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Diezig Solo Sonate op. 3

Im Jahr 2020 schrieb ich eine Sonate für Cello solo, welche nun hier auf der Homepage angehört werden kann. Für ein Video bin ich noch am Üben und es wird wohl noch eine Weile dauern, da ich das Stück auswendig und perfekt spielen will. Es ist recht schwer geworden aber ich meine, es ist eine gute Komposition. Wie immer bei mir klingt es meistens harmonisch. Mein Ziel war es dieses Mal aber auch, die polyphonischen Möglichkeiten des Cellos auszuschöpfen. So gibt es im letzten Satz z.B. ein vierstimmiges Fugato.

Die Sonate hat drei Sätze:

  1. Andante in Sonatensatz-Form
  2. Largo in der A-B-A-Form
  3. Presto in einer Art Rondo-Form

Dauer: 15 min

Schreiben Sie gerne in die Kommentar-Sektion, was Sie von dem Stück halten. Im Shop können Sie ausserdem das Notenmaterial dazu (und zu meinen anderen Kompositionen) kaufen.

Live-Aufnahme vom Konzert in Ueberstorf am 19.2.2023, Sebastian Diezig – cello:

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Neuer Shop und Solosonate op. 3!

Seit längerem hat mich der komplizierte Prozess, dem man sich unterwerfen musste um Noten meiner Kompositionen zu erwerben, gestört. Dies hat nun ein Ende, da ich einen Online-Shop eingerichtet habe. Zur Zeit sind dort drei meiner Kompositionen erhältlich, wobei ich insbesondere meine letzte erwähnen will: Die Solosonate op. 3. Dieses Stück schöpft so ziemlich alle Möglichkeiten des Cellos aus und kann im Shop angehört werden!

Mit freundlichem Gruss,
Sebastian Diezig

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Konzerte in Horw und Überstorf

Von den jährlich ungefähr fast hundert Konzerten, an denen ich beteiligt bin, sind für mich persönlich diejenigen am allerbesondersten, bei denen ich mich aus der Rolle als Orchestermusiker emanzipieren kann. Dies will nicht bedeuten, dass ich den Orchesterberuf nicht lieben würde. Doch das Musikerdasein ist für mich nur komplett, wenn es durch Kammermusik und solistische Auftritte angereichert wird. Glücklicherweise ist dies recht oft möglich und so stehen auch jetzt wieder zwei solche Fälle bevor. Sie sind alle herzlich eingeladen, dabei zu sein!

Carla Deplazes und Sebastian Diezig

Resonanzen
Musik und Wort zwischen Himmel und Erde
28. Januar 2023, 11.15 Uhr – Zentrumskapelle Horw

Sebastian Diezig, Cello
Carla Deplazes, Klavier

Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Sieben Variationen aus “Die Zauberflöte” WoO 46

Igor Strawinsky (1882-1971)
Suite Italienne

Mit Carla Deplazes spiele ich Beethovens sieben Variationen über die Zauberflöten-Arie “Bei Männern, welche Liebe fühlen”. Dieses Stück habe ich während meinem Studium in Lausanne gründlichst geübt und kannte wohl jeden Quadratzentimeter der Cellostimme auswendig. Seitdem habe ich es nicht wieder gespielt. Umso grösser ist meine Freude, es nun wieder aus dem Notenarchiv hervorgenommen zu haben. Es ist ein schönes, Variationswerk, in dem ich Beethoven noch sehr von seiner klassischen Seite erlebe.

Das andere Werk, die Suite Italienne von Igor Strawinsky, passt gut dazu, weil es auch Bezug auf frühere Stilepochen nimmt, jedoch in einer neoklassizistischen Art und Weise. Ursprünglich stammt die Musik dieses Werks ebenfalls aus einem anderen Stück, nämlich aus Strawinskis Ballett Pulcinella. Es gibt davon verschiedene Adaptationen (mir bekannt ist zum Beispiel die Pulcinella Orchestersuite und offenbar gibt es auch eine Suite Italienne für Violine und Klavier). In unserem Konzert geht es natürlich um die Fassung für Cello und Klavier, welche Strawinsky in Zusammenarbeit mit Starcellist Gregor Piatigorsky (1903-1976) herausgegeben hat. Piatigorskys Einfluss auf das Stück ist meiner Meinung nach sehr eindeutig weil die Cellostimme überaus virtuos ausgestaltet ist.

Sebastian Diezig und René Perler

Sonntag, 19.2.2023, 17h, Überstorf, Kirche

Sonntag, 19.2.2023, 17h, Überstorf, Kirche

Gregorianisch: Ubi caritas et amor
Johannes Vannius/Wannenmacher: Zwüschen Berg und tieffe thal
Renato de Aguiar: Mosaicos
Johannes Vannius/Wannenmacher: Entzündt bin ich hertzlieb gen dir
Sebastian Diezig: Solosonate op. 3 (2020)
Josquin Desprez: Agnus Dei
Renato de Aguiar: Ein nicht abgeholter Blumenstrauss

René Perler, Bassbariton
Sebastian Diezig, Cello

Mit René Perler verbindet mich eine langjährige und schöne musikalische Zusammenarbeit, wobei stets Renato de Aguiars Werk “Ein nicht abgeholter Blumenstrauss” im Zentrum der gemeinsamen Konzerte stand. Dieser in Fribourg lebende Komponist vertonte für die nicht alltägliche Besetzung Bariton/Cello Texte von Michel Seewer. Das Werk ist jeweils ein grosser Erfolg und wird an diesem 19.2.2023 in Überstorf zu hören sein. Dazu kommt eine weitere Komposition für Bariton und Cello von de Aguiar, welche er René Perler gewidmet hat (“Mosaiques”). Auch das weitere Programm ist nicht gewöhnlich mit Renaissance-Zweigesängen und gregorianischen Chorälen. Ausserdem wird ein Stück zu hören sein, welches in seiner Gänze noch nirgendwo auf der Welt erklungen ist (bloss der erste Satz wurde im Dezember 2022 in Blitzingen uraufgeführt): Meine Solosonate op. 3, welche ich im Jahr 2020 zu Papier gebracht habe.

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Festlicher Jahresausklang in Blitzingen

Das zur Tradition gewordene Konzert zum Jahresausklang in Blitzingen mit anschliessendem Raclette-Plausch findet auch dieses Jahr wieder statt. Am Dienstag, dem 27.12.2022 um 17h erklingen in der Kirche Blitzingen sodann Werke von Beethoven, Haydn, Donizetti, Händel, Mozart, Bach und Vivaldi. Ausserdem wird es eine kleine Uraufführung von mir selbst geben. Es singt Bernard Maillard, an Blockflöte und Cembalo spielt Silvia Nowak, an der Violine Paula Novoa und am Cello hören Sie mich. Wir freuen uns auf den feierlichen Anlass und auf ein Wiedersehen mit Ihnen!

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Frohe Ostern mit Fern-Mozart

Liebes Publikum,

Seit vier Wochen finden weder Proben noch Konzerte statt und die Kulturwelt versucht daher, digital mit Ihnen in Verbindung zu bleiben. In diesem Sinne hat das Luzerner Sinfonieorchester, bei welchem wir vier vom Vector Quartett als Orchestermusiker angestellt sind, die sympathische Video-Kampagne “Tagebuch eines verschollenen Orchesters” gestartet. Das obige Video ist unser persönlicher Beitrag. Die modernen Technologien machten es dabei möglich, dass wir trotz den Quarantäne-Massnahmen unter gewissen Einschränkungen und mit diversen Vorkehrungen (u.a. Metronom!) gemeinsam Musik aufnehmen konnten. So hoffen wir, dass Ihnen der fröhliche erste Satz des Mozart Divertimentos in D-Dur inmitten dieser turbulenten Zeiten ein Quäntchen der positiven Energie, die alle im Moment dringend brauchen, schenken kann!

Frohe Ostern und freundliche Grüsse,

Ihr Vector Quartett

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Konzerte in Rapperswil (14.3.), Neuenkirch (28.3.), St. Ursen (3.4.), Horw (4.4.) und Meyriez (25.4.) abgesagt

Liebes Publikum,

bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass folgende Konzerte abgesagt wurden. In der aktuell schwierigen Situation mit der Corona-Pandemie ist das Durchführen von Konzerten nicht sinnvoll und daher habe ich für diese Absagen vollstes Verständnis. Ich hoffe, dass es Ihnen ebenso geht und verbleibe mit besten Wünschen und freundlichen Grüssen,

Sebastian Diezig

Diese Konzerte entfallen:

Samstag, 14.3.2020, Rapperswil-Jona, Kapelle St. Ursula

Joseph Haydn: Die sieben letzten Worte

Vector Quartett Luzern
Denitza Kucera, Violine I
Reiko Koi, Violine II
Bernd Haag, Viola
Sebastian Diezig, Cello
Samstag, 28.3.2020, 19h30, Sempach-Neuenkirch, Tuchlaubenkonzerte

Bach: Dreistimmige Inventionen (Sinfonien) Nr. 1 (BWV 787) und Nr. 13 (BWV 799)
Dvorak: Miniaturen op. 75a
Paganini-Gerhard: Caprice Nr. 24
Albeniz: Tango

Mozart: Divertimento in Es-Dur KV 563

Jonas Erni, Violine
Alexander Besa, Viola
Sebastian Diezig, Cello
_

Freitag, 3.4.2020, St. Ursen

Programm wird später bekannt gegeben.

Bernard Maillard, Tenor
Silvia Nowak, Blockflöte & Cembalo
Paula Novoa, Violine
Sebastian Diezig, Cello

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Samstag, 4.4.2020, Horw

Grieg: Sonate für Violoncello und Klavier

Carla Deplazes, Klavier
Sebastian Diezig, Cello

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Samstag, 25.4.2020, Murten, Musik am Samstagabend

„Expressions dramatiques“

Franz Schubert: Streichquartett Nr. 12 c-moll “Quartettsatz” (D703) ( ~ 9 min)
Joseph Haydn: Streichquartett op. 77 Nr. 1 in G-Dur „Komplimentierquartett“ (~ 25 min)
*** Pause ***
Giuseppe Verdi: Streichquartett e-moll (1873) (~25 min)

Vector Quartett Luzern
Denitza Kucera, Violine I
Reiko Koi, Violine II
Bernd Haag, Viola
Sebastian Diezig, Cello
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Taiwan-Tournee mit dem Vector-Quartett abgesagt

Nach langem Abwägen und auf Anraten unserer Konzertagentur in Taiwan (Chorphilia Inc.) trafen wir den Entschluss, die Taiwan-Konzertreise des Vector-Quartetts abzusagen. Der Grund ist das Corona-Virus und die dadurch entstandenen Schwierigkeiten im internationalen Reiseverkehr. Geplant waren drei Konzerte (in Taipeh am 22.2.20, Kaohsiung am 23.2.2020 und Tainan am 24.2.2020).
Die Tournee wird zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt. Sobald die Termine feststehen, werden wir sie an dieser Stelle kommunizieren. Wir danken insbesondere Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung für die Zusage, die finanzielle Unterstützung für dieses Projekt angesichts der ausserordentlichen Umstände aufrechtzuerhalten.

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Levy-Streichquintett und Strauss-Metamorphosen in Luzern

Sonntag, 9.2.2020, 11h, Luzern, Theater (Foyer)

Ernst Levy: Streichquintett c-moll (1916)
Richard Strauss: Metamorphosen, Septett-Fassung (1945), Rekonstruktion der Urfassung für Streichsextett und Kontrabass von Rudi Leopold

Gregory Ahss, Violine
Jonas Erni, Violine
Alexander Besa, Viola
Madeleine Burkhalter, Viola
Sebastian Diezig, Cello
Beat Feigenwinter, Cello
David Desimpelaere, Kontrabass
Der 1895 in Basel geborene Musikologe, Pianist und Dirigent Ernst Levy ist trotz seines umfangreichen Oeuvres (u.a. 15 Sinfonien, 7 Klaviersonaten und zahlreiche Chorwerke) ein unbekannter Komponist. Er studierte von 1906 bis 1909 Klavier am Konservatorium seiner Geburtsstadt und später in Paris. Von 1916 bis 1921 unterrichtete er Klavier in Basel. Dann lebte er von 1922 bis 1940 in Paris, wo er den Choeur philharmonique de Paris gründete und unterrichtete in La Chaux-de Fonds und in Biel, bis er wegen Hitlers Einmarsch in Frankreich nach Basel zurückkehrte. Aufgrund des wachsenden Antisemitismus bekam er in seiner Heimat jedoch keine Anstellung mehr und deshalb wanderte er in die USA aus. Dort unterrichtete er am New England Conservatory in Boston (1941-1945), am Bennington College in Vermont (1945-1948), am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge (ab 1954) und auch an den Universitäten von Chicago und New York City, wo er von 1959 bis 1966 als Professor für Musik am Brooklyn College arbeitete. Als amerikanischer Staatsbürger kehrte er 1966 in die Schweiz zurück, wo er 1981 in Morges am Genfersee starb.
War er einerseits ein einer stark expandierten Tonalität und ein dem klassischen Kontrapunkt verpflichteter Traditionalist, so war er andererseits in der Form seiner Werke sehr modern und experimentierfreudig. So ist das Streichquintett eine einsätzige Komposition, wobei er versuchte, wie Beethoven mit wenig Material zu arbeiten und dieses im Lauf des Stückes zu entwickeln und zu verändern.

Ungleich bekannter ist der Komponist und Dirigent Richard Strauss, der 1864 in München zur Welt kam und 1949 in Garmisch-Partenkirchen verstarb. Seine grosssinfonischen Tondichtungen und Opern in reichster Harmonik, ausgearbeitetstem Kontrapunkt und oft von grösster instrumentaler Virtuosität gehören klar zum Standardrepertoire der führenden Orchester und Opernhäuser.
Kurz vor Ende des zweiten Weltkriegs war Strauss bei schlechter Gesundheit und wollte deswegen zum Kuren nach Baden in die Schweiz. Von den Nazis erhielt er indes keine Ausreiseerlaubnis. So kamen der Schweizer Mäzen Paul Sacher, der Dirigent Karl Böhm und der Schweizer Musikwissenschafter Willi Schuh auf die Idee, bei Richard Strauss eine Komposition zu bestellen und diese in Zürich uraufzuführen. Dadurch erhielt er eine offizielle Einladung aus Zürich und einen wichtigen Grund für eine Reise in die Schweiz. In diesem Zusammenhang begann er am 13. März 1945 mit seinen “Metamorphosen”, welche er am 12. April in Garmisch-Partenkirchen vollendete. Dieses letztes grosses Orchesterwerk Strauss’ wurde 1946 in Zürich unter dem Dirigat seines Widmungsträgers Paul Sacher aufgeführt. Richard Strauss schrieb es unter den schlimmen Eindrücken kurz vor dem Ende des zweiten Weltkriegs und sah es als seinen Abschied von der Welt und von seinem kompositorischen Schaffen. So schrieb er Joseph Gregor, einem Wiener Schriftsteller und Theaterwissenschafter, der ihm mehrere Operntexte geliefert hatte, er sei in „verzweifelter Stimmung! Das Goethehaus, der Welt größtes Heiligtum, zerstört. Mein schönes Dresden-Weimar-München, alles dahin!“ Am Schluss der Metamorphosen zitiert er den Trauermarsch aus Beethovens Eroica-Sinfonie. Bereits vorher im Stück ist thematisches Material mit diesem Zitat eng verwandt. Im Sinne einer Metamorphose variiert und wandelt er diese und zwei andere Melodien, bis sie am Schluss im erwähnten Zitat aus der Eroica münden.
Zunächst begann Strauss das Werk als Septett, erweiterte es dann aber auf 23 Solostreicher. (In Luzern spielen wir die Rekonstruktion der ursprünglichen Septettfassung).

 

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Vector Quartett auf Taiwan-Tournee (22. – 24. Februar 2020)

Dank der finanziellen Unterstützung von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung kommt im Februar 2020 ein aussergewöhnliches Projekt zustande. Die in Taiwan führende Konzertagentur Chorphilia Inc. aus Taipeh hat das Vector Quartett nämlich eingeladen, auf einer Taiwan-Tournee in der National Recital Hall Taipeh, in der Music Hall Kaohsiung und an der Tainan University of Technology Franz Schuberts Quartettsatz in c-moll, das Streichquartett Nr. 2 „Das Helvetische“ (2010) des Zürcher Komponisten Fabian Müller und das monumentale Opus 132 Ludwig van Beethovens aufzuführen. Mit dieser Tournee wird zeitgenössische schweizerische Musik auf Augenhöhe mit den grossen Vorbildern der Klassik und an hochkarätigen Konzertstätten in Taiwan präsentiert. Wir freuen uns sehr!

19.2. – 27.2.2020: Taiwan-Tournee

Mit Unterstützung von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung.

Sa, 22.2.2020, 19h30, Taipeh, National Concert Hall (Recital Hall)
So, 23.2.2020, 15h00, Kaohsiung, Music Hall
Mo, 24.2.2020, Tainan, University of Technology

Franz Schubert: Quartettsatz in c-moll D703 (9 min)
Fabian Müller: Streichquartett Nr. 2 «Das Helvetische» (15 min)
Ludwig van Beethoven: Streichquartett Nr. 15 in a-moll op. 132 (46 min)

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Tschaikowskys Rokoko-Variationen in Fribourg

Sonntag, 1.12.2019, 17h, Fribourg, Aula der Universität

Dittersdorf: Sinfonie in C-Dur “Die vier Weltalter”
Tschaikowsky: Rokoko Variationen op. 33
Dvorak: Sinfonie Nr. 9 in e-moll op. 95 “Aus der neuen Welt”

Orchestre de la Ville et de l’Université de Fribourg
Alexandru Ianos, Dirigent
Sebastian Diezig, Cello

Da der grosse russische Romantiker Tschaikowsky kein Cellokonzert geschrieben hat, etablierten sich die “Variationen über ein Rokoko-Thema op. 33” als das Werk der Wahl, wenn ein Orchester und ein Cello-Solist Tschaikowsky ansteuern. Zwar hat es nicht die zeitlichen Dimensionen oder die dreisätzige Anlage und die damit verbundene Dramatik eines ausgewachsenen Instrumentalkonzerts. Aber es ist ein schmuckes Juwel im Cellorepertoire, welches das Instrument von seiner virtuosesten Seite zeigt.

Mozart als Vorbild

Über Tschaikowsky wissen wir unter anderem, dass er ein grosser Mozart-Verehrer war. Mit den Rokoko-Variationen und ihrem schlichten, eleganten, melodischen Thema und den verspielten Variationen tauchte der in Kamsko-Wotkinski Sawod geborene Grossmeister nun tief in die Stilistik seines Vorbilds ein. Die Behandlung und Instrumentierung des Orchesterparts sind Mozarts Stil durchaus ähnlich, da das Werk ohne opulentes romantisches Sinfonieorchester wie in Tschaikowskys Sinfonien oder Instrumentalkonzerten sonst üblich, auskommt. Es handelt sich bei den Rokoko-Variationen um ein Werk für Kammerorchester und Solocello, wobei das Orchester ein wenig wie in einem mozart’schen Violinkonzert, “punktuell tätig” ist.
Das Wissen um diese Charakteristika macht dann den Werktitel (“Rokoko-Variationen”) für mich umso interessanter, da ich Mozart immer als Komponist der Klassik wahrnahm (es gibt meines Wissens in der Musik keine eigentliche Rokoko-Epoche). Tschaikowsky scheint aber genau das zu tun: Er bringt Mozart mit dem Rokoko in Verbindung.

Fitzenhagens Schattenwurf

Die spannendste Sache im Zusammenhang mit diesem Variationswerk für Solocello ist derweil die unglaubliche Geschichte, die ihm widerfuhr. Seine Rokoko-Variationen wiedmete Tschaikowsky nämlich einem Kollegen am Moskauer Konservatorium, dem bekannten deutschen Cellisten Wilhelm Fitzenhagen. Fitzenhagen gab am 30. November 1877 in der russischen Kapitale denn auch die Uraufführung dieser neuen Komposition. Indes soll es das einzige Mal gewesen sein, dass Tschaikowsky sein Stück im von ihm intendierten Urtext gehört hat. Als Widmungsträger der Rokoko-Variationen kam Fitzenhagen ja die Aufgabe zu, dem Komponisten Überarbeitungsvorschläge zu unterbreiten. In dieser Verantwortung ging der Cellist dann aber dreisterweise entschieden weiter als vorgesehen und sendete dem Verlagshaus eine völlig umgestaltete Version des Werks zu, wobei er sich auf die angebliche Erlaubnis des Komponisten stützte. Er strich eine Variation ganz raus und änderte die Reihenfolge der übrigen. Andere Stellen schrieb er massiv um, so dass das Werk im Endeffekt nicht mehr dasselbe war.

Anatoliy Brandukov, ein Student Fitzenhagens, überlieferte für die Nachwelt, wie Tschaikowsky mit dieser Situation umgegangen sein soll: “Bei einem meiner Besuche fand ich Pyotr Ilyich Tschaikowsky wütend vor, er sah aus als wäre er krank. Als ich in fragte, was los war, zeigte er auf seinen Schreibtisch und sagte: ‘Fitzenhagen war da, sehen Sie, was er mit meiner Komposition gemacht hat – er hat alles verändert!’ Als ich fragte, was er in dieser Angelegenheit zu tun gedachte, antwortete Tschaikowsky: ‘Hol’s der Teufel! Soll es so stehen bleiben, wie es ist!'”

Und so etablierte sich die -zugegebenermassen- sehr effektvolle Fitzenhagen-Version der Rokoko-Variationen im Konzertbetrieb. Erst seit vielleicht 15-20 Jahren ist eine eigentliche Wiederentdeckung der Originalversion im Gange. Doch die Fitzenhagen-Version hält sich hartnäckig, denn Solisten und Orchester sind Gewohnheitstiere. So erklingt am 1.12.2019 auch in Fribourg die Fitzenhagen-Version.

Ich kann mir vorstellen, dass man eines Tages dazu übergehen wird, in den Programmheften Tschaikowsky-Fitzenhagen zu schreiben, so wie man etwa Ravel-Mussorgsky oder Bach-Busoni spielt. Andererseits scheint Tschaikowsky, wenn man Brandukov glauben darf, die Fitzenhagen-Version bewilligt oder zumindest gebilligt zu haben.