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Das Piatti Projekt: Caprice Nr. 9 von 12

Die neunte Caprice ist zwar kurz aber dafür überaus knifflig, sodass ich länger brauchte als gedacht, um sie aufnahmebereit einzuüben.

Bei dieser Caprice sollte man ganz besonders auf die musikalische Gestaltung achten weil das Stück sonst sofort und unweigerlich nach “Gratisvirtuosität” klingt. Sehr wichtig sind insbesondere die Dynamikangaben. Auf den Aufnahmen, die ich auf Youtube fand, nimmt die niemand richtig ernst. Ausserdem muss man ein gutes Spiccato benützen. Weil diese Nummer sehr belanglos klingen kann wenn der Eindruck entsteht, dass es hier nur um eine Technik-Show geht und weil man am Schluss noch eine Temposteigerung hinlegen sollte besteht zudem kein Bedarf, diese Caprice mit Überschallgeschwindigkeit zu spielen.

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Presseartikel: “Des moments privilégiés aux Fêtes musicales” (La Liberté, 8.11.2016)

“La Liberté”, 08.11.2016

LISE-MARIE PILLER

Critique/Broye-Vully » Avec une nouvelle œuvre en création, il y a la fébrilité d’assister à un bout, même modeste, d’histoire musicale qui s’écrit. Non pas que l’écriture de Michel Rosset se situe dans l’avant-garde, mais l’inédit des sonorités rend le moment tout de même privilégié. C’est ce qu’ont offert dimanche après midi les Fêtes musicales de Bulle à leur public réuni à la chapelle Notre-Dame de Compassion, écrin idéal pour la musique de chambre. La disposition déjà est originale: une voix de baryton et un violoncelle (connu lui aussi pour «chanter»), des percussions (métallophone et marimba entre autres) et un piano. Entre ces deux «paires» d’instruments, le compositeur cultive des parentés sonores, crée des échos.

Il a défini son œuvre en sous-titre comme une «fantaisie»: forme légère et libre s’il en est. Pour la structurer: des poèmes du Fribourgeois Frédéric Wandelère. En préambule du concert, Michel Rosset décrit les textes qu’il a choisis et mis en forme comme «schubertiens»; mais le style musical de cette Ombre dans le vent n’est lyrique que dans certains passages. L’œuvre est surtout marquée par des rythmes très irréguliers, à la limite parfois du jazz, malgré une structure très tenue (trois parties dans chacun des quatre mouvements, un passage parlé à la fin de chaque mouvement).

Le «Wanderer» de Michel Rosset (dans le premier mouvement à l’enseigne du Pèlerin) fait des pauses, dans des moments où le temps se suspend, créant une atmosphère étrange, mystérieuse. Les quatre voix – Annick Richard (percussions), Riccardo Bovino (piano), Jean-Luc Waeber (baryton), Sebastian Diezig (violoncelle) – sont traitées de manière équivalente, loin du modèle soliste avec accompagnement. La voix se marie au violoncelle. Les instruments percussifs, y compris le piano, tirent le violoncelle vers les pizzicati. La musique sautille, jusqu’à cet Orage intérieur, plus suggéré que décrit.

L’écriture est subtile: l’inquiétude du deuxième mouvement tient dans les gammes descendantes, les frottements harmoniques, les glissandi du violoncelle, les rythmes irréguliers, mais les effets sont fins, comme des pointillés sur un tableau. Le mouvement de l’hiver a un caractère évanescent, virevoltant (les flocons de neige?), parfois fantastique. L’ambiance n’est pas à la tristesse, le marimba finit d’ailleurs sur une gamme ascendante. La tension est plutôt marquée quand les quatre voix jouent ensemble.

On retrouve dans le dernier mouvement, fidèlement à la notion du «cycle» des saisons, le caractère sautillant du début de l’œuvre, après un passage intense et lyrique entre la voix et le violoncelle. Pas de gros accord final en apothéose, juste une note au piano (qui avait ouvert l’œuvre), pour lâcher la bride, laisser la musique résonner encore en soi et donner envie d’y revenir.

Le bonheur d’écoute se poursuit en deuxième partie de concert, avec une magnifique version d’un «classique» du répertoire schubertien: la Sonate argeggione. Sebastian Diezig, avec le pianiste Riccardo Bovino, fait chanter son violoncelle de manière très viennoise, très dansante. Il joue par cœur, dansant dans la lumière et l’ombre, dans une légèreté et une inquiétude toutes romantiques. La partition est virtuose, elle pousse l’instrument à ses limites; il craque, pleure, passant par toute la gamme des émotions. C’est une musique qui sonne de manière très proche, très intime.

Et malgré la récurrence des thèmes, il y a là une manière de déjouer les attentes, de renouveler le discours, avec des modulations harmoniques, des changements de rythmes, des nouveaux thèmes, qui rendent ce «tube» absolument enthousiasmant. ELISABETH HAAS

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Zusammenfassung aus Südkorea

Zusammen mit dem Seoul Flute Trio sowie meinen Orchesterkollegen Anja Röhn (Konzertmeisterin) und Alexander Besa (Solo-Bratschist) gab ich im Sommer ein Konzert in Seoul, wo ich mit dem Luzerner Sinfonieorchester auf Asien-Tournee war. Künstlerisch war es ein sehr bereicherndes Erlebnis. Es war darüberhinaus ein zeitplanerisches Meisterstücklein, die Proben-Termine und das Konzert an den Orchester-Verpflichtungen vorbeizubringen. Zum Glück waren die Mitglieder des Seoul Flute Trios eine enorme Hilfe, fuhren sie uns doch kreuz und quer durch diese Megastadt, damit wir stets zur rechten Zeit am rechten Ort waren.

https://www.youtube.com/watch?v=RegnYBZpSpU

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Das Piatti-Projekt: Caprice Nr. 8 von 12

Zunächst war ich nicht so Fan von der achten Caprice, weil sie mir musikalisch weniger raffiniert als andere in diesem Heft erschien. Mit der Zeit gewöhnte ich mich aber an das Stück und habe eine Interpretation erarbeiten können, die mir das kurze Werk dennoch interessant erscheinen lässt. Die achte Caprice hat wie bis jetzt fast alle anderen die A-B-A-Form. Im ganzen Stück geht es um Triller, welche gewissermassen das thematische Material bilden. Die beiden A-Teile sind darüber hinaus voll beladen mit Akkorden, was für Intonation und Klangqualität gewisse Schwierigkeiten einstreut und das Realisieren einer guten Phrasierung erschwert. Im B-Teil geht es um Oktavdoppelgriffe.

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Live-Video: Kreutzer-Sonate in seltener Streichquartett-Version

Beethovens Kreutzer-Sonate ist ein Hit für Geige und Klavier. Am 14.2.2016 gelangte in der Kammermusikmatinee des Luzerner Sinfonieorchesters die wenig bekannte Version für Streichquintett zur Aufführung. Wer dieses Arrangement gemacht hat ist unklar. Aber die auf imslp.org verfügbaren Noten enthalten dermassen viele Ungereimtheiten und Fehler, dass meine Kollegen und ich zahlreiche Eingriffe in den Text und auch in die Noten sowie die teilweise gar in die Stimmenverteilung vornahmen. Das Endergebnis ist fast unsere eigene Version und scheint mir sehr überzeugend. Es musizieren mit mir exzellente Kollegen: Der 1. Konzertmeister des Berner Sinfonieorchesters Alexis Vincent sowie meine Kollegen aus dem Luzerner Sinfonieorchester (LSO): David Guerchovitch (2. Violine Solo im LSO), Alexander Besa (Solobratscher LSO) und Heiner Reich (Solocello LSO).

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Zeitmanagement-Tipps für Musiker

Eine Agenda führen

Es gibt ab und zu Leute, die keine Agenda führen und alle Termine im Kopf haben. Ich finde das immer erstaunlich um nicht zu sagen an der Grenze zur Unverantwortlichkeit. Wenngleich eine beeindruckende Gedächtnisleistung ist es doch sehr gefährlich und nicht nachahmenswert, weil es verheerende Folgen haben kann, wenn man einen wichtigen Termin vergisst. Und das Sprichwort “der schwächste Bleistift ist stärker als das beste Gedächtnis” darf man in seiner Wahrheit nicht unterschätzen.

Kein Double-Booking

Wenn man eine Agenda führt ist die Gefahr des Double-Bookings viel kleiner. Double-Booking oder zu deutsch “Doppel-Buchen” ist, wenn man in zwei Konzerten oder Proben gleichzeitig spielen sollte, also an zwei Orten gleichzeitig sein sollte, was natürlich nicht geht. Ein unverzeihliches Vergehen!

Nein sagen

Daraus resultiert, dass man Anfragen ablehnen muss, wenn man bereits anderweitig verplant ist. Auch muss man hin und wieder Anfragen negativ beantworten, weil man nicht jede freie Minute in einer Probe oder einem Konzert sitzen kann. Ab und zu muss man sich auch erholen, oder üben oder schlicht sein Privatleben führen.

Einmal angenommene Engagements nicht mehr absagen

Nur wenige Gründe rechtfertigen die Absage eines einmal angenommenen Engagements. Dazu gehört ein Todesfall oder Krankheit. Was nicht gut ankommt ist, wenn man ein Engagement absagen will, weil man in der Zwischenzeit ein “besseres” angeboten gekriegt hat. Es kommt deswegen schlecht an, weil sich dann jemand als zweite Wahl fühlt, was nicht schmeichelhaft ist. Wenn man das oft tut, wird man mit der Zeit nicht mehr angefragt werden. (Ich machte das nur einmal und beschloss: nie wieder. Man muss vorher entscheiden, ob man ein Engagement annehmen will oder nicht.)

Frühzeitig beginnen

Es zahlt sich immer aus, frühzeitig mit der Arbeit an Projekten zu beginnen. In einem ersten Schritt schätze ich immer ab, wieviel Übezeit ich für einen Stück ungefähr brauche und dann versuche ich, dementsprechend rechtzeitig zu beginnen. Wenn man zu spät beginnt entsteht sehr viel unnötiger Stress und die Qualität des Konzerts kann schlechter sein als üblich.

Täglich weiterkommen

Die beste Art sich als Musiker durchs Berufsleben zu schlagen besteht darin, am Instrument immer in Form zu bleiben. Man sollte jeden Tag Zeit finden nicht nur die Stücke, die im Orchester anstehen zu üben und zu lernen sondern auch individuell besser zu werden. Tonleitern, Etüden, Kammermusik, Solowerke und dazu selbstverständlich das Orchestermaterial eignen sich bestens um sich stets zu fordern und Fortschritte zu erzielen. So bleibt man immer vorne dabei.

Ausgeruht sein

Genug Schlaf während der Nacht ist für mich extrem wichtig und ich mache wenn es irgendwie geht auch einen Mittagsschlaf, weil man als Musiker auch abends sehr konzentriert arbeiten können muss.Müdigkeit sowie Unlust können da ein Problem sein. Auch fällt man ausgeruht bessere Entscheidungen in allen Bereichen… sei es musikalisch, zeitplanerisch oder wo auch immer.

Fokus

Menschen, die sich hinsetzen und fokussiert arbeiten kommen viel weiter als solche, die sich ständig ablenken lassen. Beim Cello üben ist das sehr manifest. Eine Pause nach 40 Minuten ist sicher richtig, aber wenn man ständig nach 10 Minuten wieder für eine halbe Stunde andere Sachen erledigt oder an den PC sitzt um schnell mal im Web ein bisschen rumzusurfen, so hat man am Ende des Tages das Cello zwar stets ausgepackt gehabt, wahrscheinlich aber kaum geübt.

Wegzeit/Reisezeit nicht unterschätzen

Gewisse Engagements machen einfach keinen Sinn, weil sie zu weit weg von zu Hause stattfinden oder der Reiseaufwand unverhältnismässig hoch ist. Orchestertourneen sind ein gutes Beispiel dafür. Ich mache nur welche mit dem eigenen Orchester, weil ich da keine Wahl habe und muss. Aber zweieinhalb Wochen lang weg von zu Hause sein, ständig extrem lange Flüge aushalten, davor im Flughafen rumsitzen, danach im Bus und dann ständig alle zwei bis drei Tage die Stadt wechseln… wenn Zeit kostbar ist, würde ich solche Engagements meiden, sofern ich die Wahl habe.

Auch für “normale” Proben und Konzerte in der Nähe muss man immer genug Wegzeit und ein bisschen Zeitreserve einplanen für Unwägbarkeiten wie Stau, Zugausfall oder Verspätungen berücksichtigen.

In der Nähe des Arbeitsortes leben

Hat man eine feste Stelle, dann zahlt es sich aus, wenn möglich in der Nähe zu wohnen. Die Zeit, die durch Pendeln verlorengeht ist nicht zu unterschätzen. Klar kann man während einer einstündigen Zugfahrt lesen, Musik hören, essen und ein paar andere Sachen machen. Aber zu Hause geht das alles auch und dazu noch viel besser. Vor allem kann man zu Hause üben. Eine Zeit lang arbeitete ich in Luzern, wohnte aber noch in Basel. Immer wenn ich in Luzern einfuhr dachte ich mir: jetzt fahren die Kollegen zu Hause los und ich bin bereits eineinhalb Stunden unterwegs – eine schwer erträgliche Vorstellung. Wir sind dann bald nach Luzern umgezogen, was die Lebensqualität enorm verbessert hat.

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Presseartikel: “Heimspiel für zwei Freiburger Musiker” (Freiburger Nachrichten vom 2.5.2016)

Freiburger Nachrichten vom 2.5.2016:

Heimspiel für zwei Freiburger Musiker

Mit der vertrauten Klangwelt von Dvorak spielten sich zwei Freiburger Musiker am Freitagabend im Equilibre in die Herzen des Publikums: Jérôme Kuhn dirigierte das Prager Sinfonie Ensemble, Sebastian Diezig war Cello-Solist.
IRMGARD LEHMANN
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FREIBURG Die Abokonzerte im Equilibre sind gut besucht. Doch volles Haus wie am Freitag ist Ausnahme. Kein Wunder, wenn gleich zwei junge Musiker aus Freiburg den Ton angeben: Sebastian Diezig aus St. Ursen als Cellist und Jérôme Kuhn aus Villars-sur-Glâne als Dirigent, beide 33-jährig und beide mit Studium in Freiburg.
Der Abend stand ganz im Zeichen Dvoraks. Mit dem Cellokonzert und der 9. Sinfonie „Die Neue Welt“ präsentierte das Prager Sinfonie Ensemble eine innig vertraute Klangwelt. Das dritte Werk, die 9. von Dvorak, wurde denn auch zum Höhepunkt. Die Vertrautheit des 65-köpfigen Ensembles mit der musikalischen Sprache des tschechischen Nationalheiligen war vom ersten Moment an zu spüren. Unter der Leitung ihres Gründers Kuhn, der mit unprätentiösem Gestus agierte, zeigte sich das Ensemble äusserst leidenschaftlich. Allein dieses Largo, dessen schwermütiges Motiv die Oboistin immer wieder zart und mit unwiderstehlicher Klangfülle aufnahm. Man glaubte ein anderes Orchester zu hören als zu Beginn. Klang doch die einleitende Ouverture „Carnaval“ wenig überzeugend.
Die Begeisterung des Publikums hat das Orchester mit dem reisserischen „Slawischen Tanz“ von Dvorak freudig verdankt.
Subtiles Cello-Spiel
Gespannt wartete man auf den Auftritt von Sebastian Diezig, Solist im Dvorak-Cellokonzert, das als zweites Werk folgte. Ob ein Heimspiel schwierig ist? „Nein“, sagt er später. „Es ist viel stimulierender, vor Freunden zu spielen als vor Fremden.“ Diezig war denn auch ganz bei sich, interpretierte subtil, zurückhaltend, doch stets fein nuancierend und transparent. Schade nur, dass das Orchester bzw. Klarinette und Querflöte bisweilen zu laut agierten. Mit einem Solostück, der Sarabande aus Bachs 1. Suite, als Zugabe erntete Diezig nochmals viel Applaus.
In Prag ein Orchester gründen – wie kommt ein 33-jähriger Freiburger Pianist dazu? Vor vier Jahren habe er die Prager Philharmonie dirigiert, und da habe sich mit dem Oboisten eine Freundschaft entwickelt, erzählt Kuhn bei der Apéro-Runde  nach den Konzert. „Projekt-Anfragen haben uns dann motiviert, 2013 eine kleine Projekt-Formation zu gründen, die aber immer grösser geworden ist.“ Ein mutiges Unterfangen!
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Dvorak-Cellokonzert in Fribourg am 29.4.16

Ursprünglich wollte Antonin Dvorak (1841-1904) kein Cellokonzert schreiben, weil er angeblich fand, dass das Cello ein Stück Holz sei, das in den unteren Lagen brumme und in den oberen kreische. Er schrieb dann trotzdem eins – und was für eins! Aus heutiger Sicht ist es vermutlich das wichtigste Konzert im Cellorepertoire und sicherlich Dvoraks bedeutendstes Instrumentalkonzert. Es ist eine für sein Spätwerk typische, sehr interessante Mischung aus böhmischen und amerikanisch-indianischen Melodien (Dvorak war als Direktor des New Yorker Konservatoriums ein Heimweh-Tscheche), die mit den Reiz dieser Komposition ausmacht und beim Publikum immer Anklang findet. Im Werk von 40 min Gesamtlänge “glückte die schier perfekte Balance zwischen Virtuosität und inhaltlichem Anspruch”, wie Klassik.tv treffend schreibt.

Am 29. April 2016 um 20h00 haben Sie nun Gelegenheit, dieses wunderschöne Stück live in Fribourg im Equilibre zu hören. An ebendiesem Abend wird wird das monumentale Werk von zwei weiteren Dvorak-Hits umrahmt: Der Karneval-Ouvertüre und seiner Sinfonie Nr. 9 “Aus der neuen Welt” (welche aus dem Klassikbetrieb auch nicht mehr wegzudenken ist). Bei dieser reinen Dvorak-Programmierung ist es besonders erfreulich, dass mit dem Prague Symphonic Ensemble ein Orchester von Dvoraks Landsleuten zu Werke gehen wird. Dirigent ist der Fribourger Jérôme Kuhn und den Cellopart im Dvorak-Konzert übernehme ich.

Weitere Infos gibt es bei der Société des Concerts de Fribourg.

Ich hoffe, dass auch Sie sich für dieses Programm begeistern lassen!

Bis bald und herzliche Grüsse,

Sebastian Diezig

P. S.: Hier die Aufnahme des Dvorak-Konzerts aus dem Jahr 2013…damals mit Alexandru Ianos und seinem Orchestre de la Ville et de l’Université de Fribourg.

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Das Piatti-Projekt: Caprice Nr. 7 von 12

Zum hören schnell, leichtfüssig und harmlos: Ein typisch italienisches Musikstück halt, diese siebte Caprice von Alfredo Piatti. In technischer Hinsicht aber erstaunlich schwer zu spielen, da es viele Töne sind, die alle sauber in die arpeggierten Akkorde eingegliedert werden sollten.

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Demut

Wenn einen der Musikerberuf etwas ganz bestimmt lehrt, dann Demut. Wohl macht man immer kleine Fortschritte und erzielt beachtliche Ergebnisse. Aber in einer Branche, in der die Ansprüche sehr hoch sind, Bestleistungen gerade gut genug sind und die Erbringung solcher als selbstverständlich erachtet wird, muss man sich immer wieder kleine Fehler eingestehen. Man trifft den einen Ton nicht, man verschläft einen Einsatz. Man liest einen Rhythmus falsch. Man kann immer eine Entschuldigung suchen und finden. Da wären die Umstände, das Licht, die Temperatur, der Dirigent, der Saal usw. Aber letztendlich kann man es sich in diesem Hochleistungsbereich kaum erlauben, eigene Fehler zu ignorieren, weil man sonst eines schönen Tages merkt, dass man nicht mehr auf der Höhe ist.

Jedenfalls mache ich bei fast jedem Konzert eine Tonaufnahme, welche ich nachher abhöre. Und es ist einfach erstaunlich, wie meine Wahrnehmung während dem Konzert abweichen kann von dem was ich nachher auf der Aufnahme höre – und zwar im Guten wie im Schlechten.

Oft ist man positiv überrascht wenn man etwa dachte, dass ein Konzert nicht so toll war, beim Hören der Aufnahme aber merkt, dass es ja im Grunde genommen gar nicht so übel war.

Es kommt aber genauso oft vor, dass man im Konzert meinte genau den richtigen Klang für das Cellosolo gefunden zu haben, später beim Abhören der Aufnahme aber beispielsweise über die Amplitude des Vibratos und die dem Klang zu Grunde liegende Bogenführung geschockt ist.

Oder man stellt fest, dass man im Konzert fast immer zu leise war resp. die anderen zu laut. Im nächsten Konzert gibt man dann alles was das Cello klanglich hergibt, merkt danach aber, dass man nun häufig selber zu laut war oder die Klangschönheit gelitten hat und man folglich überkompensiert hat.

Viele verzichten darauf, sich selber aufzunehmen und verlassen sich aufs Gefühl und auf die Rückmeldungen der Kollegen und des Publikums. Das wäre natürlich bequem, weil man dann nicht immer die Aufnahmeausrüstung mitschleppen müsste. Doch gerade die kleinen Fehler, die man bei sich selber entdeckt und auf die einen oft niemand aufmerksam macht sind ein sehr wichtiger Grund, warum man sich aufnimmt. Wie will man ein Problem bekämpfen, das man nicht als solches wahrnimmt? Ich möchte den Luxus einer Aufnahme nicht missen, weil sie hilft, sich auf dem Weg zum richtig guten Musiker zu orientieren und schlicht Demut lehrt, welche hoffentlich unangenehmen Grössenwahnfantasien vorbeugt.