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Die vier wichtigsten Dinge beim Celloüben

Cello üben
Cello üben

Wenn ich Cello übe so weiss ich, dass es einfacher ist, schon zu Beginn möglichst alles richtig zu erlernen anstatt im Nachhinein bereits einstudierte Fehler wieder auszutreiben. Insbesondere bei den folgenden vier Kriterien kann man objektiv richtig oder falsch spielen, weswegen sie die Grundlage des guten Cellospiels sind.

Bei jeder Arbeitssession an einem Stück oder einer Stelle sollte man auf folgendes achten:

1. Korrekter Rhythmus

Rhythmus ist die Basis jeder Musik. Als erstes sollte man daher darauf achten, dass man die Rhythmen richtig wiedergeben kann, nötigenfalls deutlich unter dem finalen Tempo. Nebst genauem Lesen der Notenwerte lohnt es sich auch oft, ein Metronom beizuziehen und/oder die Musik ohne Instrument zu singen, weil man sich so ganz auf den Rhythmus konzentrieren kann und nicht noch zeitgleich Probleme mit Bogenstrichen und Fingersätzen hat. Stehen Anweisungen wie “Rallentando”, “Ritenuto”, oder “accellerando” über gewissen Stellen, so sollte man das auch beachten und umsetzen.

2. Richtige Tonhöhen / einwandfreie Intonation

Nimm dir die Zeit, die zu spielenden Noten richtig zu entziffern. Suche dann einen Fingersatz, der sowohl schön klingt als auch ein intonatorisch einwandfreies Spielen ermöglicht. Achte immer auf eine einwandfreie Intonation. Spielt man unsauber, macht man Rückschritte, weil die hochpräzise Feinmotorik vernachlässigt wird und sich darüberhinaus mittelfristig auch das eigene Gehör zurückbildet und ungenaue Intonation zu akzeptieren beginnt.

3. Schöner Klang

Suche stets nach einem Klang, der zur Musik, die du spielst passt. Spiele zum Üben auch viel ohne Vibrato, um eine gute Bogenführung zu erreichen und den Bogenklang zu pflegen. Wenn eine Stelle ohne Vibrato schön klingt, dann ist das Vibrato dann das gewisse Etwas, das den Klang veredeln wird. Ist der Bogenklang schlecht, so wird man auch mit vielseitigstem Vibrato nie perfekt klingen. Versuche auch unnötige Nebengeräusche zu vermeiden (Pfeiftöne&Kratzen, ungewolltes Berühren der Nebensaiten etc.) und beachte ausserdem die Dynamiken (pp, p, mp, mf, f, ff) sowie Anweisungen wie s.v. (senza vibrato) oder espr. (espressivo) und Ähnliche.

4. Gesunde Haltung am Instrument

Cellospielen ist eine langfristige Angelegenheit und die meisten Menschen wollen es ihr Leben lang tun. Daher ist es wichtig, immer eine gute und gesunde Haltung am Cello anzustreben.

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Tipps für eine gesunde Körperhaltung beim Cellospielen

Die Wirbelsäule nützt sich unweigerlich ab. Mit Fehlhaltungen jedoch noch viel schneller. Das einzige Gute daran: Je älter man wird, desto schneller kann man Fehlhaltungen bemerken, weil man nicht mehr eine so ausdauernde und belastbare Wirbelsäule hat wie anno dazumals. Will heissen: Gute und schlechte Haltungen lassen sich nach ein paar Stunden üben recht klar von einander trennen, weil die gute Haltung schmerzfreies Weiterspielen erlaubt und die schlechte irgendwann in die Wirbel fährt. So ist es jedenfalls bei mir.

Grundsätzlich soll man beim Cellospielen bequem sitzen. Das heisst, dass erstens der Stuhl die richtige Höhe haben muss, was je nach Körpergrösse und individueller Beinlänge anders ist. Zweitens sollte man dann mit angenehmer, von vorne oder von hinten gesehen symmetrischer Körperhaltung darauf sitzen. Ein Cellolehrer von mir meinte immer, dass man zuerst mal ohne Cello auf den Stuhl sitzen sollte als ob man fernsehen würde. Er meinte damit nicht eine Couchpotato-Haltung sondern eher ein bequemes, aufrechtes, symmetrisches Sitzen. Erst dann kommt das Cello dazu, ohne dass man die ursrpüngliche Haltung ändern müsste. Ich habe mir übrigens einen guten Orchesterstuhl gekauft. Jedoch sollte man da nicht blind kaufen, da die Stuhlbeinlänge eine grosse Rolle spielt. Probesitzen ist zu empfehlen. Ich konnte das im Orchester gut tun, da dort in den verschiedenen Spielstätten und Probelokalen unterschiedliche Modelle zum Einsatz kommen. Beim Cellospielen sitze ich nicht auf der Stuhlkante, wie das einige Musikkritiker gerne beobachten würden, sondern bequem hinten auf der Sitzfläche, um so die Rückenlehne nutzen zu können. Bei den tausenden von Stunden, welche ich jährlich hinter dem Cello sitze, bin ich so wohler.

Will man selber am Cello eine gute Haltung erreichen (und jeder Cellist sollte das tun), so empfiehlt es sich, vor einem grossen Spiegel zu üben oder -fast noch besser- sich mit einer auf einem Stativ montierten Videokamera von vorne, von der Seite und von hinten beim Spielen aufzuzeichen.

Eine abschliessende Bemerkung, bevor wir hier ein paar typische Fehlhaltungen untersuchen: Lass dich nicht vom Solisten Soundso beeindrucken, weil er irgendwie völlig geknickt und gebückt auf seinem Cello rumsäbelt. Nur weil er das macht ist es noch lange nicht gesund und es ist übrigens wirklich bemerkenswert, wieviele junge Solisten ungesunde Haltungen haben. Längst nicht alle aber wie gesagt: Lieber auf den eigenen gesunden Menschenverstand vertrauen als blind einen berühmten Musiker nachzuahmen.

Wenn der Stachel lange genug ist, sind die Wirbel höher. Dadurch hat man mehr Platz für den Nacken. Auch ist das Cello flacher, was noch mehr Platz für den Nacken schafft. Das positive Resultat: Man kann den Rücken und den Nacken gerade halten, was für die Gesundheit des Rückens wichtig ist.
Gute Haltung: Wenn der Stachel lange genug ist, sind die Schnecke des Cellos und vor allem die Wirbel zum Stimmen höher. Dadurch hat man mehr Platz für den Nacken. Auch ist das Cello flacher, was noch mehr Platz für den Nacken schafft. Das positive Resultat: Man kann aufrecht sitzen und den Nacken gerade halten, was für die Gesundheit der Wirbelsäule wichtig ist.
Ist der Stachel zu kurz, so wird das Cello steiler und sitzt tiefer, was zu Folge hat, dass einem die Wirbel im Nacken sitzen und man keinen Platz für eine aufrechte Haltung hat.
Schlechte Haltung: Ist der Stachel zu kurz, so wird das Cello steiler und sitzt tiefer, was zu Folge hat, dass einem die Wirbel im Nacken sitzen und man keinen Platz für den Kopf und somit für eine aufrechte Haltung hat.
Der Notenständer hat eine gute Höhe, was problemloses Lesen ohne ungesundes Vorbeugen des Rückens ermöglicht. Die Stachellänge ist auch gut, deswegen hat der Cellist auch Platz für seinen Kopf weswegen der Nacken gerade ist, was auch zur gesunden Haltung in diesem Bild beiträgt.
Gute Haltung: Der Notenständer hat eine gute Höhe, was problemloses Lesen ohne ungesundes Vorbeugen des Rückens ermöglicht. Die Stachellänge ist auch gut, deswegen hat der Cellist auch Platz für seinen Kopf weswegen der Nacken gerade ist, was auch zur gesunden Haltung in diesem Bild beiträgt.
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Schlechte Haltung: Die Stachellänge wäre an sich gut, aber der Notenständer ist tief und vermutlich bräuchte der Cellist auf dem Bild auch eine Brille. Jedenfalls nähert er sich mit dem Kopf dem Notenständer um besser lesen zu können. In der Folge ist seine Haltung ungesund. Der Cellist sollte möglichst aufrecht sitzen und nicht gebückt wie hier gezeigt.
Gute Haltung: Der Cellist sitzt gerade und das Cello ist leicht zur Seite geneigt. So sollte es sein, denn dadurch hat der Kopf Platz neben den Wirbeln, ohne dass man von einer gesunden Haltung abweichen müsste.
Gute Haltung: Der Cellist sitzt gerade und das Cello ist leicht zur Seite geneigt. So sollte es sein, denn dadurch hat der Kopf Platz neben den Wirbeln, ohne dass man eine ungesunde (schiefe) Haltung einnehmen müsste.
Schlechte Haltung: Das Cello ist hier gerade und der Cellist schief. Das ist genau verkehrt, denn für den Rücken ist das nicht gut wohingegen es dem Cello nichts macht, stundenlang schief zu stehen.
Schlechte Haltung: Das Cello ist hier gerade und der Cellist schief. Das ist genau verkehrt, denn für den Rücken ist das nicht gut wohingegen es dem Cello nichts machen würde, stundenlang schief zu stehen.
Schlechte Haltung: Der Cellist im Bild versucht lauter zu spielen, indem er den Ellbogen und gar die ganze Schulter beim Drücken anhebt. Dadurch kommt die Wirbelsäule in eine ungesunde Schieflache. Man muss lernen, Kraft anzuwenden, ohne dass die ganze Haltung aus dem Lot kommt.
Schlechte Haltung: Der Cellist im Bild versucht lauter zu spielen, indem er den Ellbogen und gar die ganze Schulter beim Drücken anhebt. Dadurch kommt die Wirbelsäule in eine ungesunde Schieflache. Man muss lernen, Kraft anzuwenden, ohne dass die ganze Haltung aus dem Lot kommt.
Gute Haltung: Dieser Cellist sitzt gerade und hat auch beide Schultern in einer gesunden horizontalen Lage.
Gute Haltung: Dieser Cellist sitzt gerade und hat auch beide Schultern in einer gesunden horizontalen Lage. Richtigerweise hat er das Cello ein bisschen zur Seite geneigt, was im dabei hilft, selber gerade zu sitzen.
Schlechte Haltung: Dieser Cellist hat das Cello gerade und den eigenen Oberkörper schief. Das ist nicht gut für den Rücken. Genau umgekehrt muss man es machen: Das Cello schief und den Rücken gerade.
Schlechte Haltung: Dieser Cellist hat das Cello gerade und den eigenen Oberkörper schief. Das ist nicht gut für den Rücken. Genau umgekehrt muss man es machen: Das Cello schief und den Rücken gerade.
Schlechte Haltung: Schulter und Ellbogen sind zu hoch, dadurch gelangt die Wirbelsäule in eine ungesunde Schieflache.
Schlechte Haltung: Schulter und Ellbogen sind zu hoch, dadurch gelangt die Wirbelsäule in eine ungesunde Schieflache.

 

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So haben Cellisten keine Probleme mit den Nachbaren

Der so genannte Hoteldämpfer
Der so genannte Hoteldämpfer

Wenn man nicht über den Luxus eines schallisolierten Übestudios im Keller verfügt oder die Nachbaren nicht zufälligerweise taub sind, so gibt es aus meiner Sicht ein paar Tricks und Strategien, mit denen man als Musiker die Nerven der Nachbaren schonen kann.

1. Wohnungen an “ruhiger Lage” ignorieren

Zwar kann man in vielen Städten froh sein, wenn man überhaupt eine Wohnung findet. Da ich aber überzeugt bin, dass Wohnhäuser in der Nähe einer vielbefahrenen Eisenbahnstrecke oder Strasse etwas lärmtolerantere Bewohner haben, kann man Inserate, in welchen “ruhige Lage” steht, oft schon zum Vornherein ignorieren.

2. Riesige Wohnblöcke meiden

In 15-stöckigen Wohnblöcken hat man meistens einfach zu viele Nachbaren links, rechts, unten und oben, sodass fast immer jemand von denen zu Hause ist und sich am Üben stören könnte. Darüber hinaus sind solche Häuser oft nicht besonders gut isoliert.

Gut ist, wenn man im Haus entweder zu oberst oder zu unterst wohnt, weil dann wenigstens in einer Richtung keine Nachbaren gestört werden (je weniger Nachbaren desto besser).

3. Einen guten Kontakt zu den Nachbaren pflegen

Wenn ich eine Wohnung beziehe, dann klingele ich in den nächsten Tagen bei den Nachbaren, und stelle mich vor. Man sollte freundlich sein und sagen, dass man Musiker ist sowie fragen, ob es in Ordnung ist, wenn man zu Bürozeiten Cello übt. Man kann sagen, dass das zwar nicht leise ist, aber ja doch keine Trompete. Falls sich die Nachbaren gestört fühlen sollten, so möchten sie sich bitte bei einem melden. Das ist wichtig, weil es unangenehm ist, wenn sie sich sofort bei der Vermietung beschweren.

In der Folge sollte man stets ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis anstreben und immer freundlich sein und – wenn man mal besonders viel und laut geübt hat – fragen, ob man ihre Nerven nicht allzusehr strapaziert hat. Wenn die Nachbaren einen gut leiden können, dann verzeihen sie einem eher, dass man halt “leider” Musiker ist, Lärm macht und keinen “anständigen” Beruf gelernt hat.

4. Einen Hoteldämpfer (siehe Bild oben) benützen und sehr leise üben

Man muss nicht immer mit dem vollen Solistenklang üben. Das ist zwar auch wichtig, aber für die Nachbaren kann das der Horror sein. Besonders wenn man merkt, dass die Nachbaren zu Hause sind, oder spätabends sowie zu Essenszeiten sollte man nur mit Hoteldämpfer üben. Ich selber übe sehr oft mit Hoteldämpfer und dazu noch mit ganz wenig Bogendruck auf dem Griffbrett oder ganz leise ponticello (auf dem Steg). Bislang hat sich Gott sei Dank noch kein Nachbar beschwert, obschon ich oft bis um Mitternacht so übe. Unter der Woche und zu Bürozeiten spiele ich auch recht oft mit richtigem “Konzertklang”.

5. Das geeignete Zimmer auswählen

Ich übe normalerweise in einem Zimmer, welches wenigstens horizontal keine Nachbaren stören kann, weil noch andere Zimmer sowie ein Treppenhaus zur nächtsgelegenen Wohnung auf dem gleichen Stockwerk dazwischenliegen.

6. Nach Möglichkeit auch im Konzerthaus/Theater/in der Musikschule üben

Oft übe ich vor oder nach einem Orchesterdienst noch im Theater oder in einem Stimmzimmer des KKLs. Dort kann man richtig loslegen und kann sich dann zu Hause reinen Gewissens schonen, weil man den Konzertklang bereits gepflegt hat. Da ich recht viel übe, haben so meine Nachbaren wenigstens nicht die volle Ladung meines Übepensums.

7. Nicht (zu viele) Kammermusikproben zu Hause machen

Ein Cello ist bereits recht laut, wenn dann noch regelmässig ein Streichquartett zu Hause probiert und das während jeweils drei Stunden, so kann das je nach Nachbar zu viel sein.

8. Tolerant sein, wenn die Nachbaren feiern

Als ich meinen Nachbarn mal gefragt habe, ob ihn meine Überei störe, meinte er: Nein, aber wenn er halt ab und zu Party mache, hoffe er, dass das dann auch ok sei. Nun, ich freue mich geradezu, wenn der Nachbar mal Party macht und mit seinen Freunden die Nacht zu Hause durchzecht und laut Musik hört. Es wäre absurd, wenn mich das stören würde, da ich bekanntlich selber genug Lärm mache.

9. Sich an die Regeln halten

Weil man nicht noch anderweitig negativ auffallen möchte, sollte man sich als Musiker ganz besonders an die im Haus geltenden Regeln halten. Ich denke da etwa an Waschordnung, Abfallreglement aber auch an evtl. festgelegte Musizierzeiten. Wenn es da heisst von 8-12 und von 14-20 dann ist das  schon wichtig. (Allenfalls kann man mit den Tipps in Punkt 4 Abhilfe schaffen.)

10. Übezimmer möblieren und mit Teppich(en) ausstatten

Ein leeres oder fast leeres Zimmer hat viel zu viel Hall. Der addiert sich dann immer dazu, wenn man spielt und erhöht den Schallpegel unnötigerweise. Mit Teppichen und Möbeln schafft man Abhilfe. Es ist auch gut für die Pflege des eigenen Celloklanges, wenn die Akustik “trocken” ist. Auch kann einen eine trockene Akustik in einem Konzertsaal dann nicht mehr aus dem Konzept bringen, weil man das gewöhnt ist.

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Das kleine 1×1 der effektiven Kammermusik-Probe

Das Vector Quartet Luzern
Das Vector Quartet Luzern

Kaum ein Musiker, der nicht gerne Kammermusik spielt. Dennoch will das Zusammenspiel und die empfindliche Teamarbeit gelernt sein. Hier ein paar meiner Erfahrungen und Tipps.

1. Die eigene Stimme vorbereiten: 

Eine Kammermusikgruppe ist nur so gut wie der am schlechtesten vorbereitete Spieler. Jeder sollte seine Stimme daher sehr gut spielen können. Dies bedingt nebst üben auch das Hören von Aufnahmen und evtl. das Studium einer Partitur.

2. Kritikfähig sein:

Wenn man Kammermusik spielt, wird man von den Kollegen Feedback erhalten. Sie werden diesen oder jenen Ton zu hoch oder zu tief finden, sich die eine Phrase anders vorstellen, dich an bestimmten Stellen zu laut oder zu leise finden, rhythmische Mängel aufdecken wollen usw. Man darf diesbezüglich nie die Geduld verlieren und sollte niemals reflexartig zurückschiessen, sondern die Kritik zu verstehen versuchen, überlegen ob etwas daran ist und gegebenenfalls diskutieren. Wenn man kritikfähig ist, lernt man von den Kollegen und das ist das Wichtigste.

3. Zuerst vor der eigenen Haustüre kehren:

Bevor man man die anderen Kollegen im Ensemble kritisiert, sollte man selber seinen Job möglichst gut machen. Die Kollegen nehmen dann deine Vorschläge viel ernster, als wenn du wackelig vom Blatt spielst und dann deine Ideen über die Interpretation vorträgst.

4. Den anderen ihren individuellen Geschmack zugestehen:

Jeder Musiker hat seinen persönlichen Geschmack. Der eine spielt gern mit viel Vibrato, der andere eher mit wenig usw. Meine Devise ist immer: So lange es überzeugend ist, ist es gut, ganz gleich, ob es nun stilistisch gerade der aktuellen Mode entspricht. Vor man also die anderen auffordert, so oder anders zu spielen, sollte man sicher sein, dass man es nicht überzeugend findet. Man sollte selber flexibel sein und sich anpassen können, da dies auch eine grosse Qualität ist, die man bei sich fördern will. Ein guter Musiker kann sich vorstellen, eine Stelle auf ganz verschiedene Arten zu spielen.

5. Wenig und konstruktiv kritisieren:

Wenn man bei den anderen dann doch etwas kritisieren möchte, dann muss man sehr geschickt sein, da Musiker sensibel sind und verletzt reagieren können. Man sollte wie im Pädagogik-Unterricht gelernt zuerst Positives hervorheben und dann erst in Form eines Vorschlages den persönlichen Wunsch einbringen. Es ist ein Riesen-Unterschied, ob man sagt: “Der letzte Ton muss ohne Vibrato sein!” oder ob man sagt: “Darf ich etwas vorschlagen? Spielen wir doch versuchshalber mal den letzten Ton ohne Vibrato, das könnte an dieser Stelle ein schöner Farbwechsel sein.”

Zudem sollte man nicht zu oft kritisieren. Etliche Probleme lösen sich von selber oder sind dem anderen Musiker gar bewusst. Auch hat man mehr Chancen, erhört zu werden, wenn man nicht allzuviel sagt.

6. Mehr spielen als diskutieren:

Es ist meine Auffassung, dass in einer guten Probe viel mehr gespielt als diskutiert wird. Endlose Diskussionen über Bogenstriche, Dynamik usw. strapazieren die Geduld der Teilnehmer und bringen das Ensemble häufig nicht wirklich voran. Bei jeder Idee, die man hat, sollte man sich fragen: Ist es wirklich wichtig? Haben wir genug Zeit, das jetzt zu diskutieren?

7. Ausgerüstet sein:

Bei Proben und Konzerten einen Bleistift, Notenständer sowie einen Bodenschutz mitbringen, damit man effizient arbeiten kann.

8. Partitur dabei haben: Es ist unendlich angenehmer, schnell etwas in der Partitur zu kontrollieren, anstatt zu mutmassen, was die Kollegen wohl in ihrer Stimme haben und dann falsch zu liegen. Auf imslp.org findet ausser den Komponisten des 20. und 21. Jahrhundert fast alles, was man braucht – gratis.

9. Bei zu erledigenden Arbeiten mitanpacken: 

Geht es bsp. darum, Probenräume zu reservieren, Homepage zu erstellen, Werbung zu machen, einen Anruf zu tätigen, Kopien zu machen, usw. dann sollte man mitanpacken und Tätigkeiten, die man gut machen kann, machen. Es ist wirklich eine Teamarbeit und wenn jeder mithilft, dann sind die Resultate besser.

10. Unkompliziert sein:

Der ideale Kammermusiker ist einfach im Umgang, weil er gut gelaunt ist, vorbereitet, pünktlich, zuverlässig, terminlich so flexibel wie es im möglich ist und aufgrund seiner exzellenten musikalischen Fähigkeiten und Vorbereitungsarbeiten auch im Zusammenspiel keine Probleme macht. Das ist alles wichtig, weil solche Leute öfters angefragt werden als der ständig schlecht gelaunte, chronisch unvorbereitete Musiker mit jeweils mindestens 15 min Verspätung.

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Hinfallen und wieder aufstehen

Hinfallen und wieder aufstehen
Mein Cousin Severin – ein sehr guter Mountainbiker

Auch wenn so manche Musikerkarriere aussieht wie eine reine Erfolgsstory, gibt es doch bei jedem Musiker Ereignisse und Kapitel, die nicht erfolgreich über die Bühne gingen. Z.B.: Erfolglose Probespiele und Wettbewerbe, verkorkste Probejahre, massenhaft Nicht-Berücksichtigungen bei Konzertserien oder Festivals, Nicht-Einladungen zu Probespielen, Konzerte in Unterform etc. Zwar wird niemand diese Erlebnisse in seiner Künstlerbiographie breittreten (im Gegenteil!), stattgefunden haben sie bei jedem aber trotzdem.

– Nicht aufgeben

Wir sind keine Masochisten und wollen den Erfolg. Aber jeder, der überhaupt etwas tut, wird hin und wieder einen Misserfolg haben. Niemals sollte man allein deswegen aufgeben. Mit der Zeit merkt man, dass Scheitern nur halb so schlimm ist und in einem derart kompetitiven Umfeld wie der Musik für alle dazugehört wie der Bogen zum Cello.

– Die Lehren ziehen

Der “Vorteil” des Scheiterns ist, dass man erneut über die Bücher muss, weil man das nächste Mal bessere Chancen haben möchte. Wenn man das konsequent und mit grossem Einsatz tut, kann man immer besser werden, was genial ist. Kriegt man Feedback so sollte man dieses sich anhören und überlegen, ob gute Ideen enthalten sind (was nicht immer der Fall ist, manchmal aber schon). Auf der anderen Seite steht der Erfolg , der natürlich schön und motivierend ist. Er kann aber das Gefühl vermitteln, dass man bereits am Ziel ist und deswegen weitere Fortschritte blockieren.

– Keine Angst vor dem Scheitern haben

Besonders schade finde ich es, wenn bsp. in einem Probespiel unglaublich hohe um nicht zu sagen unrealistische Anforderungen an die Kandidaten gestellt werden, weil “der Mann auf der 1. Solostelle einfach unangefochtene Weltklasse sein muss”. Ich verstehe auch warum. So soll z. B. ein Solo-Cellist besser sein als die sehr guten Tuttisten und Stv. Solo-Cellisten eines exzellenten Orchesters, weil diese sich sonst “übergangen” fühlen. Und auch ich meine, dass so jemand gut sein soll. Jedoch gibt es in jedem Orchester Tuttisten, die gewisse Sachen besser können als ihre Stimmführer, was somit normal ist. Allerdings hat ein Stimmführer andere Aufgaben und mehr Stress und das wiederum erfordert Qualitäten, die vielleicht nicht jeder Tuttist hat. Und man sollte bedenken: Wenn sich diese zweifelsfrei exzellenten Tuttisten und Stv. Solo-Cellisten selber nicht um eine freie Solo-Stelle bewerben um somit ihr Vorspiel abzulegen und zu zeigen, wie gut sie sind, dann werden sie nicht übergangen, sondern bewerben sich schlicht nicht. Was ich vermute: Die sehr guten Tuttisten und Stellvertreter bewerben sich nicht, weil sie Angst haben, zu scheitern und sich zu blamieren, was völlig normal und verständlich ist. Sollten sie indes aber nicht, denn jeder scheitert hin und wieder und es ist nur halb so wild und darüber hinaus würden sie im Falle eines Scheiterns idealerweise sinnvolle Schlüsse ziehen und evtl. die Kandidaten in zukünftigen Probespielen etwas realistischer einschätzen. Ausserdem ist gelegentliches Scheitern eine gute menschliche Erfahrung, fördert eine gewisse Gelassenheit sowie eine Wertschätzung für das, was man bereits erreicht hat. Letzter Punkt ist interessant, weil man oft von frustrierten Musikern spricht, die es zwar versuchten jedoch nicht schafften. In meiner eigenen Erfahrung und Beobachtung ist das Gegenteil richtig: diejenigen, die es versuchen sind die motivierten und fitten Musiker, welche sich nichts draus machen, dass es halt mal nicht geklappt hat, selbst wenn die Niederlage am Anfang bitter schmeckte. Auch verdienen sie sich Respekt und zeigen allen, was sie können (oft können sie sehr viel).

– Nach dem Scheitern geht das Leben weiter

Genauso, wie man sich an den Erfolg gewöhnt, gewöhnt man sich auch an den Misserfolg. Zwar bleiben danach die Fragen, ob man es jemals überhaupt schaffen wird und Selbstzweifel kommen hin und wieder auf usw. Eigentlich sind die in einem gewissen Ausmass aber sehr gesund. Und das Leben geht weiter – neue Projekte stehen an und vielleicht wird eines davon ein Erfolg, weil man viel gelernt hat.

– Ohne scheitern wäre es langweilig

Alles, was sich lohnt zu erreichen, ist nicht einfach erreichen und einiges, was einfach zu erreichen ist, ist nicht besonders spannend. Wer nie scheitert geht wahrscheinlich oft auf Nummer sicher.

– Wer auf Nummer Sicher geht lebt eigentlich gefährlicher!

Ich wage zu behaupten, dass Musiker, die sich exponieren und hin und wieder eine Niederlage kassieren eine sicherere Existenz haben als die, die sich “verstecken”. Denn der Musiker, der weiterkommen will und dabei notwendigerweise nebst Erfolgen auch Misserfolge hat, entwickelt seine Fähigkeiten ständig weiter und misst sich immer mit den besten. Der andere, der tut, was er immer schon getan hat und das auch weiter tun will, stagniert und macht vielleicht sogar Rückschritte. Es ist nicht schwer zu sehen, welcher der beiden Musikertypen für eine Organisation wertvoller ist.

 

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Was können Musiker gegen den Klimawandel tun?

Schon jetzt weiss ich, dass dieser Artikel sehr kontrovers aufgenommen werden wird. Aber es ist nicht nur mein Eindruck sondern auch der vieler Klimaforscher, dass Phänomene wie etwa der seit Wochen anhaltende Dauerregen in der Schweiz mit dem globalen Klimawandel zu tun haben. Mittlerweile gibt es erste Überschwemmungen und der Vierwaldstättersee und sein Ausfluss (die Reuss) haben bereits gefährlich hohe Pegel. Es ist also nicht so, dass der Klimawandel uns nicht betrifft. Auch auf dem Rest der Welt wird das Wetter immer extremer mit Hurrikanen, Tsunamis, Dürren, Hochwasser, zu warmen Wintern, zu heissen Sommern usw.

Was mich persönlich an der ganzen Sache am meisten frustriert: Dass man als einzelner nicht viel tun kann. Ich glaube, dass es Alt-Bundesrat Leuenberger war, der sinngemäss sagte: “Auch wenn man bis hinter die Ohren grün ist, ist man noch eine Last für diese Welt und ihr Ökosystem.” Und doch muss jeder bei sich selber anfangen, da sich sonst nichts ändert.

Was können konkret z. B. Musiker tun?

– Weniger oder keine Flugreisen

Musiker sind oftmals Vielreisende. Die grössten Klimasünder dürften bekannte Dirigenten und Solisten sein, welche aufgrund ihrer weltweiten Karriere einen guten Teil ihrer Zeit im Flugzeug verbringen. Eigentlich ist das wenig sinnvoll, weil jedes Land eigene Top-Virtuosen und fähige Dirigenten hätte. Aber darauf haben wir wenig mehr Einfluss als bei unseren eigenen Konzertbesuchen die Leute aus der Region und dem eigenen Land zu unterstützen und allenfalls die Jetset-Künstler zu ignorieren. Ist aber ein bisschen drastisch und drakonisch.

Jedoch können wir “Normal-Musiker” unsere eigene Karriere regional gestalten und das Flugzeug weitgehend aussen vor lassen. In der Regel können wir uns bei Anfragen aus exotischen, weit entfernten Ländern, welche per Zug nicht zu erreichen sind, dagegen entscheiden, zumal es sich finanziell meistens sowieso kaum rechnet, jedenfalls ist das bei mir so (Gage gering, Reise- und Hotelkosten hoch).

Falls doch dann nehme ich nach Möglichkeit den Nachtzug. Neulich habe ich ein Einzelabteil im Schlafwagen von Prag nach Basel SBB gebucht. Das war eine gute Sache weil ich den Raum abschliessen konnte und das Cello und die sonstigen Wertsachen somit in Sicherheit waren. In diesem Einzelabteil gab es ein anständiges, bezogenes Bett mit Kissen und Decke, ein kleines Waschbecken, Spiegel und im selben Wagen eine Dusche auf dem Flur! Frühstück wurde am Morgen auch serviert. Ich konnte zwar nicht durchschlafen, weil mich der Zug hin und wieder wachschüttelte und auch immer mal wieder anhielt. Aber dennoch war ich am Morgen einigermassen ausgeruht und in brauchbarem Zustand, frisch geduscht und konnte den Tag produktiv nutzen. Ich werde nächstes Mal wieder ein Einzelabteil buchen, weil man in einem Sechser-Abteil zwei Betten braucht (eins für mich und eins fürs Cello) und somit nicht viel günstiger fährt und zudem ständig in Sorge ist, dass am Morgen die Wertsachen noch da sind, vom Cello ganz zu schweigen.

– Öffentlicher Verkehr und Fahrrad benützen

Verstopfte Strassen sind nicht nur ein Ärgernis und eine Belastung für die Nerven: der motorisierte Individualverkehr ist auch schlecht fürs Klima. Für innerstädtische Distanzen ist Velofahren mit dem Cello absolut möglich, schnell und gesund (mache es jeden Tag) und auch das Benützen des öffentlichen Verkehrs ist umweltfreundlicher als das Auto. Für grössere Distanzen ist die Eisenbahn dem Flugzeug klimatechnisch überlegen.

– Alle anderen Massnahmen

Es lohnt sich, sich mit Google und Co. zu informieren, was man sonst individuell gegen die Klimaerwärmung tun kann. Da geht es um Sparlampen, sparsame Haushaltsapparaturen, beidseitiges Bedrucken von Papier, Wohnung nicht überheizen, nicht benutze Elektrogeräte ausschalten, Duschverhalten, grünem Strom, Recycling, Mehrwegtaschen, Reifendruckprüfung usw.

– Feriendestination

Nicht nur Flugreisen sind problematisch, auch Kreuzfahrtschiffe sind leider ziemliche Dreckschleudern.

 

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Die Balance zwischen Qualität und Quantität finden

Quantität-Qualität

In meinem Musikerleben geht es mir vor allem darum, Spass zu haben. Meine Tätigkeit soll interessant sein. Besonders wichtig erscheint mir in dem Zusammenhang, die richtige Mitte zwischen Quantität und Qualität zu finden. Was meine ich damit: Natürlich könnte ich nur zwei Auftritte pro Jahr haben und jeweils ein halbes Jahr dafür üben. Die Qualität wäre vermutlich gut. Aber es wäre mir ein bisschen langweilig. Auch würde ich nicht so viel dabei lernen, wie wenn ich öfter auftreten würde und mir dabei mehr Repertoire aneigne sowie mit mehr verschiedenen Kollegen zusammenarbeite und von ihnen lerne. Auch müsste ich nicht sonderlich effizient und gut organisiert sein, weil die Arbeitslast einfach zu gering wäre, was mich auch ein bisschen stört, da Effizienz für sich genommen schon etwas Schönes ist. Und letztlich würde überhaupt keine Routine entstehen und jeder Auftritt wäre ein Grund zur Nervosität.

Das andere Extrem wäre: Jede Anfrage anzunehmen und jeden Monat neben dem Orchester noch 4-5 Projekte zu bewältigen. Da würde ich wahrlich eine Effizienzmaschine am Cello sein müssen und von daher wäre es möglicherweise interessant. Aber der Stress wäre riesig und es wäre mir unmöglich, konstant gute Qualität zu liefern, zumal ich nicht immer nur die gleichen 6 Stücke spielen darf, sondern variieren muss. Auch bliebe der Spass auf der Strecke, weil ich nur noch am rumhetzen wäre und in den Konzerten wohl oft recht viel Stress hätte, weil ich nicht alles gründlich hätte üben können.

Qualität hat immer Vorrang:

Als Normalmusiker wie wir sollte man versuchen, jedes Konzert Carnegie-Hall-reif zu spielen, weil man eben noch nicht in der Carnegie-Hall ist. Konstant gute Konzerte zu geben hat viel den besseren Effekt auf die eigene Karriere als viele mittelmässige Konzerte.11

Mit der Quantität nicht übertreiben:

Daraus folgt automatisch, dass man sich bei der Arbeitslast gewisse Limiten setzen muss. Sofern man nicht überall die gleichen Stücke spielen kann, muss man schlichtweg kürzer treten. Mit den Jahren wird man indes leistungsfähiger. Während dem Studium habe ich mehrere Monate lang auf ein Konzert hin geübt. In meiner Anfangszeit im Orchester war ich mit einem Konzert ausserhalb des Orchesters pro Monat wohl. Mittlerweile kann ich ein bisschen mehr machen, muss aber stets vorsichtig sein. Andere Leute können vielleicht doppelt oder halb so viel machen und das ist in Ordnung so.

Intelligent programmieren:

Auch bei der Programmierung sollte man eine Balance suchen, sofern man Einfluss darauf hat: Einerseits will man neue Stücke lernen und so Fortschritte machen, andererseits ist das immer aufwändig. Es zahlt sich aus, Bewährtes/Bekanntes mit neuem zu mischen. In besonders stressigen Perioden kann man auch etwas leichtere Werke programmieren. Für Vorspiele und Wettbewerbe sollte man ganz besonders schlau programmieren und den Aufwand, den neue Stücke verlangen nicht unterschätzen. Es kommt immer drauf an, was es zu spielen gibt. Ein Schostakovich-Cellokonzert von Grund auf zu lernen und auswendig im Konzert zu präsentieren ist sicher mehr Arbeit, als eine Beethoven-Streichquartett-Cellostimme vorzubereiten. All diese Sachen sind zu berücksichtigen.

Gutes Zeitmanagement:

Menschen sind keine Maschinen und niemand will und kann nur arbeiten. Abgesehen davon ist das auch überhaupt nicht gesund und ausserdem sehr ineffizient. Jeder Mensch hat aber täglich 24 Stunden zur Verfügung und es ist nicht zu übersehen, dass die einen diese Zeit besser nützen als die anderen. Es gibt z. B. zweifellos Tätigkeiten, die Zeit fressen ohne ein positives Ergebnis zu hinterlassen. Dazu zähle ich fernsehen, zielloses Internet-Surfen und gamen. Wenn man schon fernsieht, dann kann man z. B. noch gewisse Haushalts-Arbeiten dazu verrichten, damit wenigstens die dann erledigt sind. Für mich ist auch Zeitmanagement eine Balance-Aufgabe zwischen Müssiggang und Vorwärtskommen.

Effizient arbeiten:

In einem separaten Artikel haben wir dieses Thema bereits besprochen. Ständig sollte man nach effizienteren Methoden suchen, um mit den Projekten vorwärts zu kommen.

Und eben: den Spass behalten

All das macht nur Sinn, wenn man Spass daran hat. Jeder soll einfach versuchen, Freude an der Tätigkeit zu empfinden. Ich selber habe die grösste Befriedigung, wenn ich weder zuviel noch zu wenig mache und auch privat nichts zu kurz kommt, dennoch aber die Qualität meinen Vorstellungen entspricht.

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9 Dinge, die in jeden Cellokasten gehören

Sollte man immer mitführen
Sollte man immer mitführen

Jeder sollte danach streben, für alle Fälle gut ausgerüstet zu sein, da es einem das angenehme Gefühl gibt, dass nichts schiefgehen kann.

Das Problem ist oft der sehr begrenzte Platz, den man zur Verfügung hat. Auch möchte man auf die Ausrüstung im richtigen Moment ohne Umstände zugreifen können.

Als Lösung empfehle ich daher das Fiedler Tragesystem, welches das Anbringen einer Notentasche an der Rückseite des Cellokoffers erlaubt. So hat man zusätzlichen Platz fürs Mitbringen einiger sehr nützlicher Dinge, welche einem das Leben als Musiker erleichtern und vor allem muss man für meist unterwegs im Zug benötigte Sachen nicht zuerst umständlich den Koffer öffnen, um im Innenraum etwas hervorzukramen. Ich unterteile diese kurze Liste daher in Ausrüstung, welche im Koffer drin gut untergebracht ist und andere, welche am besten ausserhalb versorgt wird, damit man immer schnellen Zugriff hat.

 

Innerhalb des Cellokastens immer dabei:

1. Kolofonium

2. kompakter Bodenschutz (Veranstalter schätzen es nicht, wenn man schöne Parkette verkratzt)

3. Ersatzsaiten (von jeder Saite min. eine, auch gebrauchte, da diese im Ernstfall sofort die Intonation halten)

4. Ersatzbogen

5. Reinigungstuch

 

Im “Bleistiftabteil” der Notentasche an der Rückseite des Koffers immer dabei:

6. Bleistifte mit Radiergummi (braucht man in jeder Probe und bei jeder Übe-Session)

7. kleiner Bleistiftspitzer (immer praktisch)

8. Nagelknipser (und keine Nagelschere, da sie bei Flugreisen immer sofort konfisziert wird)

9. Klebestreifen (wenn man lose Kopien spielbereit machen will)

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(Fast) trivial: 3 Tipps für’s tägliche Cellotragen

cellotragen

Wie jeder Cellist weiss, ist ein Cello bezüglich Grösse und Gewicht ein ziemliches Möbelstück. Als Berufsmusiker aber auch als Liebhaber-Musiker trägt man daher ziemlich schwer! Es gibt aus meiner Sicht nur drei simple Tipps, welche man beherzigen kann, um das Ganze ein bisschen zu erleichtern.

1. Ein leichter Kasten

Es liegt auf der Hand: Das Cello wird sein Gewicht nicht ändern. Wohl aber kann man einen möglichst leichten Koffer anschaffen. Die leichtesten sind aus Kohlefaser-Material gefertigt. Persönlich nütze ich den Accord Standard, welcher 2,8 Kilo wiegt. Ein Koffer dieser Art ist nicht billig. Wenn man aber bedenkt, dass er 10 Jahre oder sogar mehr halten wird, dann ist es eine vertretbare Investition.

2. Das Cello auf dem Rücken tragen

Mit zwei Gurten kann man das Cello auf dem Rücken wie einen Rucksack tragen. Aus meiner Sicht die beste Art, ein Cello zu transportieren, weil so die Wirbelsäule symmetrisch belastet wird. Auch hat man auf diese Weise die beiden Hände immer frei.

3. Beim Stillstehen das Cello auf den Boden stellen

Dieser Tipp ist für mich der wichtigste. Wenn ich bsp. auf den Bus warte, so stelle ich das Cello immer ab, auch wenn es nur 2 Minuten sind. Ich vermute, dass man den positiven Effekt dieser kurzen Pausen für den Rücken oft unterschätzt. Immer wenn ich merke, dass ich demnächst einen Moment irgendwo rumstehen muss, nehme ich das Cello vom Rücken und stelle es neben mich, auch wenn es nur 30 Sekunden sind.

 

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Die Zukunft des Cellos

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Die Vergangenheit: Bach erhebt das Cello zum Solo-Instrument

Der erste Komponist, der das Potenzial des Cellos erkannt hatte, war kein geringerer als Johann-Sebastian Bach. Vor er mit seinen 6 Suiten für Solocello den Eckpfeiler im Repertoire eines jeden Cellisten setzte, waren Cellisten vor allem mit “Schrumm-Schrumm-Schrumm-Basslinien” beschäftigt (oder “Bum-Bum-Bum”, je nachdem). Mit solistischen Aufgaben wurde vor Bach kein Cellist betraut.

Die Gegenwart: Klavier ist Nr. 1, Geige ist Nr. 2, Cello ist Nr. 3

In der Folge schrieben weitere namhafte Komponisten wie Vivaldi, Boccherini und Haydn Werke fürs Cello, insbesondere Konzerte für Cello und Orchester. In der Klassik wurde das Cello mit seinem festen Platz im Streichquartett sowie im Klaviertrio kammermusikalisch bedeutend. Mit Beethoven, Brahms, Dvorak, Saint-Saëns, Elgar, Tschaikowsky, Schostakowitsch und vielen anderen namhaften Komponisten brach schliesslich die grosse Zeit des Cellos definitiv an. Es ist wohl unbestritten, dass das Cello heutzutage direkt nach Klavier und Geige das reichhaltigste Repertoire hat. Auch klar scheint mir, dass das Cello wiederum hinter dem Klavier und der Geige im Konzertleben den dritthöchsten Stellenwert innehat.

Die Zukunft: Cello vs. Klavier

So weit so gut. Wo das Cello aber aus meiner Sicht noch nicht genügend hoch eingeschätzt wird, ist in der Domäne der Solo-Rezitals. Das Klavier ist dort absolut unangefochten der König, was auch klar ist, da ein Klavier unangreifbare polyphone Möglichkeiten bietet und zudem über einen schier unerschöpflichen Fundus an Repertoire verfügt: Jeder Komponist von Rang und Namen hat für Soloklavier geschrieben, was nicht erstaunt, weil viele grosse Komponisten von Haus aus Pianisten waren. Namen wie Chopin, Liszt, Brahms, Beethoven, Haydn, Mozart, Bach u.s.w. kommen einem in den Sinn.

Man kann zwar sagen, dass Solo-Cello-Rezitals gang und gäbe sind, zumal auch fürs Solo-Cello eine beachtliche Bandbreite an Repertoire vorhanden ist und seit einiger Zeit eine Fülle an virtuosen Cellisten existiert, welche dieser heikel zu spielenden Literatur Herr ist. Und dennoch sollten Solo-Cello-Rezitals aus meiner Sicht noch viel häufiger stattfinden. Denn das Cello hat von allen Streichinstrumenten den sinnvollsten Tonumfang, da es sowohl richtige Bässe spielen kann, trotzdem aber auch glaubwürdig eine Melodie vortragen kann. Über die vielgelobte Klangschönheit des Cellos müssen wir gar nicht diskutieren. Und von der Klangvariabilität her ist ein Cello meiner Ansicht nach einem Klavier mindestens ebenbürtig, hat man doch vom Pizzicato über Ponticelloklänge bis hin zu all den verschiedenen Klangschattierungen des “normalen” Cellotones hin eine Vielzahl an wohlklingenden Möglichkeiten, welche sich auch noch genügend voneinander unterscheiden, um effektiv eingesetzt werden zu können. Was für ein Solorezital aber das Wichtigste ist, ist die Polyphonie oder die Möglichkeit, mehrere Töne oder gar Stimmen gleichzeitig und scheinbar unabhängig voneinander zu spielen. Niemand wird hier die Überlegenheit des Klaviers ernsthaft in Frage stellen, zumal man mit einem Klavier ganze Orchesterwerke wiedergeben kann. Dennoch sind die polyphonen Möglichkeiten eines Cellos ausreichend – vielleicht nicht für die Interpretation der Tannhäusern-Ouvertüre auf einem einzigen Solo-Cello, wohl aber für Komponisten, welche es verstehen, mit den spezifischen Möglichkeiten des Cellos zu arbeiten. Die Solo-Sonate von Veress z. B. bietet am Ende des ersten Satzes ein mehrstimmiges Fugato, welches sehr interessant ist. Auch Bach hat in der 5. Solo-Suite im ersten Satz eine Fuge realisiert. Weitere Cellokomponisten wie Duport, Piatti, Cassado u.a.m. haben mit ihren Werken qualitativ teilweise hochwertige Literatur hinterlassen. Auch in jüngerer Zeit haben sich viele Komponisten erfolgreich fürs Cello eingesetzt.

Es braucht im Solo-Cello-Repertoire noch ein Equivalent zu Chopin, Liszt und Co.

Dennoch wird es in Zukunft noch mehr hochwertige Solo-Literatur fürs Cello brauchen um nur schon quantitativ mit dem Klavierrepertoire konkurrenzfähig zu sein. Wir suchen also virtuose Cellisten, welche sich hinsetzen und meisterhaft gute, effektvolle Solo-Stücke fürs Cello schreiben und sie dann selber aufführen und populär machen. Die Stücke sollten eher tonal sein, weil das Cello im Solo-Bereich ein Equivalent zu den Werken Chopins, Liszts etc. am Klavier benötigt. Dann kann der Stellenwert des Cellos noch weiter gesteigert werden, zumal es last but not least immer günstiger ist, einen Solo-Cellisten zu engagieren, anstatt einen Flügel für ein Konzert anzumieten. Und Geld regiert die Welt, so ist das nunmal ;-)