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Tschaikowskys Rokoko-Variationen in Fribourg

Sonntag, 1.12.2019, 17h, Fribourg, Aula der Universität

Dittersdorf: Sinfonie in C-Dur “Die vier Weltalter”
Tschaikowsky: Rokoko Variationen op. 33
Dvorak: Sinfonie Nr. 9 in e-moll op. 95 “Aus der neuen Welt”

Orchestre de la Ville et de l’Université de Fribourg
Alexandru Ianos, Dirigent
Sebastian Diezig, Cello

Da der grosse russische Romantiker Tschaikowsky kein Cellokonzert geschrieben hat, etablierten sich die “Variationen über ein Rokoko-Thema op. 33” als das Werk der Wahl, wenn ein Orchester und ein Cello-Solist Tschaikowsky ansteuern. Zwar hat es nicht die zeitlichen Dimensionen oder die dreisätzige Anlage und die damit verbundene Dramatik eines ausgewachsenen Instrumentalkonzerts. Aber es ist ein schmuckes Juwel im Cellorepertoire, welches das Instrument von seiner virtuosesten Seite zeigt.

Mozart als Vorbild

Über Tschaikowsky wissen wir unter anderem, dass er ein grosser Mozart-Verehrer war. Mit den Rokoko-Variationen und ihrem schlichten, eleganten, melodischen Thema und den verspielten Variationen tauchte der in Kamsko-Wotkinski Sawod geborene Grossmeister nun tief in die Stilistik seines Vorbilds ein. Die Behandlung und Instrumentierung des Orchesterparts sind Mozarts Stil durchaus ähnlich, da das Werk ohne opulentes romantisches Sinfonieorchester wie in Tschaikowskys Sinfonien oder Instrumentalkonzerten sonst üblich, auskommt. Es handelt sich bei den Rokoko-Variationen um ein Werk für Kammerorchester und Solocello, wobei das Orchester ein wenig wie in einem mozart’schen Violinkonzert, “punktuell tätig” ist.
Das Wissen um diese Charakteristika macht dann den Werktitel (“Rokoko-Variationen”) für mich umso interessanter, da ich Mozart immer als Komponist der Klassik wahrnahm (es gibt meines Wissens in der Musik keine eigentliche Rokoko-Epoche). Tschaikowsky scheint aber genau das zu tun: Er bringt Mozart mit dem Rokoko in Verbindung.

Fitzenhagens Schattenwurf

Die spannendste Sache im Zusammenhang mit diesem Variationswerk für Solocello ist derweil die unglaubliche Geschichte, die ihm widerfuhr. Seine Rokoko-Variationen wiedmete Tschaikowsky nämlich einem Kollegen am Moskauer Konservatorium, dem bekannten deutschen Cellisten Wilhelm Fitzenhagen. Fitzenhagen gab am 30. November 1877 in der russischen Kapitale denn auch die Uraufführung dieser neuen Komposition. Indes soll es das einzige Mal gewesen sein, dass Tschaikowsky sein Stück im von ihm intendierten Urtext gehört hat. Als Widmungsträger der Rokoko-Variationen kam Fitzenhagen ja die Aufgabe zu, dem Komponisten Überarbeitungsvorschläge zu unterbreiten. In dieser Verantwortung ging der Cellist dann aber dreisterweise entschieden weiter als vorgesehen und sendete dem Verlagshaus eine völlig umgestaltete Version des Werks zu, wobei er sich auf die angebliche Erlaubnis des Komponisten stützte. Er strich eine Variation ganz raus und änderte die Reihenfolge der übrigen. Andere Stellen schrieb er massiv um, so dass das Werk im Endeffekt nicht mehr dasselbe war.

Anatoliy Brandukov, ein Student Fitzenhagens, überlieferte für die Nachwelt, wie Tschaikowsky mit dieser Situation umgegangen sein soll: “Bei einem meiner Besuche fand ich Pyotr Ilyich Tschaikowsky wütend vor, er sah aus als wäre er krank. Als ich in fragte, was los war, zeigte er auf seinen Schreibtisch und sagte: ‘Fitzenhagen war da, sehen Sie, was er mit meiner Komposition gemacht hat – er hat alles verändert!’ Als ich fragte, was er in dieser Angelegenheit zu tun gedachte, antwortete Tschaikowsky: ‘Hol’s der Teufel! Soll es so stehen bleiben, wie es ist!'”

Und so etablierte sich die -zugegebenermassen- sehr effektvolle Fitzenhagen-Version der Rokoko-Variationen im Konzertbetrieb. Erst seit vielleicht 15-20 Jahren ist eine eigentliche Wiederentdeckung der Originalversion im Gange. Doch die Fitzenhagen-Version hält sich hartnäckig, denn Solisten und Orchester sind Gewohnheitstiere. So erklingt am 1.12.2019 auch in Fribourg die Fitzenhagen-Version.

Ich kann mir vorstellen, dass man eines Tages dazu übergehen wird, in den Programmheften Tschaikowsky-Fitzenhagen zu schreiben, so wie man etwa Ravel-Mussorgsky oder Bach-Busoni spielt. Andererseits scheint Tschaikowsky, wenn man Brandukov glauben darf, die Fitzenhagen-Version bewilligt oder zumindest gebilligt zu haben.

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Konzerthinweise: Saint-Saëns-Cellokonzert (Gstaad, 4.8.19) und Rokoko-Variationen (Fribourg, 1.12.19)

Es stehen im zweiten Semester dieses Jahres zwei Konzerte an, in denen ich als Solist mit Orchester zu hören sein werde. Ich möchte Sie sehr herzlich einladen, diese Termine in Ihrer Agenda vorzumerken, damit Sie als Publikum dabei sein können. Die guten und sympathischen Orchester werden in beiden Fällen von exzellenten Dirigenten geleitet werden: Kevin Griffiths im ersten Konzert am 4.8.19 in Gstaad (Saint-Saëns Cellokonzert) und Alexandru Ianos im zweiten Konzert am 1.12.19 in Fribourg (Rokoko-Variationen). Die Programme sind attraktiv (siehe unten) und sprechen für sich.

Als persönliche Note in diesem kurzen Hinweis kann ich Ihnen mitteilen, dass ich mich als Orchestermusiker sehr glücklich schätze, Jahr für Jahr immer wieder als Solist mit Orchestern auftreten zu können. Die Gründe dafür sind mannigfaltig. In erster Linie ist es ein Ziel von mir, meine solistische Ader zu pflegen, denn ich habe mit dem Solistendiplom vor nunmehr 11 Jahren eine Ausbildung zum Solisten absolviert, welche auf erfolgreiche Teilnahmen an internationalen Wettbewerben und eine mittlerweile stattliche Anzahl solistischer Auftritte hinauslief. Auch ist ein Solokonzert ein riesiger Kontrast zu meiner Orchestertätigkeit: Auf der einen Seite das gigantische Teamwork im Orchester, auf der anderen das auf sich gestellt sein, das man im Solokonzert erlebt. Hier das schnelle, effiziente, fast fliessbandartige, nahezu “Musikfabrik”-gleichsame, beinahe vom Blatt gespielte Abliefern von einem Programm nach dem anderen, dort das perfektionistische, nie gut genuge, minutiöse Vorbereiten und dann intensive auswendig spielen. Es ist unglaublich bereichernd, beides erleben zu dürfen und ich hoffe, dass Sie sich im Publikum in all den Konzerten, die Sie überall besuchen, auch stets ein Scheibchen davon abschneiden können.
Auf bald und beste Grüsse, Sebastian Diezig

INFOS:

Sonntag, 4.8.2019, 11h30, Gstaad, Festivalzelt
Französische Chansons in Bearbeitungen von Meinrad Koch für Solostimme und Orchester
Saint-Saëns: Cellokonzert Nr. 1 in a-moll op. 33
Tchaikovsky: Sinfonie Nr. 6 h-moll op. 74 “Pathétique”
Play@Gstaad Menuhin Festival Amateurorchester
Kevin Griffiths, Dirigent
Sebastian Diezig, Cello

Sonntag, 1.12.2019, 17h, Fribourg, Aula der Universität
Dittersdorf: Sinfonie in C-Dur “Die vier Weltalter”
Tschaikowsky: Rokoko Variationen op. 33
Dvorak: Sinfonie Nr. 9 in e-moll op. 95 “Aus der neuen Welt”
Orchestre de la Ville et de l’Université de Fribourg
Alexandru Ianos, Dirigent
Sebastian Diezig, Cello

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Klaviertrios von Brahms und Lattion im Café Belvédère Fribourg



Ich lade Sie herzlich ein, am Sonntag, dem 7.4.2019 um 20:30 Uhr in Fribourg im Café Belvédère der Uraufführung von Olivier Lattions Klaviertrio “Moonphase Trio” beizuwohnen. Olivier Lattions Musik ist modern genug um neu zu klingen aber dennoch so tonal, dass jeder etwas damit anfangen kann. Ich denke, dass er ein schönes Trio geschrieben hat. Ebenfalls auf dem Programm steht Johannes Brahms’ Klaviertrio op. 8 in H-Dur. Von den drei Klaviertrios des grossen deutschen Spätromantikers ist dieses das lyrischste. Obschon der Komponist zum Zeitpunkt der Veröffentlichung erst 21 Jahre alt war, ist es bereits ein unverkennbarer Brahms und sowohl vom handwerklichen als auch von der künstlerischen Qualität her ein Oeuvre der allerersten Kategorie. Ich freue mich sehr, mit meiner Frau Paula Novoa an der Geige und dem Komponisten des “Moonphase Trios” Olivier Lattion am Klavier dieses Konzert zu spielen und wir würden uns freuen, wenn Sie als Zuhörer/in dabeisein würden, zumal es nicht alltäglich ist, dass ein Klaviertrio dieser Qualität aus der Taufe gehoben wird.

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Presseartikel: “Heimspiel für zwei Freiburger Musiker” (Freiburger Nachrichten vom 2.5.2016)

Freiburger Nachrichten vom 2.5.2016:

Heimspiel für zwei Freiburger Musiker

Mit der vertrauten Klangwelt von Dvorak spielten sich zwei Freiburger Musiker am Freitagabend im Equilibre in die Herzen des Publikums: Jérôme Kuhn dirigierte das Prager Sinfonie Ensemble, Sebastian Diezig war Cello-Solist.
IRMGARD LEHMANN
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FREIBURG Die Abokonzerte im Equilibre sind gut besucht. Doch volles Haus wie am Freitag ist Ausnahme. Kein Wunder, wenn gleich zwei junge Musiker aus Freiburg den Ton angeben: Sebastian Diezig aus St. Ursen als Cellist und Jérôme Kuhn aus Villars-sur-Glâne als Dirigent, beide 33-jährig und beide mit Studium in Freiburg.
Der Abend stand ganz im Zeichen Dvoraks. Mit dem Cellokonzert und der 9. Sinfonie „Die Neue Welt“ präsentierte das Prager Sinfonie Ensemble eine innig vertraute Klangwelt. Das dritte Werk, die 9. von Dvorak, wurde denn auch zum Höhepunkt. Die Vertrautheit des 65-köpfigen Ensembles mit der musikalischen Sprache des tschechischen Nationalheiligen war vom ersten Moment an zu spüren. Unter der Leitung ihres Gründers Kuhn, der mit unprätentiösem Gestus agierte, zeigte sich das Ensemble äusserst leidenschaftlich. Allein dieses Largo, dessen schwermütiges Motiv die Oboistin immer wieder zart und mit unwiderstehlicher Klangfülle aufnahm. Man glaubte ein anderes Orchester zu hören als zu Beginn. Klang doch die einleitende Ouverture „Carnaval“ wenig überzeugend.
Die Begeisterung des Publikums hat das Orchester mit dem reisserischen „Slawischen Tanz“ von Dvorak freudig verdankt.
Subtiles Cello-Spiel
Gespannt wartete man auf den Auftritt von Sebastian Diezig, Solist im Dvorak-Cellokonzert, das als zweites Werk folgte. Ob ein Heimspiel schwierig ist? „Nein“, sagt er später. „Es ist viel stimulierender, vor Freunden zu spielen als vor Fremden.“ Diezig war denn auch ganz bei sich, interpretierte subtil, zurückhaltend, doch stets fein nuancierend und transparent. Schade nur, dass das Orchester bzw. Klarinette und Querflöte bisweilen zu laut agierten. Mit einem Solostück, der Sarabande aus Bachs 1. Suite, als Zugabe erntete Diezig nochmals viel Applaus.
In Prag ein Orchester gründen – wie kommt ein 33-jähriger Freiburger Pianist dazu? Vor vier Jahren habe er die Prager Philharmonie dirigiert, und da habe sich mit dem Oboisten eine Freundschaft entwickelt, erzählt Kuhn bei der Apéro-Runde  nach den Konzert. „Projekt-Anfragen haben uns dann motiviert, 2013 eine kleine Projekt-Formation zu gründen, die aber immer grösser geworden ist.“ Ein mutiges Unterfangen!
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Dvorak-Cellokonzert in Fribourg am 29.4.16

Ursprünglich wollte Antonin Dvorak (1841-1904) kein Cellokonzert schreiben, weil er angeblich fand, dass das Cello ein Stück Holz sei, das in den unteren Lagen brumme und in den oberen kreische. Er schrieb dann trotzdem eins – und was für eins! Aus heutiger Sicht ist es vermutlich das wichtigste Konzert im Cellorepertoire und sicherlich Dvoraks bedeutendstes Instrumentalkonzert. Es ist eine für sein Spätwerk typische, sehr interessante Mischung aus böhmischen und amerikanisch-indianischen Melodien (Dvorak war als Direktor des New Yorker Konservatoriums ein Heimweh-Tscheche), die mit den Reiz dieser Komposition ausmacht und beim Publikum immer Anklang findet. Im Werk von 40 min Gesamtlänge “glückte die schier perfekte Balance zwischen Virtuosität und inhaltlichem Anspruch”, wie Klassik.tv treffend schreibt.

Am 29. April 2016 um 20h00 haben Sie nun Gelegenheit, dieses wunderschöne Stück live in Fribourg im Equilibre zu hören. An ebendiesem Abend wird wird das monumentale Werk von zwei weiteren Dvorak-Hits umrahmt: Der Karneval-Ouvertüre und seiner Sinfonie Nr. 9 “Aus der neuen Welt” (welche aus dem Klassikbetrieb auch nicht mehr wegzudenken ist). Bei dieser reinen Dvorak-Programmierung ist es besonders erfreulich, dass mit dem Prague Symphonic Ensemble ein Orchester von Dvoraks Landsleuten zu Werke gehen wird. Dirigent ist der Fribourger Jérôme Kuhn und den Cellopart im Dvorak-Konzert übernehme ich.

Weitere Infos gibt es bei der Société des Concerts de Fribourg.

Ich hoffe, dass auch Sie sich für dieses Programm begeistern lassen!

Bis bald und herzliche Grüsse,

Sebastian Diezig

P. S.: Hier die Aufnahme des Dvorak-Konzerts aus dem Jahr 2013…damals mit Alexandru Ianos und seinem Orchestre de la Ville et de l’Université de Fribourg.

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Schumann und Martinu in Fribourg

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Bohuslav Martinu (1890 – 1959)

Am Freitag, dem 8.1.2016 um 12h15 spiele ich in Fribourg im Lunch-Konzert des “Centre le Phénix” zusammen mit dem Pianisten Jean-Claude Charrez ein kurzes aber interessantes Konzert: Wir beginnen mit Robert Schumanns “Adagio und Allegro” und spielen als zweites Stück Bohuslav Martinus “Rossini-Variationen”.

Die beiden Komponisten könnten unterschiedlicher kaum sein: Schumann, das Genie der Romantik und Martinu, der eklektische Komponist aus dem 20. Jahrhundert, der vom Jazz genauso beeinflusst zu sein scheint wie von der gesamten klassischen Musik. Das Schumann-Stück wollte ich schon seit langem mal in einem Konzert spielen, weil vor allem der unfassbar schöne Adagio-Teil zu Beginn vermutlich mit etwas vom Genialsten ist, was dieser Mann je komponiert hat. Der darauffolgende Allegro-Teil ist packend und schwungvoll, wenn auch leicht repetitiv. Original wurde das Stück fürs Horn komponiert weswegen es in der für Cello unbequemen Tonart As-Dur geschrieben ist, was bei Schumann einer doppelten Strafe gleichkommt, weil seine Stücke so oder so unbequem genug zu spielen sind.

Auch die Rossini-Variationen von Martinu wollte ich seit langem lernen. Sie haben mir schon immer gefallen – insbesondere wegen der schönen langsamen Variation, welche inmitten dieses quirligen und virtuosen Werks eine wunderbare Ruhe ausstrahlt.

Ich freue mich sehr auf das Konzert und noch mehr, wenn Sie dabei sind!

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Video: Vivaldi Doppelkonzert Diezig/Flüeler/Kapsopoulos/OJF

Live Recording 26.5.2015 Fribourg, BCU
Orchestre des Jeunes de Fribourg
Théophanis Kapsopoulos, conductor
Sebastian Diezig, Cello 1
Joachim Flüeler, Cello 2

Antonio Vivaldi, Doppelkonzert für 2 Celli und Streichorchester in g-moll RV531
1. Allegro @ 0:00
2. Largo @ 4:20
3. Allegro @ 7:23

Nebst der Arpeggione-Sonate stand am 26.5.2015 in der Bibliothèque cantonale de Fribourg unter anderem auch das Vivaldi-Doppelkonzert auf dem Programm. Es teilten mit mir die Bühne: Joachim Flüeler (Cello 2) und Théophanis Kapsopoulos mit seinem Jugendorchester Fribourg.

Wie immer kann man sich bei Barockgenie Vivaldi auf eine schwung- und effektvolle Komposition freuen.

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Video: Schubert Arpeggione mit Orchester

Live Recording, April 26, 2015, Fribourg, BCU
Orchestre des Jeunes de Fribourg – http://www.ojf.ch
Théophanis Kapsopoulos, conductor
Sebastian Diezig, cellist – http://www.SebastianDiezig.com

Franz Schubert Sonata “Arpeggione” in a minor D821 for cello and string orchestra (Arranged by Heinrich Klug)
1. Allegro moderato @ 0:00
2. Adagio @ 8:42
3. Allegretto @ 12:41

Ich war zwischen 1997 und 1999 selber Mitglied in Théophanis Kapsopoulos’ Jugendorchester Freiburg. Umso grösser die Freude, wieder mit ihm und seinem Ensemble zu musizieren. Längst nicht jeder Dirigent und auch nicht jedes Berufsorchester können so delikat und uneigennützig begleiten wie Théophanis Kapsopoulos und sein OJF. Das ist insbesondere für diese Arpeggione-Fassung mit Streichorchester entscheidend, weil die Musik filigran und sensibel ist und gerade in diesem Stück man als Solist nicht mit dem grossen Dvorak-Konzert-Ton auftreten möchte. Es war für mich daher wirklich ein schönes Erlebnis.

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Video: Bach-Suite Nr. 5 in c-moll BWV 1011 live in Fribourg

Sebastian Diezig, Cello
Live-Aufnahme vom Konzert des 23.5.2014 in Fribourg, Centre le Phénix.

Die 5. Suite hat in meinem Herzen einen besonderen Platz. Ähnlich wie die 4. Sinfonie von Brahms hat mich dieses Stück bereits beim ersten Hören total fasziniert. Die Brahms-Sinfonien spiele ich im Orchester sehr oft. Aber ausgerechnet mit der 5. Suite habe ich, vermutlich aus Respekt vor der Skordatur, lange gewartet und sie nun endlich gelernt und im Konzert gespielt. Viel Spass mit der Video-Aufnahme.

 

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Konzertvorschau: Die 5. Bach-Suite in Fribourg – eine kleine Matthäuspassion für Solo-Cello

Das Genie Bach an der Orgel: Auch wenn er für Solo-Cello komponierte, dachte er durchwegs mehrstimmig.
Das Genie Bach an der Orgel: Auch wenn er für Solo-Cello komponierte, dachte er durchwegs mehrstimmig.
Freitag, 23.5.2014, Lunchkonzert 12h15-12h45, Fribourg, Centre le Phénix (Rue des Alpes 7). Kollekte.
Bach, Suite Nr. 5 in c-moll für Cello solo BWV 1011
Sebastian Diezig, Cello

Die 5. Cellosuite spricht mich an wie nur wenige andere Kompositionen, weil in Ausdruck, Ambiance und Gestaltung ein Ausmass erreicht wird, das mich an Bachs phänomenale Matthäuspassion erinnert. Es fasziniert, mit nur einem Cello in diese Sphären vorzustossen. Durch die solistische Besetzung und die Dauer von nur 25 Minuten ist die 5. Suite im Vergleich zur mit zwei Orchestern plus Continuogruppe und 2 Chören opulent besetzten und mit fast drei Stunden Dauer operatisch langen Matthäuspassion räumlich und zeitlich eine richtige Kompaktversion. Viele weitere Feinheiten machen die Cellosuite noch mehr zu einer ganz speziellen, so etwa die Fuge nach der Einleitung, welche die einzige in den sechs Cellosuiten ist und übrigens auch eine der sehr seltenen Solo-Cello-Fugen der Literatur überhaupt. Auch alle anderen Sätze dieses Solo-Werkes sind in ihrem Charakter so durchwegs dunkel, definiert, überzeugend und faszinierend, dass man jeden einzelnen Satz hier erwähnen müsste, stellvertretend sei bloss die Sarabande genannt, welche in ganz aparter Weise Harmonien aufbaut und verwirft.

Skordatur oder Normalstimmung?

Ob man die Suite in Normalstimmung spielt oder wie von Bach vorgesehen mit auf G runtergestimmter A-Saite (einer so genannten Skordatur), ist eine Frage, die sich jeder Cellist stellt. Vereinfacht gesagt sorgt die Normalstimmung für Schwierigkeiten in der linken Hand, weil die Akkorde nicht dafür gedacht sind. Die Skordatur wiederum stellte dem Cellistenhirn Probleme, weil die Töne nicht da sind, wo man seit 25 Jahren gewohnt ist, sie zu greifen. Doch selbst wenn zum Teil grosse Solisten der Normalstimmung den Vorzug geben, so ist es für mich trotzdem ein “No-Brainer”, die Skordatur zu wählen. Anfänglich durchaus mühsam, so finde ich doch, dass nur so die Akkorde die richtige Resonanz kriegen, zumal einerseits alle von Bach geschriebenen Töne gespielt werden können (in Normalstimmung muss man bei etlichen Akkorden schummeln) und zum anderen das Cello mit dieser Skordatur viel schöner klingt. Dies nicht zuletzt aus dem Grund, dass die dazugewonnene zweite G-Saite ein natürlicher Bestandteil des c-moll-Universums ist und daher immer wieder aus Sympathie mitschwingt, während eine A-Saite in c-Moll viel weniger Sinn macht.