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(Fast) trivial: Einmal pro Tag ein paar Minuten mit Metronom üben

Diesen kurzen Artikel schreibe ich mehr für mich selber als für andere: Man sollte das Metronom beim Üben immer griffbereit haben und es dann auch mindestens einmal pro Tag benützen. Ein stabiles Tempogefühl ist nämlich enorm wichtig im Musikeralltag. Vor allem bildet man dieses Tempogefühl nur in dem man es trainiert und da führt kein Weg am Metronom vorbei. Auch ist ein stabiles Tempogefühl nichts, was man einmal für immer gelernt hat. Wie mit der Intonation muss man täglich dranbleiben.

Oft merkt man erst in der Probe oder schlimmer noch: im Konzert, dass die anderen scheinbar eilen oder schleppen. Sehr gut möglich indes, dass man selber das Problem ist, insbesondere wenn man das Metronom zum letzten Mal vor drei Monaten benützt hat. Meistens ist die Situation im Konzert dann nicht mehr zu retten. Man kann dann nur noch gut auf die Mitmusiker hören und versuchen, sich ihnen anzupassen. Aber das ungute Gefühl, dass man in Sachen Tempo nicht stabil war, bleibt. Man kann es schlicht nicht mit Sicherheit ausschliessen, weil man nicht mit Metronom geübt hat. Und an sich ist dieses Problem völlig unnötig.

Eine gute Faustregel fürs Üben mit Metronom ist die folgende: Wenn man bei einem Stück oder einer Stelle überhaupt keine Lust hat, das Metronom anzuwerfen, dann sollte man unbedingt erst recht mal kontrollieren, ob in Sachen Tempostabilität alles in Ordnung ist und das Metronom zu Rate ziehen. Vermutlich ahnt das Unterbewusstsein nämlich, dass da unangenehme Wahrheiten ans Licht kommen könnten und will sich davor schützen.

Was ich keinesfalls propagieren möchte ist, nur noch mit Metronom zu üben. Aber einmal pro Tag während ein paar Minuten das gute Teil anzuwerfen schadet nie – im Gegenteil.

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Do’s and Dont’s im Orchester

Als ich noch Berufsanfänger im Orchester war, machte ich naturgemäss ein paar unsinnige Sachen. Mit der Zeit lernte ich, was man tun soll, und was man besser sein lässt. Natürlich gibt es hin und wieder Situationen, in denen Ausnahmen von den unten aufgeführten Tipps angebracht sind. Auch ist die Liste nicht vollständig. Aber grundsätzlich fährt man in meiner eigenen Erfahrung nicht schlecht, wenn man sich an Folgendes hält.

Do’s:

1. Richtig einsetzen, wenn andere in der Gruppe falsch eingesetzt haben.
Vielleicht ist man der einzige, der richtig gezählt hat und kann so ein Chaos schneller entschärfen. Keine falsche Bescheidenheit in diesem Falle.

2. Kollegen diplomatisch auf Lesefehler hinweisen.
Es wäre auch falsche Bescheidenheit, wenn man einen Kollegen, der in einer Stelle zum wiederholten Mal einen Ton falsch liest, nicht darauf hinweist. Man muss aber sehr diplomatisch und nett sein, sonst geht der Schuss nach hinten los.

3. Fingersätze nur bei wirklich komplizierten Stellen mit Erlaubnis des Pultnachbarn einschreiben.
Normalerweise schreibt man im Orchester keine Fingersätze ein, weil jeder einen anderen hat und immer zwei Musiker aus einer Stimme lesen. Bei richtig komplexen Stellen kann man aber eine Ausnahme machen. Solche Stellen sind indes sehr selten. Dann jedoch spart es wirklich sehr viel Zeit, einen Fingersatz reinzuschreiben (mit der Erlaubnis des Kollegen!), weil man dann nicht so viel üben muss und vor allem, weil man dann die Stelle auch wirklich zuverlässig spielen kann. In der Regel schreibt der Cellist der blättert die Fingersätze unterhalb der Notenlinie, der andere oberhalb. Bitte klein einschreiben und keine Telefonnummern (will heissen: nicht über jedem Ton einen Fingersatz sondern nur dort, wo es wirklich nötig ist, also etwa bei Lagenwechseln).

Dont’s:

1. Nicht lauter spielen, wenn der Pultkollege blättert oder schreibt
Ich dachte am Anfang, dass man den Klangausfall kompensieren muss. Meistens verändert sich dadurch aber die Klangfarbe der Gruppe zu drastisch und das ist nicht erwünscht. Einfach normal weiterspielen.

2. Keine Entscheidungen über Bogenstriche treffen, wenn man nicht der Stimmführer ist
Da ich am ersten Pult sitze, habe ich ab und zu in schlecht eingerichtetem Material offensichtlich fehlende Striche während der Probe eingetragen. Man sollte aber immer zuerst mit dem Stimmführer Rücksprache nehmen, sonst ärgert man ihn unnötig.

3. Nicht lauter spielen als der Stimmführer
Vor allem in Kantilenen, sollte man ihn klanglich führen lassen. Am besten spielt man gleich laut wie er. In einer richtig lauten Stelle, wo man sowieso nichts von den Celli hört, kann man durchaus alles geben (oder sich schonen, wenn man müde ist, spielt dann sowieso keine Rolle).

4. Nicht weiterspielen, wenn der Dirigent abwinkt
Es kann sehr peinlich sein! Im Orchesterlärm, spielt man manchmal mit kratzigem Klang oder übertriebenem Vibrato und vielleicht auch nicht ganz sauber, weil man sich selber nicht hört. Wenn man dann der letzte ist, der aufhört zu spielen, kann es unfreiwillig komisch klingen.

5. Nicht mit dem Fuss den Takt klopfen
Viele Kollegen fühlen sich davon gestört. Man muss Wege finden, den Takt ohne “Fussarbeit” zu spüren. Wenn ich im Orchester den Takt unbedingt klopfen will, dann mache ich es nur ganz leicht mit den Zehenspitzen. Das sieht niemand und stört daher auch nicht.

6. Nicht den Notenständer zu sich ziehen
Wenn man die Noten schlecht sieht, dann braucht man eine Brille. Man darf dem Nachbarn nicht den Notenständer wegziehen. Er gehört genau in die Mitte zwischen die beiden Musiker.

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Arpeggione und Vivaldi in Fribourg, Schubert und Dvorak in und um Luzern

In meinem Musikerleben kommt oft alles auf einmal. So ist es auch jetzt ab Ende April und durch den Mai. Viele Konzerte, viele Stücke, selbstredend auch viel zu tun im Orchester jedoch sicherlich auch viel Spass mit grosser Musik und exzellenten Kollegen.

Folgende Konzerte empfehle ich:

Orchestre des Jeunes de FribourgTheophanis Kapsopoulos

So, 26.4.2015, 18h, Fribourg, Salle de lecture de la BCU

Schubert: Arpeggione Sonate für Cello und Streichorchester
Vivaldi Cello-Doppelkonzert

Sebastian Diezig, Cello
Joachim Flüeler, Cello
Jugendorchester Freiburg, Dirigent: Théophanis Kapsopoulos

So, 3.5.2015, Luzern, Theater (Foyer), 11h

Schubert Klaviertrio Es-Dur

Anja Röhn (Violine), Sebastian Diezig (Cello), Paul Suits (Klavier)

Vector Quartett Luzern

Fr, 8.5.2015, Luzern, International Church, Zähringerstrasse 7, 19h30

Dvorak Streichquartett op. 96 “Amerikanisches”
Dvorak Streichquintett op. 97 “Amerikanisches”

Vector Quartett (Denitza Kucera & Reiko Koi, Violinen / Bernd Haag, Bratsche / Sebastian Diezig, Cello) und Alexander Besa (Bratsche)

Do, 14.5.2015, Luzern, Kirche Weinbergli, 17h

Dvorak Streichquartett op. 96 “Amerikanisches”
Dvorak Streichquintett op. 97 “Amerikanisches”

Vector Quartett (Denitza Kucera & Reiko Koi, Violinen / Bernd Haag, Bratsche / Sebastian Diezig, Cello) und Alexander Besa (Bratsche)

Mo, 25.5.2015, Grafenort, 11h

Dvorak Streichquartett op. 96 “Amerikanisches”
Dvorak Streichquintett op. 97 “Amerikanisches”

Vector Quartett (Denitza Kucera & Reiko Koi, Violinen / Bernd Haag, Bratsche / Sebastian Diezig, Cello) und Alexander Besa (Bratsche)

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Auf die Welt kommen mit der Stoppuhr

Wer diesen Blog verfolgt hat bestimmt schon längst gemerkt, dass ich so ein richtiger Cello-Geek bin, dem nichts ist zu abwegig ist, wenn es denn meine Motivation zum Celloüben zu fördern vermag.

Der heutige Tipp ist in diesem Licht zu sehen und übrigens nicht meine Erfindung.

Als ich nämlich vor über 10 Jahren noch Student war, besuchte ich einen Meisterkurs in Süddeutschland. Einer der Studenten – ein Schweizer – erzählte, wie sein Orchesterstellen-Lehrer zu ihm meinte: “Übe mal mit Stoppuhr – da kommst du auf die Welt! Man übt nämlich viel weniger als man denkt!” Sofort war mein Interesse geweckt. Zurück in der Schweiz grub ich also eine alte Digital-Armbanduhr mit Stoppuhr-Funktion aus und begann damit, täglich abzustoppen, wie viel ich wirklich übe.

Weil ich in solchen Sachen genau bin fing ich an, in der Tabellenkalkulation Buch zu führen, wieviel ich jeden Tag übe. Bis zum heutigen Tag und vermutlich bis an mein Lebensende stoppe ich jeden Tag ab, wieviel ich übe und führe mit diesen Daten in meiner Tabellenkalkulation ein Übetagebuch. Die Unterscheidung zwischen Brutto- und Nettoübezeit ist für mich sehr nützlich und interessant und vor allem ist die Differenz zwischen den beiden Zeiten beträchtlich. Würde ich nach der Bruttozeit gehen (wie es wohl die meisten Musiker tun), so hätte ich in meinem bisherigen Spitzenjahr 2007 im Schnitt 4h44min pro Tag geübt. Netto waren es aber “nur” 3h15min. Seitdem ging es mit meinen Übezeiten bergab. 2014 übte ich netto noch 1h18min pro Tag (brutto 1h46min). 2015 versuche ich wieder ein wenig mehr zu üben. Aber der Orchesterjob mit den fast 300 Diensten pro Jahr macht meinen Rücken, meine Arme, meine Hände sowie den Kopf müde und ich kann nicht mehr wie während dem Studium in solchen rauen Mengen üben. Immerhin bin ich mit den Jahren aber effizienter geworden – die andere wichtige Grösse in der Welt des Celloübens.

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Interview im Magazin des Luzerner Sinfonieorchesters 1/15

Interview LSO-Magazin Heiner und Sebastian

Pult an Pult: Heiner Reich und Sebastian Diezig

Heiner Reich, Solo-Cellist, und Sebastian Diezig, stellvertretender Solo-Cellist des LSO, teilen nicht nur das Pult, sondern auch wetterbedingte Sorgen um ihre Instrumente. | DIANA LEHNERT

Heiner und Sebastian, ihr habt beide eure erste feste Stelle als Cellist im Orchester, war das schon immer das Ziel eurer Musiker-Laufbahn?

Heiner Reich (HR): Als ich mit 14 Jahren beschloss, Cello zu studieren, hatte ich kurze Zeit den Traumberuf Solist im Kopf, habe aber dann schon vor dem Studium gemerkt, dass es nichts für mich ist und bin auch heute noch froh darüber. Sobald ich angefangen hatte zu studieren, war für mich klar, dass ich ins Orchester möchte.

Sebastian Diezig (SD): Ich wollte eigentlich immer ins Orchester. Es gab eine Phase, als ich Wettbewerbe gewann, wo ich kurz über den Solistenberuf nachdachte, dazu kam, dass ich einen tollen Lehrer hatte, Thomas Demenga, der seinerseits als Solist tätig ist. Ich denke, das Ideale ist eine Kombination: Man spielt im Orchester, macht Kammermusik und spielt ab und zu als Solist. Das befruchtet sich gegenseitig.

HR: Und man bleibt fit dabei und übt regelmässig. Man hört sich selbst im Orchester auch nicht so gut, von daher ist es wichtig, zuhause immer wieder zu „putzen“ und viel Kammermusik zu machen.

SD: Man spielt die Stimme im Orchester ja oft zu acht und das klingt immer schön (lacht).

Wie kamt ihr zum Cello?

HR: Ich bin in einer Musikerfamilie aufgewachsen und mein grosser Bruder hat Cello gespielt. Ich fand das so toll und wollte ihn einfach nachahmen.

SD: Mein Onkel hat Cello gespielt und die tiefen Töne haben mir gefallen. Wahrscheinlich haben die Eltern auch ein bisschen nachgeholfen, denn meine Mutter hatte sich gewünscht, dass jemand Cello in der Familie spielt. Ich möchte aber auch nichts anderes spielen.

Wie findet man das Cello, das zu einem passt?

SD: Es gibt viele Cellisten auf der Welt, aber relativ wenig gute Instrumente. Ich habe viele Celli in meinem Leben gehabt, aber man sucht immer weiter. Und wenn man dann eine Zeitlang ein Instrument hat, kommt plötzlich der Moment, wo einen bestimmte Dinge am Instrument stören. Momentan spiele ich ein anonymes Cello.

HR: Ich hatte lange Zeit ein Instrument aus einer Stiftung, ein altes italienisches Grancino-Cello, aber es war klar, dass ich das irgendwann wieder abgeben musste. Da ich zu der Zeit nicht besonders viel Geld hatte, bin ich gezielt auf die Suche nach einem neuen Instrument gegangen und hab auch ein sehr gutes gefunden, ein Schweizer Cello, ein Maechler. Es ist natürlich für einen Streicher trotzdem toll, ein altes Instrument zu haben und ich bin auch sicher, das wird nicht mein letztes sein.

Gibt es denn das Traum-Instrument?

SD: Das Gras ist auf der anderen Seite immer grüner!

HD: Mein Lehrer spielt ein Vuillaume, ein altes französisches Cello, das würde ich sofort nehmen! Ein gutes muss aber auch zum Spieler passen.

Die Instrumente reagieren ja oft sehr auf Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit. Winter ist wohl nicht eure liebste Jahreszeit?

HR: Mein Cello reagiert in diesem Winter extrem. Ich bin jede Woche beim Geigenbauer, weil sich wieder irgendetwas verändert hat. Die modernen Celli sind meist anfälliger, weil das Holz noch mehr arbeitet. Im Sommer macht‘s mehr Spass, vor allem, wenn‘s dann noch regnet!

SD: Die Trockenheit ist schon ein Problem. Ich habe immer den Luftbefeuchter im Übezimmer und schaue, dass mindestens 45% Luftfeuchtigkeit im Raum sind. Ich fahre mit dem Fahrrad zur Arbeit. Wenn ich dann ankomme, warte ich meist fünf Minuten bis ich das Cello auspacke, damit es nicht so einen Temperaturschock gibt.

Gibt es ein Ritual vor jedem Auftritt?

SD: Ich kontrolliere immer, dass die Wirbel fest sitzen. Bei mir hatte sich während eines Konzertes mal ein Wirbel gelöst und ich habe erst relativ spät bemerkt, dass ich derjenige war, der plötzlich falsch spielte!

HR: Ich versuche, dass ich mich noch eine Viertelstunde auf der Bühne einspielen kann und gehe kurz vor dem Konzert nochmal an die frische Luft, um Ruhe zu haben und „herunterzukommen“.

Eine letzte Frage: Welche Musik hört ihr privat oder würdet ihr…

HR: …auf den Mars mitnehmen? Also, ich höre Klassik nicht einfach nur so, nur mit einem Ziel. Oft möchte ich gar nichts hören, sondern einfach meine Ruhe haben.

SD: Die klassische Musik taugt nicht als Hintergrundmusik, ich kann dann der Unterhaltung nicht mehr folgen. Durch meine Frau, die aus Südamerika stammt, bin ich auf den Geschmack von Salsa und Co. gekommen. Ab und zu Musik aus den 80ern…aber auf die Insel…wenn’s ein Cello-Stück sein müsste, würde ich die Bach-Cellosuiten mitnehmen, sonst vielleicht die Matthäus-Passion…

HD: …ich würde auf jeden Fall keinen Scelsi mitnehmen (lacht/Anm.: das Orchester probte zu der Zeit ein Stück von Scelsi). Lieber das Cello und jemand anderen zum Spielen.


 

Artikeldetails:
Datum: März 2015
Medium: Magazin des Luzerner Sinfonieorchesters
Titel: Pult an Pult
Original: Ja:
Interview LSO-Magazin Heiner und Sebastian
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Das Piatti-Projekt: Caprice Nr. 3 von 12

Ich kann nicht behaupten, dass ich die dritte Piatti Cparice einfach zu spielen finde. Auf einer Schwierigkeitsskala von 1 (sehr leicht) bis 10 (extrem schwierig) ist sie für mich locker eine 11.

Es geht fast ausschliesslich um Oktav- und Terz-Doppelgriffe. Die erforderlichen Fingersätze sind eigentlich völlig unschwer zu verstehen, aber notorisch schwierig, wenn man sie sauber spielen will. Und wenn sich die beiden Intervalle noch ständig abwechseln und in jedem Takt auch ein Terz-Doppelgriff-Schlenker zu bewerkstelligen ist, dann wird’s echt schwer. Die Etüde ist auch anstrengend zu spielen (immer in der Daumenlage).

Spielt man diese Etüde nur durch, so wird sie nicht besser (habe es selber erlebt). Die einzige sinnvolle Art zu üben ist ganz langsam und sogar ohne Tempo (Ton für Ton, bzw. Doppelgriff für Doppelgriff). So kann man sich auf die Intonation konzentrieren und die Präzision der Finger der linken Hand verbessern. Wenn es mal einigermassen sauber ist, kann man beginnen, Spass zu haben und musikalisch zu gestalten.

Wichtig ist auch, dass die Saiten nicht zu hoch über dem Griffbrett sind, sonst ist dieses Stück noch unspielbarer.

Vor ich im November 2014 begann, eine Piatti-Caprice nach der anderen zu lernen und für mein “Piatti-Projekt” auf Youtube einzuspielen hätte ich nie gedacht, dass ich einmal im Leben am liebsten nur noch Piatti üben würde. Das ist jetzt aber wirklich der Fall, weil das Ziel des Projekts, jede Etüde in Konzertstandard präsentieren zu können mich sehr motiviert und weil ich merke, wie sich meine Technik und Fitness auf dem Cello enorm verbessern.

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Der Klang: Eine Frage der Einstellung

Vor einer Woche klang mein Cello nicht wie sonst. Dieses Mal war ich sicher, dass es nicht an den Saiten lag. Der Klang war nicht rund und hallig wie sonst wie sonst, die Ansprache extrem diffizil und beim Spielen tiefer Töne spürte ich am Cello unnatürlich viele Vibrationen des Korpus (fast wie Wolfstöne). Es machte wirklich keinen Spass, so zu spielen. Trotzdem hatte ich mehrere Konzerte zu bestreiten. Ich schob den Wolfstöter hin und her, nahm in weg, setzte ihn wieder auf, richtete den Steg auf den idealen 90-Grad-Winkel, probierte auch eine neue A-Saite. Ich verschob sogar selber den Steg, weil ich den Verdacht hatte, dass er nicht am richtigen Ort stand. Nichts half, vielleicht machte ich alles nur schlimmer.

Sobald ich Zeit fand, ging ich daher zu einem meiner bevorzugten Geigenbauer.

Es geht um Millimeter

Er stellte fest, dass der Stimmstock schief im Cello stand. Als er ihn gerade stellte, funktionierte das Cello schon besser. Dennoch klang es scharf und sprach nicht gut an. Ich bat ihn, den Stimmstock an einen Ort zu verschieben, wo die Ansprache weicher wird und der Klang wärmer. Millimeter für Millimeter tasteten wir uns an eine andere Einstellung heran. Als es immer noch nicht tat wie gewohnt, kontrollierte mein Geigenbauer die Position des Stegs und siehe da, er stand ein paar Millimeter zu weit unten. Danach klang das Cello besser und ich ging wieder nach Hause. Im Orchester merkte ich aber, dass das Cello seine butterweiche Ansprache und seinen gewohnten, ausgewogenen Klang immer noch nicht zurückgewonnen hatte. So ging ich am nächsten Tag wieder zum Geigenbauer. Im Korpus meines Cellos hat nämlich glücklicherweise eine schlaue Geigenbauerin mal die Position des Stimmstocks mit Bleistift eingezeichnet, bevor sie Steg und Stachelhalterung abnahm. Nach all dem Probieren am Vortag haben wir uns von dieser Position um mehrere Millimeter entfernt. Jetzt, da der Steg wieder an seinem richtigen Platz stand, bat ich den Geigenbauer, auch den Stimmstock wieder an die eingezeichnete Stelle zu bewegen. Als dies vollbracht war, war mein Cello wieder ganz das alte.

Ich bat nun den Geigenbauer, auch die Position des Steges einzuzeichnen.

Dieses Beispiel zeigt, dass es in bei Stimmstock und Steg eine Frage von Millimetern ist, ob ein Cello sein volles Potenzial abrufen kann oder nicht.

Warum haben sich Steg und Stimmstock verschoben? Keine Ahnung! Es könnte die trockene Luft gewesen sein, die Kälte wenn ich mit dem Fahrrad ins KKL fahre, eine Erschütterung…

Sinnvoll: Positionen des Stimmstocks und des Steges einzeichnen lassen

Was ich aber daraus gelernt habe: Wenn man mal eine gute Einstellung gefunden hat, dann ist es sehr sinnvoll, die genauen Positionen des Stimmstockes und des Steges mit Bleistift einzeichnen zu lassen. So sieht man selber, wenn etwas nicht stimmt und kann dem Spuk schneller ein Ende bereiten. Mit Spannung erwarte ich nun den Frühling, denn dann ändern sich die klimatischen Bedingungen wieder.

 

 

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Ein kleiner Vorgeschmack…

…auf das Konzert von morgen…

Fr, 30.1.2015, 20h, Basel, Barakuba im Gundeldinger Feld, Dornacherstr. 192

“Ein kammermusikalischer Abend mit Werken von Joachim Jesse”

Joachim Jesse: 20 Celloduos
Joachim Jesse: “Lieder ohne Worte”

Beat Feigenwinter, Cello
Sebastian Diezig, Cello

Terzett Low:
Thomas-Maria Reck – Alina Kohut – Joachim Jesse

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Doping für Klang und Spielbarkeit: Ein neuer Saitensatz

Neue Saiten
Neue Saiten: Klanglich immer ein Plus…
…die Preise der guten Hersteller sind leider kein Klacks
…finanziell aber stets ein empfindliches Minus

Ein neuer, qualitativ hochwertiger Saitensatz ist nach ein paar Tagen Einspielzeit ein Segen, weil das Cello damit optimal klingt und in der Ansprache so unproblematisch ist, wie auf dem jeweiligen Cello möglich. Ein bisschen wie ein neues Auto seinen Wert jedoch bereits zu verlieren beginnt, wenn der stolze neue Besitzer den Schlüssel kriegt, verlieren auch neue Saiten ihren Klang und viele positive Eigenschaften nach dem Aufziehen, allerdings auf eine sehr allmähliche und kaum bemerkbare Art. So passiert es mir hin und wieder, dass ich nach einiger Zeit mich zu fragen beginne, was denn wohl mit dem Cello los ist, weil es nicht so schön rund und kräftig klingt wie sonst, die Ansprache weniger gut ist, und insbesondere die A-Saite eine unschöne metallische Klangfarbe abgibt. Die Antwort darauf ist oft, dass die Saiten abgespielt sind. Meistens wurstle ich noch ein paar Wochen weiter und hoffe, dass es besser wird. Aber normalerweise wird es schlechter und die unangenehmen Klangeigenschaften werden immer auffälliger.

Zwar weiss ich, dass es an den Saiten liegt, aber:

  • ein kompletter Saitensatz mit meinen Lieblingssaiten kostet auch bei den günstigsten Anbietern immer über 300 Franken
  • Saiten wechseln ist nicht meine Lieblingsbeschäftigung
  • und Saiten brauchen 1-2 Tage, bis sie die Stimmung halten und gewisse Saiten (meine bevorzugten tiefen) brauchen 2-3 Tage, bis sie richtig gut ansprechen und ihr volles Klangpotenzial entfalten.

Wie lange hält denn ein Saitensatz?

Je nachdem wie viel jemand spielt, können sich Saiten ziemlich schnell abnützen. Häufiges Umstimmen beim Üben von Stücken mit Skordaturen lassen die betroffenen Saiten noch schneller altern. Aber auch ohne ein Cello zu spielen, werden sich die Saiten abnützen, vermutlich, weil sie unter so starker Spannung stehen (meine A-Saite ist gemäss Herstellerangaben auf 18,5 kg angespannt, D-Saite auf 13,9 kg, G-Saite 14kg, C-Saite 13,5 kg – das sind ernst zu nehmende Kräfte). Ich kenne Solisten, die nach eigener Aussage vor jedem wichtigen Konzert neue Saiten aufziehen. Bei vielen Konzerten kommen die wohl auf vierzehntägliches Saitenwechseln. Am anderen Extrem der Skala gibt es Musiker, die ihre Saiten sozusagen nie wechseln und jahrelang mit den gleichen Saiten spielen. Ich selber wechsle den Saitensatz normalerweise alle drei Monate. Die A-Saite wechsle ich manchmal auch bereits nach 6 Wochen, weil sie unschön metallisch zu klingen beginnt und auch ansprachetechnisch lästig wird.

Im Normalfall bereut man einen Saitenwechsel nie

Wenn ich mich dann endlich dazu durchringe, die Saiten zu wechseln, so macht mir zwar weder die zu bezahlende Summe noch das Saitenwechseln Spass (im Gegenteil), doch die Tatsache, dass mein Cello plötzlich wieder um gefühlte 25 Prozent besser klingt und funktioniert, entschädigt dafür immer und wenn ich mich nicht an die absurd übertriebenen Preise erinnern würde, würde ich mich richtiggehend wundern, warum ich die Saiten nicht öfters wechsle.

Das Fazit ist für mich klar: Es ist die einfachste und zuverlässigste Methode, den Klang und die Spielbarkeit des Cellos zu verbessern.

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Ravel-Duo und Händel-Halvorsen in Fribourg

 

Zur Abwechslung mal eine kurze Konzert-Vorschau: Am Freitag, 23.1.2015 um 12h15 in Fribourg, Centre le Phénix spielen Anja Rhön (2. Konzertmeisterin Luzerner Sinfonieorchester) und ich ein Lunch-Konzert mit dem Ravel-Duo und der Händel-Halvorsen Passacaglia.

Beide Werke gehören zum Standardrepertoire für diese Formation. Der Ravel ist originell, vielseitig, witzig und frech und Händel-Halvorsen ist so eine Art Bach-Busoni für Geige und Cello. Ein tolles und mit 30 min Dauer sicher nicht zu langes Programm!