Datum: | 25.7.2013 |
Medium: | Freiburger Nachrichten |
Titel: | Der Kopilot des Solocellisten |
Original: | Ja: FN_2013-07-25_SC_03 |
Der Kopilot des Solocellisten
Seit er sechs Jahre alt ist, spielt Sebastian Diezig Cello. Seit drei Jahren ist er stellvertretender Solocellist im Luzerner Sinfonieorchester. Warum er sich für die Musik entschieden hat, was ihm seine Hände bedeuten und warum er keine reine Solokarriere starten will, hat er den FN erzählt.
LUZERN «Neben dem Gehör sind die Hände das Wichtigste für einen Musiker», sagt Sebastian Diezig. Seit 2010 ist der St. Ursner stellvertretender Solocellist im Luzerner Sinfonieorchester. «Ich bin sozusagen der Kopilot des Solocellisten», erklärt er. Er habe nicht seit jeher den Wunsch gehabt, Musiker zu werden, auch wenn er bereits im Alter von sechs Jah ren begonnen habe, Cellounterricht zu nehmen. «Ich hätte mir auch vorstellen können, Informatiker oder Journalist zu werden. Schliesslich habe ich aber gemerkt, dass meine grösste Begabung in der Musik liegt», so der 30-Jährige.
Nach langjährigem Unterricht am Konservatorium Freiburg machte Sebastian Diezig – parallel zur Matura am Kollegium Heilig Kreuz – das Lehrerdiplom für Cello an der Musikhochschule in Lausanne. «Es war eine anstrengende Zeit», sagt er rückblickend, «aber ich habe gelernt, meine Zeit einzuteilen.» Nach der Matura begann er ein Studium an der Musikhochschule Basel, wo er das Konzertdiplom und das Solistendiplom erwarb. Letzteres ist das höchste Musikzertifikat, das in der Schweiz erreicht werden kann.
Keine reine Solokarriere
Er habe sich nie ernsthaft überlegt, eine reine Solokarriere zu starten, sagt Diezig, dessen Frau ebenfalls Musikerin ist. «Zum einen ist das Leben als Solist extrem anstrengend.» Man sei ständig unterwegs und es wäre sehr schwierig, den Beruf mit Frau und Familie zu vereinen. «Zum anderen gibt es viel zu viele, die das wollen.»
Auch eine Stelle im Orchester zu finden, sei oft nicht einfach. «Es ist nicht immer nur eine Frage von Fleiss und Talent – ich war auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort», sagt Diezig. Dass er jeden Tag üben muss, um sein Niveau zu halten, und kaum in den Urlaub fahren kann, ohne sein Instrument mitzunehmen, stört ihn nicht: «Klar muss ich mich manchmal überwinden, aber sobald ich spiele, ist es für mich keine Arbeit mehr.»
Creme für die Hände
Ebenso selbstverständlich ist es für ihn, dass er auf seine Hände achtgibt. «Ich benütze Handcreme, trage im Winter immer Handschuhe und passe mit dem Küchenmesser besonders gut auf», sagt Diezig. Gross einschränken müsse er sich aber nicht. So fährt er weiterhin Rennvelo, einzig auf die Schlittschuhe hat er sich seit Längerem nicht mehr gewagt: «Ich verzichte nicht auf vieles, bin aber bestimmt vorsichtiger als andere: Meine Hände sind mein Kapital.» (Regula Bur)