In meinem Musikerleben geht es mir vor allem darum, Spass zu haben. Meine Tätigkeit soll interessant sein. Besonders wichtig erscheint mir in dem Zusammenhang, die richtige Mitte zwischen Quantität und Qualität zu finden. Was meine ich damit: Natürlich könnte ich nur zwei Auftritte pro Jahr haben und jeweils ein halbes Jahr dafür üben. Die Qualität wäre vermutlich gut. Aber es wäre mir ein bisschen langweilig. Auch würde ich nicht so viel dabei lernen, wie wenn ich öfter auftreten würde und mir dabei mehr Repertoire aneigne sowie mit mehr verschiedenen Kollegen zusammenarbeite und von ihnen lerne. Auch müsste ich nicht sonderlich effizient und gut organisiert sein, weil die Arbeitslast einfach zu gering wäre, was mich auch ein bisschen stört, da Effizienz für sich genommen schon etwas Schönes ist. Und letztlich würde überhaupt keine Routine entstehen und jeder Auftritt wäre ein Grund zur Nervosität.
Das andere Extrem wäre: Jede Anfrage anzunehmen und jeden Monat neben dem Orchester noch 4-5 Projekte zu bewältigen. Da würde ich wahrlich eine Effizienzmaschine am Cello sein müssen und von daher wäre es möglicherweise interessant. Aber der Stress wäre riesig und es wäre mir unmöglich, konstant gute Qualität zu liefern, zumal ich nicht immer nur die gleichen 6 Stücke spielen darf, sondern variieren muss. Auch bliebe der Spass auf der Strecke, weil ich nur noch am rumhetzen wäre und in den Konzerten wohl oft recht viel Stress hätte, weil ich nicht alles gründlich hätte üben können.
Qualität hat immer Vorrang:
Als Normalmusiker wie wir sollte man versuchen, jedes Konzert Carnegie-Hall-reif zu spielen, weil man eben noch nicht in der Carnegie-Hall ist. Konstant gute Konzerte zu geben hat viel den besseren Effekt auf die eigene Karriere als viele mittelmässige Konzerte.11
Mit der Quantität nicht übertreiben:
Daraus folgt automatisch, dass man sich bei der Arbeitslast gewisse Limiten setzen muss. Sofern man nicht überall die gleichen Stücke spielen kann, muss man schlichtweg kürzer treten. Mit den Jahren wird man indes leistungsfähiger. Während dem Studium habe ich mehrere Monate lang auf ein Konzert hin geübt. In meiner Anfangszeit im Orchester war ich mit einem Konzert ausserhalb des Orchesters pro Monat wohl. Mittlerweile kann ich ein bisschen mehr machen, muss aber stets vorsichtig sein. Andere Leute können vielleicht doppelt oder halb so viel machen und das ist in Ordnung so.
Intelligent programmieren:
Auch bei der Programmierung sollte man eine Balance suchen, sofern man Einfluss darauf hat: Einerseits will man neue Stücke lernen und so Fortschritte machen, andererseits ist das immer aufwändig. Es zahlt sich aus, Bewährtes/Bekanntes mit neuem zu mischen. In besonders stressigen Perioden kann man auch etwas leichtere Werke programmieren. Für Vorspiele und Wettbewerbe sollte man ganz besonders schlau programmieren und den Aufwand, den neue Stücke verlangen nicht unterschätzen. Es kommt immer drauf an, was es zu spielen gibt. Ein Schostakovich-Cellokonzert von Grund auf zu lernen und auswendig im Konzert zu präsentieren ist sicher mehr Arbeit, als eine Beethoven-Streichquartett-Cellostimme vorzubereiten. All diese Sachen sind zu berücksichtigen.
Gutes Zeitmanagement:
Menschen sind keine Maschinen und niemand will und kann nur arbeiten. Abgesehen davon ist das auch überhaupt nicht gesund und ausserdem sehr ineffizient. Jeder Mensch hat aber täglich 24 Stunden zur Verfügung und es ist nicht zu übersehen, dass die einen diese Zeit besser nützen als die anderen. Es gibt z. B. zweifellos Tätigkeiten, die Zeit fressen ohne ein positives Ergebnis zu hinterlassen. Dazu zähle ich fernsehen, zielloses Internet-Surfen und gamen. Wenn man schon fernsieht, dann kann man z. B. noch gewisse Haushalts-Arbeiten dazu verrichten, damit wenigstens die dann erledigt sind. Für mich ist auch Zeitmanagement eine Balance-Aufgabe zwischen Müssiggang und Vorwärtskommen.
Effizient arbeiten:
In einem separaten Artikel haben wir dieses Thema bereits besprochen. Ständig sollte man nach effizienteren Methoden suchen, um mit den Projekten vorwärts zu kommen.
Und eben: den Spass behalten
All das macht nur Sinn, wenn man Spass daran hat. Jeder soll einfach versuchen, Freude an der Tätigkeit zu empfinden. Ich selber habe die grösste Befriedigung, wenn ich weder zuviel noch zu wenig mache und auch privat nichts zu kurz kommt, dennoch aber die Qualität meinen Vorstellungen entspricht.