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Die Zukunft des Cellos

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Die Vergangenheit: Bach erhebt das Cello zum Solo-Instrument

Der erste Komponist, der das Potenzial des Cellos erkannt hatte, war kein geringerer als Johann-Sebastian Bach. Vor er mit seinen 6 Suiten für Solocello den Eckpfeiler im Repertoire eines jeden Cellisten setzte, waren Cellisten vor allem mit “Schrumm-Schrumm-Schrumm-Basslinien” beschäftigt (oder “Bum-Bum-Bum”, je nachdem). Mit solistischen Aufgaben wurde vor Bach kein Cellist betraut.

Die Gegenwart: Klavier ist Nr. 1, Geige ist Nr. 2, Cello ist Nr. 3

In der Folge schrieben weitere namhafte Komponisten wie Vivaldi, Boccherini und Haydn Werke fürs Cello, insbesondere Konzerte für Cello und Orchester. In der Klassik wurde das Cello mit seinem festen Platz im Streichquartett sowie im Klaviertrio kammermusikalisch bedeutend. Mit Beethoven, Brahms, Dvorak, Saint-Saëns, Elgar, Tschaikowsky, Schostakowitsch und vielen anderen namhaften Komponisten brach schliesslich die grosse Zeit des Cellos definitiv an. Es ist wohl unbestritten, dass das Cello heutzutage direkt nach Klavier und Geige das reichhaltigste Repertoire hat. Auch klar scheint mir, dass das Cello wiederum hinter dem Klavier und der Geige im Konzertleben den dritthöchsten Stellenwert innehat.

Die Zukunft: Cello vs. Klavier

So weit so gut. Wo das Cello aber aus meiner Sicht noch nicht genügend hoch eingeschätzt wird, ist in der Domäne der Solo-Rezitals. Das Klavier ist dort absolut unangefochten der König, was auch klar ist, da ein Klavier unangreifbare polyphone Möglichkeiten bietet und zudem über einen schier unerschöpflichen Fundus an Repertoire verfügt: Jeder Komponist von Rang und Namen hat für Soloklavier geschrieben, was nicht erstaunt, weil viele grosse Komponisten von Haus aus Pianisten waren. Namen wie Chopin, Liszt, Brahms, Beethoven, Haydn, Mozart, Bach u.s.w. kommen einem in den Sinn.

Man kann zwar sagen, dass Solo-Cello-Rezitals gang und gäbe sind, zumal auch fürs Solo-Cello eine beachtliche Bandbreite an Repertoire vorhanden ist und seit einiger Zeit eine Fülle an virtuosen Cellisten existiert, welche dieser heikel zu spielenden Literatur Herr ist. Und dennoch sollten Solo-Cello-Rezitals aus meiner Sicht noch viel häufiger stattfinden. Denn das Cello hat von allen Streichinstrumenten den sinnvollsten Tonumfang, da es sowohl richtige Bässe spielen kann, trotzdem aber auch glaubwürdig eine Melodie vortragen kann. Über die vielgelobte Klangschönheit des Cellos müssen wir gar nicht diskutieren. Und von der Klangvariabilität her ist ein Cello meiner Ansicht nach einem Klavier mindestens ebenbürtig, hat man doch vom Pizzicato über Ponticelloklänge bis hin zu all den verschiedenen Klangschattierungen des “normalen” Cellotones hin eine Vielzahl an wohlklingenden Möglichkeiten, welche sich auch noch genügend voneinander unterscheiden, um effektiv eingesetzt werden zu können. Was für ein Solorezital aber das Wichtigste ist, ist die Polyphonie oder die Möglichkeit, mehrere Töne oder gar Stimmen gleichzeitig und scheinbar unabhängig voneinander zu spielen. Niemand wird hier die Überlegenheit des Klaviers ernsthaft in Frage stellen, zumal man mit einem Klavier ganze Orchesterwerke wiedergeben kann. Dennoch sind die polyphonen Möglichkeiten eines Cellos ausreichend – vielleicht nicht für die Interpretation der Tannhäusern-Ouvertüre auf einem einzigen Solo-Cello, wohl aber für Komponisten, welche es verstehen, mit den spezifischen Möglichkeiten des Cellos zu arbeiten. Die Solo-Sonate von Veress z. B. bietet am Ende des ersten Satzes ein mehrstimmiges Fugato, welches sehr interessant ist. Auch Bach hat in der 5. Solo-Suite im ersten Satz eine Fuge realisiert. Weitere Cellokomponisten wie Duport, Piatti, Cassado u.a.m. haben mit ihren Werken qualitativ teilweise hochwertige Literatur hinterlassen. Auch in jüngerer Zeit haben sich viele Komponisten erfolgreich fürs Cello eingesetzt.

Es braucht im Solo-Cello-Repertoire noch ein Equivalent zu Chopin, Liszt und Co.

Dennoch wird es in Zukunft noch mehr hochwertige Solo-Literatur fürs Cello brauchen um nur schon quantitativ mit dem Klavierrepertoire konkurrenzfähig zu sein. Wir suchen also virtuose Cellisten, welche sich hinsetzen und meisterhaft gute, effektvolle Solo-Stücke fürs Cello schreiben und sie dann selber aufführen und populär machen. Die Stücke sollten eher tonal sein, weil das Cello im Solo-Bereich ein Equivalent zu den Werken Chopins, Liszts etc. am Klavier benötigt. Dann kann der Stellenwert des Cellos noch weiter gesteigert werden, zumal es last but not least immer günstiger ist, einen Solo-Cellisten zu engagieren, anstatt einen Flügel für ein Konzert anzumieten. Und Geld regiert die Welt, so ist das nunmal ;-)

 

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Tipps für den Umgang mit Lampenfieber

Was muss man tun, um gute Musiker-Nerven zu haben? Schwierige Frage. Hier meine persönlichen Erfahrungen.

Gute Vorbereitung:

Einer meiner wichtigsten Lehrer hat mir mal gesagt: Wer behauptet, dass er Lampenfieber nicht kennt, lügt. Ich antwortete damals: Wenn ich gut vorbereitet bin, bin ich nicht nervös. Das stimmte für mich damals. Ich hatte jedoch damals noch nie ein Probespiel absolviert. Probespiele sind für mich persönlich der allergrösste Stress. Nach wie vor meine ich aber: Ohne eine minutiöse Vorbereitung wird man immer leichte Zweifel an den eigenen Fähigkeiten haben, was zur Folge hat, dass die Nervosität ausufert. Wenn man es daher ernst meint und den Ansprüchen, welche man an sich selber stellt, gerecht werden will (ein erfolgreiches Probespiel, ein Konzert auf höchstem Niveau), dann muss man im Vorfeld des Ereignisses alles tun, damit es am Tag X klappt. Das bedeutet, bereits Monate vorher jede freie Minute zu üben, jede Stelle so einzuüben, bis man sie im Schlaf zuverlässig sauber spielen kann und sich selber oft aufzunehmen, um die eigene Leistung abzuhören. Zusätzlich zahlt es sich immer aus, das Programm guten Kollegen vorzuspielen und ihre Vorschläge und Tipps einzuholen (es müssen nicht immer Cellisten sein).

Gute grundlegende Fitness auf dem Instrument:

Ein Cellist ist wie ein Athlet: Hört er auf zu trainieren, lässt er sofort nach. Will man also ein sehr guter Cellist sein, abonniert man sich selber auf lebenslanges, tägliches Üben – und ich spreche von Üben in bestmöglicher Qualität und in grösstmöglicher Quantität. Nur dann hat man die Selbstverständlichkeit auf dem Instrument, welche einen in musikalisch brenzligen Situationen retten kann.

Sein Instrument kennen:

Vermutlich sucht jeder Cellist sein ganzes Leben lang nach einem besseren Instrument. Aber gerade vor einem wichtigen Auftritt ist das beste Instrument das, welches man bereits spielt. Ich rate ab, kurzfristig vor einem Probespiel ein Instrument zu mieten, welches man nicht gut kennt. Mindestens drei Monate Einspielzeit braucht man, um ein Instrument gut zu kennen.

Ausdauersport treiben:

Dieser Tipp ist unkonventionell. Aber meine Frau staunt immer wieder ab meinem langsamen Ruhepuls und meint, dass es kein Wunder sei, dass ich gute Nerven hätte. Es stimmt, dass bei mir der Puls in Stresssituationen zwar schneller wird, jedoch nie rast und somit meine Feinmotorik nicht gestört wird. Auch schwitze ich nicht sehr stark. Wie ich das mache: Ich fahre sehr gerne Rennrad und fahre auch täglich mit dem Rad zur Arbeit.

Konzerte und Vorspiele zu einer Routine werden lassen:

Seit ich jeden Monat ein bis zwei solistische oder kammermusikalische Konzert-Auftritte habe und auch vor wirklich heiklen Solo-Programmen nicht zurückschrecke, ist mein Lampenfieber erträglich. Auch absolviere ich immer wieder mal ein Probespiel, um mich dem Stress dieser Situationen auszusetzen. Total kalt lässt es mich nie, aber es gibt wirklich einen Gewöhnungseffekt.

Betablocker und Co. vermeiden:

Ich würde auf die “Chemiekeule” verzichten. Nicht, dass es nicht Leute gäbe, denen das hilft. Aber ich finde es besser, mich mit meinem Lampenfieber auseinanderzusetzen und mich daran zu gewöhnen. Man darf nicht vergessen, das Auftritte mit ein bisschen Adrenalin viel interessanter sind und zusätzliche Energien freisetzen. Man muss lernen, diese Extra-Power in tolle Musik umzuwandeln.

Akzeptieren, dass man nervös sein wird:

Wenn ich ein wichtiges Vorspiel habe, dann weiss ich mittlerweile schon Monate im Voraus, dass es eine nervenaufreibende Sache werden wird. Das hat für mich nichts mit Pessimismus zu tun sondern mit Vorbereitung: Ich versuche, dieses Wissen in meine Präparation einfliessen zu lassen und alles noch solider einzuüben, damit ich mich im Notfall auf meine Automatismen verlassen kann.

Ausserdem lenke ich mich beim Üben ganz schwieriger Passagen hin und wieder gezielt ab, indem ich negative Gedanken einfliessen lasse wie: diese Stelle wird nicht klappen. Das ist eine nicht ganz ungefährliche Methode. Aber mir ist aufgefallen, dass ich in Stresssituationen bei heiklen Stellen genau mit diesen Gedanken kämpfe. Indem ich beim Üben die Stellen meistere, obschon ich meine Gedanken dazwischenfunken liess, entsteht eine grössere Zuversicht, dass es auch im Ernstfall klappen wird.

Die kritischen Stellen jederzeit aus dem Stegreif spielen können:

Ganz heikle Stellen sollte man jederzeit ohne Anlaufzeit und sogar mit kalten Händen direkt hinlegen können. Um dies hinzukriegen muss man nebst viel üben plötzlich unvermittelt in einer Probenpause oder als erstes am Morgen oder gar mitten im Tag, wenn man eigentlich gar kein Cello in der Hand hatte, spontan sich hinsetzen und die Stelle fehlerfrei spielen.

 

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Üben müssen vs. üben wollen

“Kommst du heute Abend in die Stadt?” – “Nein, ich *muss* üben.”
Solche oder ähnliche Gespräche kennt vermutlich jeder von uns. Aber mal ehrlich: Niemand *muss* üben, niemand zwingt uns und das Leben geht weiter, wenn wir nicht üben. Und vor allem klingt das nach unangenehmer Arbeit!
Aus meiner Sicht geschehen zwei Dinge, wenn wir sagen, dass wir üben *müssen*:

1. Wird die andere Person versuchen, uns davon abzubringen.

2. Untergraben wir unsere Selbstmotivation, wenn wir sagen, dass wir *müssen*, weil wir uns so verhalten, wie wenn wir einen unangenehmen Befehl auszuführen hätten.

Ich finde es daher viel sinnvoller, den Leuten und sich selber zu sagen: “Heute *will* ich üben.” Denn das ist die Wahrheit. Man *muss* nicht – nein – man *will* (oder man will eben nicht und dann lässt man’s sein und trägt die künstlerischen Konsequenzen).
Zu sagen, dass man will macht einen grossen Unterschied, denn:

1. Werden andere Personen das viel eher respektieren und weniger dazu neigen, uns davon abzubringen.

2. Motiviere ich mich besser, wenn ich etwas *will* obschon ich nicht *muss*.

3. Ist es die Wahrheit (niemand wird *gezwungen*, zu üben. Im äussersten Notfall könnte man sich einen anderen Beruf aussuchen.)

Wie mein erster Lehrer (P.-B. Sudan) mir mal gesagt hat: “Wollen ist können”. Er hat Recht.

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Der echte Profi

Ab und zu arbeite ich mit Musikstudenten zusammen. Oft stelle ich dabei fest, dass der Unterschied zwischen einem erfahrenen Profi und einem angehenden Berufsmusiker nicht nur beim musikalischen Niveau liegt, sondern vor allem in der Professionalität. Jeder, der es als Musiker schaffen will – auch in nicht-klassischen Musikrichtungen – muss nebst einem Topniveau auf dem Instrument die im folgenden beschriebenen Tugenden meistern.

Pünktlich sein heisst: min. 15min zu früh sein: Als Musiker ist Pünktlichkeit eine Top-Priorität. Und pünktlich sein heisst nicht, dass man um 9h aufkreuzt, wenn die Probe auf 9h angesetzt ist. Nein: Man muss bereits 15min früher dort sein, sich einrichten, das Instrument stimmen, sich einspielen usw., so dass der Dirigent oder die Mitmusiker um 9h mit der Probe loslegen können. Definitiv inakzeptabel ist es, erst um 9h05 in die Probe zu kommen, weil der Zug um 9h im Bahnhof eintrifft. Oft muss man deswegen in den sauren Apfel beissen und eine halbe Stunde zu früh sein, weil der nächste Zug zu spät ist. Bei Konzerten sollte man darüber hinaus zusätzliche Pufferzeit einrechnen, da ein Zugausfall oder Verspätungen sehr unangenehme Folgen haben können. Im Orchester werden Verspätungen übrigens nicht toleriert. Ist man innerhalb von 2 Spielzeiten einmal zu spät, so gibt es ein Vermerk im Dienstplan. Beim zweiten Mal muss man aufs Büro. Beim dritten Mal…will ich lieber nicht wissen, was passiert.

Vorbereitet: Ein Ensemble ist immer nur so gut wie das schwächste Mitglied. Natürlich gibt es Leute, die supergut blattlesen. Aber so ganz reicht es normalerweise nie. Gewisse Stücke kann man vom Blatt passabel spielen. Andere nicht. Und passabel ist nicht gut. Aus Respekt vor den Kollegen und aus Rücksicht auf den eigenen Ruf, sollte man sich immer zu Hause auf eine Probe vorbereiten. D. h. nebst dem Üben etwa auch Noten kleben, falls es lose Kopien sind.

Ausgerüstet: Wer in eine Probe ohne Bleistift und Radiergummi kommt, hat einen sehr schweren Stand. Es geht den Kollegen auf die Nerven, wenn man immer um ein Schreibzeug bitten muss. Und zur Not einen Kugelschreiben zu verwenden ist fast genauso schlecht, da man oft mit Leihmaterial arbeitet und dort alle Eintragungen eines Tages wieder raus müssen. Abgesehen davon sollte man die Möglichkeit haben, Eintragungen schnell zu ändern, falls es neue Anweisungen gibt. Auch sollte man einen Notenständer dabei haben, wenn man das Gefühl hat, dass es nötig sein könnte (gute Alu-Notenpulte wiegen nur 600 Gramm). Bodenschutz ist oft auch sinnvoll.

Keine Allüren: Egal wie gut du bist und was du über berühmte Musiker gehört hast: Star-Allüren werden deiner Karriere schaden. Sei freundlich mit allen, sei flexibel, hilfsbereit und nicht zu anspruchsvoll.

Zuverlässig: Sorge dafür, dass du möglichst bereits in der ersten Probe fehlerfrei spielst und andernfalls in der zweiten Probe allfällige Schwächen ausgemerzt hast. Die Musikerkollegen und Dirigenten schätzen Musiker, auf die man zählen kann, weil sie immer richtig einsetzen, immer sauber spielen und rhythmisch immer einwandfrei sind.

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Ist mentales Üben sinnvoll?

Wer viel reist und deshalb weniger zum üben kommt, der schaut manchmal unterwegs in die Partitur und versucht auf diese Weise die Zeit optimal zu nutzen und ein bisschen weiter zu kommen.

Ich denke, dass dagegen nichts einzuwenden ist.

Folgende Möglichkeiten sehe ich für mentales Üben:

1. Ein komplexes Stück auswendig lernen. Ich versuche dann, bestimmte komplizierte Sequenzen, die durch simples repetierendes Üben nicht ins Gedächtnis wollen, zu begreifen.

2. Aufnahmen hören: Oft höre ich auch mit der Partitur oder der Stimme eine Reihe von Aufnahmen durch und mache mir Notizen in die Stimme, wenn ich einen guten Fingersatz höre (funktioniert noch besser mit Youtube).

3. Text lesen: Wenn ein Stück sehr viele dynamische Anweisungen hat, kann man diese analysieren.

4. Partitur studieren: Man kann die Begleitstimmen ansehen und sehen, wer wo die Hauptstimme hat, wo man evtl. rhythmische Freiheiten hat usw.

Das “echte” Üben ist unersetzlich

Viel mehr kann man meiner Meinung nach nicht tun. Mentales Üben wird die “echte” Zeit am Instrument nie ersetzen, da ein Musiker eine hochpräzise Feinmotorik braucht, welche mental nicht trainiert werden kann. Auch muss er sein Instrument kennen besser kennen als seine Hosentasche, was mental auch nicht gefördert wird. Es bleibt also wichtig, sich das Leben so einzurichten, dass man täglich so viel wie möglich übt. Als Ergänzung ist mentales Üben aber wertvoll und könnte manchmal das Zünglein an der Waage zwischen einer sehr guten und einer genialen Interpretation sein, da Cello spielen dann super wird, wenn auch Intelligenz und Gedächtnis zu 100% gebraucht werden bzw. wissen, was man gerade tut. Es kann auch zusätzliche Sicherheit schaffen.

 

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Drei weitere Tipps für noch sinnvolleres Üben

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Im Artikel ” wie man effizient und effektiv Cello übt“, haben wir bereits 12 Tipps gesehen. Hier kommen drei weitere Ideen für noch mehr Fortschritte.

1. 80/20-Regel:

Eine wohlbekannte Zeitmanagement-Formel besagt, dass 20% der Arbeit 80% der Resultate generiert und die restlichen 80% der Arbeit nur noch 20% des Ergebnisses erzeugt. In meiner eigenen Erfahrung kann man diese Regel eins zu eins aufs Cello übertragen. So sollte man sich immer überlegen, was man zwingend üben muss und was auch ohne Üben geht. Damit will ich nicht sagen, dass man überhaupt nicht mehr zu üben braucht – im Gegenteil. Aber wenn man übt, dann das Richtige. Oft weiss man intuitiv sehr genau, welche Stellen unangenehm sind und daher geübt werden müssen. Andere Stellen spielen sich sehr leicht und die Verlockung ist daher gross, immer daran weiterzuarbeiten. Das bringt jedoch eben nur wenig Resultate. Viel grössere Fortschritte kommen aus der Arbeit an Stellen, die man nicht mal eben so vom Blatt spielen kann.

2. Arbeite an deinen Schwächen:

Oft halten einen die eigenen Defizite am stärksten zurück. Bei mir war dies lange Zeit das Blattlesen. Seit ich täglich 10min unbekanntes Notenmaterial lese, bin ich aber recht sattelfest geworden. Eine andere Schwäche war bei mir meine Kenntnisse in “Griffbrett-Geografie”: Ich musste für jede halbwegs komplizierte Stelle einen Fingersatz finden und einstudieren um dann sicher zu sein. Mit routinemässigem Üben von Terz-, Sext-, Oktav-, und Arpeggiotonleitern in allen Tonarten sowie komplizierten Etüden habe ich meine Orientierung auf dem Griffbrett deutlich verbessern können. Das Ausmerzen dieser beiden Schwächen hat meine Geschwindigkeit im Lernen neuen Notenmaterials beschleunigt und meine Kreativität bei Fingersätzen beflügelt. Beides kommt mir täglich zu Gute. Hat man mal eine Schwäche ausgemerzt, so ist man auf einem neuen Niveau und wird neue Schwächen orten, die es zu bekämpfen gilt.

3. Arbeite an deinen Stärken:

Um mit Roger Federer zu sprechen: “Wenn du an deinen Schwächen arbeitest, wirst du ein kompletter Spieler. Aber du wirst nicht mehr gefährlich sein. Deswegen arbeite ich an meinen Stärken.” Dieses Zitat ist mir erst kürzlich über den Weg gelaufen und ich habe vorher noch nie darüber nachgedacht. Zwar würde ich weiterhin an den Schwächen arbeiten, denn dort kann man die 80/20-Regel am effektivsten umsetzen. Aber die eigenen Stärken sollte man tatsächlich auch kultivieren. Hat man beispielsweise das Talent, einen besonders schönen Ton zu erzeugen, so sollte man jeden Tag nach weiteren Tricks suchen, um den Ton noch schöner zu machen. Ist man begabt für einen grossen, solistischen Ton, so soll man auch da mehr Möglichkeiten suchen. Ist man ein Virtuose, so sollte man immer virtuoser werden. Hat man eine sichere Intonation, so soll das so bleiben oder gar noch besser werden etc.

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Wie viel sollte man täglich Cello üben?

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Eine gute Frage! Ich denke: So viel wie möglich, mit Betonung auf “möglich”. Denn es macht wirklich keinen Sinn, Schmerzen in der Hand oder sonstwo herbeizuführen.

Daher: Nie über die Schmerzgrenze hinaus üben

Schmerzen sind immer ein schlechtes Zeichen. Wenn man mehrere Tage in Folge die Schmerzgrenze ignoriert, dann kann es sein, dass man wegen einer Entzündung oder einer Ziste usw. wochen- oder gar monatelang pausieren muss. Einerseits sollte man also beim Üben auf die Ergonomie achten (guter Stuhl, angenehme Notenständerhöhe, gute Haltung am Cello, keine überflüssigen Bewegungen usw.) aber auch, dass man jeweils nach spätestens 45 Minuten eine Pause einlegt und versucht, beim Spielen möglichst locker zu bleiben. Wenn eine Stelle besonders anstrengend ist, dann versteht es sich von selber, dass man nicht zu lange daran üben sollte. Sobald die Hand oder der Arm oder die Schulter müde werden, ist eine Pause angesagt oder mindestens eine andere Übung, die den Körper anders oder weniger belastet. besonders gefährlich sind Doppelgriffe, Streckungen der linken Hand und Oktaven. Da muss man vorsichtig sein. Und bitte nicht naiv sein: Wenn man täglich zusammengezählt sechs bis acht Stunden Cello spielt, dann kommen Schmerzen in der rechten Hand sicher nicht vom Benützen der Computermaus und Schmerzen in der Schulter kaum vom Tragen des Cellokoffers.

Ein Musiker ist wie ein Athlet: Regelmässigkeit und Qualität des Trainings zählen

Es dürfte allen bekannt sein, dass es nichts bringt, heute 7 Stunden zu üben und dann für den Rest der Woche gar nicht mehr. Hingegen ist es sehr sinnvoll während 7 Tagen, täglich 1 Stunde zu üben. Nach einer Woche ist das in der Summe zwar die gleiche Dauer, aber die Wirkung könnte unterschiedlicher kaum sein. Im Gehirn müssen sich die Synapsen richtig verlöten und das braucht regelmässige Lernimpulse über einen längeren Zeitraum hinweg.

Wie viel soll ich also üben?

Das ist abhängig von deiner Situation. Als Kind habe ich täglich ca. eine halbe Stunde bis eine Stunde geübt. Als ich 16 Jahre alt war und entschieden habe, dass ich Berufsmusiker werden will, übte ich mehr und kam neben der Schule zu dem Zeitpunkt auf ca. anderthalb bis drei Stunden pro Tag. Während meinem Studium in Basel habe ich dann täglich drei bis fünf Stunden geübt. Heutzutage übe ich “so viel wie möglich”. D. h., dass ich jeden Tag versuche, so viel Zeit wie möglich fürs Üben freizuschaufeln. Manchmal sind das 15 Minuten, meistens eine bis zwei Stunden und an freieren Tagen drei bis vier Stunden. Wichtig ist wie oben erwähnt, schmerzfrei zu üben. Wenn ich beispielsweise bereits zwei Orchesterdienste und eine Kammermusikprobe an einem Tag hatte, dann übe ich zwischendurch zusammengezählt vielleicht höchstens 30 Minuten, da ich sonst ein “Übertraining” (Verletzungen) riskiere.

Wichtig ist auch das “richtige” Üben.

Wie in diesem Artikel beschrieben, ist auch die Qualität des Übens wichtig. Der Kopf muss immer eingeschaltet sein und ich stelle mir immer wieder die Frage, wie ich eine Stelle am schnellsten und effizientesten ins Gehirn programmiere: Soll ich das Metronom einschalten? Muss ich zuerst den Rhythmus ohne Instrument lernen? Habe ich alle Tonhöhen richtig erkannt? Gibt es besondere Dynamiken? Muss ich langsam üben? Wie will ich diese Stelle phrasieren? Ist es für heute genug mit dieser Passage und übe ich jetzt besser an etwas anderem und sehe, ob ich morgen weiterkomme? Soll ich mich aufnehmen um das Ganze unabhängiger beurteilen zu können? Solche und andere Fragen sind wichtig, denn das Übelste ist, eine halbe Stunde an einer Stelle zu üben und erst dann zu merken, dass man die Stelle immer mit einem Fehler geübt hat. Fehler sind nämlich schwierig wieder auszutreiben und kosten Zeit, die man anderweitig besser nutzen könnte.

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8 Tipps, mit denen man auf dem Instrument fit bleibt

Sich selber aufnehmen
Sich selber aufnehmen

Nach dem Studium sind die meisten Musiker topfit auf dem eigenen Instrument. Danach kommt das “wirkliche” Leben mit all seinen Pflichten und Verlockungen und es wird schwieriger, die Topform zu halten, geschweige denn, sich weiterhin zu verbessern. Und trotzdem gibt es Musiker, die bis zum Karriereende schön spielen und sogar kontinuierlich Fortschritte machen. Ich denke, dass es sehr viel mit Disziplin und Leidenschaft zu tun. Hier eine kurze Checkliste, wie man es auch selber schaffen könnte.

1. Wer rastet, rostet: Es geht nicht ohne üben.
Für Musiker ist Stillstand leider wirklich gleichbedeutend mit Rückschritt. All die Reflexe, Automatismen, hochpräzisen Handgriffe und Abläufe, die wir in zehntausenden von Stunden programmiert haben, verschwinden mit der Zeit, wenn wir sie nicht täglich intensiv repetieren und weiterentwickeln. Auch wenn der Ausreden viele sind: Jeden Tag muss man die Zeit finden, um im stillen Kämmerchen zu üben. Ein Musiker ist wie ein Spitzenathlet: Bestleistungen sind ohne Training unmöglich, Talent hin oder her.

2. Maintenance vs. Fortschritte machen
Wenn man immer die gleichen Stücke übt, so betreibt man Repertoire-Pflege. Man sorgt dafür, dass ebendiese Stücke funktionieren. Das ist so weit nicht falsch. Will man aber Fortschritte machen, so muss man neues Repertoire erlernen, v.a. Werke, welche einen herausfordern und an die Grenzen des eigenen Könnens bringen.

3. Die tägliche Dosis Basics

  • Tonleitern in all ihren Variationen und Gestalten helfen, eine gute Intonation zu behalten.
  • Zwischendurch mit Metronom zu üben sorgt dafür, dass man für die Kollegen nicht zum Rhythmus- und Temposchreck wird.
  • Komplizierte Etüden entwickeln die Technik weiter.

4. Sich selber aufnehmen
Nimm dich auf und werde dein schärfster Kritiker. Wenn dir andere zuhören sollen, dann ist es das gut, dass du dir selber auch zuhörst. Es ist vermutlich eine der wirksamsten Massnahmen zur Verbesserung des eigenen Spiels.

5. Aufnahmen hören, Videos sehen
Guten Musikern zuzuhören und zuzusehen motiviert und inspiriert. Man bleibt auch immer à jour über die aktuellen Tendenzen und Moden in der Interpretation der Musik.

6. Konzerte besuchen
Aufnahmen sind super, aber geben nicht das realistische Klangbild wieder, da die Balance normalerweise künstlich verbessert worden ist. In Konzerten ist das besser. Es lohnt sich daher, sich eine Eintrittskarte zu leisten, wenn ein grosser Musiker in deiner Stadt gastiert.

7. Herausfordernde Projekte anpacken
Ich persönlich übe nur dann wirklich gut und viel, wenn ich Konzerte anstehen habe. Noch besser, wenn das Repertoire herausfordernd ist. Vermutlich ist das bei den meisten Musikern so.

8. Ein Wort zur körperlichen Gesundheit
Das Spielen auf dem Instrument erfordert eine gewisse körperliche Gesundheit. Gesundheitsfördernder Sport (ohne es zu übertreiben) schadet daher sicher nicht. Des weiteren sollte sich jeder Gedanken zum Gehörschutz machen, da ohne gute Ohren der Job viel schwieriger wird. Und letztlich: viel üben ist gut. Aber gerade als Orchestermusiker muss man da eine gute Balance finden, zumal die Orchesterdienste auch anstrengend sind. Niemand möchte sich mit Sehnenscheidenentzündungen herumschlagen. Man sollte nie an die Schmerzgrenze gehen. Hat man z. B. 12 Orchesterdienste in einer Woche, so wäre es schlecht, dazu noch täglich 3 Stunden selber zu üben. Eine Stunde pro Tag ist in so einer Woche wohl schon das Maximum. In einer Woche mit nur drei Diensten ist es natürlich ganz anders und man kann viel üben.

 

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9 Tipps für mehr Celloklang

Stege: Deutscher, belgischer und ein Mittelding
Stege: Deutscher, belgischer und ein Mittelding

9 Tipps für mehr Celloklang

Ein guter Kollege hat mir mal gesagt: “Ein Cello ist wie ein Mensch. Auch mit viel Schminke und kosmetischen Operationen wird man einen Menschen immer erkennen können. Genauso ist mit der Stimme eines Cellos.” Er hat natürlich Recht. Trotzdem hat man Möglichkeiten, den Klang eines Cellos zu verändern. Viele kleine Verbesserungen können durchaus eine Wirkung entfalten, wenngleich das Cello seine Stimme nie gänzlich verändern wird.

Ein Cello wird nie eine Trompete sein

Vermutlich haben die meisten von uns das Cello als Instrument gewählt, weil uns der Klang so unglaublich gut gefallen hat. In der Tat ist das Cello eher für seinen wunderbaren Klang berühmt als für seine schiere Dezibel-Kraftmeierei. Auch wenn man hier und da etwas einstellen und optimieren kann, bleibt das Cello im Orchester auch nach all diesen Tipps das zweitleiseste Instrument. Nur der Kontrabass ist noch leiser. Ich würde bei der Auswahl eines Instruments sowie bei dessen Reglierung ein möglichst ausgewogenes Klangbild suchen, welches in jedem Register sowohl starke Bässe hat als auch gute Obertöne hat. Soweit meine Erfahrungen.

Bogentechnik

Die günstigste, einfachste und wirkungsvollste Massnahme. Du musst herausfinden, was dein Cello mag: manche Instrumente haben es gern, wenn man mit viel Bogen spielt. Andere wollen nah am Steg gespielt werden. Wieder andere brauchen viel Bogendruck. Wieder andere brauchen alles zusammen. Auch muss man beim Spielen verstärkt auf die Klangfarbe achten. Muss man sich gegen viel Lärm durchsetzen, so kann man einen etwas schärferen, obertonreicheren Klang erzeugen (nahe am Steg). In den tiefen Lagen muss man manchmal fast ein bisschen kratzen, damit man gehört wird.

Saiten

Saiten machen einen Unterschied im Klang und in der Spielbarkeit. Es hängt vor allem vom eigenen Geschmack ab, welche Saiten man auswählt. Obschon ich über Jahre hinweg öfters verschiedene Marken ausprobiert habe, bin ich letztendlich immer wieder bei Spirocore Wolfram mittelstark für C- und G-Saiten gelandet, sowie Larsen Medium Soloist für die D-und A-Saite. Starke Saiten sind lauter, aber schwieriger in der Ansprache. Weiche Saiten sind leiser, dafür einfacher in der Ansprache und oft klanglich etwas komplexer. Mittelstarke Saiten sind der Kompromiss in der Mitte. Auch wichtig: Saiten verlieren mit der Zeit in einem sehr unauffälligen Prozess nach und nach an Klang. Vor einem wichtigen Konzert lohnt es sich daher, ca. eine Woche im Voraus neue Saiten zu montieren.

Steg

Der Steg hat einen sehr grossen Einfluss auf die Klangfarbe. Grundsätzlich gibt es zwei Bauformen sowie eine Mischung der beiden. Der belgische Steg ist hoch ausgeschnitten und hat insgesamt weniger Holz. Sein Klang ist in der Regel hell und obertonreich. Dann gibt es den deutschen Steg. Dieser ist weniger hoch ausgeschnitten und hat dadurch mehr Holz und Masse. Sein Klang ist viel wärmer und hat mehr Bässe und “Fleisch”. Schliesslich gibt es noch Mischformen der beiden Stege, welche sich klanglich in der Mitte der beiden Extreme befinden. Hat ein Cello eine sehr dunkle Klangfarbe, so ist häufig ein belgischer Steg ideal. Auf Instrumenten mit hellem Klang ist ein belgischer Steg hingegen “Overkill” und macht einen schrillen Ton, weswegen sich dann eher ein deutsches Modell empfiehlt.

Stimmstock

Die Position des Stimmstocks hat einen sehr grossen Einfluss auf den Klangcharakter und die Ansprache des Instruments. Zusammen mit dem Geigenbauer kann man da ein bisschen experimentieren. So wie ich es erlebt habe, gibt es häufig aber nur nur eine einzige optimale Position für den Stimmstock, welche klanglich befriedigend und gleichzeitig ansprachetechnisch brauchbar ist.

Bogen

Der Bogen ist nicht zu vernachlässigen. Wenn der Bogen zum Spieler und zum Instrument passt, dann hat man bessere Chancen, einen schönen und grossen Ton zu erzeugen.

Saitenhalter

Nun kommen die “esoterischen” Klangverbesserungen. Esoterisch, weil man daran glauben muss, um den Unterschied zu hören. Am ehesten noch finde ich, dass ein guter Saitenhalter klanglich und ansprachetechnisch eine Verbesserung bringen kann. Mir gefällt der Wittner Akustikus am besten. Ich würde aber hier keine Vermögen investieren. Entweder sind das Cello und der Cellist gut oder sonst macht ein Saitenhalter den Braten auch nicht feist.

Einhängesaite

Ich habe Erfahrungen mit Stahl-, Kevlar- und Plastik-Einhängesaiten. Klanglich geben sich diese Einhängesaiten nicht viel. Die Stahl gefällt mir am besten, weil sie sehr zuverlässig ist. Plastik hat den Vorteil der einfachen Einstellung der Saitenlänge, ansonsten kann ich mir nicht vorstellen, dass sie viel bringt. Kevlar war bei mir nicht gut und zwar nicht wegen dem Klang, sondern weil sie mit einem Knoten befestigt wurde, der sich öffnete. Seit dem habe ich dem Kevlar abgeschworen.

Stachel

Ich habe schon einiges an Stacheln ausprobiert und fand immer, dass es klanglich überhaupt keinen Unterschied macht. Es ist wohl eher eine Frage der persönlichen Vorliebe. Faktoren die zu beachten sind wären das Gewicht (beim Tragen des Cellos) und vor allem die Stabilität und Zuverlässigkeit. Ein zu biegsamer Stachel ist nicht jedermanns Sache

 

 

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Mit dem Cello Fahrrad fahren – eigentlich kein Problem

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Radfahren ist eines meiner Hobbys: Jahr für Jahr lege ich auf dem Rennrad 2000 bis 4000km zurück. Es hat mich daher immer ein bisschen gewurmt, dass ich als Cellist vermeintlich nicht mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren kann, um auf diese Weise zusätzliche Trainings-Kilometer zu sammeln. Vor ca. einem Jahr habe ich schliesslich herausgefunden, dass man sehr wohl mit dem Cello auf dem Rücken Velo fahren kann. Seitdem nehme ich immer das Rad, um zu Proben und Konzerten in meiner Stadt zu fahren.

Man braucht ein gutes Tragesystem

Original war an meinem Accord-Cellokoffer ein Tragesystem, welches sich mitunter in voller Fahrt löste und mich dann zwang, das Cello auf einer Schulter zu balancieren. Das war nicht ganz ungefährlich. Daher habe ich bald das “Fiedler Tragesystem” montieren lassen. Damit sitzt das Cello fest und komfortabel auf meinem Rücken und die Fahrten sind von daher ungefährlich. Weitere Vorteile dieses Systems sind die eingebaute und praktische Notentasche, die nützliche Bleistifttasche, der durchdachte kompakte Bodenschutz sowie das bei Bedarf montierbare Sitzkissen für unbequeme Stühle am Ort des Auftrittes.

15 min Zeitersparnis pro Weg

Es ist keine Neuigkeit, dass das Velo in der Stadt das schnellste Verkehrsmittel ist. In der Zeit, in der ich von meinem Haus zur Bushaltestelle gehe, bin ich mit dem Rad schon beim Theater. Je nachdem, wo die Orchester-Dienste sind und wenn ich am Morgen und am Abend Dienst habe, kann ich bis zu einer Stunde Zeit in einem Tag einsparen. Ein völlig anderes Zeitmanagement wird möglich.

Der Trainingseffekt ist gut

Meine Strecken (hin und zurück) sind 3.4km fürs Theater, 4km für den Bahnhof, 4.4km fürs KKL und 7.6km für das Probelokal im “Südpol”. Eigentlich keine Riesendistanzen aber je nach Dienstplan komme ich pro Woche auf 20 – 50km. Mit dem Cello auf dem Rücken hat man einen viel grösseren Luftwiderstand und so ein Stadtvelo ist auch nicht grad ein Ferrari – als verwöhnter Rennvelofahrer fühle ich mich eigentlich wie auf einem Traktor: will man wie ich also schnell fahren, so muss man sich anstrengen. Das viele Bremsen und Beschleunigen auf kurzer Strecke trainiert einen dann sehr wohl und ich merke, dass ich bei meinen Ausfahrten mit dem Rennvelo mehr Kraft und Ausdauer habe. Der Trainingseffekt ist mir also höchst willkommen.

Die richtige Kleidung

Helm ist natürlich ein Muss. Eine gute Velobrille mit hellen Gläsern kann ich auch empfehlen als Schutz vor dem Fahrtwind und für gute Nachtsicht. Ansonsten radle ich in Alltagskleidung. Aber vor der Abfahrt kontrolliere ich immer kurz im Internet die Temperatur und die Wetteraussichten für den Tag, um nicht ohne Regenschutz von einer Schauer überrascht zu werden und vor allem um nicht zu warm gekleidet zu sein, denn bei zügiger Fahrt bekommt man schon warm und man möchte nicht total verschwitzt in die Probe starten. Am Zielort wasche ich mir kurz das Gesicht und schon bin ich ready!

Das richtige Velo für die Stadt

Für den Alltag ist ein Rennvelo oder ein reinrassiges Mountainbike nicht geeignet. Es fehlen Schutzbleche, welche einen vor dem Spritzwasser der eigenen Räder bewahren, Gepäckträger, Kettenschutz, Rahmenschloss, Licht, Ständer usw. sucht man auch vergeblich – allesamt wichtig für die Sicherheit und den Komfort. Es empfiehlt sich eher ein zeitgenössisches Citybike, welches alle diese Dinge von Haus aus hat. An meinem Stadtvelo habe ich zudem faltbare Metall-Körbe, welche seitlich am Gepäckträger montiert sind und sich bei Bedarf aufklappen lassen. Die machen das Velo zwar schwerer aber gerade als Cellist hat man auf dem Rücken schon ein rechtes Möbel und will man beispielsweise noch Konzertschuhe und Notenständer mitführen oder auf dem Rückweg schnell einkaufen, so sind sie eine grosse Hilfe.

Es macht Spass und schont die Umwelt!

Ich kenne mittlerweile mehrere Cellisten, welche mit dem Rad zur Arbeit fahren. Man muss es einfach probieren, denn die Zeitersparnis ist ein Riesenplus und der Effekt für die Fitness ist nicht zu unterschätzen. Man steckt auch nie im Stau, findet überall geeignete Parkplätze und ist zudem umweltfreundlich unterwegs. Ausserdem wirkt sich ein bisschen Sport immer positiv auf die Stimmung aus und man kommt gutgelaunt ins Orchester – was will man mehr?

Cargobike? Anhänger?

Cargobikes und Anhänger faszinieren mich, aber ich glaube nicht, dass sie für den Cellotransport eine gute Idee sind, weil ein Cello möglichst vor Erschütterungen geschützt werden sollte. In einem Anhänger oder Cargobike wird es zu sehr durchgeschüttelt. Auf dem Rücken ist es besser geschützt, weil man z. B. vor einem Randstein automatisch aufsteht und so die Unebenheit in der Strasse ausgleicht.