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Das Rasumovsky-Quartett op. 59/1: Alles wird besser, Beethoven bleibt gut.

Ludwig van Beethoven publizierte sein Streichquartett Nr. 7 in F-Dur, op. 59, Nr. 1 im Jahr 1808 als das erste seiner drei “Rasumovsky-Quartette”. Fürst Andrey Rasumovksy war damals russischer Botschafter in Wien und, wie der Name der Quartette andeutet, Stifter und Widmungsträger. Mit einer Dauer von fast vierzig Minuten ist das op. 59, Nr. 1 deutlich länger als Beethovens frühere Quartette op. 18 und ist auch stilistisch eine Weiterentwicklung, weshalb die Rasumovsky-Quartette musikwissenschaftlich betrachtet den Anfang von Beethovens mittlerer Streichquartett-Periode markieren.

Die Zeit der Komposition war für Beethoven eine äusserst produktive zumal er auch an einer Revision der Oper “Leonore” arbeitete, am 4. Klavierkonzert schrieb, das Violinkonzert und auch die Ouvertüre “Coriolan” komponierte. 1805 kam dann Andrei Rasumovsky, der in einem Streichquartett zweite Violine spielte, auf Beethoven zu und bestellte drei Streichquartette. Beethoven begann am 26. Mai 1806 mit der Kompositionsarbeit und stellte alle drei Quartette im November 1806 fertig (op. 59, Nr. 1 bereits im Juli 1806).

Obschon Beethoven finanziell nicht unabhängig von adeligen Mäzenen wie Andrei Rasumovsky, Fürst Kinski und Fürst Franz Lobkowitz war, inspirierten ihn seine Ideale, eher für einen bürgerlichen Musikbetrieb zu schreiben. Die Rasumovsky-Quartette scheinen dieses Streben zu bestätigen, da nur noch hochqualifizierte Berufsmusiker im Stande waren, diese technisch anspruchsvollen Werke zu meistern (im Gegensatz zu den adeligen Liebhabern, welche zu ihrer eigenen Unterhaltung in der Freizeit Kammermusik spielten).

Das russische Thema, welches den letzten Satz durchzieht ist vermutlich ein kleiner Gruss an den Fürsten Rasumovsky.

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David Popper Experience #10/40

Mit dieser zehnten von insgesamt 40 Etüden erreiche ich heute die 25%-Marke in der David Popper Experience.

Zwar gibt es in dieser Etüdensammlung durchaus noch die eine oder andere schwierigere Nummer als diese zehnte Etüde. Aber ist sie nicht zu unterschätzen. Zu den Schwierigkeiten gehören nämlich viele Arpeggios und Läufe über mehrere Saiten und Lagen hinweg, häufiges, direktes -also ohne Glissando und somit heikles- Ansteuern der zweiten und dritten Lage, delikate Lagenwechsel auf dem Daumen und eine unangenehme Doppelgriffstelle am Schluss.

Abgesehen von diesen technischen Aspekten finde ich, dass es bislang eine der musikalisch ansprechenderen Nummern ist.

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Borodin Streichquartett Nr. 2 mit dem Vector Quartett

In diesen turbulenten Zeiten ist Borodin sicherlich einer der geeigneten Komponisten, um sich für einen Moment in eine ruhigere Stimmung zu versetzen. Mit dem Vector Quartett haben wir dieses überaus melodische und enorm beliebte Werk nun auf Video aufgenommen.
Alexander Borodin verfolgte in seinem Berufsleben eine Karriere als Mediziner und organischer Chemiker und war nur in seiner Freizeit als Komponist aktiv. Dennoch gelang es ihm, bedeutende und einflussreiche Musik zu schreiben. So beispielsweise während seinen Sommerferien im Jahre 1881, die er in Zhitovo, südöstlich von Moskau, auf dem Anwesen seines Freundes Nikolai Lodyzhensky, der ebenfalls komponierte, verbrachte. Dabei entstand das berühmte Streichquartett Nr. 2 in D-Dur, dessen Widmungsträgerin seine Frau Ekaterina Protopova war. Heute zählt dieses Werk zu den populärsten seiner Gattung überhaupt.

VECTOR QUARTETT
Denitza Kucera, Violine I
Reiko Koi, Violine II
Bernd Haag, Bratsche
Sebastian Diezig, Cello

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David Popper Experience #9/40

An dieser neunten Popper-Etüde habe ich lange gekaut. Bis jetzt ist sie die mit Abstand schwerste im High-School-Buch. Sie besteht ausschliesslich aus Doppelgriffen. In der Halslage mag das noch einigermassen gut machbar sein aber weiter oben auf dem Griffbrett wird es intonationsmässig dann deutlich schwieriger. Für die rechte Hand derweil ist die Herausforderung, trotz Saiten- und Lagenwechseln immer beide Töne schön kontrolliert anzustreichen. Auf der Haben-Seite darf man dieser Etüde aber eine gewisse Grundschönheit in der Melodik, Harmonik und Form zusprechen, was die musikalische Gestaltung erleichtert – wenn die Töne mal halbwegs sitzen, versteht sich.

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David Popper Experience 8/40

Heute geht es weiter mit David Poppers achter Etüde aus seiner “Hohen Schule”. Diese Nummer ist für die linke Hand wieder mal knifflig: Daumenlage in allen möglichen Regionen des Griffbretts, besonders auch im Halsbereich, wo der Daumen sonst ja eher nicht auf die Saiten greift. Nicht zum ersten Mal in diesem Projekt stelle ich fest, dass man mit einem Popper-Stück seine linke Hand gehörig müde machen, ja sogar verletzen könnte, wenn man es damit übertreibt.

Trotz aller Schwierigkeit in der linken Hand ist das Wichtigste in dieser Etüde meiner Meinung nach die Pflege des guten Legatos und der geschmeidigen Saitenübergänge im Bogen, weil andernfalls das Stücklein etwas holprig daherkommen könnte.

Diese “David Popper Experience” ist seit bald zwei Jahren mein kleines Aufnahmeprojekt. Es wird noch lange weitergehen und zwar weil ich die Stücke (insgesamt 40 an der Zahl) eins nach dem anderen lerne und aufnehme und sie immer mit gewissen technischen Schwierigkeiten gespickt sind, die ich zuerst in den Griff kriegen muss, bevor ich ans Aufnehmen denke. Da ich im Audio und Video keine Schnitte machen will, muss ich extra-gründlich üben und somit gilt der Ausspruch: Gut Ding will Weile haben. Ich habe glaube ich mal ausgerechnet, dass ich insgesamt etwa 8-10 Jahre brauchen werde, um alles aufzunehmen.

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Virtuelle Registerprobe grosser Tragweite beim Luzerner Sinfonieorchester

Nachdem die Cellogruppe des Luzerner Sinfonieorchesters wegen der Coronakrise abgetaucht war, plante sie eigentlich, sich mit einer top-professionellen virtuellen Registerprobe aus den Homeoffices der fünf Cellisten von der Versenkung zurückzumelden. Doch zuerst galt es ein paar Dinge grösserer Tragweite zu klären…

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Frohe Ostern mit Fern-Mozart

Liebes Publikum,

Seit vier Wochen finden weder Proben noch Konzerte statt und die Kulturwelt versucht daher, digital mit Ihnen in Verbindung zu bleiben. In diesem Sinne hat das Luzerner Sinfonieorchester, bei welchem wir vier vom Vector Quartett als Orchestermusiker angestellt sind, die sympathische Video-Kampagne “Tagebuch eines verschollenen Orchesters” gestartet. Das obige Video ist unser persönlicher Beitrag. Die modernen Technologien machten es dabei möglich, dass wir trotz den Quarantäne-Massnahmen unter gewissen Einschränkungen und mit diversen Vorkehrungen (u.a. Metronom!) gemeinsam Musik aufnehmen konnten. So hoffen wir, dass Ihnen der fröhliche erste Satz des Mozart Divertimentos in D-Dur inmitten dieser turbulenten Zeiten ein Quäntchen der positiven Energie, die alle im Moment dringend brauchen, schenken kann!

Frohe Ostern und freundliche Grüsse,

Ihr Vector Quartett

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Popper Experience 7/40

Seit ungefähr anderthalb Jahren bin ich mit dem Lernen und Einspielen von David Poppers High School Etüden befasst und heute konnte ich die Nummer 7 aufnehmen. Es ist ein Projekt, welches mich noch lange beschäftigen wird, da ich immer in einem Take aufnehmen will. Dies bedeutet, dass ich zwar viel und lange an den Etüden üben muss (was glaube ich auch der Sinn dieser Werke ist) aber dafür nicht lange an den aufgenommenen Dateien rumzuwerkeln habe.

Poppers siebte Etüde ist ein sehr kurzes, technisch aber heikles Stück, welches einmal mehr eher Übungs- denn Konzertstück-Charakter aufweist. Dennoch versuche ich eine musikalisch interessante Interpretation zu realisieren. Technisch gesehen sind einerseits die Läufe der linken Hand eher kompliziert und andererseits sind vor allem die zahllosen Lagenwechsel in alle möglichen und unmöglichen Regionen des Griffbretts eine Herausforderung für die Intonation. Eine weitere Hürde sind die vielen Noten, welche man oft unter einem Bogen spielen soll und welche den Cellisten zwingen, sparsam zu streichen, ohne dass darunter aber die Geschmeidigkeit des Klangs und der Phrase leiden sollten.

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Popper Experience #6/40

Auf den ersten Blick erscheint Poppers sechste Etüde nicht sonderlich kompliziert. Aber da ich bei diesem grossen Projekt wie beim Piatti-Projekt auch schon auf bestimmte Dinge achte, arbeitete ich schlussendlich über drei Monate an diesem kurzen und schnellen Stück. Meine Ziele sind nämlich erstens: das Stück möglichst einwandfrei zu beherrschen, zweitens: eine musikalische Interpretation zu realisieren und drittens will ich jede Popper-Etüde auswendig spielen können. Viertens will ich die Etüde aufnehmen ohne die Aufnahme schneiden zu müssen, weil mir dies grundsätzlich ein wenig gegen den Strich geht. Und fünftens: Ich lasse mir so viel Zeit wie ich brauche, damit ich alle vorher genannten Kriterien erfüllen kann.
Warum dauerte die Arbeit nun länger als bei anderen Etüden Poppers? Nun, die Etüde hat von Anfang bis Schluss fast ununterbrochen Sechzehntel-Noten, welche im Vortrag dann schön und problemlos in hohem Tempo ablaufen müssen. In der Mitte und im zweiten Teil rasen diese Läufe dann auch durch technisch sehr diffizile Momente. Und auch das Auswendiglernen brauchte seine Zeit.
Was an dieser Etüde übrigens erschwerend dazukommt ist, dass sie für die linke Hand extrem anstrengend ist. Man hat fast keine Möglichkeiten, die Muskeln und Sehnen zu entspannen und somit ist der Erfolg mit dieser sechsten Nummer in Poppers “Hoher Schule” zu einem nicht kleinen Teil auch Training und Rücksichtnahme auf die eigenen körperlichen Grenzen.

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Popper Experience #5/40

An Poppers fünfter Etüde habe ich ziemlich lange gearbeitet weil ich ihr einerseits nicht so viel Zeit widmen konnte und weil sie andererseits komplizierter und heikler ist, als man zunächst denken würde. Wie bei Popper oft der Fall muss man auch dieses Mal eine Extra-Prise musikalische Energie investieren, um dem Stück den Übungs-Charakter so gut wie möglich wegzunehmen.

Was ich besonders interessant finde ist, dass Popper in dieser Studie aus dem dem zweiten Satz des ersten Saint-Saëns-Cellokonzert zitiert (bei 1:37) und aus dem Schluss von Tschaikowskys Rokoko-Variationen (bei 2:28). Bestimmt wollte er so seine Studenten auf diese zwei besonders heiklen Stellen der Solo-Literatur vorbereiten.

Mit der “Popper Experience” habe ich vor 10 Monaten den Nachfolger zum “Piatti-Projekt” ins Leben gerufen. Damals brauchte ich drei Jahre um alle 12 Piatti-Capricen zu lernen und eine nach der anderen einzuspielen. Bei Popper gehe ich nun von einer Gesamtdauer von 8 Jahren aus.