Wer viel reist und deshalb weniger zum üben kommt, der schaut manchmal unterwegs in die Partitur und versucht auf diese Weise die Zeit optimal zu nutzen und ein bisschen weiter zu kommen.
Ich denke, dass dagegen nichts einzuwenden ist.
Folgende Möglichkeiten sehe ich für mentales Üben:
1. Ein komplexes Stück auswendig lernen. Ich versuche dann, bestimmte komplizierte Sequenzen, die durch simples repetierendes Üben nicht ins Gedächtnis wollen, zu begreifen.
2. Aufnahmen hören: Oft höre ich auch mit der Partitur oder der Stimme eine Reihe von Aufnahmen durch und mache mir Notizen in die Stimme, wenn ich einen guten Fingersatz höre (funktioniert noch besser mit Youtube).
3. Text lesen: Wenn ein Stück sehr viele dynamische Anweisungen hat, kann man diese analysieren.
4. Partitur studieren: Man kann die Begleitstimmen ansehen und sehen, wer wo die Hauptstimme hat, wo man evtl. rhythmische Freiheiten hat usw.
Das “echte” Üben ist unersetzlich
Viel mehr kann man meiner Meinung nach nicht tun. Mentales Üben wird die “echte” Zeit am Instrument nie ersetzen, da ein Musiker eine hochpräzise Feinmotorik braucht, welche mental nicht trainiert werden kann. Auch muss er sein Instrument kennen besser kennen als seine Hosentasche, was mental auch nicht gefördert wird. Es bleibt also wichtig, sich das Leben so einzurichten, dass man täglich so viel wie möglich übt. Als Ergänzung ist mentales Üben aber wertvoll und könnte manchmal das Zünglein an der Waage zwischen einer sehr guten und einer genialen Interpretation sein, da Cello spielen dann super wird, wenn auch Intelligenz und Gedächtnis zu 100% gebraucht werden bzw. wissen, was man gerade tut. Es kann auch zusätzliche Sicherheit schaffen.