wird und Selbstzweifel kommen hin und wieder auf usw. Eigentlich sind die in einem gewissen Ausmass aber sehr gesund. Und das Leben geht weiter – neue Projekte stehen an und vielleicht wird eines davon ein Erfolg, weil man viel gelernt hat.

– Ohne scheitern wäre es langweilig

Alles, was sich lohnt zu erreichen, ist nicht einfach erreichen und einiges, was einfach zu erreichen ist, ist nicht besonders spannend. Wer nie scheitert geht wahrscheinlich oft auf Nummer sicher.

– Wer auf Nummer Sicher geht lebt eigentlich gefährlicher!

Ich wage zu behaupten, dass Musiker, die sich exponieren und hin und wieder eine Niederlage kassieren eine sicherere Existenz haben als die, die sich “verstecken”. Denn der Musiker, der weiterkommen will und dabei notwendigerweise nebst Erfolgen auch Misserfolge hat, entwickelt seine Fähigkeiten ständig weiter und misst sich immer mit den besten. Der andere, der tut, was er immer schon getan hat und das auch weiter tun will, stagniert und macht vielleicht sogar Rückschritte. Es ist nicht schwer zu sehen, welcher der beiden Musikertypen für eine Organisation wertvoller ist.

 

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Üben müssen vs. üben wollen

“Kommst du heute Abend in die Stadt?” – “Nein, ich *muss* üben.”
Solche oder ähnliche Gespräche kennt vermutlich jeder von uns. Aber mal ehrlich: Niemand *muss* üben, niemand zwingt uns und das Leben geht weiter, wenn wir nicht üben. Und vor allem klingt das nach unangenehmer Arbeit!
Aus meiner Sicht geschehen zwei Dinge, wenn wir sagen, dass wir üben *müssen*:

1. Wird die andere Person versuchen, uns davon abzubringen.

2. Untergraben wir unsere Selbstmotivation, wenn wir sagen, dass wir *müssen*, weil wir uns so verhalten, wie wenn wir einen unangenehmen Befehl auszuführen hätten.

Ich finde es daher viel sinnvoller, den Leuten und sich selber zu sagen: “Heute *will* ich üben.” Denn das ist die Wahrheit. Man *muss* nicht – nein – man *will* (oder man will eben nicht und dann lässt man’s sein und trägt die künstlerischen Konsequenzen).
Zu sagen, dass man will macht einen grossen Unterschied, denn:

1. Werden andere Personen das viel eher respektieren und weniger dazu neigen, uns davon abzubringen.

2. Motiviere ich mich besser, wenn ich etwas *will* obschon ich nicht *muss*.

3. Ist es die Wahrheit (niemand wird *gezwungen*, zu üben. Im äussersten Notfall könnte man sich einen anderen Beruf aussuchen.)

Wie mein erster Lehrer (P.-B. Sudan) mir mal gesagt hat: “Wollen ist können”. Er hat Recht.

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8 Tipps, mit denen man auf dem Instrument fit bleibt

Sich selber aufnehmen
Sich selber aufnehmen

Nach dem Studium sind die meisten Musiker topfit auf dem eigenen Instrument. Danach kommt das “wirkliche” Leben mit all seinen Pflichten und Verlockungen und es wird schwieriger, die Topform zu halten, geschweige denn, sich weiterhin zu verbessern. Und trotzdem gibt es Musiker, die bis zum Karriereende schön spielen und sogar kontinuierlich Fortschritte machen. Ich denke, dass es sehr viel mit Disziplin und Leidenschaft zu tun. Hier eine kurze Checkliste, wie man es auch selber schaffen könnte.

1. Wer rastet, rostet: Es geht nicht ohne üben.
Für Musiker ist Stillstand leider wirklich gleichbedeutend mit Rückschritt. All die Reflexe, Automatismen, hochpräzisen Handgriffe und Abläufe, die wir in zehntausenden von Stunden programmiert haben, verschwinden mit der Zeit, wenn wir sie nicht täglich intensiv repetieren und weiterentwickeln. Auch wenn der Ausreden viele sind: Jeden Tag muss man die Zeit finden, um im stillen Kämmerchen zu üben. Ein Musiker ist wie ein Spitzenathlet: Bestleistungen sind ohne Training unmöglich, Talent hin oder her.

2. Maintenance vs. Fortschritte machen
Wenn man immer die gleichen Stücke übt, so betreibt man Repertoire-Pflege. Man sorgt dafür, dass ebendiese Stücke funktionieren. Das ist so weit nicht falsch. Will man aber Fortschritte machen, so muss man neues Repertoire erlernen, v.a. Werke, welche einen herausfordern und an die Grenzen des eigenen Könnens bringen.

3. Die tägliche Dosis Basics

  • Tonleitern in all ihren Variationen und Gestalten helfen, eine gute Intonation zu behalten.
  • Zwischendurch mit Metronom zu üben sorgt dafür, dass man für die Kollegen nicht zum Rhythmus- und Temposchreck wird.
  • Komplizierte Etüden entwickeln die Technik weiter.

4. Sich selber aufnehmen
Nimm dich auf und werde dein schärfster Kritiker. Wenn dir andere zuhören sollen, dann ist es das gut, dass du dir selber auch zuhörst. Es ist vermutlich eine der wirksamsten Massnahmen zur Verbesserung des eigenen Spiels.

5. Aufnahmen hören, Videos sehen
Guten Musikern zuzuhören und zuzusehen motiviert und inspiriert. Man bleibt auch immer à jour über die aktuellen Tendenzen und Moden in der Interpretation der Musik.

6. Konzerte besuchen
Aufnahmen sind super, aber geben nicht das realistische Klangbild wieder, da die Balance normalerweise künstlich verbessert worden ist. In Konzerten ist das besser. Es lohnt sich daher, sich eine Eintrittskarte zu leisten, wenn ein grosser Musiker in deiner Stadt gastiert.

7. Herausfordernde Projekte anpacken
Ich persönlich übe nur dann wirklich gut und viel, wenn ich Konzerte anstehen habe. Noch besser, wenn das Repertoire herausfordernd ist. Vermutlich ist das bei den meisten Musikern so.

8. Ein Wort zur körperlichen Gesundheit
Das Spielen auf dem Instrument erfordert eine gewisse körperliche Gesundheit. Gesundheitsfördernder Sport (ohne es zu übertreiben) schadet daher sicher nicht. Des weiteren sollte sich jeder Gedanken zum Gehörschutz machen, da ohne gute Ohren der Job viel schwieriger wird. Und letztlich: viel üben ist gut. Aber gerade als Orchestermusiker muss man da eine gute Balance finden, zumal die Orchesterdienste auch anstrengend sind. Niemand möchte sich mit Sehnenscheidenentzündungen herumschlagen. Man sollte nie an die Schmerzgrenze gehen. Hat man z. B. 12 Orchesterdienste in einer Woche, so wäre es schlecht, dazu noch täglich 3 Stunden selber zu üben. Eine Stunde pro Tag ist in so einer Woche wohl schon das Maximum. In einer Woche mit nur drei Diensten ist es natürlich ganz anders und man kann viel üben.

 

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5 Tipps für mehr Selbstdisziplin als Musiker

Das Üben eines Instrumentes erfordert viel Selbstdisziplin. Spitzenleistungen sind nur nach jahrzehntelangen täglichen Übemarathons möglich. Immerhin hat man als Kind und in der Jugend einen Lehrer, der jede Woche die Fortschritte prüft, was für einige motivierend genug ist. Zusätzlich hat man hoffentlich Eltern, die auch ein bisschen schauen, dass geübt wird und idealerweise (so war es bei mir) in die Cellostunde mitkommen kommen und schauen, dass ich zu Hause das übe, was der Lehrer von mir verlangt.

Aber nach dem Studium ist man auf sich allein gestellt. Übt man nicht mehr genug, so fällt man zurück. Für mich ist genug zu üben der schwierigste Teil des Berufes. Hier ein paar meiner Tipps, die helfen können, genug zu üben.

1. Nicht im Computerzimmer üben: Das Internet ist ein Segen, kann aber auch enorm viel Zeit wegfressen. Ich übe besser in einem Zimmer, in dem kein Computer mit Internetanschluss steht. Das Laptop sollte auch raus.

2. Timer stellen: Ich übe am besten, wenn ich in 45-Minuten-Zeitabschnitten übe. Dazu stelle ich auf dem Handy einen Countdown auf 45 min und mache erst 15 min Pause (auch mit Countdown), wenn die Zeit abgelaufen ist. Wenn die 15 min Pause abgelaufen sind, stelle ich den Countdown wieder auf 45 min und übe weiter.

3. Sich selber aufnehmen als Mittel gegen Zerstreutheit: Oft gehen einem aber hundert andere Sachen durch den Kopf. In solchen Fällen ist es für mich das beste, eine spontane Aufnahme des Stückes, an dem ich grad übe zu machen. Beim anschliessenden Abhören der Aufnahme sehe ich dann an welchen Stellen ich gezielt arbeiten muss und die Qualität meiner Konzentration und damit der Übe-Session verbessert sich augenblicklich. Ein Studiomikrofon ist ideal, aber auch Laptops und iPhones haben oft brauchbare Mikrofone.

4. Auch kurze Zeitfenster ausnützen: Den ganzen Tag über keine Zeit gefunden zum Üben und jetzt bleiben nur noch 25 min übrig? Mein Tipp: Nütze diese 25 min zum Üben. Natürlich ist es besser, an einem Tag 4 Stunden zu üben. Aber wenn das nicht geht, dann sind auch kleine Zeitfenster besser als gar nichts. Versuche in solchen Fällen noch stärker als sonst nachzudenken, wie du in der gegebenen Zeit am meisten Fortschritte erzielen kannst.

5. Eine möglichst interessante Routine haben: Beim Üben sollte die Langeweile keinen Platz haben. Der Kopf muss immer beschäftigt werden. Ich fange aktuell stets mit ca. 15 min Blattlesen an, weil mir dies Spass macht. Danach kommen 15 min Tonleitern, was mir zwar weniger Spass macht, ich für so kurze Zeit aber ertragen kann. Danach 15 min einer Etüde mit einem technischen Problem, in dem ich mich verbessern will. Schliesslich komme ich zur eigentlichen Arbeit wie Orchestermaterial üben und Literatur, die ich demnächst im Konzert präsentiere. Jeder Mensch ist anders und diese Routine könnte für jemand anderes der Horror sein. Für mich aber funktioniert sie so gut, dass ich mich jeden Tag darüber freue. Der Sinn einer Routine ist nebst der Gewohnheit vor allem das regelmässige sich-mit-gewissen-Dingen-beschäftigen, welches der Motor für Fortschritte ist.