Ab und zu stellen mir Leser eine Frage von allgemeinem Interesse. Ich publiziere sie dann mit meiner Antwort anonymisiert unter der Rubrik Q & A (Question and Answer). Zögern Sie nicht: Auch Sie können mir Ihre Frage stellen.
Frage:
In meiner Jugend hatte ich einen Cellolehrer, der zwei Dinge hasste und bei seinen Schülern vehement zu unterdrücken versuchte: das Schlagen des Taktes mit dem Fuß und das Mitpfeifen von Melodien und Kantilenen.
Nun spiele ich in zwei Laienorchestern und mehreren Formationen der Kammermusik (Trio bis Oktett), und überall begegne ich der längst auch mir verhassten Tätigkeit des Taktklopfens; es stört mich optisch, manchmal sogar akustisch, und ich weiß, daß das Tempo des Taktklopfens sich dem spielbar möglichen Tempo jedes einzelnen Individuums anpasst, wodurch es möglicherweise mehrere (sichtbare) Tempovorgaben – eine vom Bratschisten, die andere von der 2. Geige, vielleicht eine dritte von der 1. Geige – gibt.
Meine Mitspieler wissen von meiner diesbezüglichen Abneigung, allerding fehlen mir die Argumente, um eine Unterlassung zu erreichen! Daß mich diese Aktivität stört, und daß ich sie selbst nicht ausführe, wissen alle, aber ich kann niemanden davon wirkungsvoll und auf Dauer davon abbringen.
Haben Sie einen Rat, evtl. auch ein schlagkräftiges Argument?
Antwort:
Das ist in der Tat ein schwieriges Problem und es gibt dafür keine einfache Lösung. Grundsätzlich haben Sie natürlich recht: Mit dem Fuss den Takt anzugeben ist für die Mitmusiker sehr lästig. Aber selbst unter Berufsmusikern gibt es vereinzelt solche Kollegen. Es ist sehr schwierig bzw. fast unmöglich, die Leute von solchen Dingen abzuhalten. Am ehesten könnte der Dirigent eingreifen aber da er ja auch nichts sagt, scheint es ihn nicht zu stören und somit würde ich mir von ihm keine allzu grosse Unterstützung erhoffen. Manchmal ist die Kur übrigens schlimmer als die Krankheit. Ich kenne einen Fall aus nächster Nähe, wo ein Musiker immer mit dem Fuss den Takt schlägt. Weil es seine Nachbarin aber so ärgert, fängt diese an, selber den Takt zu klopfen, jedoch extra auffällig und absichtlich unrhythmisch. Das nervt dann sogar mich. Jedoch sind beide Kollegen unverbesserlich. Einmal habe ich mich nämlich bei der Kollegin, die den anderen imitiert beschwert und gesagt, dass sie das ganze ja nur noch schlimmer macht, da ja jetzt zwei Kollegen mit dem Fuss klopfen. Aber gebracht hat es nichts, beide treiben ihre Spielchen weiter. Seitdem ignoriere ich die ganze Sache einfach (so wie alle anderen auch). Und die beiden Kollegen machen mit ihren Füssen was sie wollen. Alle sind jetzt zufrieden. Der langen Rede kurzer Sinn: Man muss das Problem nicht noch grösser machen, indem man es zu bekämpfen versucht. Sehen Sie es positiv: Sie haben es nicht nötig, mit dem Fuss den Takt zu schlagen :-)