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Anfänger mit 30 – kann ich in 10 Jahren in einem Hobby-Orchester mitspielen?

Ab und zu stellen mir Leser eine Frage von allgemeinem Interesse. Ich publiziere sie dann mit meiner Antwort anonymisiert unter der Rubrik Q & A (Question and Answer). Zögern Sie nicht: Auch Sie können mir Ihre Frage stellen.

Frage:

Ich habe heute den Schritt gewagt, eine Probestunde bei einer Cellolehrerin zu nehmen. Obwohl ich den Willen habe, mit 30 nun Cello zu lernen, wurden nach Ratschlag mit der Lehrerin die vielleicht naiven Hoffnungen gedämpft. Ich wollte perspektivisch irgendwann auch mit anderen (evtl. gar in einem Laienorchester) spielen. Für mich heisst Musik nicht nur alleine zu spielen sondern ich finde gerade das gemeinsame Musizieren reizvoll. Die Lehrerin hat aber klar gesagt, dass sie sich das nicht vorstellen könne und es mit 30 und als kompletter Anfänger (nie ein Instrument gespielt) nicht möglich sei, irgendwann in einem Orchester (selbst in einem Hobbyorchester) zu spielen. Kinder hätten da den Vorteil, in Jugendorchestern auf eher niedrigen Niveaustufen zu spielen und daher besser Anschluss finden zu können. Das fällt bei mir weg. Für mich stellt sich natürlich die Frage, ob es das Richtige ist. Selbstverständlich würde ich auch alleine Spass an der Musik empfinden, aber es muss irgendwie ein Ziel – eine kleine Messlatte – vor Augen sein, damit man sich beim Üben auch motiviert und nicht nach paar Monaten wieder aufhört. Verstehen Sie, was ich meine? Ich hoffe, die Frage ist nicht zu naiv. Jedenfalls hatte ich nicht das Gefühl, dass die Lehrerin begeistert war über einen erwachsenen Anfänger und sie sagte auch, dass keiner ihrer Kollegen mich unterrichten würde (nur Fortgeschrittene). Leider ist sie die Einzige in der gesamten Stadt. Ich habe daher leider keine Möglichkeit noch andere Lehrer zu testen, die mich evtl. mehr motivieren könnten. Können Sie mir Hoffnung oder Mut für meinen Wunsch zusprechen bzw. finden sie meine Entscheidung gut? Ich denke ja, ihr Blog hat mir auch die Message gegeben, dass man es definitiv noch lernen kann. Ich würde halt gerne irgendwann (und wenn es halt 10 Jahre dauert, dann ist es so) in einer Gruppe, Orchester, whatever spielen können. Das macht ja die Musik irgendwie aus. Was denken Sie darüber?

Antwort:

Ich finde Ihre Idee, im Alter von 30 Jahren Cello spielen zu lernen sehr gut und ermutige Sie dazu. Hingegen müssen Sie unbedingt eine Cello-Lehrperson finden, die Sie darin unterstützt und motiviert. Ihre Stadt ist ziemlich gross und ich kann mir nicht vorstellen, dass es da nur Unterricht für Fortgeschrittene gibt. Ich denke aber, dass Sie jemanden finden müssen, der/die sich gewöhnt ist, Anfänger zu unterrichten. Ich würde mich mal umsehen, wer an den Musikschulen Ihrer Gegend so Cello unterrichtet und diese Lehrer ausprobieren. Denn Anfänger zu unterrichten braucht Erfahrung, pädagogisches Geschick und Geduld. Es bringt Ihnen nichts, einen tollen Konzertcellisten als Lehrer zu haben, der mit Anfängern nicht gut kann (gleichwohl sollte ihr zukünftiger Lehrer ein Berufscellist sein, kein Amateur). Auch sollten Sie als Anfänger einmal wöchentlich in die Cellostunde.

Wenn Sie dann einen passenden Lehrer gefunden haben, dann müssen Sie täglich 30-45 min üben, evtl. gar ab und zu eine Stunde und die Ratschläge Ihres Lehrers befolgen. Langsam aber sicher und manchmal kaum merklich werden Sie Fortschritte erzielen und ich denke übrigens, dass Ihr Ziel, in 10 Jahren in einem Hobby-Orchester zu spielen, dann realistisch ist.