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Klangvergleich mit verschiedenen Celli?

Ab und zu stellen mir Leser eine Frage von allgemeinem Interesse. Ich publiziere sie dann mit meiner Antwort anonymisiert unter der Rubrik Q & A (Question and Answer). Zögern Sie nicht: Auch Sie können mir Ihre Frage stellen.

Frage:

Ich bin auf Ihrer Seite über diese Bemerkung gestolpert:

„Zudem macht der Musiker und nicht das Cello den Klang. Ich will damit sagen, dass ein Cellist jedem Cello seinen Stempel aufdrückt und im Endeffekt auf jedem Instrument gleich klingt. Die Unterschiede von einem Cello zum anderen sind wirklich minimal und wenn man so ein Experiment durchführt, so merkt man, dass ein Super-Cellist auf jedem Cello sein Klang-Ideal reproduziert, egal wie gut oder schlecht das Instrument ist.“

Eine ähnliche Bemerkung fand ich in dem Buch: Carlos Prieto „Adventures of a Cello“ in Zusammenhang eines Vergleiches von Stradivari, Gofriller, …

Wenn ich meine bescheidenen Kenntnisse vom genormten Aufbau des Instrumentes zusammenzähle, würde Ihre Aussage Sinn machen. Unter der Annahme das ein streng klassischer Aufbau mit den richtigen Tonhölzern den Korpus bilden, könnte man dies fast eine Konstante nennen, die durch die Einrichtung (Steg, Stimmstock, Saiten, …) beeinflusst werden kann. Dann kommt der Spieler und seine „Response“ auf das Instrument … will sagen, der Spieler lernt das Instrument kennen und seine Vorteile auszunutzen und seine Nachteile zu vermeiden.

Im Gegensatz gibt es die klassische Gitarre mit ihren tausenden von Bauformen, die den Grundklang wesentlich beeinflussen. Bei den klassischen Gitarren gibt es CDs, auf denen kleine Stücke mit verschiedenen berühmten Gitarren vom selben Interpreten eingespielt wurden. So z.B. „What about this, Mr. Tarrega?“ (Wulfin Lieske) mit Gitarren von Torres, Arias, Ramirez, Esteso, Hernandez und Fleta. Man kann sehr genau Klangunterschiede heraushören.

Ich suche ähnliche Klangvergleiche für Celli. Da ich wahrscheinlich die falschen Filter verwendet habe, war meine Suche bisher nicht erfolgreich und eine Frage in einem Internetforum fand keine Antwort.

Kennen Sie einen entsprechenden Klangvergleich oder, siehe Ihre Aussage oben, erübrigt sich ein solcher Vergleich.

Leider habe ich nicht die spielerischen Fähigkeiten, noch die Beziehungen, noch das Keingeld, um selbst aktiv zu werden ;-)

 

Antwort:

Ich habe bereits solche Klangvergleiche gesehen. Auf dieser Seite gibt es zum Beispiel bei manchen zum Verkauf stehenden Celli ein Video dazu. Der Solist spielt aber nicht immer die genau gleichen Stücke.

Ich finde Ihre Ausführungen sehr gut und denke auch, dass ein Musiker ein Cello auswählt, das seiner Spielweise entgegenkommt. Wie sie richtig schreiben, lernt man mit der Zeit die Stärken des jeweiligen Instruments zu nutzen und die Schwächen zu kompensieren.

Es gibt indes aber manchmal doch modellspezifische Unterschiede bei Celli. So gibt es bsp. das Stradivari-Modell, welches wohl die verbreitetste Bauform ist und das Montagnana-Modell, welches breitere Abmessungen hat. Ich habe mir indes sagen lassen, dass das Korpus-Volumen im Normalfall bei beiden Modellen gleich ist, weil der Erbauer die Zargenhöhe entsprechend angepasst hat.

Mittlerweile würde ich meinem Artikel von vor ein paar Jahren aber hinzufügen, dass es tatsächlich auch Instrumente gibt, die für Berufscellisten einfach ungeeignet sind und zwar, weil sie zu schlecht sind. Diese klingen dann wirklich schlechter – selbst in den Händen von sehr guten Instrumentalisten. Die Ansprache ist nicht gut, der Klang zu klein etc. Solche Instrumente können sich aber für Schüler eignen.

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Das perfekte Cello…

In meinem Leben habe ich bereits auf zahlreichen Instrumenten spielen dürfen. Fünf habe ich selber besessen, eines wurde mir für ein Jahr zur Verfügung gestellt und viele mehr habe ich ausprobiert. Es waren Celli in allen Preisklassen (9500 – 1’000’000 SFr) wobei ich die Instrumente im sechsstelligen Preisbereich nicht gekauft hatte, sondern sie mir längerfristig zur Verfügung gestellt wurden. Das Millionencello (ein Gofriller) habe ich nur beim Verkäufer ausprobiert.

Jedes einzelne dieser Instrumente hatte seine Stärken, aber eben auch seine Schwächen. Ich bin versucht zu schreiben, dass es das perfekte Cello gar nicht gibt, habe aber natürlich nicht alle Celli dieser Welt ausprobiert.

Was wäre denn überhaupt ein perfektes Cello? Meine Wunschliste ist wie folgt:

Das Cello…

  1. hat einen schönen Klang,
  2. eine schnelle und unkomplizierte Ansprache,
  3. einen grossen Klang und/oder eine durchsetzungsfähige/obertonreiche Klangfarbe (was nicht das gleiche ist),
  4. einen bezahlbaren Preis,
  5. ist in gutem Zustand
  6. sieht schön aus
  7. stammt von einem namhaften Geigenbauer
  8. ist finanziell gesehen eine gute Investition

Bislang ist mir kein Cello untergekommen, das alles konnte.

Gewisse Eigenschaften scheinen zudem im Widerspruch zueinander zu stehen. So hat ein lautes Cello oft nicht den allerschönsten Ton. Umgekehrt haben leisere Celli oft eine sehr schöne Klangqualität. Eine andere Eigenschaft, die man sich wünscht ist ein durchsetzungsfähiger Klang. So ein Klang ist aber normalerweise obertonreich, was manche Leute als “schrill” bezeichnen würden und somit nicht als schönen Klang.

Aber gehen wir doch nun meine Wunschliste der Reihe nach durch und ich gebe meine Meinung dazu.

  1. Schöner Klang: In der Tat ist ein schöner Klang eine sehr wünschenswerte Eigenschaft. Was gefällt ist wie bei allem Geschmacksache und individuell verschieden. Aber ich denke, dass die meisten Musiker einen warmen, weichen, runden und komplexen Klang schätzen. Auf der andere Seite ist ein solcher Klang meistens nicht sehr durchsetzungsfähig und trägt eher schlechter als ein heller Klang. Zudem macht der Musiker und nicht das Cello den Klang. Ich will damit sagen, dass ein Cellist jedem Cello seinen Stempel aufdrückt und im Endeffekt auf jedem Instrument gleich klingt. Die Unterschiede von einem Cello zum anderen sind wirklich minimal und wenn man so ein Experiment durchführt, so merkt man, dass ein Super-Cellist auf jedem Cello sein Klang-Ideal reproduziert, egal wie gut oder schlecht das Instrument ist. Es gibt indes aber Instrumente, die einem mehr entgegen kommen als andere und solche, auf denen man härter arbeiten muss, um seine Vorstellung zu verwirklichen. Und natürlich sind erstere zu bevorzugen. Schliesslich gibt es auch ein paar schlichtweg fürchterliche Celli, die man gar nicht spielen will. Aber selbst darauf würde ein guter Cellist in der Not erstaunlich schön spielen.
  2. eine unkomplizierte Ansprache: Für mich ist das eine der wenigen objektiv feststellbaren Eigenschaften. Es gibt Instrumente die beim Streichen mehr Nebengeräusche erzeugen als andere. Eine gute Ansprache ist etwas, worauf ich immer Wert lege, weil man einfach weniger Stress hat, wenn ein Ton zuverlässig frei von Nebengeräuschen erzeugt werden kann. Manchmal spielt hier auch der Bogen ein Rolle, nämlich wenn man neue Haare hat, welche noch nicht gleichmässig und richtig einkolofoniert sind, dann pfeift es mehr als üblich. Aber in der Regel ist das Cello der Hauptfaktor.
  3. einen grossen oder durchsetzungsfähigen Klang: Ich brauchte lange, bis ich realisierte, dass es nicht unbedingt das selbe ist. Natürlich wird ein Cello, das richtig laut ist, sich immer durchsetzen können und das ist auch eine tolle Eigenschaft, welche ein Cello haben kann! Aber wenn ein Cello auf dem Dezibel-Messgerät gemessen etwas leiser ist, so kann es sich vielleicht mit einem helleren, obertonreichen Klang retten, welcher im Saal gut trägt. Das ist dann vielleicht nicht immer der allerschönste Celloklang, aber manchmal geht es nur darum, dass man das Cello überhaupt hört. Nicht umsonst spielen viele Solisten mit einem belgischen Steg, welcher mehr Obertöne erzeugt und auch nicht umsonst spielt man wenn man laut sein muss nahe am Steg, wo mehr Obertöne erzeugt werden.
  4. Bezahlbarer Preis: Die Budgets sind von Person zu Person verschieden aber es gibt Celli, die nur noch Multimillionäre bezahlen können. Ich würde nie Schulden machen, um ein Cello zu kaufen. Man sollte einfach so lange suchen, bis man ein bezahlbares Cello findet, das einem gefällt. Warum: Es kann durchaus passieren, dass man nach ein paar Jahren ein Cello wieder verkaufen will. Wenn es dann einen exorbitant hohen Preis hat, so ist der Kreis potenzieller Käufer kleiner und es ist schwieriger abzustossen wohingegen ein bezahlbares und gutes Cello einfacher verkauft werden kann. Und zweitens kann man sich fragen, ob man diese hohen Preise tatsächlich unterstützen will. Es ist schon fragwürdig, dass die Preise immer weiter steigen weil sich Musiker in Schulden stürzen, welche sie dann über Jahrzehnte abstottern. Vielleicht steigen die Preise für namhafte Geigenbauer tatsächlich immer weiter aber man muss wissen, dass es auch Instrumente gibt, die bezahlbar sind und trotzdem exzellent sind.
  5. Der Zustand eines Instrumentes sollte gut sein. Natürlich kann man Stimmrisse sehr gut flicken aber so ein Cello ist immer schwieriger zu verkaufen, weil jeder Interessent (wahrscheinlich zu Recht) skeptisch ist. Auf der anderen Seite kann kein altes Cello mit dem Zustand eines neuen Instrumentes konkurrieren weil jedes ältere Exemplar hier und da ein paar Risse hat. Die Frage ist aber wo (nicht überall ist ein Riss gleich schlimm) und wie viele.
  6. Sieht schön aus: Ein optisch schönes Cello mit spektakulärem Holz und fantastischem Lack sowie schönen Formen usw. ist natürlich immer eine Freude. Aber in erster Linie muss es als Musikinstrument gut funktionieren (Klang, Ansprache, Zustand). Wenn es dann auch noch toll aussieht – umso besser.
  7. Namhafter Geigenbauer: Wer möchte nicht ein Cello von Stradivari, Gofriller, Montagnana, Vuillaume usw.? Leider rangieren diese Instrumente preislich zwischen extrem teuer bis unbezahlbar. Und auch wenn der Wert solcher Instrumente in Zukunft noch weiter steigt: Es gibt auch günstigere Instrumente, welche toll klingen und noch wichtiger: Es gibt bei den berühmten und extrem teuren Instrumenten auch solche, die nicht so toll sind. Der Wert dieser teuren Instrumente wird in erster Linie durch Angebot und Nachfrage bestimmt wobei nicht nur Musiker sondern auch Spekulanten mit viel Geld die Preise nach oben beeinflussen. Auf der anderen Seite sind diese Instrumente vor allem geschätzt, weil sie durch ihre schöne Bauweise Meilensteine im Geigenbau sind. Ob sie gut klingen und funktionieren muss man dann trotzdem im Einzelfall eruieren und es spielt bei der Preisansetzung eine sehr untergeordnete Rolle.
  8. Gute Investition: Ideal wäre es natürlich, wenn man ein Cello kauft und es zum Zeitpunkt der Pensionierung ein Mehrfaches wert ist. Aber irgendwo finde ich diese Entwicklung auch ein wenig ungesund. Aber natürlich ist sie unvermeidbar, weil ein paar sehr berühmte Geigenbauer (Stradivari und Co.) finanziell völlig ausser Reichweite sogar der bekanntesten Solisten gelangen und dadurch andere, etwas weniger bekannte Top-Geigenbauer entdeckt werden, welche dann auch wieder eines Tages sehr teuer werden. Wie schon gesagt finde ich, dass man einfach ein sehr gutes Instrument finden sollte, das man ohne Schulden bezahlen kann und von dem man denkt, dass man es eines Tages ohne Verlust verkaufen kann (der Kaufpreis also fair ist).