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Vector Quartett auf Taiwan-Tournee (22. – 24. Februar 2020)

Dank der finanziellen Unterstützung von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung kommt im Februar 2020 ein aussergewöhnliches Projekt zustande. Die in Taiwan führende Konzertagentur Chorphilia Inc. aus Taipeh hat das Vector Quartett nämlich eingeladen, auf einer Taiwan-Tournee in der National Recital Hall Taipeh, in der Music Hall Kaohsiung und an der Tainan University of Technology Franz Schuberts Quartettsatz in c-moll, das Streichquartett Nr. 2 „Das Helvetische“ (2010) des Zürcher Komponisten Fabian Müller und das monumentale Opus 132 Ludwig van Beethovens aufzuführen. Mit dieser Tournee wird zeitgenössische schweizerische Musik auf Augenhöhe mit den grossen Vorbildern der Klassik und an hochkarätigen Konzertstätten in Taiwan präsentiert. Wir freuen uns sehr!

19.2. – 27.2.2020: Taiwan-Tournee

Mit Unterstützung von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung.

Sa, 22.2.2020, 19h30, Taipeh, National Concert Hall (Recital Hall)
So, 23.2.2020, 15h00, Kaohsiung, Music Hall
Mo, 24.2.2020, Tainan, University of Technology

Franz Schubert: Quartettsatz in c-moll D703 (9 min)
Fabian Müller: Streichquartett Nr. 2 «Das Helvetische» (15 min)
Ludwig van Beethoven: Streichquartett Nr. 15 in a-moll op. 132 (46 min)

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Tschaikowskys Rokoko-Variationen in Fribourg

Sonntag, 1.12.2019, 17h, Fribourg, Aula der Universität

Dittersdorf: Sinfonie in C-Dur “Die vier Weltalter”
Tschaikowsky: Rokoko Variationen op. 33
Dvorak: Sinfonie Nr. 9 in e-moll op. 95 “Aus der neuen Welt”

Orchestre de la Ville et de l’Université de Fribourg
Alexandru Ianos, Dirigent
Sebastian Diezig, Cello

Da der grosse russische Romantiker Tschaikowsky kein Cellokonzert geschrieben hat, etablierten sich die “Variationen über ein Rokoko-Thema op. 33” als das Werk der Wahl, wenn ein Orchester und ein Cello-Solist Tschaikowsky ansteuern. Zwar hat es nicht die zeitlichen Dimensionen oder die dreisätzige Anlage und die damit verbundene Dramatik eines ausgewachsenen Instrumentalkonzerts. Aber es ist ein schmuckes Juwel im Cellorepertoire, welches das Instrument von seiner virtuosesten Seite zeigt.

Mozart als Vorbild

Über Tschaikowsky wissen wir unter anderem, dass er ein grosser Mozart-Verehrer war. Mit den Rokoko-Variationen und ihrem schlichten, eleganten, melodischen Thema und den verspielten Variationen tauchte der in Kamsko-Wotkinski Sawod geborene Grossmeister nun tief in die Stilistik seines Vorbilds ein. Die Behandlung und Instrumentierung des Orchesterparts sind Mozarts Stil durchaus ähnlich, da das Werk ohne opulentes romantisches Sinfonieorchester wie in Tschaikowskys Sinfonien oder Instrumentalkonzerten sonst üblich, auskommt. Es handelt sich bei den Rokoko-Variationen um ein Werk für Kammerorchester und Solocello, wobei das Orchester ein wenig wie in einem mozart’schen Violinkonzert, “punktuell tätig” ist.
Das Wissen um diese Charakteristika macht dann den Werktitel (“Rokoko-Variationen”) für mich umso interessanter, da ich Mozart immer als Komponist der Klassik wahrnahm (es gibt meines Wissens in der Musik keine eigentliche Rokoko-Epoche). Tschaikowsky scheint aber genau das zu tun: Er bringt Mozart mit dem Rokoko in Verbindung.

Fitzenhagens Schattenwurf

Die spannendste Sache im Zusammenhang mit diesem Variationswerk für Solocello ist derweil die unglaubliche Geschichte, die ihm widerfuhr. Seine Rokoko-Variationen wiedmete Tschaikowsky nämlich einem Kollegen am Moskauer Konservatorium, dem bekannten deutschen Cellisten Wilhelm Fitzenhagen. Fitzenhagen gab am 30. November 1877 in der russischen Kapitale denn auch die Uraufführung dieser neuen Komposition. Indes soll es das einzige Mal gewesen sein, dass Tschaikowsky sein Stück im von ihm intendierten Urtext gehört hat. Als Widmungsträger der Rokoko-Variationen kam Fitzenhagen ja die Aufgabe zu, dem Komponisten Überarbeitungsvorschläge zu unterbreiten. In dieser Verantwortung ging der Cellist dann aber dreisterweise entschieden weiter als vorgesehen und sendete dem Verlagshaus eine völlig umgestaltete Version des Werks zu, wobei er sich auf die angebliche Erlaubnis des Komponisten stützte. Er strich eine Variation ganz raus und änderte die Reihenfolge der übrigen. Andere Stellen schrieb er massiv um, so dass das Werk im Endeffekt nicht mehr dasselbe war.

Anatoliy Brandukov, ein Student Fitzenhagens, überlieferte für die Nachwelt, wie Tschaikowsky mit dieser Situation umgegangen sein soll: “Bei einem meiner Besuche fand ich Pyotr Ilyich Tschaikowsky wütend vor, er sah aus als wäre er krank. Als ich in fragte, was los war, zeigte er auf seinen Schreibtisch und sagte: ‘Fitzenhagen war da, sehen Sie, was er mit meiner Komposition gemacht hat – er hat alles verändert!’ Als ich fragte, was er in dieser Angelegenheit zu tun gedachte, antwortete Tschaikowsky: ‘Hol’s der Teufel! Soll es so stehen bleiben, wie es ist!'”

Und so etablierte sich die -zugegebenermassen- sehr effektvolle Fitzenhagen-Version der Rokoko-Variationen im Konzertbetrieb. Erst seit vielleicht 15-20 Jahren ist eine eigentliche Wiederentdeckung der Originalversion im Gange. Doch die Fitzenhagen-Version hält sich hartnäckig, denn Solisten und Orchester sind Gewohnheitstiere. So erklingt am 1.12.2019 auch in Fribourg die Fitzenhagen-Version.

Ich kann mir vorstellen, dass man eines Tages dazu übergehen wird, in den Programmheften Tschaikowsky-Fitzenhagen zu schreiben, so wie man etwa Ravel-Mussorgsky oder Bach-Busoni spielt. Andererseits scheint Tschaikowsky, wenn man Brandukov glauben darf, die Fitzenhagen-Version bewilligt oder zumindest gebilligt zu haben.

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Q & A: Im Hobby-Orchester gefragtes Repertoire?

Ab und zu stellen mir Leser eine Frage von allgemeinem Interesse. Ich publiziere sie dann mit meiner Antwort anonymisiert unter der Rubrik Q & A (Question and Answer). Zögern Sie nicht: Auch Sie können mir Ihre Frage stellen.

Frage: 

Ich spiele hobbymässig seit meinem siebten Lebensjahr und habe nun nach etwa zehnjähriger Unterbrechung mit vierzig Jahren wieder angefangen regelmäßig zu spielen. Angesichts der Vielzahl von Notenmaterial und dazu noch den vielen Vorschlägen meiner Lehrerin verliere ich manchmal den Überblick darüber, mit welchen Stücke man sich beschäftigen sollte um ein solides Portfolio aufzubauen. Dies werde ich nämlich bei meiner aktuellen Suche nach einem Kammerorchester oft als erstes gefragt. Mit einer guten Interpretation der Bach-Suiten kann man da eher weniger punkten :) Hast du da ein paar Tips wie man sich ein gutes, vielseitiges und am besten auch im Orchester gefragtes, also gut anwendbares Portfolio erarbeiten kann und wie dieses aussehen könnte?

Antwort:

Weil ich Ihr Niveau nicht kenne, ist diese Frage aus der Ferne etwas schwer zu beantworten. Da Sie aber schon lange Cello spielen, gehe ich mal davon aus, dass Sie ein fortgeschrittener Cellist sind.
Wenn ich Sie richtig verstanden habe, möchten Sie in einem Amateur-Kammerorchester Mitglied werden. (Falls Sie an ein berufliches Orchester denken, dann ist das Repertoire normalerweise in der Stellenausschreibung publiziert.)
Grundsätzlich würde ich den Dirigenten fragen, wie das Aufnahmeverfahren aussieht. Gibt es z. B. ein Vorspiel (auch Probespiel genannt – in vielen Amateurorchestern kommt man ohne Probespiel rein)? Was wird da erwartet? Welche Stücke soll man präsentieren? Und dann würde ich mich danach richten und mich mit meiner Lehrerin entsprechend und gezielt darauf vorbereiten.
Ansonsten sind die Bach-Suiten keine schlechte Wahl aber sie trotz Ihrer grossen Bedeutung nur ein Teil des Repertoires. In der Barockmusik gibt es nebst Bach bsp. auch Vivaldi mit seinen Cellosonaten und Konzerten. In der Klassik sind für fortgeschrittene Amateure oft das C-Dur-Konzert von Haydn und die ersten beiden Beethoven-Sonaten in Reichweite. In der Romantik gibt es dann eine grosse Auswahl von Stücken, etwa die die erste Brahms-Sonate, vielleicht Bruchs Kol Nidrei und möglicherweise auch das Saint-Saëns Cellokonzert Nr. 1. Grundsätzlich würde ich auch stets an der Technik feilen, indem an Tonleitern und Etüden gearbeitet wird. Etüden-Bücher gibt es viele. In Frage kommen könnten für Sie Poppers “10 mittelschwere grosse Etüden”.
Letztlich würde ich das Thema mit der Lehrerin besprechen und mich von ihr leiten lassen.

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Popper Experience #6/40

Auf den ersten Blick erscheint Poppers sechste Etüde nicht sonderlich kompliziert. Aber da ich bei diesem grossen Projekt wie beim Piatti-Projekt auch schon auf bestimmte Dinge achte, arbeitete ich schlussendlich über drei Monate an diesem kurzen und schnellen Stück. Meine Ziele sind nämlich erstens: das Stück möglichst einwandfrei zu beherrschen, zweitens: eine musikalische Interpretation zu realisieren und drittens will ich jede Popper-Etüde auswendig spielen können. Viertens will ich die Etüde aufnehmen ohne die Aufnahme schneiden zu müssen, weil mir dies grundsätzlich ein wenig gegen den Strich geht. Und fünftens: Ich lasse mir so viel Zeit wie ich brauche, damit ich alle vorher genannten Kriterien erfüllen kann.
Warum dauerte die Arbeit nun länger als bei anderen Etüden Poppers? Nun, die Etüde hat von Anfang bis Schluss fast ununterbrochen Sechzehntel-Noten, welche im Vortrag dann schön und problemlos in hohem Tempo ablaufen müssen. In der Mitte und im zweiten Teil rasen diese Läufe dann auch durch technisch sehr diffizile Momente. Und auch das Auswendiglernen brauchte seine Zeit.
Was an dieser Etüde übrigens erschwerend dazukommt ist, dass sie für die linke Hand extrem anstrengend ist. Man hat fast keine Möglichkeiten, die Muskeln und Sehnen zu entspannen und somit ist der Erfolg mit dieser sechsten Nummer in Poppers “Hoher Schule” zu einem nicht kleinen Teil auch Training und Rücksichtnahme auf die eigenen körperlichen Grenzen.

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Motivation kommt und geht – Disziplin bleibt

Seminar zum Thema Disziplin in Regenstauf (D) am 4.11.2019

Dieses Post richtet sich speziell an meine Leser in Deutschland, wo am 4.11.19 in Regenstauf die erste Veranstaltung der Themenreihe “Verlorene Tugenden” stattfinden wird und an der ich sowohl als Gesprächsgast wie auch musizierenderweise dabeisein werde. Das Thema wird die mir wohlvertraute “Disziplin” sein, welche ja auch immer wieder Thema auf meinem Blog war. Durch die Veranstaltung führt Referent Alexander Dewes, Vorsitzender der veranstaltenden Katholischen Erwachsenenbildung Regensburg Land. Das Publikum soll auch miteinbezogen werden und somit verspricht es ein äusserst interessanter Abend zu werden.

Die weiteren Veranstaltungen der Themenreihe Reihe sind übrigens den Begriffen “Gelassenheit”, “Respekt” und “Gottvertrauen” gewidmet und haben als Gäste den systemischen Coach, Meditationslehrer und Trainer für Kampfkunst Dr. Florian Seidl, Fürstin Gloria von Thurn und Taxis und Weihbischof Dr. Josef Graf.

Musikstücke, die ich im Verlauf des Gesprächsabends präsentieren werde:
Johann Sebastian Bach (1685-1750): Aus der Cellosuite Nr. 1 in G-Dur BWV 1007: I. Präludium, II. Allemande, IV. Sarabande, VI. Gigue
Sebastian Diezig (1983): Blues op. 1 (2007)

Seien Sie dabei, ich freue mich auf Sie!

Herzlich, Ihr Sebastian Diezig

INFORMATIONEN:
Datum und Zeit: Montag, 4.11.2019, 19h00
Ort:
Bildungshaus Schloss Spindlhof, Spindlhofstraße 23, 93128 Regenstauf

Referenten: Alexander Dewes im Gepräch mit Sebastian Diezig, Seit seinen Erfolgen an den internationalen Wettbewerben von Zagreb und Lugano ist der Schweizer Cellist Sebastian Diezig ein gefragter Solist und Kammermusiker. Regelmässig ist er Gast an renommierten Festivals und in angesehenen Konzertreihen. Seit 2010 ist er zudem Stv. Solocellist im Luzerner Sinfonieorchester.
Anmeldung: wäre natürlich schön und erwünscht, sofern Sie´s einplanen können – doch gibt es bestimmt noch Plätze an der Abendkasse: Tel. 09402 94 77 25, Mail: info@keb-regensburg-land.de
Gebühr: 5,00 €
Weitere Infos auf der Homepage des Veranstalters… 
Veranstalter: KEB Regensburg Land e.V.

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Q & A: Kann ein Cello im Extremfall noch tiefere Töne als das C spielen?

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Frage: 

Ich habe gehört bzw. gelesen, dass ein Cello nicht nur ein C, sondern im Extremfall auch ein H1 bzw. B1 (in der Contraoktave, Z. B. bei R. Strauss “Salome”) bewältigt – ist das korrekt? Wie macht man das auf einer C-Saite?

Antwort: 

Normalerweise geht das Cello nur bis zum C runter und grundsätzlich kann man nur mittels Runterstimmen der C-Saite (einer so genannten Skordatur) tiefere Töne spielen. Das passiert z. B. in Kodalys Solosonate. Die C-Saite (und übrigens auch die G-Saite) wird einen Halbton heruntergestimmt. Auch Dutilleux’ Sacher-Strophen verlangen eine Skordatur (G-Saite = Fis, C-Saite = B). Sollimas „Folia“ hat übrigens die grösste Skordatur, die ich je gesehen habe. Da wird die C-Saite auf ein tiefes G runtergestimmt. Diese grosse Skordatur ist aber grenzwertig, da die Saite ist nicht wirklich dafür gemacht ist und dann intonatorisch sehr sensibel reagiert, wenn man mit dem Bogen schnell streicht.

Das bekannteste Stück mit einer Skordatur ist übrigens vermutlich Bachs fünfte Cellosuite. Hier wird indes nicht der Tonumfang nach unten erweitert sondern aus klanglichen und vor allem doppelgrifftechnischen Gründen die A-Saite auf ein G heruntergestimmt.

Interessanterweise werden wir im Orchester demnächst Richard Strauss’ Oper Salome, die Sie erwähnen, spielen. Mir ist das H1 in der Cellostimme auch aufgefallen aber ich hielt es für einen Fehler. Wir werden sehen. Ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen, dass man für diesen einzigen Ton die C-Saite runterstimmen wird. Man wird eher den Ton eine Oktave höher spielen und die Kontrabässe oder andere Instrumente, welche tiefer als das Cello spielen können, diesen Ton übernehmen lassen bzw. Strauss hat dafür wohl bereits gesorgt.

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Q & A: Chinesische Celli?

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Frage:

Ich lebe für eine Zeit in China und möchte hier Cello spielen und hätte vor auch ein Cello zu kaufen. Meine Lehrerin in Deutschland hatte mir dies empfohlen da die Instrumente günstiger sein sollten…
Ich stelle leider keinen Preisunterschied fest. Haben Sie mit Celli aus China Erfahrung und können mir einen Tipp geben.?

Antwort:

Mit chinesischen Celli habe ich leider keine Erfahrung.
Aus Ihrer Frage ersehe ich auch nicht, in welcher Preisklasse Sie suchen. Wie dem auch sei: An Ihrer Stelle würde ich mit der chinesischen Musikhochschule vorort und/oder mit dortigen Orchestermusikern in Verbindung treten und mich auf diese Weise durchfragen, wo es gute Instrumente in Ihrer Preisklasse gibt. Und dann einfach probieren, vergleichen und SBG (“suchen bis gefunden”).
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Schoeck und Bartok in Luzern

Nach einer erholsamen Sommerpause geht das Vector Quartett gestärkt seine nächste Herausforderung an. In der vergangenen Saison wurde bereits das erste Streichquartett des Schweizer Spätromantikers Othmar Schoeck erarbeitet und im Konzert präsentiert. Nun nehmen sich die vier Luzerner Musiker Schoecks zweitem Werk dieser Gattung an und gesellen zu diesem nahrhaften Stück einen weiteren grossen Brocken, nämlich Bela Bartoks sechstes Streichquartett. Dieses spannende Programm zeigt zwei völlig verschiedene Facetten der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts: Auf der einen Seite ein der Romantik verpflichteter, heutzutage weitgehend unbekannter Othmar Schoeck (geboren übrigens in Brunnen), auf der anderen der ungarische Bartok, ein weltberühmter Modernisierer und Vordenker der klassischen Musik, welcher seine kompositorische Arbeit trotz aller Progressivität auf traditioneller Volksmusik seiner Heimat Ungarn aufbaute. Unterschiedlicher könnten diese beiden Komponisten, welche ungefähr zur gleichen Zeit lebten (Schoeck: 1886-1957, Bartok: 1881-1945) und ihre Klangsprachen kaum sein.

Es würde uns freuen, wenn Sie beim Konzert dabei sind!

Infos:

Sonntag, 22.9.2019, 11h, Luzern, Theater (Foyer)

Schoeck: Streichquartett Nr. 2 in C-Dur op. 37
Bartok: Streichquartett Nr. 6 Sz 114 (1939)

Vector Quartett Luzern

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Q & A: Was tun bei nervigen “Mit-dem-Fuss-Taktklopfern”?

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Frage:

In meiner Jugend hatte ich einen Cellolehrer, der zwei Dinge hasste und bei seinen Schülern vehement zu unterdrücken versuchte: das Schlagen des Taktes mit dem Fuß und das Mitpfeifen von Melodien und Kantilenen.

Nun spiele ich in zwei Laienorchestern und mehreren Formationen der Kammermusik (Trio bis Oktett), und überall begegne ich der längst auch mir verhassten Tätigkeit des Taktklopfens; es stört mich optisch, manchmal sogar akustisch, und ich weiß, daß das Tempo des Taktklopfens sich dem spielbar möglichen Tempo jedes einzelnen Individuums anpasst, wodurch es möglicherweise mehrere (sichtbare) Tempovorgaben – eine vom Bratschisten, die andere von der 2. Geige, vielleicht eine dritte von der 1. Geige – gibt.

Meine Mitspieler wissen von meiner diesbezüglichen Abneigung, allerding fehlen mir die Argumente, um eine Unterlassung zu erreichen! Daß mich diese Aktivität stört, und daß ich sie selbst nicht ausführe, wissen alle, aber ich kann niemanden davon wirkungsvoll und auf Dauer davon abbringen.

Haben Sie einen Rat, evtl. auch ein schlagkräftiges Argument?

Antwort:

Das ist in der Tat ein schwieriges Problem und es gibt dafür keine einfache Lösung. Grundsätzlich haben Sie natürlich recht: Mit dem Fuss den Takt anzugeben ist für die Mitmusiker sehr lästig. Aber selbst unter Berufsmusikern gibt es vereinzelt solche Kollegen. Es ist sehr schwierig bzw. fast unmöglich, die Leute von solchen Dingen abzuhalten. Am ehesten könnte der Dirigent eingreifen aber da er ja auch nichts sagt, scheint es ihn nicht zu stören und somit würde ich mir von ihm keine allzu grosse Unterstützung erhoffen. Manchmal ist die Kur übrigens schlimmer als die Krankheit. Ich kenne einen Fall aus nächster Nähe, wo ein Musiker immer mit dem Fuss den Takt schlägt. Weil es seine Nachbarin aber so ärgert, fängt diese an, selber den Takt zu klopfen, jedoch extra auffällig und absichtlich unrhythmisch. Das nervt dann sogar mich. Jedoch sind beide Kollegen unverbesserlich. Einmal habe ich mich nämlich bei der Kollegin, die den anderen imitiert beschwert und gesagt, dass sie das ganze ja nur noch schlimmer macht, da ja jetzt zwei Kollegen mit dem Fuss klopfen. Aber gebracht hat es nichts, beide treiben ihre Spielchen weiter. Seitdem ignoriere ich die ganze Sache einfach (so wie alle anderen auch). Und die beiden Kollegen machen mit ihren Füssen was sie wollen. Alle sind jetzt zufrieden. Der langen Rede kurzer Sinn: Man muss das Problem nicht noch grösser machen, indem man es zu bekämpfen versucht. Sehen Sie es positiv: Sie haben es nicht nötig, mit dem Fuss den Takt zu schlagen :-)

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Popper Experience #5/40

An Poppers fünfter Etüde habe ich ziemlich lange gearbeitet weil ich ihr einerseits nicht so viel Zeit widmen konnte und weil sie andererseits komplizierter und heikler ist, als man zunächst denken würde. Wie bei Popper oft der Fall muss man auch dieses Mal eine Extra-Prise musikalische Energie investieren, um dem Stück den Übungs-Charakter so gut wie möglich wegzunehmen.

Was ich besonders interessant finde ist, dass Popper in dieser Studie aus dem dem zweiten Satz des ersten Saint-Saëns-Cellokonzert zitiert (bei 1:37) und aus dem Schluss von Tschaikowskys Rokoko-Variationen (bei 2:28). Bestimmt wollte er so seine Studenten auf diese zwei besonders heiklen Stellen der Solo-Literatur vorbereiten.

Mit der “Popper Experience” habe ich vor 10 Monaten den Nachfolger zum “Piatti-Projekt” ins Leben gerufen. Damals brauchte ich drei Jahre um alle 12 Piatti-Capricen zu lernen und eine nach der anderen einzuspielen. Bei Popper gehe ich nun von einer Gesamtdauer von 8 Jahren aus.