Mir scheinen folgende Punkte wichtig, um das Maximum aus sich selber herauszuholen und ein Stück so überzeugend wie möglich zu spielen.
Möglichst viele Aufnahmen hören
Wir sind heutzutage in der historisch gesehen einzigartigen Situation, dass wir per Knopfdruck im WWW eine riesige Anzahl Aufnahmen gratis oder zu günstigen Preisen hören können. Davon muss man unbedingt profitieren. Man sollte sowohl Studio-Aufnahmen auf CD oder mp3 als auch Live-Aufnahmen und (Live-)Videos auf Youtube hören. Gute und schlechte, von bekannten und unbekannten Künstlern, alte und neue. Die guten Einspielungen inspirieren durch sinnvolle Tempi, schöne Phrasierungen, schönen Klang, exzellente Cellotechnik, sinnvolle Fingersätze, Bogenstriche und vieles mehr. Die schlechten hört man oft nicht zu Ende aber sie helfen dabei, sich sofort darüber klar zu werden, was man als Resultat vermeiden will.
Das Stück live im Konzertsaal hören und erleben
Aufnahmen sind etwas Geniales aber letztendlich stellen sie immer eine “gekünstelte” Version eines Werks dar. Bei Studioaufnahmen sowieso, weil geschnitten wurde bis es perfekt ist. Aber auch bei Live-Aufnahmen, weil die Mikrofone oder das Mikrofon an einem möglichst günstigen Platz aufgestellt wurden. Das kann Balance-Probleme maskieren. Wenn es möglich ist, sollte man sich das Stück deswegen im Konzert anhören und so unter realen Bedingungen erleben, wie es auf einen selber als Zuhörer wirkt. Weil man als Konzertbesucher wenn es langweilig wird nicht einfach mal einen Satz überspringen oder eine interessante Stelle zweimal hören kann, lernt man das Werk im Gesamtzusammenhang von einer anderen Seite kennen, was immer gut ist.
Andere Werke des Komponisten hören
Es ist immer gut, ein Werk nicht als isoliertes Unikum zu betrachten, sondern als Teil des grossen Gesamtwerks eines Genies. Insbesondere finde ich es interessant, Werke für andere Besetzungen zu hören, bsp. für Orchester, Klavier, Streichquartett, Violinsonaten etc. sowie selbstverständlich die “wichtigsten” Werke eines Komponisten (häufig die Sinfonien, Instrumentalkonzerte oder Opern). Auch hier gehen die Interpretationsansätze zum Teil weit auseinander, aber man kriegt trotzdem ein besseres Gespür für das Klanguniversum eines Komponisten. Als Orchestermusiker kriege ich einen guten Teil dieser Ausbildung gratis in meiner täglichen Arbeit und schätze diesen Input sehr. Mir scheint, dass es meinen Musikerhorizont sehr erweitert.
Sich Zeit nehmen
Zwar wird man mit zunehmender Erfahrung schneller. Dennoch ist es gut, wenn man genügend Zeit einplanen kann, um die Interpretation reifen zu lassen. Es zahlt sich immer aus, wenn man sich über einen langen Zeitraum täglich mit einem Stück beschäftigen kann.
Den Text respektieren
Die Anweisungen des Komponisten (pp, mf, f, >, espr., Tempoangaben usw.) sind immer sehr wichtig. Wenn man an einzelnen Stellen vom Text abweicht, dann mit gutem Grund und bewusst. Es ist auch ein Vorteil, wenn man eine gute Ausgabe benützen kann. Meistens kommen die aus den Häusern Henle Urtext oder Bärenreiter Urtext. In den letzten Jahren habe ich auch Urtextausgaben von Peters und Schott gesehen. Der Vorteil im Vergleich zu weniger guten Ausgaben ist, dass die Leute, welche die Stimmen eingerichtet haben (mit Fingersätzen und Bogenstrichen versehen haben), sich an die Vorgaben des Komponisten gehalten haben und nicht wie zu früheren Zeiten nach eigenem Gutdünken die Phrasierungsbögen, Artikulationen und Tempoangaben verändert haben, so dass man am Schluss nicht mehr weiss, was nun der Komponist wollte und was der Editor.
Partitur studieren
Wenn es ein mehrstimmiges Werk ist, ist es immer sinnvoll, sich mit der Partitur (mit Vorteil auch Urtext) vertraut zu machen um zu sehen, wo man agogische Freiheiten hat und wo nicht. Auch viele andere Sachen erschliessen sich mit einem Blick in die Partitur sofort.
Komponistenbiographie lesen
Auf Wikipedia findet man alle wichtigen Komponisten und ihre Lebensgeschichte in Kompaktform. Es ist immer interessant, sich da mal durchzulesen und gewisse interessante Details zu erfahren. Es wird eine Interpretation immer positiv beeinflussen, wenn man mehr über den Komponisten weiss.
Technische Probleme optimal lösen
Man kann noch so gute musikalische Ideen haben – auch technisch muss man super spielen. Klanglich, intonatorisch und rhythmisch muss man immer nach dem höchsten Standard streben.
Sich selber aufnehmen, anderen Leuten vorspielen
Mir selber hilft es enorm, mit einem Mikrofon eine Aufnahme zu machen. Viele Sachen fallen mir erst beim Abhören auf. Oft mache ich mir beim Hören Notizen in die Noten. Es ist auch super, wenn man erfahrenen und guten Musiker-Kollegen vorspielen kann.
Genug proben und gute Mitmusiker haben
Naht das Konzert, so sind genügend Proben sowie gute Kollegen als Partner auf dem Konzertpodium die ideale Voraussetzung für eine gute Interpretation.
Vier Tipps, die zwar ein bisschen Zeit kosten, aber sehr viel bringen.
1. Übe auch die Pausentakte
Im Konzert oder in der Probe passierte es mir hin und wieder, dass ich mich in den Pausen verzählte oder bei einem Einsatz nicht ganz sicher war. Falls dir das auch passiert, versuche mal, beim Üben die Pausentakte nicht einfach zu überspringen, sondern durchzuzählen. Glaube mir, das ist gut investierte Zeit!
2. Übe auch die langen Töne
Mit langen Tönen verhält es sich wie mit Pausentakten: Kürzt man sie ab, so kann es passieren, dass man genau dort in Proben und Konzerten Fehler macht. Diese vermeintlich einfachen Stellen entpuppen sich dann als Fallen. Beim Üben also auch die Töne üben, welche einen oder mehrere Takte dauern, indem man sie in der vollen Länge spielt.
3. Übe im richtigen Tempo
Manchmal denkt man, dass man Zeit sparen kann, wenn man langsame Sätze und einfache Stellen in einem deutlich schnelleren Tempo spielt. Im Konzert merkt man dann aber oft, dass gerade langsame Sätze und einfache Stellen verunsichernd wirken können. Auch geht es in solchen Stellen darum, die richtigen Artikulationen, Klangfarben, Phrasierungen und Dynamiken zu spielen. Will man im Konzert sicher sein, muss man diese Stellen beim Üben mindestens im korrekten Tempo spielen und nicht einfach darüber hinwegeilen.
4. Übe das ganze Stück
Oft sieht man Stellen, die so einfach sind, dass man sie fast nicht üben will. Das Gefährliche daran ist, dass man erstens wie vorher erwähnt dann im Konzert genau in diesen Stellen unsicher ist und zweitens bei dieser Art zu üben nicht selten auch Stellen übersieht, die man sehr wohl üben müsste. Es zahlt sich aus, das ganze Stück zu üben.
Grundsätzlich findet man ein gutes Cello nicht von heute auf morgen. Dies ist so, weil absolut jeder Cellist der Welt ein gutes Cello sucht und die wirklich exzellenten Celli rar sind. Normalerweise muss man deswegen lange suchen und sehr viele Instrumente ausprobieren. Es lohnt sich auch, ein interessantes Cello erfahrenen Kollegen zu zeigen und diese darauf spielen zu lassen. So kannst du ein interessantes Cello mit deren Instrumente vergleichen, was vor allem dann sinnvoll ist, wenn sie selber sehr gute Celli haben.
Einfache Ansprache
Ein gutes Cello hat eine schnelle und einfache Ansprache. Das bedeutet, dass beim Kontakt zwischen Bogenhaaren und Saite der gewünschte Ton sofort und ohne Nebengeräusche erklingt. Bei einer schlechten Ansprache entstehen Pfeiftöne, welche immer lästig sind und schönes Cellospielen ungemein erschweren. Für mich ist ein gutes Stück für Ansprachetests das Präludium der ersten Bach-Suite (G-Dur), weil es sehr viele Bogenwechsel und Saitenwechsel verlangt. Ich binde jeweils die ersten 3 Noten der Figur und spiele die folgenden dann hin und her. Ein gutes Cello “schafft” dieses Stück mit wenigen oder keinen unerwünschten Nebengeräuschen und Anspracheproblemen, bei einem weniger guten “pfeift” es oft.
Schöner Klang (auch auf den leeren Saiten)
Der Klang des Cellos muss gefallen. Wirklich gute Instrumente klingen schon beim Stimmen gut, weil sie erstens gut ansprechen und zweitens auch ohne Vibrato oder Tricks in der Bogenführung einen schönen Ton abgeben. Die Geschmäcker beim Klang sind verschieden, aber zu obertonreiche Cello können einem relativ bald verleiden und sind klanglich oft zu inflexibel. Eine gewisse Tiefe sollte in jedem Ton vorhanden sein.
Laut genug
Als Cellist muss man oft ein bisschen kämpfen, um gehört zu werden. Hat man aber noch ein speziell leises Instrument, so ist es doppelt schwierig. Daher ist es wichtig, ein Cello zu haben, welches auch laut ist. Hingegen ist es schade, wenn der laute Klang nicht auch schön ist (beides ist wichtig!).
Guter Zustand
Findet man ein Cello, welches super klingt, so sollte man es mehreren Geigenbauern zeigen und auch selber gründlich untersuchen. Normalerweise sollte man bei Stimmrissen (Rissen in der Decke und/oder dem Boden über dem Stimmstock ) sowie Bassbalkenrissen (Rissen in der Decke neben dem Bassbalken) stutzig werden und sich sehr genau überlegen, ob man so ein Cello wirklich kaufen will (ich rate ab). Auch sonst sollte ein Cello nicht zu viele Risse haben. So oder so müssen das mehrere Geigenbauer unabhängig voneinander anschauen. Auch sollte die Wölbung der Decke und des Bodens möglichst normal sein. Eine eingedrückte Decke (sieht man am besten bei den F-Löchern) ist einschlechtes Zeichen. Ausserdem sollte das Cello in allen Bestandteilen zusammengehörig sein. In jedem Fall haben Risse und sonstige Probleme einen wertvermindernden Einfluss. Auch das können unabhängige Geigenbauer am besten abschätzen.
Echtheit
Bei alten Instrumenten weiss man oft nicht, wer der Erbauer war. Das muss im Kaufpreis reflektiert sein. Die Etikette innen im Instrument ist übrigens kein Beweis für die Echtheit eines Cellos, weil sie sehr einfach gefälscht werden kann. Es gibt Experten in London, Paris, Basel, Zürich usw., welche ein Cello begutachten können und dann abschätzen können, was ein fairer Preis ist. Wenn ein Cello anonym ist, kann es trotzdem interessant sein, sofern der Preis entsprechend angepasst wurde.
Preis passt ins eigene Budget
Zwar kann ein Cello für eine Million fantastisch klingen (oder auch nicht, kein Scherz), aber letztendlich muss man es bezahlen können. Bereits mehrere hunderttausend Franken sind für Musiker Beträge, an denen man dann je nachdem jahrzehntelang kauen muss. Solche Schulden halte ich nicht für empfehlenswert. Man sollte sich ein realistisches Budget zurechtlegen und es dann halten wie im Militär: SBG – Suchen bis gefunden! Auch wenn es Jahre dauert. Man wird es nicht bereuen, wenn man dann endlich fündig geworden ist. Vor dem Kauf sollte man ein Cello so oder so möglichst lange ausprobieren und sich nicht zum Kauf drängen lassen denn kaufen ist viel schneller gemacht als verkaufen, wenn dir das Cello eines Tages nicht mehr zusagt.
Jeder Musiker, der solistisch und kammermusikalisch auftreten möchte, kann von einer Homepage profitieren, um sich ein bisschen bekannter zu machen. Jedoch ist es im Cyberspace wie in der “richtigen” Musikerwelt: Unzählige Musiker buhlen um Aufmerksamkeit. Im WWW ist die Konkurrenz zudem global. Man muss daher eine besonders gute und interessante Homepage haben, um damit kontinuierlich viele Besucher anzulocken. In diesem Artikel gehe ich darauf ein, was genau eine Musikerhomepage gut und interessant macht, fange aber bei den technischen Grundlagen an.
A) Technische Aspekte:
1. Selber machen oder einen Webmaster bezahlen?
Ich kann mir selber nicht vorstellen, einen Webmaster zu bezahlen, um eine Homepage aufzubauen und zu pflegen. Erstens, weil es teuer ist und zweitens, weil es nicht so schwierig ist, wenn man die richtigen Werkzeuge zur Hand hat. Vor allem aber stelle ich mir die Betreuung durch einen Webmaster kompliziert vor, wenn ich oft neue Artikel, Videos, Aufnahmen und kleine News-Updates hochladen möchte. Da will ich selber und unkompliziert einfach mal was hochladen können, ohne vorher meinen Webmaster kontaktieren zu müssen. Und letztlich ist bei einer gut eingerichteten Homepage-Architektur die grosse Arbeit die Erstellung Inhalte (Texte, Bilder, Videos, usw.) und diese Arbeit bleibt (ausser man hat ein Redaktionsteam, was aber vermutlich für die meisten Musiker keine Option ist, da sehr teuer). Die einzige Aufgabe, die ich selber nicht hinkriegte: Das Content Management System auf dem Server zu installieren. Das habe ich den Webspace-Provider machen lassen. Ansonsten kann man vieles selber erlernen, sei es intuitiv, mit Try-and-Error oder über Youtube-Videos und mit sonstigen Ressourcen im WWW (einfach mit Google suchen).
2. Architektur: Content Management System (CMS) oder HTML-Editor (Dreamweaver, Freeway Pro etc.)?
Weil es einfach zu bedienende HTML-Editoren gibt, kann der Einstieg mit einem HTML-Editor recht unkompliziert sein. Vereinfacht gesagt, gestaltet man damit jede Seite einzeln und ähnlich wie in einem klassischen Layout-Programm. Anschliessend verlinkt man die erstellten Seiten von Hand und lädt alles per Knopfdruck auf den Webserver. Die Programme ermöglichen es, mit Vorlagen zu arbeiten. Dennoch wird es in meiner eigenen Erfahrung bei grösseren Internetangeboten schnell unübersichtlich und kompliziert, weil viel zu viel Handarbeit anfällt, wenn man beispielsweise eine neue Seite hinzufügen will, welche von allen anderen 300 bereits erstellten Seiten abrufbar ist. Und mit der Zeit wird es immer schlimmer, weil die Webseite immer weiter wächst. Ein HTML-Editor ist aus meiner Sicht nur dann gut, wenn man eine visuell sehr anspruchsvolle Seite gestalten will, welche man danach aber nur selten aktualisieren möchte.
Ein so genanntes Content Management System (CMS) ist aus meiner Sicht der bessere Weg, wenn man seine Seite häufig mit neuen Artikeln, Fotos, Videos, Konzertdaten usw. versorgen will, weil die Erstellung der Inhalte einfach und unkompliziert abläuft und man danach die Artikel in Kategorien ablegt, welche das CMS dann selber miteinander verlinkt und automatisch an den richtigen Stellen anzeigt. Wie der englische Name sagt, liegt der Schwerpunkt auf möglichst einfachem Verwalten der Inhalte. Alle Blogs, die du liest, basieren höchstwahrscheinlich auf einem CMS wie WordPress, Joomla oder Drupal. Auch grosse Unternehmen und die Online-Angebote von Zeitungen mit komplizierten Web-Angeboten setzen normalerweise auf CMS. Meine Webseite habe ich mit dem kostenlosen CMS “WordPress” gemacht. Es deckt alle meine Wünsche ab und falls ich eine zusätzliche Funktion benötige, so gibt es tausende Plug-Ins, die einfach zu installieren sind. Für das Layout kann man aus hunderten von so genannte Templates etwas Passendes auswählen.
Ein grosser Unterschied zwischen einem CMS und einem Editor ist übrigens, dass das CMS im Browser läuft und daher auf jedem ans WWW angeschlossenen Computer der Welt benützt werden kann, während der HMTL-Editor in der Regel auf der Festplatte deines Computers installiert wird und nur auf diesem einen Computer ausgeführt werden kann. Wenn du viel reist, empfiehlt sich daher eher ein CMS.
3. Adresse/URL reservieren (www.DeinName.ch) und Webspace mieten
Entscheidet man sich für WordPress, so kann man direkt bei WordPress seinen Webspace mieten und sofort loslegen, ohne sich mit der Installation dieses CMS auf einem bestimmten Server rumschlagen zu müssen.
Hat man bereits einen Web-Hosting-Anbieter und eine URL und möchte ein CMS darauf installieren, so ist es wohl am einfachsten, dies dem Anbieter des Webspaces mitzuteilen und ihn die Installation machen zu lassen.
Will man mit einem HTML-Editor arbeiten, so muss man bei einem Web-Hosting-Anbieter Webspace mieten. Dann kann man sich im Editor an die Gestaltung der Seite machen und anschliessend die erstellten Dateien per so genanntem FTP (File Transfer Protocol) auf den Server hochladen, was meist bequem aus dem Editor heraus machbar ist. Anschliessend ist die Homepage online.
Webspace ist nicht gratis, sofern man eine Top-Level-Domain möchte und seinen Besuchern nicht dauernd Werbe-Einblendungen zumuten will. Ich bin bei Witweb.ch, wo es verschiedene Preispläne gibt zu CHF 1.95/Mt (10GB Speicherplatz, nicht für CMS geeignet) oder CHF 4.95/Mt (20GB, CMS-kompatibel) und weiteren, teureren Angeboten. Es gibt noch viele andere Anbieter. Dazu kommt noch die jährliche Gebühr (CHF 19.95) für die WWW-Adresse (www.DeinName.com). Insgesamt sind die Kosten überschaubar, wie ich meine.
B) Ziele und Zielgruppe(n) definieren
Mein Ziel war und ist, dass möglichst viele Leute meine Homepage besuchen und lesen. Das Wichtigste ist daher, oft neue Inhalte anzubieten und möglichst interessante darüberhinaus. Besucher kommen nämlich nur zurück, wenn sie das Gefühl haben, dass auf deiner Homepage immer wieder mal etwas Neues zu ihren Interessensgebieten zu finden ist.
Die anzubietenden Inhalte richten sich nach den von dir definierten Zielgruppen. Willst du Konzertbesucher ansprechen? Konzertveranstalter? Amateur-Musiker? Junge Berufsmusiker und -Studenten? Kollegen? Medien? Andere?
Hier ein paar Themenbereiche, welche mir bekannte Zielgruppen aus meiner Erfahrung interessieren:
Amateur-Musiker:Musiker-Blog mit Infos und Tipps zum Cellospielen/Klavierspielen etc., Konzertdaten, Live-Videos, Ton-Aufnahmen.
Junge Berufsmusiker und -Studenten: News, Biographie, Fotos, Musikerblog mit Infos und Tipps zum Cellospielen/Klavierspielen etc., Repertoire, Konzertdaten.
Kollegen: Live-Videos, Konzertdaten, Audio-Aufnahmen, Musiker-Blog mit Infos und Tipps.
1. News: Konzertvorschauen, neue Wettbewerbs-Erfolge, neue Inhalte auf der Homepage (Videos, Artikel…), wichtige Änderungen auf der Homepage …)
2. Infos über den Musiker / die Musikerin: Biographie, Künstlerfotos, Konzertfotos, sonstige Fotos, Presseartikel, Repertoire, Kontaktdetails.
3. Fotos, Video- und Audioaufnahmen
4. Konzertdaten
5. Blog: Ein Blog sollte min. alle zwei Monate (besser ein- bis zweimal monatlich) einen neuen Artikel haben, um Besucher zu binden. Kaum zu schaffen, wenn dich das Thema des Blogs selber nicht interessiert. Je nach Zielgruppe und persönlichen Interessen sind dann verschiedene Themen denkbar. Ich selber wende mich an an ambitionierte Amateurmusiker, Berufsstudenten und Berufskollegen, indem ich meine Erfahrungen und Tipps zum Celloüben, Selbstmanagement und allen weiteren möglichen Themen zum Thema Berufsmusiker-Leben weitergebe.
6. Kontaktierungsmöglichkeit(en): Eine Telefonnummer unter der man gut erreichbar ist und eine E-Mailadresse sollten genügen.
7. Shop: Hat man Aufnahmen, DVDs und/oder Notenmaterial zu verkaufen, so kann man diese auf einer Homepage anbieten und bewerben.
8. Soziale Medien: Für Videos bindet man am besten Youtube ein. Ich habe zudem eine “Gefällt-mir”-Box von Facebook. Neue Artikel können so die Facebook-User bequem aus Facebook heraus anklicken.
9. Links zu befreundeten Kollegen: Wenn du eines Tages viele Besucher hast, so freuen sich deine Freunde, wenn sie ein paar davon abbekommen. Diese Links machen auch deine eigene Webseite interessanter und glaubwürdiger.
D) Ein- bis zweimal monatlich neue Inhalte bieten
Hier muss man sich in die Lage des Websurfers versetzen. Wenn ich über Google eine interessante Homepage finde, so will ich sie in Zukunft wieder besuchen. Idealerweise finde ich bei jedem Besuch etwas Neues. Falls nicht gehe ich weniger oft. Merke ich mit der Zeit, dass nie etwas Neues zu finden ist, so gehe ich irgendwann gar nicht mehr. Das willst du vermeiden.
Klar hast du als Musiker, der eine Webseite betreibt nicht die Zeit, jeden Tag neue Inhalte zu schaffen. Man sucht daher einen gangbaren Mittelweg zwischen den Erwartungen der Besucher und den eigenen zeitlichen Möglichkeiten. Aufgrund meiner Erfahrungen habe ich mir zum Ziel gesteckt, unregelmässig ein- bis zweimal pro Monat etwas neues auf der Frontseite der Homepage zu bieten. Das kann ein Konzertvideo, eine Konzertvorschau, ein Presseartikel oder ein neuer Blog-Artikel sein. Manchmal sind es bei mir auch mehr Neuigkeiten in einem Monat, aber nur selten weniger. Ein CMS (siehe oben) ist bei häufiger Aktualisierungsfrequenz definitiv ein grosser Vorteil, weil man sich zu 100% auf die Inhalte konzentrieren kann und keine Layout-Arbeiten und Inhalte-Organisations-Aufgaben bewältigen muss.
E) Eine Homepage bleibt immer Work-in-Progress
Wenn du eine wirklich tolle Musikerhomepage siehst, welche sehr umfänglich und fundiert alle möglichen Inhalte und Themen anbietet, so halte dir vor Augen, dass so eine Site in der Regel über Jahre gewachsen ist. Meine eigene Seite betrachte ich nie als fertig. Immer habe ich neue Ideen, Projekte und Verbesserungsmöglichkeiten. Seit 2007 betreibe ich meine Homepage und die Anfänge waren klein. Damals hatte meine Seite vier Unterseiten: 1. Biographie, 2. Fotos, 3. Konzertdaten und 4. Kontaktdetails. Mit den Monaten und Jahren fügte ich immer mehr Ressorts dazu, nahm andere wieder vom Netz und so entstand eine Seite, auf die ich ein kleines bisschen stolz bin, weil sie auf ihre Weise einzigartig ist. Viel Erfolg und Spass mit deiner eigenen Seite!
Für mich ist jeder Urlaub Segen und Fluch zugleich, weil mir Erholung einerseits immer mehr als willkommen ist, andererseits meistens direkt nach dem Urlaub schwierige Programme im Orchester auf mich warten und dazu oft noch Kammermusik oder Solokonzerte kommen. Besonders einen einwöchigen Urlaub finde ich tückisch, weil es auf Grund der kurzen Dauer nicht möglich ist, ein paar Wochen zu verreisen und dann wieder zwei Wochen in Ruhe sich zu Hause auf die folgenden Konzerte einzuspielen und vorzubereiten. Da Cellospielen spezifische Muskeln belastet, welche bei Nichtbenützung sehr schnell atrophieren, kann es sogar gefährlich sein, nach einer Woche Cello-Abstinenz von einem Tag auf den anderen wieder von 0 auf 100 hochzufahren, weil der Körper nicht mehr daran gewöhnt ist. Muskelkater oder gar Sehnenscheidenentzündungen könnten die Folge sein. Auch verliert man schnell die Präzision und Kontrolle sowohl in der linken Hand als auch im Bogenarm.
Was kann man tun?
Ich würde entweder ganz profan das Cello (und einen Bogen) in den Urlaub mitnehmen oder aber, falls das zu teuer kommt (im Flieger muss man einen Extra-Sitz bezahlen) wenn möglich am Zielort bei einem Geigenbauer beides mieten und dann, Urlaub hin oder her, schlicht jeden Tag 30-45 min üben. Das ruiniert den Urlaub kaum, im Gegenteil: Das Gefühl, dass ich nach den Ferien auf dem Cello nach wie vor fit bin und mit dem zu übenden Notenmaterial nicht zu arg in Verzug komme, entspannt mich und lässt mich den Urlaub erst richtig geniessen. Als Streicher hat man ausserdem den Vorteil, dass man mit Hoteldämpfer und mit extra wenig Bogendruck üben kann und somit die anderen Urlaubsgäste im Hotel nicht stört. Und da man mangels Proben und Konzerte dennoch viel weniger am Cello sitzt als im Alltag, kann sich der müde Cellistenkörper dennoch erholen. Ich würde ausser dem Cello auch einen Notenständer und einen Bodenschutz mitnehmen, damit sich das Üben möglichst bequem gestalten lässt.
Wenn ich Cello übe so weiss ich, dass es einfacher ist, schon zu Beginn möglichst alles richtig zu erlernen anstatt im Nachhinein bereits einstudierte Fehler wieder auszutreiben. Insbesondere bei den folgenden vier Kriterien kann man objektiv richtig oder falsch spielen, weswegen sie die Grundlage des guten Cellospiels sind.
Bei jeder Arbeitssession an einem Stück oder einer Stelle sollte man auf folgendes achten:
1. Korrekter Rhythmus
Rhythmus ist die Basis jeder Musik. Als erstes sollte man daher darauf achten, dass man die Rhythmen richtig wiedergeben kann, nötigenfalls deutlich unter dem finalen Tempo. Nebst genauem Lesen der Notenwerte lohnt es sich auch oft, ein Metronom beizuziehen und/oder die Musik ohne Instrument zu singen, weil man sich so ganz auf den Rhythmus konzentrieren kann und nicht noch zeitgleich Probleme mit Bogenstrichen und Fingersätzen hat. Stehen Anweisungen wie “Rallentando”, “Ritenuto”, oder “accellerando” über gewissen Stellen, so sollte man das auch beachten und umsetzen.
2. Richtige Tonhöhen / einwandfreie Intonation
Nimm dir die Zeit, die zu spielenden Noten richtig zu entziffern. Suche dann einen Fingersatz, der sowohl schön klingt als auch ein intonatorisch einwandfreies Spielen ermöglicht. Achte immer auf eine einwandfreie Intonation. Spielt man unsauber, macht man Rückschritte, weil die hochpräzise Feinmotorik vernachlässigt wird und sich darüberhinaus mittelfristig auch das eigene Gehör zurückbildet und ungenaue Intonation zu akzeptieren beginnt.
3. Schöner Klang
Suche stets nach einem Klang, der zur Musik, die du spielst passt. Spiele zum Üben auch viel ohne Vibrato, um eine gute Bogenführung zu erreichen und den Bogenklang zu pflegen. Wenn eine Stelle ohne Vibrato schön klingt, dann ist das Vibrato dann das gewisse Etwas, das den Klang veredeln wird. Ist der Bogenklang schlecht, so wird man auch mit vielseitigstem Vibrato nie perfekt klingen. Versuche auch unnötige Nebengeräusche zu vermeiden (Pfeiftöne&Kratzen, ungewolltes Berühren der Nebensaiten etc.) und beachte ausserdem die Dynamiken (pp, p, mp, mf, f, ff) sowie Anweisungen wie s.v. (senza vibrato) oder espr. (espressivo) und Ähnliche.
4. Gesunde Haltung am Instrument
Cellospielen ist eine langfristige Angelegenheit und die meisten Menschen wollen es ihr Leben lang tun. Daher ist es wichtig, immer eine gute und gesunde Haltung am Cello anzustreben.
Die Wirbelsäule nützt sich unweigerlich ab. Mit Fehlhaltungen jedoch noch viel schneller. Das einzige Gute daran: Je älter man wird, desto schneller kann man Fehlhaltungen bemerken, weil man nicht mehr eine so ausdauernde und belastbare Wirbelsäule hat wie anno dazumals. Will heissen: Gute und schlechte Haltungen lassen sich nach ein paar Stunden üben recht klar von einander trennen, weil die gute Haltung schmerzfreies Weiterspielen erlaubt und die schlechte irgendwann in die Wirbel fährt. So ist es jedenfalls bei mir.
Grundsätzlich soll man beim Cellospielen bequem sitzen. Das heisst, dass erstens der Stuhl die richtige Höhe haben muss, was je nach Körpergrösse und individueller Beinlänge anders ist. Zweitens sollte man dann mit angenehmer, von vorne oder von hinten gesehen symmetrischer Körperhaltung darauf sitzen. Ein Cellolehrer von mir meinte immer, dass man zuerst mal ohne Cello auf den Stuhl sitzen sollte als ob man fernsehen würde. Er meinte damit nicht eine Couchpotato-Haltung sondern eher ein bequemes, aufrechtes, symmetrisches Sitzen. Erst dann kommt das Cello dazu, ohne dass man die ursrpüngliche Haltung ändern müsste. Ich habe mir übrigens einen guten Orchesterstuhl gekauft. Jedoch sollte man da nicht blind kaufen, da die Stuhlbeinlänge eine grosse Rolle spielt. Probesitzen ist zu empfehlen. Ich konnte das im Orchester gut tun, da dort in den verschiedenen Spielstätten und Probelokalen unterschiedliche Modelle zum Einsatz kommen. Beim Cellospielen sitze ich nicht auf der Stuhlkante, wie das einige Musikkritiker gerne beobachten würden, sondern bequem hinten auf der Sitzfläche, um so die Rückenlehne nutzen zu können. Bei den tausenden von Stunden, welche ich jährlich hinter dem Cello sitze, bin ich so wohler.
Will man selber am Cello eine gute Haltung erreichen (und jeder Cellist sollte das tun), so empfiehlt es sich, vor einem grossen Spiegel zu üben oder -fast noch besser- sich mit einer auf einem Stativ montierten Videokamera von vorne, von der Seite und von hinten beim Spielen aufzuzeichen.
Eine abschliessende Bemerkung, bevor wir hier ein paar typische Fehlhaltungen untersuchen: Lass dich nicht vom Solisten Soundso beeindrucken, weil er irgendwie völlig geknickt und gebückt auf seinem Cello rumsäbelt. Nur weil er das macht ist es noch lange nicht gesund und es ist übrigens wirklich bemerkenswert, wieviele junge Solisten ungesunde Haltungen haben. Längst nicht alle aber wie gesagt: Lieber auf den eigenen gesunden Menschenverstand vertrauen als blind einen berühmten Musiker nachzuahmen.
Beim Musizieren im Orchester ist es sehr leicht, viele kleine Flüchtigkeitsfehler anzuhäufen. Dies ist so, weil man selten ausreichend Zeit hat, richtig gründlich an den gespielten Stücken zu üben und sie folglich nicht auswendig kann. Man ist deswegen sehr stark von den eigenen Lesefähigkeiten, den musikalischen Reflexen und der guten Beherrschung des Instrumentes abhängig. Auch auf die Kammermusik kann dies indes zutreffen, da auch dort oft sehr effizient mit der knapp zur Verfügung stehenden Zeit umgegangen werden muss. Warum ist es nun aber so, dass es Musiker gibt, die pro Seite oft 1-2 Fehler machen (was ziemlich viel ist) und andere, welche im ganzen Konzert auf höchstens 2 kommen?
Konzentration Weil sich letztere richtig gut konzentrieren können. Wenn sie das Podium betreten, schalten sie alle anderen Gedanken ab und denken an gar nichts mehr sondern lenken ihre gesamte Aufmerksamkeit auf die bevorstehende Aufgabe. Der Spruch: “Wenn du denkst, dass du denkst, dann denkst du nur, dass du denkst” trifft den Nagel auf den Kopf. Musik spielen hat mit denken nichts zu tun – wohl aber mit absoluter Konzentration. Und die ist lernbar. Vor allem muss man sie aber gezielt herbeiführen.
“Probenhygiene” oder sich nicht ablenken lassen In einer Probe ständig unnötige und musikfremde Themen mit dem Pultnachbaren zu besprechen oder zu witzeln, lenkt die Gedanken von der eigentlichen Aufgabe ab. Wird die Musik vom Dirigenten angehalten ist es für mich besser, die Noten vor mir zu studieren und dem Dirigenten zuzuhören.
Andere Ablenkung in Probensituationen: Oft bewegt sich etwas im Zuschauerraum. Sei es ein Manager, der da mal eben in die Probe reinschneit oder ein Bühnentechniker, der seine Arbeit verrichtet und plötzlich im peripheren Blickfeld auftaucht. Das kann sehr ablenken. Dennoch sollte die Aufmerksamkeit stets den Noten und der Musik gelten.
“Konzerthygiene” Auch während einem Konzert oder einer Opernaufführung ist es besonders leicht, sich ablenken zu lassen, indem man etwa oft ins Publikum schielt, um zu sehen, wer da so sitzt oder während der Oper auf die Bühne, um etwas von der Handlung mitzukriegen. Prompt verzählt man sich oder vergisst ein Vorzeichen. Es kann auch sehr ablenken, wenn jemand im Publikum mit Blitz fotografiert oder sich jemand mit einem Fächer Luft zuwedelt. Auch wenn man solche Situationen nicht ändern kann, kann man sich bemühen, trotzdem die ganze Aufmerksamkeit auf die Musik zu lenken.
Zum Thema Mitmusiker Mit gewissen Musikern spielt es sich leichter als mit anderen, das ist für mich klar. Es gibt z. B. Musiker, mit denen es leicht ist, weil sie sehr aufmerksam sind und kaum Fehler machen und überdies gut vorbereitet sind. Mit anderen ist schwieriger, weil sie (zwar ohne Absicht) mit bestimmten Bewegungsabläufen, welche gerne ein bisschen zu früh oder zu spät sind, einen unerfahrenen Musiker recht erfolgreich stören können. Oder aber sie spielen gerne mal ein Haar zu früh, mal eine Spur zu spät. Oder sie haben eine schlechte Intonation. Das muss man sehr schnell erkennen und dann gezielt ausblenden, um sich auf andere Impulse von anderen massgebenden Stellen zu konzentrieren (eigene Konzentration, Dirigent (wenn er gut ist), eigener Stimmführer oder erste Pulte anderer Register, eigenes Gehör, die Erfahrung für das orchesterspezifische Timing etc.)
Private Sorgen… …muss man sich beim Betreten des Konzertpodiums oder des Orchestergrabens für später aufheben.
Oft denke ich darüber nach, wie sehr das Leben eines professionellen Musikers in vielen Bereichen dem eines Spitzensportlers ähnelt. So sind beide Berufsgruppen darauf angewiesen, sich sowohl technisch als auch physisch kontinuierlich in Form zu halten und zu verbessern, da sie sonst Karriere-Probleme kriegen könnten. Sowohl Sportler als auch Musiker feilen an ihren Fähigkeiten in der Regel bereits seit sie Kinder sind. Beide haben ein leidenschaftliches Publikum, welches gute Leistungen sehen will. Ist der Sportler in einer Mannschaft (Fussball, Eishockey etc.) dann scheinen mir die Strukturen, Machtverhältnisse und Abläufe denen eines Orchesters zu gleichen (Spieler=Musiker, Trainer=Dirigent, Manager=Intendant, Büroangestellte=Büroangestellte). Beide haben ein gewisses unvermeidliches Mass an Reisetätigkeit. Beide arbeiten dann, wenn das Publikum Zeit hat, sich die Spiele oder Konzerte anzusehen (abends, samstags, sonntags). Für beide ist der Arbeitsmarkt sehr kompetitiv. Des weiteren: Verletzt sich der Sportler oder der Musiker, so kann das ein grosses Problem darstellen. In beiden Bereichen gibt es die divenhaften Starspieler – im Fussball der Goalgetter oder Spielmacher / in der Musik der Starsolist – , welche mit Riesensalären gelockt werden sowie die unscheinbaren und dennoch unverzichtbaren Teamplayer. Sowohl im Sport als auch in der Musik gibt es unterschiedliche Spielklassen von Championsleague über Nationalligen bis hinunter zu den Amateuren und auch wenn alle das gleiche Spiel oder die gleiche Musik spielen so ist am einen Ende der Skala das Prestige viel höher, was manchmal ungerecht ist. Dramen erlebt man sowohl im Sport als auch in der Musik. In beiden Bereichen braucht man ausserdem auch stets etwas Glück sowie gute Karriereinstinkte, um ganz nach oben zu kommen. Ich könnte die Liste noch lange fortsetzen.
Dauer der Karriere als grosser Unterschied
Der einzige grosse Unterschied ist aus meiner Sicht die Dauer der Karriere. Während für Spitzensportler in den meisten Disziplinen irgendwann zwischen 30 und 40 Jahren Schluss ist, spielen die Musiker bis zum Rentenalter weiter. Auch Musiker werden indes nicht jünger. Will man bis zum Schluss vorne mitspielen, so empfehlen sich aus meiner Sicht folgende Ratschläge:
Körperlich gesund bleiben: Ausdauersport und Krafttraining in Massen, gesund leben (gesunde Ernährung, nicht zu viele Parties, nicht rauchen, wenn, dann gemässigt Alkohol trinken, genug schlafen, Gehörschutz), gesunde Haltung am Instrument, kräfte- und körperschonende Spielweise
Psychisch gesund bleiben: Privatleben pflegen, Hobbies, Kontakt mit Freunden und Kollegen pflegen, guter Umgang mit Stress
Wenn man nicht über den Luxus eines schallisolierten Übestudios im Keller verfügt oder die Nachbaren nicht zufälligerweise taub sind, so gibt es aus meiner Sicht ein paar Tricks und Strategien, mit denen man als Musiker die Nerven der Nachbaren schonen kann.
1. Wohnungen an “ruhiger Lage” ignorieren
Zwar kann man in vielen Städten froh sein, wenn man überhaupt eine Wohnung findet. Da ich aber überzeugt bin, dass Wohnhäuser in der Nähe einer vielbefahrenen Eisenbahnstrecke oder Strasse etwas lärmtolerantere Bewohner haben, kann man Inserate, in welchen “ruhige Lage” steht, oft schon zum Vornherein ignorieren.
2. Riesige Wohnblöcke meiden
In 15-stöckigen Wohnblöcken hat man meistens einfach zu viele Nachbaren links, rechts, unten und oben, sodass fast immer jemand von denen zu Hause ist und sich am Üben stören könnte. Darüber hinaus sind solche Häuser oft nicht besonders gut isoliert.
Gut ist, wenn man im Haus entweder zu oberst oder zu unterst wohnt, weil dann wenigstens in einer Richtung keine Nachbaren gestört werden (je weniger Nachbaren desto besser).
3. Einen guten Kontakt zu den Nachbaren pflegen
Wenn ich eine Wohnung beziehe, dann klingele ich in den nächsten Tagen bei den Nachbaren, und stelle mich vor. Man sollte freundlich sein und sagen, dass man Musiker ist sowie fragen, ob es in Ordnung ist, wenn man zu Bürozeiten Cello übt. Man kann sagen, dass das zwar nicht leise ist, aber ja doch keine Trompete. Falls sich die Nachbaren gestört fühlen sollten, so möchten sie sich bitte bei einem melden. Das ist wichtig, weil es unangenehm ist, wenn sie sich sofort bei der Vermietung beschweren.
In der Folge sollte man stets ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis anstreben und immer freundlich sein und – wenn man mal besonders viel und laut geübt hat – fragen, ob man ihre Nerven nicht allzusehr strapaziert hat. Wenn die Nachbaren einen gut leiden können, dann verzeihen sie einem eher, dass man halt “leider” Musiker ist, Lärm macht und keinen “anständigen” Beruf gelernt hat.
4. Einen Hoteldämpfer (siehe Bild oben) benützen und sehr leise üben
Man muss nicht immer mit dem vollen Solistenklang üben. Das ist zwar auch wichtig, aber für die Nachbaren kann das der Horror sein. Besonders wenn man merkt, dass die Nachbaren zu Hause sind, oder spätabends sowie zu Essenszeiten sollte man nur mit Hoteldämpfer üben. Ich selber übe sehr oft mit Hoteldämpfer und dazu noch mit ganz wenig Bogendruck auf dem Griffbrett oder ganz leise ponticello (auf dem Steg). Bislang hat sich Gott sei Dank noch kein Nachbar beschwert, obschon ich oft bis um Mitternacht so übe. Unter der Woche und zu Bürozeiten spiele ich auch recht oft mit richtigem “Konzertklang”.
5. Das geeignete Zimmer auswählen
Ich übe normalerweise in einem Zimmer, welches wenigstens horizontal keine Nachbaren stören kann, weil noch andere Zimmer sowie ein Treppenhaus zur nächtsgelegenen Wohnung auf dem gleichen Stockwerk dazwischenliegen.
6. Nach Möglichkeit auch im Konzerthaus/Theater/in der Musikschule üben
Oft übe ich vor oder nach einem Orchesterdienst noch im Theater oder in einem Stimmzimmer des KKLs. Dort kann man richtig loslegen und kann sich dann zu Hause reinen Gewissens schonen, weil man den Konzertklang bereits gepflegt hat. Da ich recht viel übe, haben so meine Nachbaren wenigstens nicht die volle Ladung meines Übepensums.
Ein Cello ist bereits recht laut, wenn dann noch regelmässig ein Streichquartett zu Hause probiert und das während jeweils drei Stunden, so kann das je nach Nachbar zu viel sein.
8. Tolerant sein, wenn die Nachbaren feiern
Als ich meinen Nachbarn mal gefragt habe, ob ihn meine Überei störe, meinte er: Nein, aber wenn er halt ab und zu Party mache, hoffe er, dass das dann auch ok sei. Nun, ich freue mich geradezu, wenn der Nachbar mal Party macht und mit seinen Freunden die Nacht zu Hause durchzecht und laut Musik hört. Es wäre absurd, wenn mich das stören würde, da ich bekanntlich selber genug Lärm mache.
9. Sich an die Regeln halten
Weil man nicht noch anderweitig negativ auffallen möchte, sollte man sich als Musiker ganz besonders an die im Haus geltenden Regeln halten. Ich denke da etwa an Waschordnung, Abfallreglement aber auch an evtl. festgelegte Musizierzeiten. Wenn es da heisst von 8-12 und von 14-20 dann ist das schon wichtig. (Allenfalls kann man mit den Tipps in Punkt 4 Abhilfe schaffen.)
10. Übezimmer möblieren und mit Teppich(en) ausstatten
Ein leeres oder fast leeres Zimmer hat viel zu viel Hall. Der addiert sich dann immer dazu, wenn man spielt und erhöht den Schallpegel unnötigerweise. Mit Teppichen und Möbeln schafft man Abhilfe. Es ist auch gut für die Pflege des eigenen Celloklanges, wenn die Akustik “trocken” ist. Auch kann einen eine trockene Akustik in einem Konzertsaal dann nicht mehr aus dem Konzept bringen, weil man das gewöhnt ist.
SEBASTIAN DIEZIG, CELLIST
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